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Flüssigboden im Leitungs- und Kanalbau – lohnt es sich wirklich?

Flüssigboden ist inzwischen mehr als nur ein technischer Trend: In Ingenieurbauwerken wie innerstädtischen Leitungsgräben etabliert er sich als Alternative zur klassischen Sand- oder Kiesverfüllung. Die aktualisierte Regelsetzung durch das FGSV‑Merkblatt von März 2025 sowie die Schweizer RERNorm bietet nun erstmals eine objektive und praxisnahe Grundlage für Planung, Ausschreibung und Bauüberwachung – Anlass genug, die zentrale Frage nüchtern zu stellen: Wo lohnt sich der Einsatz wirklich, und in welchen Fällen überwiegen Aufwand und Unsicherheit?

Flüssigboden im Kanalbau: Kosten, Vorteile und Qualität im Vergleich
Verfüllen einer Baugruben mit vor Ort aufbereitetem Flüssigboden | Foto: Ingenieurgesellschaft Prof. Dr.-Ing. E. Macke mbh
Flüssigboden (ZFSV) ist ein zeitweise fließfähiger, selbstverdichtender Verfüllbaustoff, der überwiegend entweder aus anstehendem Boden oder Recyclingmaterial besteht, dem Wasser und Bindemittel (z.B. Kalk, Zement, Bentonit) zugesetzt werden. Nach dem Einbau fließt er in Hohlräume, umgibt Rohre hohlraumfrei, und verfestigt sich anschließend zu einem bodenähnlichen Gebilde. Die homogenen Bettungseigenschaften können so auch für längere Lebensdauern der Medienrohre sorgen — ganz ohne Verdichtung.

Dieser Prozess spart nicht nur Energie durch Verzicht auf schwere Maschineneinsätze, sondern reduziert Lärm, Staub und Vibration. Ein klares Plus bei innerstädtischen oder sensiblen Arbeiten. Zudem kann der Boden später erneut ausgehoben und wiederverwendet werden.

Qualitätssicherung für Flüssigboden

Nicht jedes Flüssigbodenprodukt liefert die gleichen Leistungen. Es gibt unterschiedliche Produkte am Markt. Je nach Anwendungsfall muss das Material spezifische Anforderungen erfüllen, damit keine Einbaufehler geschehen. Ein Warentest des Instituts für Unterirdische Infrastruktur (IKT) zeigte deutliche Unterschiede: Manche Materialien erhärten zu schnell oder bleiben zu weich, was spätere Schäden oder Verzögerungen nach sich ziehen kann. Deshalb sind klare Prüfkriterien, Ausschreibungen mit spezifisch gewählten langfristigen Flüssigbodeneigenschaften und eine baubegleitende Qualitätssicherung essenziell.

Moderne Gütesicherungsansätze umfassen sowohl die Produktqualität (z.B. REGNorm, Regelwerk Flüssigboden, RAL‑GZ 507) als auch die Einbauqualität (Eigenüberwachung AG ab >50 m³). Dabei geht es um Dokumentation von Soll-/Ist‑Werten, Lieferscheinen, Prüfprotokollen und Verantwortlichkeiten – langfristig nachweisbar und revisionssicher.

Der Auftraggeber kann Haftungsrisiken klar verteilen. Der Planer haftet für die technisch richtige Vorgabe von Zieleigenschaften des Flüssigbodens. Der Rezepturersteller haftet für die Erreichung der Parameter (inkl. vorab für langfristige Parameter z.B. dauerhaft qu < 0,2 N/mm²)

Wirtschaftliche Vorteile von Flüssigboden – realistisch betrachtet

Eine ausführliche Musterkalkulation des IKT zeigt, dass sich durch den Einsatz von Flüssigbodenunter idealen Bedingungen finanzielle Einsparungen von bis zu rund 20 Prozent pro Meter Kanalgraben erzielen lassen. Dabei werden sowohl direkte Einsparungen durch Wiederverwendung des Aushubs und reduzierte Transport- und Deponiekosten als auch indirekte Effekte durch schnellere Bauausführung und schlankere Grabenführung berücksichtigt.

Noch größere Einsparpotenziale können auftreten, je komplexer die Baustellenherausforderungen werden. So ist beispielsweise das Verlegen von Leitungen und Kanälen im Grundwasser mit Flüssigboden möglich, während die konventionelle Bauart hier mit wasserdichten Baugruben aus Beton und Stahl oder Grundwasserabsenkungen arbeiten muss.

