Vorreiter mit klaren Zielen
Mit Druck kann Saertex multiCom umgehen – besonders grabenlos. Hier hat der international agierende Hersteller von UV-lichthärtenden GFK-Schlauchlinern eine Vorreiterstellung inne. Auch beim Thema Nachhaltigkeit macht das zur Saertex-Gruppe gehörende Unternehmen große Schritte. Über Entwicklungen im Druckrohrbereich, über Nachhaltigkeit und technische Möglichkeiten beim Schlauchlining sowie über Unternehmensstrategien und -ziele sprachen wir mit Global Managing Director Kai Diecks und Global Director Products Dr. Nils Füchtjohann.
B_I umweltbau: Wie grabenlos ist die Sanierungszukunft in den Bereichen Abwasserentsorgung und Versorgung?
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Kai Diecks: In Deutschland sind grabenlose Technologien seit langer Zeit etabliert. Global gesehen gibt es im Bereich der UV-härtenden Produkte allerdings weiterhin viel zu tun. Wir sind als international agierendes Unternehmen weltweit aktiv und möchten die Technologie im Ausland etablieren und weiter voranbringen. Das Potenzial für UV-Schlauchliner ist äußerst groß. In Amerika etwa liegt der Marktanteil von Filzlinern derzeit bei ca. 90 Prozent. Gerade solche Märkte möchten wir künftig viel stärker mit unseren GFK-Linern erschließen und gehen von einer positiven Entwicklung wie in Deutschland aus.
B_I umweltbau: Saertex hat die Entwicklung von Schlauchlinern für die Sanierung von Druckleitungen sowohl für den Abwasser- als auch für den Trinkwasserbereich maßgeblich vorangetrieben. Wie hat sich dieses Marktsegment aus Ihrer Sicht entwickelt?
Dr. Nils Füchtjohann: Wir starteten 2012 mit unserem Druckabwasser-Liner. Zu dieser Zeit gab es kein vergleichbares Produkt. In den letzten zehn Jahren waren wir auf die Produktweiterentwicklung, aber auch auf die Marktentwicklung fokussiert. Das ist für uns ein ganzheitlicher Prozess, zu dem auch Zulassungen, Schulungen sowie Kommunikation mit Kommunen/Netzbetreibern und Kunden gehören. Wir sehen die Entwicklung im Druckrohrbereich sehr positiv – gerade im Trinkwasserbereich. Mit unserem Sartex-Liner H2O zur grabenlosen Sanierung von Trinkwasserleitungen konnten wir bereits über 350 Installationen in rund 100 Projekten weltweit realisieren. Ganz aktuell arbeiten an nahtlosen Linerdesigns, bei denen Dehnfähigkeit und Betriebsdrücke gesteigert werden konnten.
B_I umweltbau: Die Anbindung von Drucklinern in bestehenden Systemen gilt als fehleranfällig, und auch oder gerade die Anbindung von Anschlussleitungen ist ein neuralgischer Punkt. Gibt es hier neue Lösungen oder Lösungsansätze?
Füchtjohann: Unsere Kunden haben in den letzten Jahren sehr erfolgreich unsere Druckliner hunderte Male zum Beispiel mit einem CIP-Joint der Firma Nova Siria und entsprechenden Linerendmanschetten an das bestehende Netz angebunden. Mit einer ganzheitlichen Projektplanung ist dieser sehr wichtige Schritt problemlos möglich.
Hinsichtlich der Seitenanschlüsse kann ich berichten, dass für den Niederdruckbereich vor einigen Wochen eine Lösung der Firma ALH Systems für den Sartex-Liner Gas in Großbritannien zugelassen wurde. Wir konnten sogar im April dieses Jahres bei einem Bauvorhaben nachweisen, dass dieser Seitenanschluss auf dem Sartex-Liner Gas während des Betriebs installiert werden kann. Zudem arbeiten wir an weiteren Lösungen für Seitenanschlüsse, die für einen Betriebsdruck von 16 bar geeignet sind.
„Wir möchten ausländische Märkte künftig noch viel stärker mit unseren GFK-Linern erschließen.“ Kai Diecks
B_I umweltbau: Wie ist der aktuelle Stand bei der Bogengängigkeit?
Füchtjohann: Unsere Liner im Druckbereich sind am besten geeignet für gerade Transportleitungen. Sicherlich ist eine gewisse Bogengängigkeit des Produkts möglich – das wird jedoch unter Berücksichtigung der kompletten Rahmenbedingungen eines Sanierungsvorhabens durch unsere Bauingenieure projektspezifisch bewertet.
