Relineeurope stellt Weichen auf Wachstum
Bei Relineeurope hat sich in den zurückliegenden Monaten viel bewegt. Zunächst ein Eigentümerwechsel und nachfolgend mit Frank Mersmann, Andreas Bichler und Patrick Heimpold eine neue Führungsmannschaft. Wir sprachen mit dem Trio über die aktuelle Situation und die Perspektiven.
B_I umweltbau: Relineeurope hat eine unglaublich dynamische Entwicklungsgeschichte: Gestartet bei null innerhalb von 10 Jahren zu einem der weltweit führenden Hersteller von GFK-Schlauchlinern. Herr Mersmann, wie haben Sie aus der Perspektive eines Wettbewerbers diese Entwicklung wahrgenommen?
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Relineeurope hatte ja, bedingt durch die handelnden Personen, eine eigene Ausstrahlung und Außenwirkung im Markt. Im letzten Jahr gab es einen Umbruch: Bregal Unternehmerkapital hat die Anteile der Relineeurope übernommen und an der Spitze des Unternehmens kam es mit Frank Mersmann, Andreas Bichler und Patrick Heimpold zu einem Generationswechsel. Was bedeutet dies für den Charakter und die Unternehmensphilosophie der Relineeurope?
Frank Mersmann: Die Relineeurope ist in den letzten Jahren sehr stark gewachsen. Mit dem neuen Gesellschafter und uns in der Geschäftsführung soll dieses erfolgreiche Wachstum fortgesetzt und die Internationalisierung vorangetrieben werden. Wir sind aber bestrebt, die „DNA“ der Relineeurope zu wahren und zu entwickeln. Insbesondere bauen wir auf unsere Kompetenz und auf Teamarbeit – einerseits hier im Hause, aber auch die enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Partnern ist über alle Ebenen sehr maßgeblich und für uns ein elementarer Garant für die erfolgreiche Umsetzung von Projekten.
Eine Strategie aus Innovation, Service und Internationalität hat die Relineeurope erfolgreich gemacht. Das wird konsequent weiter ausgebaut. Der von Ihnen genannte Generationswechsel erfolgt dabei „Hand in Hand“. Mit dem neuen Management und der Expertise von Bregal wird weitere Kompetenz und Energie genutzt, um die Werte dieser Gruppe auszubauen.
Patrick Heimpold: Und eines wollen wir in diesem Zusammenhang nicht vergessen: Die Firmengründer unterstützen uns auch in Zukunft bei der Entwicklung des Unternehmens. Christian Noll begleitet uns weiterhin im Beirat der Gesellschaft. Ludwig Allmann und Bernd Flossmann stehen uns beratend zur Seite und sind jederzeit verfügbar, wenn wir ihren Rat benötigen.
Herr Heimpold, Bregal ist ein Finanzinvestor. Welche Erwartungen verbindet das Unternehmen mit dem Engagement bei Relineeurope?
Patrick Heimpold: Die Relineeurope ist dank ihrer internationalen Orientierung und ihrer Fokussierung auf Innovationen exzellent in einem Markt mit hohem Wachstumspotenzial positioniert – diese Qualitäten haben Bregal von Anfang an überzeugt und begeistert. Auf dieser Basis will Bregal Unternehmerkapital das Unternehmen dabei unterstützen, seinen Erfolgs- und Wachstumskurs fortzusetzen. Entsprechend sind die Erwartungen.
Weshalb wurde die AG in eine GmbH umgewandelt?
Patrick Heimpold: Es handelt sich bei beiden Gesellschaftsformen um Kapitalgesellschaften mit beschränkter Haftung. Für unser Kunden und Mitarbeiter bedeutet dies keine Veränderung. Hintergrund ist eine Vereinfachung der Unternehmensstruktur und die damit verbundene Reduktion von Verwaltungs- und Organisationsaufwand.
Wo sehen Sie die strategischen Herausforderungen für das Unternehmen? Was muss Relineeurope kurz- und mittelfristig anders, gegebenenfalls besser machen als bisher?