Einaxiale Druckfestigkeit FB - Messung einaxiale Druckfestigkeit als Kurz- und Langzeitversuch | Foto: FiFB
Einaxiale Druckfestigkeit FB - Messung einaxiale Druckfestigkeit als Kurz- und Langzeitversuch | Foto: FiFB

Hier zeigen sich durch den Einsatz von Flüssigboden somit auch Effekte des Ressourcen- und Klimaschutzes. Ein weiteres Beispiel mit noch höheren ökonomischen Einsparungen sind wasserdichte Baugruben aus Flüssigboden. Gerade die Vielzahl der Lösungen lädt dazu ein, Flüssigboden als Lösungsvariante zu denken und dadurch erhebliche Einsparungen zu realisieren und nicht als Verfüllbaustoff.

In der Praxis bestätigt sich: Flüssigboden verkürzt Baustellenzeiten, senkt Logistikkosten und Materialeinsatz und reduziert Emissionen. Je nach Projektart sind Reduktionen von bis zu 80 Prozent CO₂ möglich. Grob vereinfacht ließe sich hier sagen: Je mehr Herausforderungen auf der Baustelle mit Flüssigboden gelöst werden, desto spürbarer sind CO2- und Kosten-Einsparungen.

Das Dilemma um die Wasserundurchlässigkeit

Doch egal wie nachhaltig die Bauweise mit Flüssigboden sein mag, ein bestimmter Aspekt lässt sich nicht ausschalten: Die nahezu vollständige Wasserundurchlässigkeit von Flüssigboden. Mit kf-Werten ab 10-7 m/s liegt er im maximal schwach durchlässigen Bereich, vergleichbar mit Lehm. Geringere kf-Werte sind äußerst seltene Ausnahmen und daher nicht repräsentativ. Grundsätzlich wirkt der Flüssigboden wie ein Wasserstauer. Dies kann ebenso Nachteile wie Vorteile bieten.

Aufgrund seiner Wasserundurchlässigkeit kollidiert der Flüssigbodeneinsatz mit dem Schwammstadt-Konzept. Während der Einbau unter versiegelten Flächen praktisch keine Rolle spielt, muss der Einsatz unter Grünflächen projektspezifisch betrachtet werden. Um den versickerungsmindernden Effekt zu verringern, können bspw. (1) konkrete Filterwege eingebaut werden, (2) die Oberfläche des Flüssigbodens im Gefälle ausgebildet werden, damit das Wasser ablaufen kann oder (3) – wenn es sich um kleinere oder schmale Einbauten handelt, reicht es, auf eine geeignete Einbautiefe des Flüssigbodens zu achten, sodass Wasser an ihm vorbei versickern kann.

Die Wasserundurchlässigkeit kann bei Spezialanwendungen jedoch auch ihre Potenziale einbringen: Sogenannte Baumrigolen kann man sich wie einen unterirdischen Blumentopf aus Flüssigboden vorstellen. Wasser wird hierin unter dem Baum aufgefangen, anstatt in tiefere Schichten zu versickern, sodass dieser länger von seinem Wasservorrat zehren kann. Gleichzeitig ist Flüssigboden dadurch auch als Wurzelschutz einsetzbar. Weniger Einwachsungen in Leitungen und Kanäle sorgen so für eine längere Lebensdauer dieser.

Risiken von Flüssigboden

Einige Praktiker berichteten, dass sich in Randbereichen gelegentlich „Mikrospalte“ bilden können – Hinweise auf mangelnde Adhäsion mit dem umgebenden Boden. Das kann Scherkräfte auf Rohre erhöhen und Schäden bei Schachtanschlüssen riskieren.

Deshalb ist nicht nur die Rezeptur des Materials, sondern auch die fachgerechte Planung der Rohrumgebung und die Überwachung der Herstellung und des Einbaus kritisch. Fehlende Qualitätssicherung, keine Berücksichtigung von Langzeiteigenschaften oder ungeeignete Aushubmaterialien können problematisch sein.

Die Handhabung von Flüssigboden auf der Baustelle kann besondere Risiken bieten, wenn das Personal nicht oder unzureichend geschult ist. Gerade wer die Flüssigbodenbaustelle mit dem konventionellen Auge betrachtet, macht oft Einbaufehler.

