Gipfeltreffen der Branchenprofis
Hochaktuelle Aspekte rund um Wasserstoff, Fernwärme und sicheres Arbeiten im Netzbetrieb sowie Neuigkeiten aus der Welt des Gas- und Wasserfachs und vieles mehr standen in diesem Jahr auf der Agenda der 8. Kölner Netzmeistertage, die am 6. und 7. Mai 2025 stattfanden.

Damit war die von der Berufsbildung des Rohrleitungsbauverbandes e. V. (rbv) organisierte Veranstaltung exakt auf den Arbeitsalltag der 140 anwesenden Netzmeister aus den Bereichen Gas, Wasser und Fernwärme zugeschnitten. Und weil alle Theorie bekanntlich eher grau und fad ist, war die richtige Mischung aus theoretischem Input und praxisnaher Anwendung das Salz in der Suppe des Kongress- und Networking-Formats.
Wer die Ausbildung zum Netzmeister absolviert hat, ist ein anerkannter Meister seines Fachs. Möchte man aber beruflich dauerhaft auf hohem Niveau agieren, sind eine kontinuierliche Weiterbildung und der Austausch mit Gleichgesinnten besonders wertvoll. Deshalb sind die Kölner Netzmeistertage ein beliebter Termin im Kalender vieler Branchenprofis. Einmal im Jahr bietet die auf zwei Tage verteilte Kombination aus aktuellen Fach- und Industrievorträgen mit begleitender Fachausstellung eine Networking-Gelegenheit, um Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland zu treffen. So auch in diesem Jahr.

Nach einem kurzen Update zu allen relevanten Neuerungen im Gas- und Wasserfach, ging es direkt weiter mit vielen thematischen Einblicken in den Leitungsbau. Dazu gehörte unter anderem ein genauer Blick auf die Anforderungen der neuen EU Trinkwasserrichtlinie, die in Kürze umgesetzt werden muss. Für die Netzbetreiber bedeutet dies laut Manfred Meyer von der DVGW CERT GmbH in Bonn: „Sie müssen ab dem Stichtag 31. Dezember 2026 die hygienische Konformität ihrer Netze sicherstellen und aktiv einfordern, um einen regelgerechten Betrieb zu gewährleisten.“
Arbeitssicherheit – Den Menschen schützen
Um einen sicheren Netzbetrieb ging es auch an anderer Stelle. Einen wichtigen Beitrag zur Arbeitssicherheit lieferte Nikolai Hochbein M.Sc, SFI, Thyssengas GmbH, mit seinem Vortrag zur neuen DGUV Information 203-090, die sich unter anderem mit der Anwendung der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) bei Instandhaltungsarbeiten an Gas- und Wassernetzen beschäftigt. Hochbein erläuterte praxisnah, wie durch strukturierte Gefährdungsbeurteilungen und gezielte Schutzmaßnahmen die Risiken bei Arbeiten an Rohrleitungen minimiert werden können. Im Mittelpunkt stehen dabei die Qualifikation der ausführenden Personen, die Einordnung typischer Gefährdungen, etwa durch Druck, Medien oder Zündquellen, sowie die praxisgerechte Umsetzung der Anforderungen durch das technische Regelwerk und die neue DGUV-Info. Die Botschaft war klar: Wer Regeln kennt und richtig anwendet, schafft mehr Sicherheit – für Beschäftigte und Unternehmen.
„Strom ist nicht die einzige Lösung“
„Wer Erdgas kann, kann auch Wasserstoff“, lautete eine zentrale These von Dipl.-Ing. Werner Weßing, Office for Green Gas. Da sich der bundesweite Energiebedarf nicht vollständig über das Stromnetz abdecken lasse, dürfe die zentrale Bedeutung molekülbasierter Energieträger und des bestehenden Gasnetzes nicht unberücksichtigt bleiben. „Strom ist nicht die einzige Lösung“, betonte Weßing. Die Netze und Materialien – dies hätten die Betriebserfahrungen in Wasserstoff-Pilotnetzen mit Zumischungen zwischen 10 Prozent bis zu 100 Prozent bei Netzbetreibern ergeben – seien im Bereich bis zu 16 bar weitgehend wasserstofftauglich. Dabei sei die Einbindung von grünem Wasserstoff und Biogas aber eine Gemeinschaftsaufgabe von Netzbetreibern, Geräteherstellern, Institutionen, Verbänden, Behörden und den Nutzern.