Patrick Heimpold: Wir werden uns mit den Themen beschäftigen, die die gesamte Branche betreffen: Es bleibt eine Herausforderung qualifizierte und engagierte Mitarbeiter*Innen für das Unternehmen zu begeistern. Dazu gehört auch eine Personal-, Organisations- und Kompetenzentwicklung. Wir bilden selbst aus und bieten duale Studiengänge an. Weiterhin fördern und schulen wir unsere Mitarbeiter. Auch unsere Relineacademy leistet dafür einen wichtigen Beitrag.
Die intelligente Nutzung digitaler Technologien und Daten wird ein Thema sein, dem wir uns stärker widmen werden.
Eine angemessene Flexibilität in der Wertkette ist ein weiterer wichtiger Faktor. Immer öfter treten Verknappungen von Rohmaterialien auf – wie aktuell beim Harz und bei technischen Folien. Darauf müssen wir reagieren und entsprechende Back-Up-Lösungen implementieren.
Internationalisierung war von Beginn an Teil der strategischen Ausrichtung der Relineeurope. Wo sehen Sie mit Blick nach vorn die Schwerpunkte, Chancen und Risiken ihrer weltweiten Aktivitäten?
Frank Mersmann: Ich sehe uns in der neuen Konstellation sehr gut aufgestellt und gerüstet, um die positive Entwicklung der Relineeurope sowohl national als auch international zu gestalten. Mit unseren Partnern in den USA, Japan, Indien und China sind wir heute bereits in wichtigen Wachstumsmärkten nicht nur vertreten, wir sind vor Ort und wir sind nah bei unseren Kunden.
Die Relineamerica hat sich bereits vor vielen Jahren als Pionier mit der UV-Technologie in dem vom Filz-Liner dominierten Amerika positioniert und einen wichtigen Beitrag zum Wachstum des GFK-Liner-Marktes in den USA geleistet. Durch die in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaute enge Partnerschaft zwischen Relineamerica und Relineeurope sowie die Nutzung von Synergien sind wir auch hier für weiteres Wachstum gut gerüstet.
In China beabsichtigen wir zusammen mit unserem bereits sehr erfolgreich agierenden Partner das Geschäft ebenfalls stark auszuweiten.
Unser Produktionsstandort in Indien konnte leider aufgrund der Pandemie noch nicht so hochgefahren werden, wie wir das erwartet hatten. Hier sind wir aber zuversichtlich, dass wir die verlorene Zeit mit den getroffenen Maßnahmen in naher Zukunft wieder kompensieren werden.
„Die Relineeurope ist exzellent in einem Markt mit hohem Wachstumspotenzial positioniert.“
- Patrick Heimpold
Andreas Bichler: Aber auch in unserem Headquarter in Rohrbach wird in die Zukunft investiert: Wir haben die Produktionshallen um 900 m2 vergrößert. Damit sind wir einerseits in der Lage, schwere Liner bis zu einem Durchmesser von DN 1900 und bis zu einem Gewicht von 70 Tonnen zu produzieren. Anderseits stellen wir damit die Weichen für eine Kapazitätserweiterung und somit auch die langfristige Sicherung der Arbeitsplätze an diesem Standort.
Wie entwickelt sich der Markt aus Ihrer Sicht in Deutschland?
Frank Mersmann: Deutschland ist nach wie vor der wichtigste Markt für uns. Der Bedarf an effizienten und nachhaltigen Lösungen zur Sanierung von maroden Rohrleitungen wird auch hier weiterhin steigen. Natürlich nicht mit der gleichen Dynamik wie in den neuen Märkten in Asien oder Südamerika – aber nachhaltiger und strukturierter.
Ein wichtiger Faktor für das Wachstum in Deutschland ist die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit dieser Sanierungsmethode. Entgegen einigen anders verlautenden Aussagen bin ich der Meinung, dass sich die Effizienz bei der Installation und der Herstellung von UV-Linern in den letzten Jahren enorm verbessert hat. Mit einer weiterhin steigenden Professionalisierung, unterstützt von neuen digitalen Möglichkeiten, wird sich dieser Trend weiter fortsetzen und damit das Wachstum sicherstellen.
