Sichtbarkeit schafft Gestaltungsspielräume
Je höher die Wellen in einer Branche schlagen, desto mehr Verantwortung lastet auf den Schultern eines Verbandes, der die Zukunft seiner Mitgliedsunternehmen weiterhin zum Positiven verändern möchte. Und dass sich der Leitungsbau dieser Tage in sehr herausfordernden Zeiten befindet, war auch auf der Mitgliederversammlung des Rohrleitungsbauverbandes (rbv) am 19. April 2024 in Braunschweig deutlich zu spüren.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
„Das Engagement unseres Verbandes und der gesamten Branche war in jüngster Vergangenheit deutlich davon geprägt, einer profunden politischen Unkenntnis einen sachverständigen Kontrapunkt entgegenzusetzen, damit es noch gelingen kann, die Energie- und Wärmewende erfolgreich umzusetzen“, begrüßte rbv-Präsident Dr. Ralph Donath die 150 anwesenden Vertreter der Mitgliedsunternehmen.
„Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, mit denen der Leitungsbau aktuell im Zuge der Energie- und Wärmewende konfrontiert ist, zielte unser Wirken in den vergangenen Monaten darauf ab, gemeinsam mit dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) zukunftsfähige und realitätskonforme Transformationspfade zu skizzieren, in deren Zentrum eine Nutzung von Wasserstoff als Energieträger und der Erhalt des Gasnetzes als einem wertvollen infrastrukturellen Asset standen“, leitete Donath in eines der wesentlichen Themenfelder der Arbeit des Verbandes ein. Darüber hinaus wurde in der Versammlung über weitere wichtige Entwicklungsprojekte informiert, die an den Grundsätzen von Nachhaltigkeit und Weitsicht ausgerichtet sind.
Neue Kapitel geschrieben
Vor der Schippe sei es bekanntlich dunkel, was konsequenterweise leider zur Folge habe, dass die Arbeit des Leitungsbaus in der Öffentlichkeit zumeist weder gesehen noch besonders honoriert werde. Deshalb liege eine der wichtigsten Aufgaben der Branche darin, mehr Sichtbarkeit für ihre hohe gesellschaftliche Relevanz und ihre besondere Leistungsfähigkeit zu generieren, umschrieb rbv-Hauptgeschäftsführer Dieter Hesselmann ein Herzstück im Engagement des Verbandes.
Reichweite ist ein Schlüssel
Zukunft regeln
Unsichere Zeiten
Vorzeigelösungen für die Branche
Ein großartiges Projekt, das sich kurz vor seinem offiziellen Launch befindet, ist PAS, ein gemeinsam mit dem DVGW entwickeltes digitales Prüfausweissystem. Mit der neuen digitalen Branchenlösung ist es bald möglich, alle persönlichen Qualifikationen eines Mitarbeiters in einer App zu erfassen. Dies sei ein gemeinsamer Service von DVGW und rbv für alle Teilnehmer an entsprechenden Schulungsangeboten und ohne zusätzliche Kosten nutzbar. Und last but not least sei die „Anwendungsfachkraft Leitungsbau“ ein weiterer Vorstoß, der sich sehr gut entwickele. Nachdem das erste Modul „Gas/Wasser“ erfolgreich angeboten wurde, werde nun gemeinsam mit dem AGFW ein weiteres Modul „Fernwärme“ konzipiert, um hier Quereinsteiger in die Branche ebenfalls effektiv „aufzuschlauen“ und ihnen effizient und praxistauglich theoretisches und methodisches Wissen mit an die Hand zu geben.
In den Ämtern bestätigt
Einen kurzen Einblick in den momentan schwelenden Tarif-Konflikt gab rbv-Ehrenpräsident Fritz Eckard Lang. Die Forderung der Gewerkschaft nach einer flächendeckenden Lohnerhöhung von 500,- Euro pro Monat für alle Mitarbeiter des Bauhauptgewerbes sei für die Arbeitgeberseite mit steigenden Lohnkosten verbunden, die – je nach Lohngruppe – zwischen 5,7 und 22,7 % lägen. Dieses Taktieren vonseiten der Gewerkschaften lasse angesichts der schlechten Baukonjunktur und fehlender Haushaltsmittel für den Infrastrukturbereich jeden Realitätssinn vermissen. „All das macht die ohnehin schwierige wirtschaftliche Situation für Unternehmer am Industriestandort Deutschland derzeit nochmals prekärer“, so Langs kurze konjunkturelle Einschätzung, bevor er die turnusgemäß durchgeführten Wahlen des Präsidiums leitete.
Im Zuge der Abstimmung per Akklamation wurden rbv-Präsident Dr. Ralph Donath, Eugen Engert GmbH Brunnenbau Rohrleitungsbau, und die beiden Vizepräsidenten Andreas Burger, Sax + Klee GmbH, und Hartmut Wegener, Dahmen Rohrleitungsbau GmbH & Co. KG, von den 92 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedsunternehmen einstimmig und ohne Enthaltung in ihren Ämtern bestätigt.