Auch ein neues Sicherheitsmanagement müsse für den Umgang mit Wasserstoff gelten. Wichtig sei es nun, beim Austausch von Gasgeräten und Komponenten oder Bauteilen darauf zu achten, dass diese H2 ready seien. „Elektronen werden kommen, aber nicht so schnell, wie manche denken. Unsere Branche wird noch sehr lange junge Leute benötigen, die über ein dezidiertes Know-how im sicheren Umgang mit Gasnetzen verfügen“, so Weßings optimistische Botschaft an die anwesenden Netzbetreiber.
Was hat der Leitungsbau mit der Gen Z zu tun?
Mit dem ungewöhnlichen Titel „Wenn Boomer TikTok entdecken, Zoomer sich beschweren und Generation Alpha nur lacht – ein Generationen-Chaos in drei Akten“ eröffnete Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt von der PFH Private Hochschule Göttingen ihren Vortrag – und stieß damit auch bei den technisch orientierten Zuhörern auf großes Interesse. In einer pointierten Mischung aus Fakten, Forschung und Praxisbeispielen zeigte sie auf, warum das Verständnis für Generationsmerkmale im beruflichen Alltag – auch im Leitungsbau – immer wichtiger wird. Jede Generation ist geprägt von unterschiedlichen Werten, Erfahrungen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, lautete eine zentrale Botschaft Mörstedts. „Wir alle wurden unter verschiedenen Voraussetzungen sozialisiert. Deshalb ist es nicht zielführend, die Maßstäbe der eigenen Lebenswirklichkeit auf die jüngeren Generationen zu übertragen.“ Wer junge Menschen beurteilen oder führen will, muss zuerst verstehen wollen. Im Zentrum ihrer Analyse stand die Generation Z, eine Altersgruppe, die häufig vorschnell als bequem oder wenig belastbar abgestempelt wird. Mörstedt stellte dieser Sichtweise ein differenziertes Bild entgegen: Die Gen Z sei hoch digitalisiert, technisch versiert und nutze neue Technologien wie Künstliche Intelligenz ganz selbstverständlich. Gleichzeitig wachse sie in einer Zeit auf, die von Unsicherheiten, permanenten Krisen und einem Überangebot an Optionen geprägt sei und entwickle daraus ein starkes Bedürfnis nach Orientierung, Sinn und Verlässlichkeit.

Im Berufsalltag wünsche sich diese Generation flache Hierarchien, ein kollegiales Miteinander, Feedback auf Augenhöhe und flexible Arbeitsbedingungen. Rahmenbedingungen, die auch für Unternehmen im Leitungsbau zunehmend wichtig werden, um Nachwuchskräfte zu gewinnen und langfristig zu binden. Mörstedts Appell: offen auf die jungen Talente zugehen, authentisch führen, Fehler zulassen und die Einarbeitungszeit nicht unterschätzen. Denn wer die Generation Z für sich gewinnen will, muss mehr bieten als einen Job – er muss Sinn, Struktur und Vertrauen vermitteln.
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Entscheidungskriterien für Fernwärmeverlegesysteme
Zurück auf den Boden der technischen Tatsachen brachte Andreas Steffens, RheinNetz GmbH, die anwesenden Netzmeister. Er erläuterte, wie die Auswahl des geeigneten Fernwärme-Verlegesystems auf Basis technischer, wirtschaftlicher und betrieblicher Kriterien erfolgen kann. Dabei wurde deutlich, dass es kein Idealsystem gibt, sondern immer nur das für die konkrete Situation am besten geeignete unter Berücksichtigung von Aspekten wie Betriebssicherheit, Montagefreundlichkeit und Investitionskosten.

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Qualität ist die Summe vieler Faktoren
Um qualitätsorientierte und damit langlebige Leitungsbauwerke ging es auch im letzten Vortrag des ersten Veranstaltungstages. In seinem Vortrag „Qualitätssicherung zur Wahrnehmung der Auswahlverantwortung im Netzbetrieb“ beleuchtete Olaf Poppek, ELE Verteilnetz GmbH, zentrale Strategien und Maßnahmen zur Sicherung und kontinuierlichen Verbesserung der Versorgungsqualität. Qualität, so Poppek, sei der Grad der Übereinstimmung zwischen der Anforderung beziehungsweise Erwartung (SOLL) an eine Leistung und deren tatsächlicher Ausführung (IST). Dabei führe jede Nichterfüllung eines Merkmals des Solls im Soll-Ist-Vergleich zu einem Fehler und damit zu einer fehlerhaften Leistung. Zusammenfassend betonte Poppek, dass die Sicherstellung hoher Qualitätsstandards im Netzbetrieb nur im engen Schulterschluss zwischen den Auftraggebern und den beteiligten Lieferanten sowie Dienstleistern erreicht werden könne. Dabei komme der partnerschaftlichen Zusammenarbeit eine zentrale Bedeutung zu. „Entscheidend für den gemeinsamen Erfolg ist ein intensiver, offener und transparenter Austausch über die jeweiligen Qualitätsziele, Erwartungen und angewandten Verfahren. Nur durch diesen kontinuierlichen Dialog entsteht ein belastbares gegenseitiges Verständnis, das die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit bildet und die Voraussetzung schafft, die gemeinsamen Qualitätsansprüche in der Praxis effizient umzusetzen.“
Voneinander lernen
Der zweite Veranstaltungstag der Kölner Netzmeistertage 2025 stand traditionell ganz im Zeichen der Praxis. In der begleitenden Fachausstellung präsentierten namhafte Hersteller aktuelle Technologien und innovative Lösungen für den Netzbetrieb. Das Zusammenspiel von kompakten Industrievorträgen und anschließenden Live-Demonstrationen ermöglichte den Teilnehmern einen praxisnahen Einblick in moderne Systeme und Verfahren – von schwarzfallsicherer Technik zum Schutz der Trinkwasserversorgung über flexible Fernwärmerohrsysteme bis hin zu innovativen Lösungen zur Methanreduktion und neuen Werkstoffen für die Netzmontage.

Die Veranstaltung der rbv-Berufsbildung ist damit mehr als nur eine Tagung – sie schafft eine Plattform für gemeinsames Lernen auf hohem fachlichem Niveau. Und das nicht nur während der Vorträge und Präsentationen. Auch der Netzwerkabend am Ende des ersten Tages bot wie immer reichlich Gelegenheit für vertiefende Gespräche, neue Kontakte und wichtige Impulse für die Netzmeister-Gemeinschaft.
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Quelle: rbv
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