Grabenlose Schachterneuerung in Lübeck
Die Entsorgungsbetriebe Lübeck haben in der Travemünder Allee mit dem Vertiliner XR ein neues Verfahren für die grabenlose Schachterneuerung ausprobiert und sehen darin eine interessante Option für weitere anstehende Sanierungsmaßnahmen.
Wenn Renovierung nicht mehr möglich
Bei der Suche nach einer Alternative erinnerte er sich an den erstmals in diesem Jahr im Rahmen eines Praxisseminars der Hamburger Stadtentwässerung vorgestellten und eingebauten, statisch selbsttragenden Schachtliner Vertliner XR. Diese Variante des Vertiliners wurde von der Vertiliner GmbH mit Unterstützung des Sanierungsunternehmens Rohrsanierung Jensen, der Hamburger Stadtentwässerung und der LGA Bautechnik aus Nürnberg entwickelt, um für Fälle, bei denen eine Reparatur oder eine Renovierung des Schachtes aufgrund des Schadensbildes nicht mehr infrage kommt und die Randbedingungen eine Erneuerung des Schachtes in offener Bauweise teuer und aufwändig werden lassen, mit einer grabenlosen Schachterneuerung eine wirtschaftliche Alternative anbieten zu können. „Wie schaffen wir es, mit einem Schachtliner die Erd- und Verkehrslasten wie mit einem neu gebauten Schacht vollständig abzutragen“, beschreibt Stefan Jensen, Geschäftsführer von Rohrsanierung Jensen, das Entwicklungsziel.
Zustandserfassung ist das A und O
Der erste Schritt für die Schachterneuerung mit dem Vertiliner XR besteht in der Zustandserfassung des zu sanierenden Schachtes. Im Laserscannverfahren wird der Schacht millimetergenau vermessen und alle relevanten Informationen wie Deformationen sowie die Lage der Zuläufe werden erfasst und ausgewertet. Hinzu kommen Informationen zu Bodenkennwerten, Grundwasserstand und Verkehrslasten.
Auf dieser Grundlage wird von der Vertiliner GmbH der XR-Liner als statisch und geometrisch maßgeschneidertes Produkt konfektioniert und in einem Kühlanhänger auf die Baustelle geliefert. Für den Schacht in Lübeck hatte der Liner eine Wandstärke von 8 Millimetern für den Regelwandaufbau plus 12,7 Millimeter für die Verstärkungsringe.
Die Installation erfolgt entsprechend dem Standard-Vertiliner für die Schachtrenovierung. „Der zu erneuernde Schacht übernimmt keinerlei statische Funktion, er dient beim Einbau lediglich formgebend als verlorene Schalung für den Vertliner XR“, betont Andreas Josef, Technischer Leiter bei Rohrsanierung Jensen.
Im Anschluss an die eigentliche Installation sind besondere Maßnahmen zu ergreifen, um die Erd- und Verkehrslasten in das Material des Vertiliner XR einleiten zu können. Dies kann an der Oberfläche durch eine Verbindung zwischen Schachtabdeckung und Liner erfolgen oder mit einer entkoppelten Schachtabdeckung, die die Verkehrslasten in den Straßenkörper abträgt. „Eine standardmäßige Lösung ist noch in der Abstimmung“, erklärt Stefan Jensen.
Im unteren Schachtbereich erfolgt je nach Zustand der vorhandenen Bausubstanz entweder eine Rückverankerung des Liners mit Ankern oder der Vertiliner XR wird an ein neu herzustellendes Schachtunterteil angebunden. In Lübeck war eine Rückverankerung des Liners im Bauwerk möglich, das Schachtunterteil wurde mit GFK neu ausgekleidet.
Wirtschaftlich gegenüber Neubau
Unter den Aspekt der Wirtschaftlichkeit will sich der Vertiliner XR mit dem Schachtneubau messen. „In unserem konkreten Fall – Hauptverkehrsstraße, 8 Meter tief und Grundwasser – läge man bei einer Erneuerung in offener Bauweise schnell bei einer Bausumme gut im 6-stelligen Bereich“, erläutert Martin Greggersen. Für den Einsatz des Vertiliner XR bedeutete dies bei dieser Maßnahme eine Reduzierung der Kosten um annähernd 90 Prozent. „Doch schon bei Standardschächten mit drei Metern Tiefe gehen wir beim Vertiliner XR von 60 bis 70 Prozent der Kosten eines neu gebauten Betonschachtes aus“, so Stefan Jensen. „Dafür erhält der Auftraggeber ein korrosionssicheres Produkt mit verbesserten Betriebseigenschaften. Wir reden dabei von drastisch reduzierter Bauzeit und von einer erheblichen Schonung der Ressourcen gegenüber der offenen Bauweise.“
Bedarf für grabenlose Schachterneuerung vorhanden
Noch befinde sich das Produkt in der Pilotphase betont Stefan Jensen. „Deshalb sind wir interessiert daran, dass auch andere Kommunen sich mit ihren Schachtbauwerken an uns wenden, um mit ihnen gemeinsam die Vorgehensweisen zu besprechen und das System mit praktischen Erfahrungen weiter zu optimieren.“ Ziel sei es, für den Vertiliner XR eine Zulassung als Regelprodukt für die grabenlose Schachterneuerung zu erhalten.
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Martin Greggersen sieht für diese Technologie Bedarf bei kommunalen Netzbetreibern. „Wir haben in unserem Bestand noch viele alte, gemauerte Schächte, bei denen wir mit den Reparatur- und Renovierungsverfahren an Grenzen stoßen. Der Vertiliner XR bietet eine zusätzliche Option, die wir in Lübeck nach den positiven Erfahrungen in der Travemünder Allee zukünftig weiter nutzen wollen.“
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