Unter der Gruft
Geschichte trifft Schlauchlining: Unter der 500 Jahre deutsch-preußische Grabkultur dokumentierenden Hohenzollerngruft im knapp 120 Jahre alten Berliner Dom ist eine Regenwasser-Grundleitung saniert worden – ohne größeren Eingriff in die denkmalgeschützte Bausubstanz.
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Die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist eine der bedeutendsten dynastischen Grablegen Europas. Fast 100 Könige und Fürsten des Hauses Hohenzollern aus dem 16. bis 20. Jahrhundert sowie ihre Familienangehörige haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden. Erst seit 1999 ist sie für Besucher öffentlich zugänglich. Doch weil die Gruft saniert wird, mussten die Särge von König Friedrich I., Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Co. vorübergehend umziehen.
Zu den grabenlos sanierten Leitungen gehört eine Regenwasser-Grundleitung DN 150 - DN 400 unter der Gruft im nördlichen Teil des Doms, die das Regenwasser in die Spree ableitet. Die durch Risse, Versätze, Ausspülungen u.ä. teils massiv beschädigte Leitung, die abschnittsweise aus Grauguss, Steinzeug und Mauerwerk besteht, weist auf ihrer Länge von 73 Metern mehrere Dimensionssprünge auf.
Entsprechend ihrer Spezialisierungen übernahm die in der Inhouse-Sanierung erfahrene Firma Pipe Bull aus Landau in der Pfalz die Renovierung der Leitung bis DN 300 und die Firma Kilian Kanalsanierung aus Fürth das Stück mit der größeren Nennweite. Beide Firmen gehören zur noch jungen DKS Group, die seit letztem Jahr am Markt aktiv ist und seitdem kontinuierlich wächst.
Gut mit Druck umgehen
Nach der Entfernung von Sandablagerungen und der TV-Inspektion erstellte die Firma Pipe Bull ein Sanierungskonzept. „Es sollte so viel wie möglich vom Originalbodenbelag in der Grablege erhalten bleiben“, beschreibt Sebastian Leege von Pipe Bull eine wichtige Vorgabe des Bauherren „Oberpfarr- und Domkirche zu Berlin“. Daher sei von Anfang an nur eine grabenlose Sanierung in Betracht gekommen. Angesichts der Schäden und Dimensionssprünge habe sich das Schlauchlining angeboten, so Leege.
Eingebaut wurden Brawoliner 3D, die mit Bögen, aber vor allem auch mit den hier gegebenen Dimensionssprüngen zurechtkommen. Der nahtlose Textilschlauch mit nahtloser Folienbeschichtung ist aufgrund einer speziellen Schlingenkonstruktion sehr flexibel und passt sich dem Rohrverlauf nahezu faltenfrei an.
Der Linereinbau erfolgte im Inversions- bzw. Einziehverfahren. „Dabei waren Erfahrung und Feingefühl gefragt, um insbesondere bei der Druckbeaufschlagung das brüchige Altrohr nicht zu zerstören. Das wäre gerade angesichts des besonderen denkmalgeschützten Ortes natürlich sehr ungünstig gewesen“, sagt Sebastian Leege. „Es kam also maßgeblich auf den genau richtigen Druck an.“
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Nach nur zehn Arbeitstagen war die Leitung Ende Juni 2024 instand gesetzt. Wenn alle Sanierungsarbeiten in der Gruft abgeschlossen sind, können die Särge wieder an ihren gewohnten Ort gebracht werden – wenn auch mit dann veränderter Aufstellung, nahezu an ihren ursprünglichen Platz von 1905. Geplant ist die Rückführung laut Dombaumeisterin Tubbesing zwischen April und Juni 2025. Danach ist das erhaltene Stück deutsch-preußischer Geschichte wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.
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