Drei Standbeine und ein klarer Plan
Zufrieden mit der aktuellen Entwicklung und voller positiver Erwartungen bezüglich der Perspektiven des Schlauchlinerherstellers äußerte sich der Geschäftsführer der BKP Berolina Polyester GmbH, Thomas Christiansen, zu Jahresbeginn in Oldenburg. Wir haben im Interview nachgefragt.

B_I umweltbau: Sie haben sich am Rande des Oldenburger Rohrleitungsforums sehr zufrieden mit der Entwicklung der BKP im zurückliegenden Geschäftsjahr geäußert. Worauf beruht diese Zufriedenheit?

Grabenlos weitergedacht – Bodenbender zeigt auf der Ro-Ka-Tech, was kommt
Die Bodenbender Group feiert Premiere und zeigt neue Technologien & starke Synergien für die Zukunft der (Kanal-)Sanierungsbranche.
Thomas Christiansen: Dazu muss ich ein wenig zurückblicken. Nachdem die Branche insgesamt im Jahr 2021 mit herausfordernden Veränderungen auf der Beschaffungsseite konfrontiert wurde, war dies für uns ein Weckruf, unsere internen Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Mit der großen Investition in ein neues ERP-Softwaresystem ist es uns gelungen, für das gesamte Unternehmen eine einheitliche Datenbasis herzustellen und dadurch Prozesse transparenter und effizienter zu gestalten.
Nach einem Tal der Tränen sind wir 2022 wieder in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt, sind erfolgreich 2023 durchgestartet und konnten diesen Erfolg 2024 bestätigen. Dieser Erfolg gründet sich auf Investitionen, die wir getätigt haben, und auf die erfolgreiche Bearbeitung insbesondere internationaler Märkte. So konnten wir jetzt ernten, was unser Team in den schwierigen Zeiten gesät hat.
Können Sie diese Zufriedenheit mit Zahlen konkretisieren?
Wir sind in den letzten drei Jahren organisch gewachsen und konnten dabei unseren Umsatz jährlich um 10 Prozent steigern. Im zurückliegenden Jahr 2024 lag unser Gesamtumsatz leicht über 25 Millionen Euro. Für das laufende Jahr liegt unser Ziel bei 29 Millionen Euro.
Wichtig dabei ist: Aufgrund unserer Gesellschafterstruktur streben wir nicht danach, der größte zu werden. Bei uns steht der Ertrag nach Steuern im Mittelpunkt. Ziel ist ein zweistelliger Prozentbetrag und dieses Ziel haben wir in den letzten zwei Jahren erreicht.
„Ich würde unsere Strategie als nischenorientiert beschreiben und damit sind wir erfolgreich.“
Wie konnte sich die BKP im Wettbewerb gegenüber den anderen Schlauchlinerherstellern national und international behaupten?
Wir sind in Deutschland fünf Marktteilnehmer. Drei sind mit etwa dreifachem Umsatz deutlich größer als wir, einer liegt mit uns etwa auf einer Ebene. Im nationalen Markt ist unser Anteil vermutlich eher rückläufig, weil wir Ertrag vor Umsatz stellen. In den internationalen Märkten ist es regional unterschiedlich. Im mittleren Osten sind wir beispielsweise sehr stark, in manchen Staaten der ehemaligen Sowjetunion sehe ich uns als führend. In Nordamerika sind wir gegenüber Herstellern, die dort produzieren, sicher kleiner, aber wir machen dort immerhin 10 bis 12 Prozent unseres Umsatzes. Das heißt, dies ist für uns ein wichtiger Markt, den wir von hier aus bedienen und wir sehen uns dort durchaus als wettbewerbsfähig. Auf der anderen Seite der Erdkugel, in Australien, machen wir 8 bis 10 Prozent unseres Umsatzes und aktuell entwickelt sich der spanische Markt für uns sehr vielversprechend. Ich würde unsere Strategie als nischenorientiert beschreiben und damit sind wir erfolgreich.

Wie hat sich der Markt für die Kanalsanierung aus Ihrer Perspektive insgesamt entwickelt?
„Ich sehe es als ein großes Privileg, dass wir von den wenigen Menschen, die Schlauchliner prägend mitentwickelt haben, zukünftig zwei in unserem Team haben werden."
Sie haben in Oldenburg die Entwicklung einer neuen Linergeneration angekündigt. Was soll diesen neuen Liner von dem aktuellen unterscheiden und was soll er besser können?

