Nachhaltigkeit messen, Abwasser steuern, Brücken bauen
Wie begegnet die Abwasserbranche neuen Berichtspflichten, steigendem Investitionsdruck und den Folgen des Klimawandels? Die Dresdner Abwassertagung 2025 brachte rund 880 Teilnehmer und 115 Aussteller zusammen, um genau diese Fragen zu diskutieren. Auf dem Programm standen praxisnahe Lösungen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, Diskussionen zur europäischen Regulierung, neue technische Ansätze im Kanalbau und grenzüberschreitender Gewässerschutz.


Zusammenarbeit über Landesgrenzen hinweg
Im zweiten Praxisforum lag der Fokus auf der Zusammenarbeit zwischen Sachsen und Tschechien. Die Elbe verbindet beide Regionen nicht nur geografisch, sondern auch über gemeinsame Herausforderungen im Gewässerschutz. Dr.-Ing. Markus Ahnert vom Institut für Siedlungs- und Industriewasserwirtschaft der TU Dresden stellte das Interreg-Projekt IDEAL vor. Es verfolgt das Ziel, einen fachlichen Austausch zu ermöglichen und Unterschiede in Verwaltung und Praxis schrittweise abzubauen. Die Diskussion fand zweisprachig statt und beleuchtete unter anderem die Umsetzung der europäischen Kommunalabwasserrichtlinie.
Großbaustelle mit Vorbildcharakter
Ein Tag vor der eigentlichen Tagung konnten Teilnehmer ein Kanalbauprojekt in der Dresdner Heide besichtigen. Benjamin Litsch, Ingenieur der Stadtentwässerung Dresden, führte durch die Baustelle. Dort entsteht ein leistungsfähiger Industriekanal mit einem Innendurchmesser von 1,60 Metern, größtenteils im Microtunneling-Verfahren. Die Baukosten belaufen sich auf etwa 72 Millionen Euro. Neben der Tiefbautechnik waren auch eine Aufbereitungsanlage sowie eine mobile Bentonitaufbereitung im Einsatz. Das Projekt liegt unter dem geplanten Budget und ist zeitlich im Soll. Nach anfänglichen Konflikten mit Anwohner wurden Maßnahmen zur Kommunikation und ein Wachschutz etabliert.

Diskussion mit Weitblick bei der DAT 2025
Der 7. Mai bildete den inhaltlichen Kern der Tagung. Gunda Röstel eröffnete mit dem Hinweis, dass die Abwasserwirtschaft zwar ähnlich viele Beschäftigte hat wie die Landwirtschaft, aber deutlich weniger öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. Sie betonte, dass die Branche eine Zukunft habe und diese aktiv mitgestalte.
Im anschließenden Panel diskutierten vier führende Vertreterinnen und Vertreter der Branche: Dr. Agnes Janda (Bereichsleiterin Abwasser und Prokuristin der Gelsenwasser AG), Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft und Präsident der DWA), Anne-Kathrin Sundheim (Abteilungsleiterin Kläranlagenbetrieb bei Eins Energie in Sachsen GmbH & Co. KG) und Ingo Hannemann (bis März 2025 technischer Geschäftsführer von Hamburg Wasser und Vorstandsvorsitzender von German Water Partnership).

Ein zentrales Thema war die kommunale Abwasserrichtlinie KARL. Die Podiumsteilnehmer betonten, dass sie inhaltlich sinnvoll sei, aber besonders kleinere Kommunen vor große Herausforderungen stelle. Auch die Rückgewinnung von Phosphor wurde diskutiert. Hier klaffen rechtliche Anforderungen und technische Umsetzbarkeit oft noch auseinander.
Der Klimawandel und seine Folgen waren ein weiterer Schwerpunkt. Die Abwasserwirtschaft kann durch dezentrale Infrastruktur, Baumrigolen oder Wärmegewinnung aus Abwasser einen konkreten Beitrag leisten. Gleichzeitig wächst der Bedarf an qualifizierten Fachkräften und digitalen Lösungen. Die Panelteilnehmer forderten gezielte Investitionen sowie eine bessere Ausstattung kommunaler Verwaltungen.
Beim Thema Gewässerschutz ging es unter anderem um die vierte Reinigungsstufe. Sie gilt als notwendig, um Arzneimittelrückstände und Spurenstoffe zu reduzieren. Ingo Hannemann betonte, dass die Branche ihre Rolle ernst nehme, die Finanzierung jedoch fair verteilt werden müsse. Eine stärkere Einbindung der Verursacher, etwa aus der Pharma- oder Kosmetikindustrie, sei notwendig.
DAT 2025: Technik, Forschung und neue Ansätze
Sebastian Beck von den Wirtschaftsbetrieben Duisburg präsentierte die neue iKWK-Anlage der Kläranlage Duisburg-Huckingen. Sie soll ab Juni klimafreundliche Wärme und Strom liefern. Sabine Wiesmann von der Findig Projekt GmbH erläuterte, wie sich Fördermittel für solche Energieprojekte beantragen und sichern lassen.

Turgut Pencereci, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, schilderte in seinem Vortrag die offenen rechtlichen Fragen rund um die Finanzierung der Phosphorrückgewinnung.
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Prof. Dr. Thomas Berendonk, Direktor des Instituts für Hydrobiologie an der TU Dresden, ging auf die Herausforderungen der Überwachung antibiotikaresistenter Keime im Abwasser ein. Der Abschluss gehörte Kurt Saygin von Ingenieure ohne Grenzen, der über temporäre Kläranlagen in Katastrophengebieten wie Nord-Sumatra, dem Ahrtal oder der Ukraine berichtete. Ralf Strothteicher, technischer Geschäftsführer der Stadtentwässerung Dresden, schloss die Veranstaltung mit einem Appell an Politik und Öffentlichkeit, die Wasserwirtschaft als systemrelevant anzuerkennen und stärker zu unterstützen.
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