Doch gerade durch die neue Bauweise können neue Arbeitsabläufe auf der Baustelle entstehen, die sich oft als effizienter und schneller erweisen. Diese Optimierungen tragen normalerweise zu merklichen Einsparungen bei, die den höheren Kubikmeterpreis von Flüssigboden mindestens ausgleichen würden. Wird die Baustelle nicht in ihrer Gesamtheit betrachtet, sondern erfolgt die Kalkulation mit konventionellen Schemen, wird es oft teurer.

Welchen Boden am besten für den Einbau nehmen?

Gerade bei nicht verdichtungsfähigen Böden, die sonst aufwendig entsorgt werden müssten, eröffnet Flüssigboden deutliche Vorteile. Durch die Aufbereitung zu Flüssigboden können auch diese Materialien wieder eingebaut werden. Wer hier auf Ressourcenschonung setzt, akzeptiert unter Umständen auch etwas höhere Kosten, vermeidet dafür aber Entsorgungsaufwand und Neumaterialeinsatz.

Flüssigboden-Maßnahme in Kiel | Foto: B_I/Valdix
Flüssigboden-Maßnahme in Kiel | Foto: B_I/Valdix

In Trassen hingegen, bei denen der Aushub von Natur aus wiedereinbaufähig ist und keine besonderen Randbedingungen bestehen, bringt Flüssigboden keinen zusätzlichen Nutzen. In solchen Fällen ist die direkte Wiederverwendung der Böden die nachhaltigere Lösung. Flüssigboden lohnt sich dort nicht – sein pauschaler Einsatz in jedem Kanalbauprojekt wäre aus Sicht der Ressourcenschonung nicht sinnvoll.

Fazit: Wann lohnt sich Flüssigboden, wann nicht?

Flüssigboden lohnt sich vor allem dort, wo:

  • Setzungsfreiheit und schnelle Bauabläufe gefragt sind – typischerweise in innerstädtischen Leitungsgräben,
  • Aushub und Materiallogistik hohe Kosten verursachen – Einsparungen durch Wiederverwertung sind realistisch,
  • Ein hoher Grundwasserstand anliegt – hier können Materialeinsatz und Wasserhaltungen reduziert werden,
  • Wasserhaltung ausgeschlossen ist – hier können alternative Lösungen zum Tragen kommen,
  • Bauteile oder Räume sensibel auf Verdichtung reagieren – Flüssigboden ermöglicht erschütterungsarmen Einbau,
  • Nachhaltigkeit und Versickerung eine Rolle spielen – durch definierte Permeabilität und niedrigere Emissionen,
  • Baugruben erbaut werden in engeren Bereichen, tiefen bis 12 m, mit Grundwassereinfluss – durch die statische Nachweisführung und Nutzung spezieller Flüssigbodenlösungen die wirtschaftlichste Baugrubenvariante,
  • Höhere Tragfähigkeiten der Bodenplatte benötigt werden – durch eine gezielte Bodenverbesserung mit Flüssigboden, statisch nachgewiesen und dimensioniert,
  • Kontaminationen im Baugrund vorliegen, da der örtliche Boden wiederverwendet werden kann selbst bei Material >Z2 – durch rechtliche Klärung mit den Behörden durch den Planer und umwelttechnische Untersuchungen und Gutachten des Flüssigbodens.
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Er ist weniger sinnvoll, wenn:

  • In Grünanlagen gebaut werden soll,
  • Die Flächenentwässerungskonzepte bereits kritisch sind,
  • Die Böden vor Ort wiedereinbaubar sind,
  • Keine Erschwernisse vorkommen (Platzverhältnisse, Erschütterungsfreiheit, Grundwasser, Kontaminationen),
  • Qualitätskontrollen fehlen,
  • Baufirmen nicht das notwendige Know-How mitbringen,
  • Ausschreibung und Angebote konventionell kalkuliert werden,
  • Die logistischen Einsparpotenziale strukturell eingeschränkt sind.

Mit fundierter Planung, Rezeptursteuerung und systematisch durchdachter Gütesicherung ist Flüssigboden ein leistungsfähiges, nachhaltiges Instrument im modernen Kanal- und Leitungsbau. Die neue Regelsetzung 2025 stärkt das Vertrauen – wer Kosten über den gesamten Projektverlauf denkt, kann davon profitieren.

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