Neues Ehrenmitglied ernannt
Halt geben – Ankerpunkte setzen
„Wir kommen jetzt zu einem Höhepunkt des heutigen Vormittages“, so Donaths Ankündigung des Vortrags vom DVGW-Vorstandsvorsitzenden Prof. Dr. Gerald Linke zum Thema „Ankerpunkte finden: Wo Unsicherheiten in der Energietransformation bestehen und was unumstößlich klar ist“. Bevor Linke der rbv-Mitgliederversammlung hoch interessante Fakten rund um das Thema Energietransformation präsentierte, bedankte auch er sich nochmals für die hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen: „Der heutige Vormittag hat deutlich gezeigt, wie viel Interaktion zwischen dem rbv und dem DVGW vorhanden ist. Das ist gut so und das soll auch in Zukunft so fortgesetzt werden“, unterstrich Linke.
Den Wirtschaftsstandort sichern
„Leitungsgebundene Infrastrukturen sind ein Symbol dafür, dass wir den Wirtschaftsstandort Deutschland erhalten wollen“, betonte Linke. „Denn sie dienen dazu, Energie an die Industrie, das Gewerbe und die Haushalte zu bringen.“ Wer sich dieser Aufgabe nicht verpflichtet fühle, der zweifele im Grundsatz an der Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Und wenn sich eine Bundesregierung nicht ernsthaft um die vorhandenen Assets kümmere, sei dies die tiefste Versündigung, die sie begehen könnte. Deshalb sei es unter keinen Umständen akzeptabel, wenn sich Politik keine konkreten Gedanken über erneuerbare Energien und das Erreichen der Klimaziele mache und eine realitätskonforme Roadmap tatkräftig umsetze. „Das ist unsere gemeinsame Aufgabe. Ohne die Gasverteilnetze gehen in Deutschland die Lichter aus“, verwies Linke auf diese Netze als eine Basis der Energiewende.
Schon viel erreicht
Mit Blick auf eine Anpassung der jeweiligen Ordnungsrahmen – und diese seien die wesentliche Handlungsgrundlage für alle Akteure des Marktes – habe die Branche in den vergangenen Monaten viel erreicht. „Mit der Anpassung des Gebäudeenergiegesetzes und der Berücksichtigung der Gebietsnetztransformationspläne im Zuge der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes konnten wir bereits bedeutende Erfolge erzielen“, berichtete Linke. Dies aber sei erst der Anfang eines Prozesses, der darauf abziele, an der Seite des Wasserstoffkernnetzes nun auch über die Verteilnetze Wasserstoff in die Fläche zu bringen. „Für den DVGW war das Jahr 2023 das Jahr des Wasserstoffes.“ Nun sei es für das Jahr 2024 entscheidend zu bewerten, welche Konsequenzen die Veränderungen des Ordnungsrahmens für das operative Geschäft haben würden.
Um seine Thesen zu bekräftigten, präsentierte Linke dem Auditorium aktuelle Studien, die sich mit Netzentwicklungskosten beschäftigen. „Was wird es uns kosten, wenn wir lediglich das Stromnetz weiter ausbauen, aber andere technologische Optionen, zum Beispiel Gase vernachlässigen“, lauteten Linkes Leitgedanken. Der Königsweg, so Linke, bestehe nicht in der Fokussierung auf einem einzelnen Energieträger oder Technikpfad. Vielmehr bestehe eine zukunftsfähige Lösung in einem sektorgekoppelten Weg, bei dem man alle Infrastrukturen in Summe nutze. Dies sei auch das Ergebnis einer McKinsey-Studie „Zukunftspfad Stromversorgung“, die ebenfalls auf eine Notwendigkeit des Gasausbaus (H2) hinweise: Eine Nutzung und Optimierung bestehender Infrastruktur, mit der alle disponiblen Kapazitäten genutzt werden, könne zu Kosteneinsparungen von rund 150 Mrd. Euro führen, laute ein Fazit der Studie.
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Dass die Zukunft unseres Landes sehr wesentlich an ein sachverständiges Engagement des Leitungsbaus geknüpft ist, wurde nicht nur in den Ausführungen Linkes mehr als deutlich. Als Branche stehe man geschlossen zusammen, um sich den vielen Herausforderungen und Unsicherheiten dieser Tage zu stellen, betonte auch Ralph Donath nochmals und schloss die rbv-Mitgliederversammlung in Braunschweig mit den besten Wünschen für ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2024. Die nächste rbv-Jahrestagung, auf der das 75-jährige Bestehen des Verbandes gefeiert wird, findet am 8. und 9. Mai 2025 in Bonn statt.
Quelle: rbv
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