15. Seminar „Rund ums Rohr“: Material, Menschen und künstliche Intelligenz
Auf der Color Line ging es Ende September 2024 von Kiel nach Oslo und wieder zurück. | Foto: B_I/Valdix
Die Kontrolle der Aushärtung von Schlauchlinern in Echtzeit ist ein derzeit viel diskutiertes Thema. Die vollständige Reaktion der Harze ist eine Voraussetzung für ein langlebiges Produkt. Die Hamburger Firma Syscribe hat Sensoren entwickelt, die an der Außenfolie des GFK-Liners angebracht werden. Die Sensorköpfe verfügen über einen Lichtsensor, der Aufschluss über die Arbeit der UV-Anlage gibt, eine elektrische Kontaktfläche, die den elektrischen Widerstand des Harzsystems misst, sowie einen Temperatursensor. Mit diesen Elementen können direkt und sofort die Härtungsreaktion gemessen und dokumentiert sowie die Zuggeschwindigkeiten daran angepasst werden – ganz im Sinne der Einbauqualität. Bislang, so Syscribe-Geschäftsführer Daniel von Bernstorff, habe das Hamburger Unternehmen mehr als 750 Leinereinbauten direkt begleitet.
Daniel von Bernstorff stellte ein System zur Echtzeitmessung von Aushärteparametern via Sensoren vor. | Foto: B_I/Valdix
Daniel von Bernstorff stellte ein System zur Echtzeitmessung von Aushärteparametern via Sensoren vor. | Foto: B_I/Valdix

Nachdem Dr.-Ing. Mark Kopietz (SBKS) die Teilnehmer mitnahm ins Reich der Qualitätssicherung im Prüflabor, berichtete Daniela Fiege, Vorstand Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen (SAL), von pragmatischen Lösungen hinsichtlich jüngst durchgeführter Maßnahmen zum Objektschutz. Auch Lünen war im Sommer 2021 sehr von Starkregen betroffen, weshalb Hochwasserschutzmöglichkeiten erörtert wurden – auch mit den Bürgern. Statt einer teuren und wenig wirksamen Kanalerweiterung setzte man in Lünen schließlich für deutlich weniger Geld (ca. 280.000 €) an 22 überflutungsgefährdeten Gebäuden Objektschutzmaßnahmen um, die aus der Regenwassergebühr finanziert wurden. Die Finanzierung der Maßnahmen aus dem Gebührenhaushalt war und ist eine rechtliche Grauzone. Dennoch meint Daniele Fiege: „Manchmal braucht es ein wenig Mut und Entschlossenheit, um neue Wege zu gehen und das zu tun, was den Menschen wirklich hilft.“

Daniela Fiege: „Sowohl der SAL als auch die Stadt Lünen und die Anwohner stehen gemeinsam in der Verantwortung, jeweils zumutbare Maßnahmen zur Minimierung absehbarer Schäden zu ergreifen.“ | Foto: IBAK
Daniela Fiege: „Sowohl der SAL als auch die Stadt Lünen und die Anwohner stehen gemeinsam in der Verantwortung, jeweils zumutbare Maßnahmen zur Minimierung absehbarer Schäden zu ergreifen.“ | Foto: IBAK

Ohne Fachkräfte läuft nichts: Wie kann man Personal gewinnen und halten?

Vier Jahre Gremiumarbeit, die sich ausgezahlt hat: Anja Janßen (Umwelttechnik Janßen), die maßgeblich an der Neuordnung der umwelttechnischen Berufe mitgewirkt hatte, berichtete über die nunmehrigen Änderungen und die damit einhergehenden bisherigen Erfolge. Unter anderem würde man allein wegen des Namens „Umwelttechnologe/-in“ mit den jungen Leuten auf Veranstaltungen viel besser ins Gespräch kommen, so ihre Erfahrung. „Sehr gut angekommen“ seien auch die beiden Kanalsanierungsoffensiven am Gelsenkirchener Hans-Schwier-Berufskolleg im letzten und diesem Jahr. Einmal jährlich zeigen Firmen Reparatur und Renovierung zum Anfassen und Ausprobieren.
Wie kann ein Unternehmen attraktiv für (potenzielle) Arbeitnehmer sein? Robert Frischbier gab Aufschluss darüber. | Foto: B_I/Valdix
Wie kann ein Unternehmen attraktiv für (potenzielle) Arbeitnehmer sein? Robert Frischbier gab Aufschluss darüber. | Foto: B_I/Valdix

