Das Kieler Bodenmanagement-Modell
Im Raum Kiel machen Bau- und Abbruchabfälle ca. 60 Prozent des Gesamtabfallaufkommens aus. Damit liegt die Region in etwa im Bundesdurchschnitt. Mit der Wiederverwendung von Bodenaushub im Rahmen des „Kieler Bodenmanagement-Modells“ steuert Flüssigboden SH als regionaler Anbieter von Flüssigboden aktiv dagegen.
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Das Unternehmen Flüssigboden SH hat als Bieter- und Arbeitsgemeinschaft (ARGE) mit der Firma Peter Glindemann das wirtschaftlichste Angebot abgegeben und den Zuschlag erhalten. Der zertifizierte Lieferant von Flüssigboden ist seit Sommer 2023 Jahresvertragspartner für das Tiefbauamt Kiel. Für die Bodenaufbereitung und Flüssigbodenherstellung nutzt Flüssigboden SH eine Bereitstellungsfläche in der – aus Kieler Sicht – 15 Kilometer entfernten Gemeinde Grevenkrug. Ausschlaggebend für die Ortswahl waren laut Eike Sophie Winkler, Technische Leiterin bei Flüssigboden SH, neben der vorhandenen technischen Einrichtung der Fläche mit Trockenlagern und Wiege für die Lkw vor allem die gute Verkehrsanbindung und der nötige Platz. Von hier aus können neben Kiel auch weitere Kommunen und Auftraggeber bedient werden.
Die zentralisierte Verwertung des Bodens nennt Flüssigboden SH „Kieler Bodenmanagement-Modell“. „Das Besondere daran ist, dass das Aushubmaterial – also Straßenausbaustoffe und Erdaushub – im Verantwortungsbereich der Stadt Kiel verbleibt und eben nicht der Auftragnehmer die Entscheidung über die Verwertung oder Entsorgung des Bodens trifft. Der Boden steht der Stadt somit unmittelbar als Baustoff wieder zur Verfügung und fällt damit nicht unter das Abfallrecht“, erklärt Eike Sophie Winkler.
René Mittelstädt ergänzt: „Die Tatsache, dass vorher jedes Unternehmen sich neben dem notwendigen Know-how auch noch die Anlagen zur Herstellung entweder extern oder mit hohem finanziellen Aufwand selbst beschaffen musste, hat nicht nur den Bieterkreis zusätzlich eingeschränkt, sondern sich auch in der Höhe der Angebote niedergeschlagen. Dieses finanzielle Risiko konnten wir mit dem neuen Modell minimieren. Wir wissen nun schon vorher, was uns der Kubikmeter Flüssigboden kostet, und das Unternehmen muss nur noch den Einbau bepreisen. Ausschließen können wir nun auch die unterschiedlichen Qualitäten, da die Herstellung von Flüssigboden doch ein sehr hohes Maß an Erfahrung und technischem Know-how erfordert. Jetzt gewährt uns die ARGE mit der Bodenaufbereitung ein gleichbleibendes Niveau und kann auf sehr kurzen Wegen Qualitätsanpassungen vornehmen.“
Zwei Anlagen zur Flüssigboden-Herstellung
Für die Herstellung des Flüssigbodens nutzen Eike Winkler und ihr Team eine Kompaktanlage für die Produktion größerer Mengen (bis 8 m3 pro Fahrzeug-Beladung) und eine mobile Anlage mit einem Mischbehälter, der ca. 1 m3 Boden gleichzeitig fasst. Bei der Kompaktanlage wird der Trommelmischer über ein Förderband mit Boden unter Zugabe von Zement, Compound und Wasser befüllt. Die Zutaten werden im Trommelmischer miteinander vermengt; über Tablets werden die einzelnen Prozessschritte gesteuert und überwacht. Im Trommelmischer werden die verschiedenen Stoffe miteinander vermengt und als Flüssigboden sodann zur Baustelle transportiert. Die mobile Mischanlage hingegen wird auf einem Lkw zur Baustelle gebracht, wo dann der Flüssigboden hergestellt wird.