Soll diese neue Linergeneration das vorhandene Portfolio ergänzen oder das aktuelle Produkt ersetzen?
Das neue Produkt soll das vorhandene ersetzen. Und dies wird auch Auswirkungen auf unser Produktionsverfahren haben. Aktuell sind wir extrem gut in der Produktion kleinerer Durchmesser und weniger effizient bei der Herstellung großer Querschnitte. Diese vermeintliche Schwäche wollen wir ausgleichen. Wir denken mit Blick auf die Exportmärkte wie Amerika auch über Konzepte nach, die Flexibilität in der Produktion, beim Transport und in der Lagerhaltung, zu erhöhen.
Inwiefern spielt bei Ihren Überlegungen der im Markt vorhandene Preisdruck eine Rolle?
Natürlich müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir effizienter produzieren können, ohne dabei Abstriche bei der Qualität in Kauf zu nehmen. Kostenfaktoren bei der Linerherstellung sind zu rund 50 Prozent die Rohstoffe, zu einem relativ geringen Anteil die Energiekosten und die Personalkosten. Wir fahren eine Produktionsanlage mit Trockenbau und Tränkung mit drei Personen pro Schicht. Da sind wir im Vergleich mit unseren Mitbewerbern sehr gut aufgestellt. Die Produktionsanlagen, mit denen wir heute arbeiten, müssen aber nicht zwingend die Anlagen sein, mit denen wir morgen ein neues Produkt herstellen. Und auch hier gilt es bei der Weiterentwicklung oder bei Neuinvestitionen der Aspekt der Effizienz im Blick zu haben.
Über welchen Zeithorizont sprechen wir bei diesen Plänen?
Wir haben einen sehr ambitionierten Plan: Wir wollen 2026 ein neues Produkt vorstellen. Angefangen haben wir mit diesen Überlegungen im Jahr 2023 und eigentlich wollten wir auf der Ro-Ka-Tech 2025 eine Weiterentwicklung präsentieren. Als sich jedoch abzeichnete, dass wir uns mit zusätzlicher technischer Expertise verstärken können, haben wir beschlossen, dieses Mehr an Know-how in die Neuentwicklung zu integrieren. Deshalb ist jetzt 2026 das Ziel. Die größte Herausforderung in diesem Zusammenhang sehe ich darin, zeitnah das nötige Equipment zu haben, um produzieren zu können.
Mit dieser zusätzlichen technischen Expertise meinen Sie den bisherigen technischen Leiter bei Impreg, Daniel Will, der ab Juli das Unternehmen verstärken wird. Was versprechen Sie sich von dieser Personalie?

