Starker Regen erfordert starke Lösungen

In Hamburg startete am 22. Oktober 2019 die dritte Auflage von „ACO Regenwelten“, eine Fachseminarreihe mit festen und regionalen Vorträgen an sieben verschiedenen Standorten bundesweit. Unter Einbezug des Klimawandels standen der Umgang mit Starkregenereignissen sowie dabei bestehende infrastrukturelle Herausforderungen und passende Lösungsmöglichkeiten im Fokus.

Ein Pianist spielt auf einer weißen Bühne, die mitten im Eismeer der Arktis schwimmt. Um ihn herum geschmolzenes Eis und ins Wasser stürzende Eisberge. Am Ende dieses kurzen Video-Clips hört der Pianist langsam auf zu spielen. Das Seminar beginnt mit einem Vorgeschmack auf das Thema Klimawandel, der von Experten mit der Häufung lokaler Starkregenereignisse in Verbindung gebracht wird.

Aco Regenwelten: Starker Regen erfordert starke Lösungen
Dr. Meeno Schrader zeigte eindrucksvoll auf, wie sich Wetter und Klima in den letzten Jahrzehnten verändert haben.

Ein waschechter Wetter- und Klimaexperte ist Dipl.-Met. Dr. Meeno Schrader (WetterWelt GmbH, Kiel), bekannt aus TV und Radio. „Allein die letzten beiden Jahre haben genügend Beispiele für den Klimawandel geliefert“, so Schrader. Die vielen Einzelereignisse, wie etwa „Ophelia“, der erste Hurrikan, der 2017 überraschend nach Europa zog, oder Starkregen an verschiedenen Orten, würden sich sozusagen als Indizien zum Beweis des Klimawandels summieren. Mahnend verwies Dr. Schrader auch auf den kontinuierlichen Temperaturanstieg, der im globalen Mittelwert derzeit bei +1,1 °C liege.

„Extreme Wetterereignisse nehmen zu, doch weiß niemand genau, wann und wo sie auftreten werden“, beschrieb Dr. Schrader ein großes Planungsproblem. Globale klimabedingte Auswirkungen wie der Meeresspiegelanstieg, mehr Dürre und Brände, Wasser- und Nahrungsmangel, heftigere Gewitter oder häufigere Starkregen erforderten ein massives Umdenken mit Anpassungsstrategien wie auch Maßnahmen, die dem Klimawandel entgegenwirken.

Für Dipl.-Ing. Markus Blaschke ist u.a. der Umweltschutz „ein vordringliches Thema“ bei der Entwässerung.
Für Dipl.-Ing. Markus Blaschke ist u.a. der Umweltschutz „ein vordringliches Thema“ bei der Entwässerung.

Vieles kann besser werden

Dass Regenwassermanagement ganzheitlich als Gemeinschaftsaufgabe verstanden werden und schon bei der Städteplanung eine gewichtige Rolle spielen muss, ist schon seit Längerem klar – zumindest in der Theorie. Denn die disziplinäre Zusammenarbeit funktioniert nicht immer und überall gut genug. „Es hilft nichts, wenn man nicht miteinander kommuniziert“, monierte Dipl.-Ing. Klaus Krieger, Geschäftsführer des Zweckverbandes Obere Bille. Eine Wortmeldung aus dem Publikum verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass Architekten bereits im frühzeitigen Planungsprozess verstärkt auf Maßnahmen der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung hingewiesen werden müssten. Und Dipl.-Geogr. Stephan Bandermann von der Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH wies auf ein weiteres Verständigungsproblem hin: „Das Versickerungsgebot wird oft durch Baugrundgutachten ausgehebelt.“ Verantwortlich dafür seien „Biologen, die von Regenwasserbewirtschaftung nicht viel verstehen“. Nach so manchem Gutachten würden dezentrale Maßnahmen gar nicht erst in Erwägung gezogen.

Größere Kanäle bauen ist für Klaus Krieger keine Option, um die Wassermassen künftig in den Griff zu bekommen. Vielmehr sprach er sich für Einleitmengenbegrenzungen aus. Entscheidend sei vor allem aber ein systematisches Risikomanagement, zu welchem Risikobewertung, Risikokommunikation und Präventionsmaßnahmen gehörten. Letztere umfassen eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie der Redner aufzeigte.

Auf der anderen Seite hat sich laut Krieger in den letzten Jahren viel getan, etwa im Bereich GIS-Modelle. Einige Kommunen verfügen bereits über Starkregengefahrenkarten. Hier sollten sich zukünftig mehr Kommunen anschließen und ggf. sollte ein einheitlicher Standard geschaffen werden.

Für Dipl.-Ing. Klaus Krieger sind größere Kanäle keine Lösung für den künftigen Umgang mit den Wassermassen. Stattdessen gelte es, gemeinsam für den jeweiligen Einzelfall Lösungen zu schaffen und sich mit Risiken auseinanderzusetzen.
Für Dipl.-Ing. Klaus Krieger sind größere Kanäle keine Lösung für den künftigen Umgang mit den Wassermassen. Stattdessen gelte es, gemeinsam für den jeweiligen Einzelfall Lösungen zu schaffen und sich mit Risiken auseinanderzusetzen.

Lösungen aus der Praxis

„Maßgeschneiderte Lösungen gibt es nicht von der Stange“, betonte Klaus Krieger in seinem Vortrag. In Hamburg gebe es aber einige Beispiele, wie gutes Regenwassermanagement funktionieren kann, z.B. in Form multifunktional genutzter Flächen. Unter dem tief liegenden Hein-Klinik-Stadion etwa wurden Rigolensysteme (Volumen: 500 m3) mit vorgeschaltetem Grob- und Schwimmstoffrückhalt verbaut. Die Idee: Das Wasser soll unter dem Stadion „geparkt“ werden. Nur bei 10-jährigen Regenereignissen kommt es zum Überstau, was für den Sportplatzbetreiber akzeptabel ist.

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Ein anderes interessantes Beispiel aus der Praxis ist das innovative Projekt „Klimafliese“, das Dipl.-Ing. Markus Blaschke, Schulungsleiter der ACO Academy, vorstellte. In Kopenhagen entstand ein zusammenhängendes Netzwerk aus Begrünung, Regenwasserableitung und -speicherung. Versickerungsfähige Gehwegplatten mit integriertem Rohrsystem sorgen in Kombination mit den Blockrigolen Stormbrixx von ACO dafür, dass das Regenwasser nicht bloß in den Kanal abgeleitet, sondern (auch) unter der Straße zwischengespeichert wird. Zudem kann in einem davon getrennten System gespeichertes Regenwasser zur Bewässerung der Pflanzen genutzt werden. Über Sensoren kann das System ortsunabhängig überwacht werden; die integrierte Messtechnik liefert sowohl Wetterdaten (Regenmengen, Temperaturen, Luftfeuchtigkeit etc.) als auch Informationen zu Bodenfeuchte und Füllstand in den Rigolensystemen.

In den Pausen konnten sie sich in einer kleinen Ausstellung über neue und bewährte Produkte von ACO im Hamburger Gastwerk Hotel informieren. | Fotos: B_I/Valdix
In den Pausen konnten sie sich in einer kleinen Ausstellung über neue und bewährte Produkte von ACO im Hamburger Gastwerk Hotel informieren. | Fotos: B_I/Valdix

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