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Fünf Flüssigböden im Vergleich

Das IKT hat in einem vergleichenden Warentest fünf Flüssigboden-Systeme unter realitätsnahen, reproduzierbaren Bedingungen getestet. Die Haupterkenntnis war: Das Material kann alle tollen Eigenschaften bieten, die Netzbetreiber an Flüssigböden so schätzen – aber nur, wenn die Rezeptur stimmt.

IKT-Warentest: Fünf Flüssigböden im Vergleich für Bedingungen im Kanalbau
Start ins Prüfprogramm: erste Probennahmen während des Einfüllens | Foto: IKT

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Flüssigböden – im Fachjargon „Zeitweise fließfähige, selbstverdichtende Verfüllbaustoffe“ (ZFSV) – sind klasse. Mit ihnen füllt man einen Leitungsgraben ruckzuck auf ohne lästiges Verdichten. Sie fließen in jeden Winkel, betten die Rohre optimal und härten anschließend soweit aus, dass man ohne Probleme oben einen Gehweg oder eine Straße drauf bauen kann. Und wenn man später noch mal an die Leitung ranmuss, dann kann das Material einfach wieder ausgehoben werden. Im Idealfall.

ZFSV mit Vorteilen und Risiken

Doch die Anforderungen an das Material sind hoch. Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur hat in einem aufwendigen Warentest fünf Flüssigböden auf ihre Eignung für den Kanalbau hin untersucht. Denn: „Flüssigboden sollte keine Wundertüte sein“, finden die Mitglieder des kommunalen Lenkungskreises, die alle wichtigen Entscheidungen in diesem Projekt trafen.

Zwar gelang bei allen Materialien das vollständige Füllen der Gräben ohne Hohlräume, die Leitungsumschließung bewerten die Tester sehr positiv, und bei allen Produkten ist ein Beitrag zum Wurzelschutz zu erwarten. Aber zwei Flüssigböden patzten bei Kriterien, die vom kommunalen Projekt-Lenkungskreis als essentiell für eine Verwendung im Kanalbau festgelegt wurden. Ein Material härtete so stark aus, dass die geforderte Wiederaushubfähigkeit nicht gegeben war, ein anderes brauchte deutlich zu lange, um die für die Überbauung nötige Festigkeit zu erreichen, und zeigte darüber hinaus Risiken für die Wiederverwertung und eine nicht ertragbare Ammoniak-Belastung beim Aushub.

Aufwendiger Aufbau: fünfmal Betonschacht, fünfmal Kunststoffschacht, fünfmal Kanalrohr, fünfmal querende Leitungen, zehn Verbaukästen – und 30 Tonnen Stahl | Foto: IKT

Notenvergabe: „Gut“ bis „Ungenügend“

Die fünf getesteten Systeme erreichen Noten von „Gut“ bis „Ungenügend“. In Sachen Qualität gibt es zwischen den einzelnen Materialien deutliche Unterschiede:

  • Carbofill von Thomas Zement GmbH & Co. KG – GUT (1,9)
  • RSS Flüssigboden von FiFB Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH – GUT (1,9)
  • TerraFlow von Heidelberger Beton GmbH – BEFRIEDIGEND (3,4)
  • Terrapact von Holcim Beton und Betonwaren GmbH – UNGENÜGENDwegen sehr schlechter Wiederaushubfähigkeit nicht im Kanalbau einsetzbar
  • WBM-Flüssigboden von WBM-Flüssigboden GmbH – UNGENÜGENDwegen zu später Überbaubarkeit, mangelhafter Wiederverwertbarkeit und hoher Ammoniak-Werte nicht im Kanalbau einsetzbar

Bewertung mit klaren Siegern

Den Testsieg mit der Note „Gut“ (1,9) holt sich das Material Carbofill von Hersteller Thomas Zement, das sich nur bei der Prüfung der Begehbarkeit nach Verfüllung eine erwähnenswerte Schwäche leistet. Auf Platz 2 kommt ganz knapp dahinter der RSS Flüssigboden vom FiFB Forschungsinstitut für Flüssigboden ins Ziel, ebenfalls mit einem „Gut“ (1,9). Nur mit dem Verfüllen der Verbauspur hatte das Material so seine Schwierigkeiten. TerraFlow von Heidelberger Beton handelte sich mit einer schlechten Note beim K.O.-Kriterium Wiederaushubfähigkeit eine Abwertung um 1,0 Notenpunkte ein, ist sonst aber etwa auf Augenhöhe mit den Bestplatzierten. Insgesamt erreicht TerraFlow ein „Befriedigend“ (3,4) und damit den dritten Platz.

Unter Druck gesetzt: Mit dem Lastplattendruckversuch wurde der E-Modul der eingebauten Flüssigböden ermittelt. | Foto: IKT
Unter Druck gesetzt: Mit dem Lastplattendruckversuch wurde der E-Modul der eingebauten Flüssigböden ermittelt. | Foto: IKT

Das Material Terrapact von Holcim ließ sich nur mit großem Aufwand und schwerem Gerät wieder aus dem Versuchsstand lösen. Folge: ein „Ungenügend“ im K.O.-Kriterium Wiederaushubfähigkeit, und damit nicht einsetzbar im Kanalbau. Der WBM-Flüssigboden dagegen leistete sich einen Schnitzer im K.O.-Kriterium Überbaubarkeit. Er hätte erst nach deutlich mehr als 28 Tagen überbaut werden können. Zusätzlich wurde bei diesem Produkt der MAK-Wert für Ammoniak überschritten (MAK = mittlere Arbeitsplatz-Konzentration) und auch die Wiederverwertbarkeit war mangelhaft. Das Urteil der Tester: „Ungenügend“, nicht im Kanalbau einsetzbar.

Qualitätssicherung auf der Baustelle

Die Testergebnisse zeigen, dass wichtige Bewertungskriterien auch in der Baustellenpraxis im Zuge der Eigen- und Fremdüberwachung überprüft werden sollten. Dies betrifft insbesondere die Fließfähigkeit, Begehbarkeit, Überbaubarkeit, die Bettungseigenschaften sowie die Wiederhaushubfähigkeit. Darüber hinaus sollten der Hersteller die Inhaltsstoffe der eingesetzten Ausgangsmaterialien – auch des Bodenmaterials – in transparenter und überprüfbarer Weise darstellen. Es kann auch angezeigt sein, die Lieferbeständigkeit zu überprüfen, also inwieweit Schwankungen der Eigenschaften zwischen den Chargen zu beobachten sind.

Appell an Auftraggeber: Die wichtigsten Qualitätsmerkmale auf der Baustelle überprüfen! | Foto: IKT
Appell an Auftraggeber: Die wichtigsten Qualitätsmerkmale auf der Baustelle überprüfen! | Foto: IKT

Flüssigboden im Kanalbau

Der IKT-Warentest zeigt: Grundsätzlich eignet sich Flüssigboden jetzt schon für den Kanalbau. Nur eben nicht jeder. Aber Rezepturen kann man ja optimieren. Und irgendwann wird der Idealfall zum Normalfall. Dann wird Flüssigboden im Kanalbau keine Wundertüte mehr sein.

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Ansprechpartner:Dipl.-Ing. (FH) Serdar Ulutaş, MBALeiter IKT-WarentestTel.: 0209/17806-32E-Mail: ulutas@ikt.dewww.ikt.de

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Quelle: IKT


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