Natürlich erwarten wir, dass die zweckgebundenen Mittel auch unter den pandemiebedingt veränderten Bedingungen auch in Zukunft entsprechend für die Erhaltung der kommunalen Infrastruktur eingesetzt werden.
Technisch haben sich die GFK-Schlauchliner in der jüngeren Vergangenheit rasant weiterentwickelt. Immer größere Durchmesser, immer höhere Materialkennwerte und geringere Wandstärken. Es gab aus Fachkreisen in diesem Zusammenhang auch immer wieder kritische Stimmen, den Bogen nicht zu überspannen. Wie bewerten Sie die Entwicklung und wo sehen Sie die technischen Grenzen dessen, was man mit GFK-Schlauchlinern mit Vernunft realisieren kann?
Bei den mechanischen Kennwerten, die eine direkte Auswirkung auf die zu berechnende Wandstärke haben, wird es vermutlich nur noch wenig Veränderung geben. Durch eine optimale Anpassung der Glasstruktur im Laminat und eine sehr gute Anbindung von Glas und Harz haben wir Hersteller von GFK-Linern schon extrem gute Ergebnisse erzielt. Zukünftige Verbesserungen dieser Kennzahlen werden nicht zu weiteren signifikanten Reduzierungen der Wandstärken führen.
„Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet neue Wege, um unser TQM-System weiter zu perfektionieren.“
- Frank Mersmann
Relineeurope hat sehr früh neben der Herstellung von Linern auf die Entwicklung und Herstellung eigener UV-Aushärtetechnologie gesetzt. War dies aus heutiger Sicht die richtige Strategie?
Wie bereits erwähnt, können wir heute Liner bis DN 1900 in Wandstärken bis 30 mm herstellen und aushärten. Davon bis ca. 20 mm ohne Einsatz von Peroxiden. Auf unseren Produktionsanlagen können wir Liner mit bis zu 70 Tonnen Gewicht produzieren. Natürlich kann man Liner in diesen Dimensionen nur in sehr enger Abstimmung und mit sehr professionell agierenden und gut ausgerüsteten Kunden installieren. Die beiden Projekte mit unseren Partnern Jensen und Jeschke haben die Machbarkeit aber eindeutig bewiesen.
Zu den Besonderheiten der Relineeurope gehörte das schon kurz nach der Unternehmensgründung selbst entwickelte Total Quality Management, kurz TQM. Wie hat sich aus Ihrer Sicht dieses System zur Qualitätssicherung bis heute bewährt?
Frank Mersmann: Das TQM-System hat sich bis heute sehr bewährt und wird weiter ausgebaut. Die Integration und Berücksichtigung aller Qualitätsdaten vom Materialeingang über die Produktion bis zur Auswertung der Baustellenberichte und der Testergebnisse der Baustellenproben ermöglicht uns, Abweichungen im Prozess oder im Produkt sehr frühzeitig zu identifizieren und zu eliminieren. Das ist ein Plus, von dem sowohl wir als auch unsere Kunden profitieren.
Die fortschreitende Digitalisierung eröffnet neue Wege, um dieses System weiter zu perfektionieren. Wir sind heute schon die Ersten, bei denen jeder ausgelieferter Liner mit einem eigenen QR-Code ausgestattet ist. Mit dem QR-Scanner auf unseren UV-Anlagen werden relevante Projektdaten und Qualitätsdaten an die UV-Anlage übertragen. Zusammen mit den Aushärtedaten können diese Daten direkt über den in der UV-Anlage integrierte WLAN-Sender versendet oder übertragen werden.
Das ist eine Technik, die wir stetig weiterentwickeln, inklusive neuer Schnittstellen zu Kunden und auch BIM-Datenbanken – für eine noch bessere und transparentere TQM-Welt aus dem Hause Relineeurope.
Relineeurope hat sich schon sehr früh in einem für die Schlauchlinerhersteller noch relativ jungen Marktsegment engagiert: der Entwicklung von GFK-Schlauchlinern für Druckleitungen. Wie ist der aktuelle Stand und wie schätzen Sie die Perspektiven ein?
