Wickelrohrverfahren

Das Wickelrohverfahren, auch Wickelrohr-Lining genannt, ist ein vielseitig einsetzbares Renovierungsverfahren für Freispiegelabwasserkanäle. Es eignet sich mit seinen Verfahrensvarianten für die Sanierung von Kreis- und Sonderprofilen aller Art sowie für Nennweiten bis zu einem Durchmesser von 5.500 mm.

Beim Wickelrohrverfahren wird auf der Baustelle unterirdisch mit einer Wickelmaschine aus einem Kunststoff-Profilstreifen ein Liner-Rohr gewickelt, welches den beschädigten Kanal als Rohr im Rohr auskleidet. Über die Dimensionierung des gewickelten Rohres und die Verfüllung des Ringraumes zwischen Wickelrohr und Altrohr kann das Sanierungssystem den statischen Anforderungen projektspezifisch angepasst werden.

Wie funktioniert das Wickelrohrverfahren?

Aus einem werkseitig hergestellten Profilstreifen aus PVC oder HDPE wird beim Wickelrohr-Lining maschinell ein Rohrstrang in die zu sanierende Rohrleitung gewickelt. Die Kanten der Profilstreifen werden von der Wickelmaschine formschlüssig und dicht miteinander verbunden. Auf diese Weise entsteht im Altrohr ein neues, homogenes Rohrsystem.

Das gewickelte Rohr wird statisch selbsttragend dimensioniert und kann je nach System entweder ohne Ringspalt close-fit in den Kanal gewickelt werden, oder es verbleibt ein definierter Ringraum. In diesem Fall erfolgt eine Verdämmung des Ringspaltes je nach statischer Anforderung mit einem fließfähigen Verfüllmörtel oder einem Hochleistungsmörtel.

Je nach Verfahrensvariante ist die Wickelmaschine stationär im Schacht installiert und schiebt das Wickelrohr in die zu sanierende Haltung, oder eine selbstfahrende Wickelmaschine bewegt sich während des Wickelvorgangs in der Rohrleitung.

Wofür eignen sich Wickelrohre?

Mit seinen unterschiedlichen Verfahrensvarianten eignet sich das Wickelrohrverfahren für die Auskleidung von Freispiegelkanälen ab einem Durchmesser von DN 150 bis zu Kreis- und Sonderprofilen mit Nennweiten bis zu 5.500 mm. Einsetzbar ist das Wickelrohr-Lining unabhängig vom Altrohrmaterial bei vielfältigen Schadensbildern wie Riss- und Scherbenbildung, Korrosion, Muffenschäden oder fehlenden Wandungsteilen.

Welche Vorteile hat das Wickelrohr-Lining?

Zu den Vorteilen des Wickelrohr-Lining gehört die Flexibilität des Verfahrens, mit der es sich den Gegebenheiten und Anforderungen der Baustelle über und unter der Erde anpassen kann. Dazu gehört der geringe Platzbedarf. In der Regel sind keine oder nur minimierte Tiefbauarbeiten erforderlich. Die Wickelmaschine kommt zerlegt auf der Baustelle. Der Einbau erfolgt über die bestehenden Schächte. Auf die Abnahme des Schachtkonus oder eine Baugrube kann oftmals verzichtet werden. Durch den geringen Platzbedarf und den Verzicht auf Tiefbauarbeiten kommt es zu geringen Behinderungen von Verkehr und Anliegern. Darüber hinaus eignet sich das Verfahren besonders für schwer zugängliche Baustellen und in ökologisch sensiblem Umfeld.

Da der Einbau je nach Verfahrensvariante bei gleichzeitigem Abwasserabfluss erfolgen kann, reduziert sich der Aufwand für Maßnahmen zur Wasserhaltung in vielen Fällen erheblich. Als Nachteil muss insbesondere bei den Varianten mit Ringraum ein reduzierter Durchmesser des sanierten Rohres in Kauf genommen werden.

Wie wirtschaftlich ist das Wickelrohrverfahren?

Die unterschiedlichen Verfahrensvarianten des Wickelrohrverfahrens sehen sich aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und Vorteile als interessante Alternative zu den etablierten Renovierungsverfahren, insbesondere dem Schlauchlining und GFK-Einzelrohrlining. Die Frage, welches Verfahren wirtschaftliche Vorteile hat, lässt sich jedoch immer nur im Zusammenhang mit den Rahmenbedingungen der konkreten Baustelle bewerten. Die Anbieter der Wickelrohrverfahren sehen sich in diesem Wettbewerb jedenfalls gut aufgestellt und sind zuversichtlich, das Wickelrohr in Zukunft aus der Nische, in der sich das Verfahren noch befindet, herauszuführen und im Sanierungsmarkt weiter zu etablieren.

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