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Unter der Gruft: Grundleitungssanierung im Berliner Dom
Im Berliner Dom auf der Spreeinsel befindet sich die Hohenzollerngruft, die seit März 2020 saniert wird. | Foto: Pipe Bull GmbH

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Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist eine der bedeutendsten dynastischen Grablegen Europas. Fast 100 Könige und Fürsten des Hauses Hohenzollern aus dem 16. bis 20. Jahrhundert sowie ihre Familienangehörige haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Erst seit 1999 ist sie für Besucher öffentlich zugänglich. Doch weil die Gruft saniert wird, mussten die Särge von König Friedrich I., Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Co. vorübergehend umziehen.

Derzeit erkennt man nicht, dass hier normalerweise ein großes Stück Geschichte gebettet ist. Nach der Sanierung werden die Särge wieder hierher in die Hohenzollerngruft zurückgebracht. | Foto: B_I/Valdix
Derzeit erkennt man nicht, dass hier normalerweise ein großes Stück Geschichte gebettet ist. Nach der Sanierung werden die Särge wieder hierher in die Hohenzollerngruft zurückgebracht. | Foto: B_I/Valdix
Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten auf 22 - 23 Millionen Euro. Unter anderem eine neue Klimaanlage und neue Lichttechnik sollen die Gruft modernisieren. „So sollen die kunsthistorisch wertvollen Särge so gut es geht geschützt werden und die Besucher einen Eindruck der einzigartigen Vielfalt der Bestattungskultur erhalten“, erklärt Dombaumeisterin Sonja Tubbesing. In den der Grablege angrenzenden Räumen werden neue Versorgungs- und Entsorgungsleitungen, die die maroden alten ersetzen, in offener Bauweise unterirdisch verlegt. In der Grablege hingegen werden die Leitungen grabenlos saniert. Zum einen erspart man sich dadurch das Aufreißen der schützenswerten Böden, zum anderen konnten so – aufgrund des nahezu lautlosen Arbeitens mit Ausnahme des Kompressors – Gottesdienste, Andachten und Veranstaltungen im Berliner Dom ungestört weiterhin stattfinden.
Letzte Fräsarbeiten vor dem Linereinbau | Foto: B_I/Valdix
Letzte Fräsarbeiten vor dem Linereinbau | Foto: B_I/Valdix

Zu den grabenlos sanierten Leitungen gehört eine Regenwasser-Grundleitung DN 150 - DN 400 unter der Gruft im nördlichen Teil des Doms, die das Regenwasser in die Spree ableitet. Die durch Risse, Versätze, Ausspülungen u.ä. teils massiv beschädigte Leitung, die abschnittsweise aus Grauguss, Steinzeug und Mauerwerk besteht, weist auf ihrer Länge von 73 Metern mehrere Dimensionssprünge auf.

Entsprechend ihrer Spezialisierungen übernahm die in der Inhouse-Sanierung erfahrene Firma Pipe Bull aus Landau in der Pfalz die Renovierung der Leitung bis DN 300 und die Firma Kilian Kanalsanierung aus Fürth das Stück mit der größeren Nennweite. Beide Firmen gehören zur noch jungen DKS Group, die seit letztem Jahr am Markt aktiv ist und seitdem kontinuierlich wächst.

Imprägnierung des Liners mittels einer mobilen Walze | Foto: B_I/Valdix
Imprägnierung des Liners mittels einer mobilen Walze | Foto: B_I/Valdix

Gut mit Druck umgehen

Nach der Entfernung von Sandablagerungen und der TV-Inspektion erstellte die Firma Pipe Bull ein Sanierungskonzept. „Es sollte so viel wie möglich vom Originalbodenbelag in der Grablege erhalten bleiben“, beschreibt Sebastian Leege von Pipe Bull eine wichtige Vorgabe des Bauherren „Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin“. Daher sei von Anfang an nur eine grabenlose Sanierung in Betracht gekommen. Angesichts der Schäden und Dimensionssprünge habe sich das Schlauchlining angeboten, so Leege.

Eingebaut wurden Brawoliner 3D, die mit Bögen, aber vor allem auch mit den hier gegebenen Dimensionssprüngen zurechtkommen. Der nahtlose Textilschlauch mit nahtloser Folienbeschichtung ist aufgrund einer speziellen Schlingenkonstruktion sehr flexibel und passt sich dem Rohrverlauf nahezu faltenfrei an.

Inversion des Liners unter Luftdruck in die Leitung. Die Aushärtung erfolgte bei Umgebungstemperatur. | Foto: B_I/Valdix
Inversion des Liners unter Luftdruck in die Leitung. Die Aushärtung erfolgte bei Umgebungstemperatur. | Foto: B_I/Valdix

Der Linereinbau erfolgte im Inversions- bzw. Einziehverfahren. „Dabei waren Erfahrung und Feingefühl gefragt, um insbesondere bei der Druckbeaufschlagung das brüchige Altrohr nicht zu zerstören. Das wäre gerade angesichts des besonderen denkmalgeschützten Ortes natürlich sehr ungünstig gewesen“, sagt Sebastian Leege. „Es kam also maßgeblich auf den genau richtigen Druck an.“

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Nach nur zehn Arbeitstagen war die Leitung Ende Juni 2024 instand gesetzt. Wenn alle Sanierungsarbeiten in der Gruft abgeschlossen sind, können die Särge wieder an ihren gewohnten Ort gebracht werden – wenn auch mit dann veränderter Aufstellung, nahezu an ihren ursprünglichen Platz von 1905. Geplant ist die Rückführung laut Dombaumeisterin Tubbesing zwischen April und Juni 2025. Danach ist das erhaltene Stück deutsch-preußischer Geschichte wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Die sanierte Leitung | Foto: Pipe Bull
Die sanierte Leitung | Foto: Pipe Bull

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