In der Schlauchlinerbranche nimmt, angestoßen nicht zuletzt von großen Netzbetreibern wie Hamburg, Kassel und Nürnberg, eine Diskussion um nicht vollständig ausgehärtete lichthärtende GFK-Liner und welche Möglichkeiten es gibt, solche Qualitätsmängel in Zukunft zuverlässig zu vermeiden, zunehmend Fahrt auf. Wie positioniert sich die BKP in dieser Diskussion?
Wir befinden uns in dieser Thematik im Austausch mit den Marktteilnehmern und unser Anspruch ist es natürlich, ein Produkt herzustellen, dass den Erwartungen der Netzbetreiber und unserem Leistungsversprechen hinsichtlich Qualität und Dauerhaftigkeit entspricht. Dabei ist es mir wichtig, dass wir als Industrie vorhandene Bedenken ernst nehmen und darüber in einem konstruktiven Dialog die technisch richtigen Antworten geben.
Mit CarboSeal hat die BKP dem Schlauchliner ein neues, zusätzliches Anwendungsfeld in der Sanierung von Fernwärmeleitungen er öffnet. Wie ist das Produkt in den Markt gestartet?
Nach den ersten Installationen 2021 in Schweden und im Frühjahr 2022 in Deutschland im Rahmen eines Forschungsvorhabens, haben wir mittlerweile über 40 Installationen weltweit durchgeführt. In Frankfurt am Main haben wir beispielsweise 2024 für die Mainova direkt am Main zwei Strecken DN 175, einmal rund 100 Meter und einmal rund 200 Meter in einem Schuss mit CarboSeal gebaut, und dies ist für uns die größte Referenzbaustelle, die wir in Deutschland haben.
Wie hat sich CarboSeal aus Ihrer Sicht mittlerweile am Markt etabliert?
„Wir sind jetzt alleiniger Gesellschafter von CarboSeal, Oxeon liefert uns weiterhin das Material.“
Sie sehen also mittelfristig eine gute Perspektive für CarboSeal und dies spiegelt sich auch in einer veränderten Gesellschafterstruktur wider, die BKP ist jetzt alleinverantwortlich für das Produkt?
Unser Partner ist ein Komposit-Hersteller aus Schweden, die Firma Oxeon, die eine besondere Variante ihres Carbonfaserproduktes für Hightech-Anwendungen, beispielsweise in der Raumfahrt, entwickelt. Oxeon war als Materialhersteller neben der BKP an der Produktions- und Vertriebsgesellschaft für CarboSeal, PPR Sweden, beteiligt. Oxeon wollte sich aus unternehmensstrategischen Gründen von diesen Anteilen trennen, um sich als reiner Materialhersteller zu positionieren. Da wir das große Potenzial des Produktes – auch für die Entwicklung der BKP – sehen, haben wir uns entschlossen, diese Anteile zu übernehmen und sind damit Mehrheitseigentümer; Oxeon liefert uns weiterhin das Material.
Wie sehen Sie die Perspektive für die BKP Berolina als Unternehmen?
Ich sehe die Perspektive sehr positiv. Als agiles, kleines Unternehmen mit kurzen Entscheidungswegen können wir auf Veränderungen schnell reagieren. Wir sehen kontinuierlich neue Märkte kommen und wir sehen für uns gute Potenziale, daran zu partizipieren. Wir sehen uns mit unseren drei Standbeinen GFK-Schlauchlining, CarboSeal und GFK-Rohrummantelung und mit unserer internationalen Ausrichtung gut aufgestellt, um eventuelle Schwächen in dem einen oder anderen Marktsegment mit Stärken in den anderen Bereichen kompensieren zu können. Gerade für den Bereich Rohrummantelung erwarte ich kurz- und mittelfristig eine sehr positive Entwicklung. Der Oberflächenschutz aus GFK, für den grabenlosen Einzug von Stahlrohren, verspricht aufgrund der Entscheidung der Bundesnetzagentur fast 10.000 Kilometer Leitungsnetz für Wasserstoff aufzubauen, hervorrangende Wachstumsmöglichkeiten.
Rohrpost abonnieren!
Wir graben für Sie nach Neuigkeiten. Die Ergebnisse gibt es bei uns im Newsletter.
Jetzt anmelden!


Im Linermarkt müssen wir aufpassen, nicht zu einer Randerscheinung werden, aber wir müssen auch nicht überproportional wachsen und wir haben die Freiheit und die Rückendeckung seitens unseres Gesellschafters, auch abseits der ausgetretenen Pfade zu denken.

Und wie stellt sich die BKP für die Zukunft auf?
Der Standort hier in Velten vor den Toren Berlins ist seit 2023 in unserem Eigentum und wir haben ein angrenzendes Grundstück dazugekauft. Wir wollen dort eine neue Halle bauen, um zu ummantelnde Rohre zwischenzulagern, um Lagerfläche zu schaffen und um unsere Anlagentechnik weiter ausbauen zu können. Wenn nur ein Bruchteil von dem, was bei CarboSeal in der Pipeline ist, realisiert wird, brauchen wir mehr Platz und wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, brauchen wir „Human Capital“. Hier befinden wir uns aktuell in der Rekrutierungsphase. Und last not least sind wir dabei, unsere Produktion um internationale Standorte zu erweitern. Also kann man sagen: Wir entwickeln uns mit großer Dynamik nach vorn!
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?


Bauleistungen


Dienstleistungen


Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Aktuelle Termine für unterirdische Infrastruktur
05.05.2025 - 08.05.2025
Pipeline Technology Conference (ptc)05.05.2025 - 08.05.2025
20. Pipeline Technology ConferenceJetzt zum Newsletter anmelden:
Leitungsbau, Kanalsanierung, Abwasser – erfahren Sie das wichtigste rund ums Thema unterirdische Infrastruktur.