B_I umweltbau: Ein brisantes Thema, mit dem sich momentan nahezu alle Firmen beschäftigen müssen, sind die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Wie betroffen sind bei Ihnen etwa die Glasfaser- und Trägermaterialproduktion, der Linervertrieb oder der Bezug von Harzen und anderen Materialien?
B_I umweltbau: Gerade angesichts der aktuellen Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten kann es nicht schaden, auch bei der Schlauchlining-Technologie die Nachhaltigkeit und Werthaltigkeit in den Blick zu nehmen. Beim Deutschen Schlauchlinertag Mitte September war unter anderem die Rede von der Optimierung des Ressourcenverbrauchs etwa durch genauere Analyse der Leistungsfähigkeit der Linersysteme bzgl. deren Systemgrenzen in mechanischer Hinsicht. Der Anspruch solle sein, die Entwicklung der Schlauchliner-Technologie und der Einbauqualität voranzutreiben. Wie stehen Sie als Linerhersteller zu dieser Thematik?
Aktuell stehen wir mit unserem Umweltmanagementsystem kurz vor der Zertifizierung nach ISO 14001. Wir haben Ende 2020 die Produktverbesserung Saertex-Liner UPgreen eingeführt und innerhalb des ersten Jahres weit über eine Million Kilogramm CO2 eingespart. Seit kurzem können wir für unsere Saertex-Liner Typ S+ den Carbon-Footprint ausweisen gemäß DIN EN ISO 14067:2018, verifiziert durch ein unabhängiges Institut. Das sind nur ein paar Beispiele und wir haben noch viel vor. Eines unserer wichtigsten Ziele für die Zukunft ist eine CO2-neutrale Produktion. Abfallvermeidung wird darüber hinaus ein wichtiges Thema sein.
„Mit einem Konsortium arbeiten wir daran, die Härtungskontrolle weiterzuentwickeln.“ Dr. Nils Füchtjohann
B_I umweltbau: Zur Nachhaltigkeit gehört auch eine energieeffiziente und vollständige Durchhärtung. Auf Baustellen von Hamburg Wasser wurde in der jüngeren Vergangenheit wiederholt festgestellt, dass UV-härtende GFK-Liner nicht vollständig ausgehärtet waren. Hamburg Wasser ist zusammen mit anderen Netzbetreibern auf der Suche nach den Ursachen. Brauchen wir also auch bei der Lichthärtung eine Prozessoptimierung?
Füchtjohann: Uns ist die Thematik natürlich bekannt. Bei uns ist es so, dass wir den Fokus auf Qualität und nicht auf Schnelligkeit bei der Aushärtung legen. Wir arbeiten mit unterschiedlichen UV-Anlagenherstellern zusammen und prüfen intensiv die Liner hier vor Ort auf unserem Testgelände, ob alle Qualitätskriterien erfüllt werden, ob die mechanischen Kennwerte stimmen, ob die Reststyrol-Werte passen – für die verschiedenen Anlagen, Aufbauten und Geometrien.
Sicherheit steht also bei uns an erster Stelle. Deshalb setzen wir uns schon seit langem mit dem Thema auseinander. Wir haben mit dem Prüflabor SBKS, der Firma Prokasro und der Firma Netzsch ein Konsortium gegründet, um die Impedanzspektroskopie* weiterzuentwickeln. Unser Ansatz ist, nicht nur in Schächten zu messen, sondern über die gesamte Linerlänge hinweg Messungen durchzuführen. Hierzu konnten wir bereits gute Ergebnisse verzeichnen, mit denen wir zukünftig am Markt agieren wollen. In den kommenden Monaten wird das Konsortium dann erste Baustellentests starten.
B_I umweltbau: Sind Digitalisierung und Prozessautomatisierung Instrumente, um dem Fachkräftemangel zu begegnen?
B_I umweltbau: Was sind künftig entscheidende/bedeutende Themen, denen Sie sich Saertex multiCom widmen wird?
Diecks: Wir sehen weltweit ein riesiges Zukunftspotenzial für die grabenlose Sanierung mit GFK-Schlauchlinern. Deshalb arbeiten wir weiter daran, innovative Lösungen auf den Markt zu bringen und Produkte zu optimieren, um neue Märkte zu erschließen bzw. uns auf bestehenden weiterzuentwickeln. Unsere Aktivitäten zur Nachhaltigkeit und Digitalisierung habe ich bereits genannt. Diese Themen werden uns auch weiterhin begleiten.
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B_I umweltbau: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!
*Bei dem Verfahren zur Überwachung der Härtung in Echtzeit messen Sensoren auf der Außenseite des Druckliners die Ionenviskosität und die Temperatur der Außenseite, wodurch Rückschlüsse auf das Härtungsverhalten des Harzsystems möglich sind.
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