Im Rahmen der Eigenüberwachung werden Zylinderproben abgefüllt und beschriftet mit Datum und Baustelle ins Labor geschickt. „Vom Labor erhalten wir nach 7, 14, 28 und 56 Tagen die Werte für die einaxiale Druckfestigkeit und – je nach Projektanforderungen – ggf. andere Parameter wie z.B. den Dehnungswiderstand, die Eigenfeuchte oder die Wärmeleitfähigkeit. Diese Werte vergleichen wir mit den Vorgaben aus dem Leistungsverzeichnis“, beschreibt Eike Sophie Winkler. Alles wird dabei fein säuberlich dokumentiert.
Baustelle am Nord-Ostsee-Kanal
Die semimobile Kompaktanlage ist zum ersten Mal im Herbst 2020 in Hamburg eingesetzt worden. Die Trommelmischer sind von hier aus im Rahmen des Jahresvertrags schon zu einigen Flüssigboden-Baustellen ausgeschwärmt – zuletzt etwa in die Uferstraße in Kiel-Wik. Hier hat WeVo Regenwasserkanäle auf einer Strecke von ca. 400 Metern in offener Bauweise erneuert. Die alten Kanäle aus unterschiedlichen Materialien und mit verschiedenen Nennweiten wurden durch Poloplast-Rohre DN 400 aus Polypropylen ersetzt. Die Rohrgräben wurden abschnittsweise mit Flüssigboden verfüllt.
Die Hintergründe für den Einsatz von Flüssigboden in der Uferstraße erläutert Pascal Bornstedt, Schachtmeister bei WeVo: „Wir haben hier vor Ort leicht belasteten lehmigen Boden, der sich gut für die Aufbereitung eignet und der ohne eine solche teuer hätte entsorgt werden müssen. Zudem haben wir hier aufgrund der direkten Nähe zum Nord-Ostsee-Kanal einen relativ hohen Grundwasserstand bzw. viel Schichtenwasser und der Flüssigboden eignet sich als Sperre dafür.“
Dreimal pro Tag rollte der Trommelmischer mit dem auf der Baustelle ausgehobenen und in Grevenkrug aufbereiteten Boden an. Insgesamt 1.265 m3 Flüssigboden wurden bereits eingebaut. Um die Rohre gegen Auftrieb zu sichern, benutzten Bornstedt und seine Kollegen eine RSS-Apparatur mit einem Mittelstempel, der das Rohr mit einem voreingestellten Druck unten auf den Auflagern hält, und mit einem Drahtseil, das das Rohr fixiert. Zur Beschwerung sind die Seiten der Apparatur mit Sand oder Kieselsteinen befüllt.
Positive Entwicklung
Bei Baustellen wie in der Kieler Uferstraße spielt Flüssigboden seine technischen Vorteile aus, etwa im Hinblick auf den erschütterungsfreien Einbau ohne Verdichtungsgerät oder die optimale Bettung mit sicherer und hohlraumfreier Rohrumhüllung. Nach Ansicht von Eike Sophie Winkler sprechen vor allem aber auch die Abfallvermeidung und damit verbunden Einsparung von Deponieraum, Deponie- und Transportkosten sowie das Schonen von Ressourcen für sich.
Im Kieler Raum sowie auch deutschlandweit sieht Winkler die Entwicklung von Flüssigboden-Anwendungen positiv: „Der Trend hält weiter an. Gerade auch für die großen Kabeltrassenprojekte kommen viele Anfragen. Bei derartigen Projekten sind die Transportwege von großer Bedeutung, die durch Wiederverwendung des Bodens natürlich erheblich reduziert werden. Und im Hinblick auf die Stromtrassen kann man sich beim Flüssigboden-Einsatz die gute Wärmeleitfähigkeit zunutze machen, was wiederum die Verlegung von Kabeln und Leitungen dicht nebeneinander möglich macht. Der geringere Platzbedarf und verringerter Zeitaufwand durch wegfallende Haufwerksbildungen und Analysen sind außerdem positiv zu bewerten.“
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Mit dem Kieler Modell stehen Flüssigboden SH und das Tiefbauamt noch am Anfang. „Der Erfolg hängt maßgeblich von unseren Mitarbeitern und der notwendigen Akzeptanz bei den Bauleitern ab“, sagt René Mittelstädt. Die langjährigen guten Erfahrungen mit Flüssigboden in Kiel machen ihn aber optimistisch. Für den (wahrscheinlichen) Fall, dass sich das Kieler Modell bewährt, haben Flüssigboden SH und die Stadt Kiel eine gegenseitige zweimalige Verlängerungsoption für jeweils ein Jahr vereinbart.
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