Andreas Bichler: Das Marktsegment der unterirdischen Sanierung von Trinkwasserleitungen ist in Hinsicht auf landesspezifische Regularien äußerst anspruchsvoll und breit gefächert. Erschwerend kommt hinzu, dass es weltweit keinen einheitlichen Standard in Bezug auf die Trinkwasserhygiene gibt. Fast jeder Staat hat seine eignen Anforderungen in Hinsicht auf Inhaltsstoffe und Grenzwerte.
Wie auch im Freispiegelbereich mit unserem Alphaliner, ist unser Anspruch an das Produkt, dass wir mit einem Liner alle Trinkwasser-Zulassungen erhalten können. Dieser Aspekt ist eine der größten Herausforderungen für unser Produktentwicklungsteam.
Die Vorgaben der Trinkwasserhygiene sind nur ein Teil der Anforderungen an das Produkt. Auch in Hinsicht auf den Einbau und den Betrieb gibt es verschiedene landesspezifische Vorgaben, die in der Produktentwicklung berücksichtigt werden müssen.
Anfang 2020 haben wir beschlossen, diese Herausforderung anzunehmen und einen universell einsetzbaren Trinkwasserliner zu entwickeln.
Um eine Datenbasis zu schaffen, konnten mehrere Gespräche mit Netzbetreibern verteilt über den Globus geführt werden. In Zeiten von COVID-19 ist es eine weitere Herausforderung, da es nicht möglich ist, Gespräche persönlich zu führen und die verschiedenen Szenarien vor Ort zu anzuschauen. Mittels Videokonferenzen und „Online-Baustellenbegehungen“ ist es uns jedoch gelungen, sehr viele Informationen zu sammeln, die es uns wiederum ermöglichen, unser Universalprodukt zu entwickeln.
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Im Laufe dieses Jahrs ist es nun so weit: Der neue Aqua.UV CIPP-Liner wird auf den Markt gebracht und darauf sind wir besonders stolz. Innerhalb eines so kurzen Zeitraums ein komplett überarbeitetes Produkt zu schaffen, bedarf eines engagierten und erfahrenen Teams, das keine Mühen scheut.
Frank Mersmann: Wir treten mit diesem neuen Produkt in einen großen und sehr interessanten, aber auch sensiblen Markt ein und nehmen uns deshalb auch die Zeit, um mit diesem neuen Liner bei unseren Kunden überzeugend auftreten zu können.
Die Klientel der ausführenden Unternehmen und der Auftraggeber unterscheidet sich im Trinkwasserbereich fundamental von der Abwasserseite. Dem hatte Relineeurope mit einer eigenen Gesellschaft, der Relineaptec, Rechnung getragen. Nun wurde die Relineaptec wieder mit der Relineurope verschmolzen. Wie ist das begründet?
Andreas Bichler: Die Relineaptec wird auch weiterhin als eigener Produktbereich innerhalb der Relineeurope GmbH geführt. Wir haben aber erkannt, dass die enge Zusammenarbeit in der Entwicklung dieses Produktes auf der Seite des Schlauchliners und beim Equipment für die Installation sehr wichtig ist. Daher haben wir diesen nach wie vor eigenständig agierenden Produktbereich in die Organisation der Relineeurope eingegliedert. Neben mir wird sich ein Team von Experten intensiv aus der Relineaptec heraus um die sehr hohen Anforderungen in den einzelnen Druckprojekten kümmern und nah am Kunden bleiben.
Messen und Veranstaltungen, auf denen Neuheiten und Weiterentwicklungen vorgestellt werden können, finden ja zur Zeit nicht statt. Deshalb nutze ich natürlich die Gelegenheit nachzufragen, womit der Markt aus Rohrbach demnächst rechnen kann.
Darüber hinaus läuft die Produktentwicklung natürlich auf Hochtouren weiter, darüber zu sprechen wäre im Moment jedoch noch verfrüht.
Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!
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