Junge Menschen begeistern, aber auch Mitarbeiter halten ist in Zeiten des Fachkräftemangels enorm wichtig. „Wir wissen, heute schon: Im Jahr 2035 fehlen uns 7 Millionen Fach- und Arbeitskräfte. Das ist der größte Exitus, den wir bisher auf dem Arbeitsmarkt erlebt haben“, warnte Robert Frischbier (2PaarSchultern). Daher sei es für Arbeitgeber wichtiger denn je, attraktiv zu sein. Was kann man Mitarbeitern realistisch anbieten? Auf Mitarbeiter individuell eingehen statt Regelungen nach dem Gießkannenprinzip und als Führungskraft auch die „weichen Faktoren“ nicht außer Acht lassen, waren zwei seiner Tipps. Auch die interne und externe Kommunikation seien besonders wichtig.

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Künstliche Intelligenz – aktueller Stand und Möglichkeiten

Marco Deubler: „KI ist nur so intelligent wie die Daten, durch die sie trainiert wird.“ | Foto: B_I/Valdix
Marco Deubler: „KI ist nur so intelligent wie die Daten, durch die sie trainiert wird.“ | Foto: B_I/Valdix

Der zweite Tag widmete sich Inspektionsthemen. Nach einem Exkurs zu Drainagesystemen unter landwirtschaftlichen Nutzflächen richtete sich der Fokus auf den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) in der Kanalinspektion. KI, so Marco Deubler (ISAS), sei ein nützliches Tool zur künftigen Optimierung der Zustandserfassung, allerdings sei die Implementierung der automatisierten Bilderkennung schwieriger als viele glauben. Unterschiedliche Kameratechnik, individuelles Handling der Kamera durch den Operator, Berücksichtigung der Systemgrenzen, anspruchsvolle Geometrien der zu inspizierenden Objekte und sehr umfangreiche Kodiersysteme auf Basis EN 13508-2 seien wesentliche Herausforderungen. Deubler sprach sich für die Erstellung eines KI-Regelwerks oder -Leitfadens aus und betonte, dass die KI als Assistenzsystem des Zustandserfassers fungiere und der Ingenieur als erste und letzte Instanz für das Training und die Anwendung eines KI-Systems unverzichtbar bleibe.

„Ohne gutes Wissen, keine gute KI“, machte Arno Jugel deutlich. „Denn KI-Modelle speichern keine Daten, sondern Wissen.“ | Foto: IBAK
„Ohne gutes Wissen, keine gute KI“, machte Arno Jugel deutlich. „Denn KI-Modelle speichern keine Daten, sondern Wissen.“ | Foto: IBAK
Im an- und abschließenden Vortrag stellte Arno Jugel (IBAK) KI-Projekte von IBAK vor. ArtIST ist eine Cloud-basierte Erweiterung der Kanalanalyse-Software IKAS evolution und vollständig darin integriert. Das offline-fähige System unterstützt den Inspekteur durch eine automatisierte Zustandserfassung bei der Erstellung von Inspektionsberichten und wird als „Assistent“ des Inspekteurs verstanden; letzterer trägt die Verantwortung für die Zustandserfassung. Ein zweites KI-gestütztes System ist aiControl, mit dem die Kameras vollautomatisch und stets nach den gleichen Mustern gesteuert werden können. Der Effektivitätsvorteil, den die KI bietet, sei dadurch auch bei Dreh- und Schwenkkopfkameras gegeben, so Jugel. Der Inspekteur kann jederzeit eingreifen und die Kontrolle vom Autopiloten übernehmen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes setzt IBAK den KI-Ansatz neuerdings auch für Alterungsmodelle ein. Auf Basis von aktuellen Inspektionsdaten soll die Entwicklung der Substanzklassen für die jeweiligen Haltungen bzw. Netze simuliert und anhand dessen eine Degradationsvorhersage getroffen werden. So könnten Instandhaltungsstrategien optimiert werden.

Moderiert wurde RuR 2024 von Artur zu Eulenburg (B_I umweltbau). | Foto: B_I/Valdix
Moderiert wurde RuR 2024 von Artur zu Eulenburg (B_I umweltbau). | Foto: B_I/Valdix

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