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„Das Werk ist in der Gruppe angekommen“

Die mittelständische P.V.-Gruppe (P.V. Betonfertigteilwerke GmbH), Herstellerin von Betonfertigteilen, hat vor Kurzem die Gebr. Fasel Betonwerk GmbH übernommen. Wir sprachen am P.V.-Hauptsitz in Hanau mit den Geschäftsführern Ernestos Varvaroussis und Florian John sowie in Nisterau im Fabekun-Werk mit Werksleiter Fabian Fasel über Geschäftsentwicklungen, die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die Betriebsübernahme.

Fasel und P.V. Betonfertigteilwerke: Die Lage nach der Übernahme
Florian John (l.) und Ernestos Varvaroussis (r.), Geschäftsführer der P.V.-Gruppe, im Gespräch mit B_I umweltbau-Chefredakteur Boris Valdix | Foto: P.V. Betonfertigteilwerke

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B_I umweltbau: Herr Varvaroussis, wie hat sich die P.V. Betonfertigteilwerke GmbH in der jüngeren Vergangenheit entwickelt?

Ernestos Varvaroussis: „In den letzten elf Jahren sind wir stark gewachsen, im Wesentlichen anorganisch, etwa durch Zukäufe. Der Umsatz ist von 36,9 Millionen Euro auf über 70 Millionen Euro gestiegen und die Mitarbeiterzahl von 433 auf 630. In den letzten zehn Jahren haben wir mit Heusenstamm, Colbitz, Sankt Augustin, Uchte und Nisterau fünf weitere Werke gekauft. In all den Jahren sind wir vom Schachthersteller zunehmend auch zum Rohrhersteller geworden und produzieren heute an sieben Standorten Rohre.

B_I umweltbau: P.V. ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Betonfertigteilen für den Hoch-, Tief- und Ingenieurbau. Bei welchen Produkten liegt der Schwerpunkt, Herr John?

Florian John: Der Schwerpunkt liegt europaweit ganz klar bei den Tiefbauprodukten: Rohre, Schächte und Bauwerke. Die meisten Werke produzieren fast ausschließlich für den Bereich Kanalisation; hier sind wir Vollsortimenter. Aber auch Kabelschächte gehören zu unserem Sortiment. Wir haben auch ein Hochbauwerk und ein Kunststoffwerk, die machen aber nur einen geringen Anteil des Gesamtumsatzes aus.

Im P.V.-Werk in Hanau werden (Stahl-)Betonrohre, -schächte und -kabelschächte produziert. Über die Jahre ist die P.V.-Gruppe zu einem internationalen Unternehmen gewachsen, das mit 16 Werken in Deutschland, Polen und Ungarn vertreten ist. | Foto: B_I/Valdix

B_I umweltbau: Welche Auswirkungen haben Corona und der Ukraine-Krieg auf die Produktion und den Vertrieb bei Ihnen?

Varvaroussis: Corona hatte kaum Auswirkungen, weder auf den Markt noch auf uns. Natürlich konnten gerade im letzten Jahr viele Termine wie zum Beispiel Bauleiterschulungen nicht stattfinden. Die Folgen des Ukraine-Kriegs spüren wir deutlich stärker. Wegen der Preiserhöhungen vermuten wir einen Rückgang bei den Vergaben.

John: Wir haben eine herausfordernde Gemengelage: Da sind zum einen die stark steigenden Energiepreise, die bei uns insbesondere den Zement verteuern. Dann haben wir in Deutschland die hohe Inflation, die Lohnsteigerungsforderungen mit sich zieht. Hinzukommen die Preissteigerungen bei den Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen. Dies betrifft vor allem auch Stahlprodukte. Ferner sind auch wir von den aktuellen Lieferschwierigkeiten hinsichtlich verschiedener Materialien betroffen. Schließlich gestaltet sich die Logistik schwieriger, zumal die Speditionen deutlich weniger etwa auf osteuropäische Fahrer zurückgreifen können. Daher – und weil der Dieselpreis gestiegen ist – sind die Frachtkosten nun höher. Aufgrund all dieser Umstände müssen auch wir die Preise für unsere Produkte deutlich anheben.

„Wir sind von den Fabekun-Produkten absolut überzeugt.“ Ernestos Varvaroussis

B_I umweltbau: Mit Wirkung zum 1.12.2021 hat die P.V. Betonfertigteilwerke GmbH den Geschäftsbetrieb der Gebr. Fasel Betonwerk GmbH übernommen. Was war die Motivation dafür und wie ging die Übernahme vonstatten?

Fabian Fasel: Vor ein paar Jahren entstand der erste Kontakt zur P.V.-Gruppe. Mein Mitgesellschafter stand letztes Jahr kurz vor dem Ruhestand – und ich vor der Entscheidung, ob ich alleine weiter mache oder das Unternehmen verkaufe. Während der Verhandlungen mit P.V. hat sich das Vertrauen zu Herrn Varvaroussis und Herrn John so gefestigt, dass für mich klar war: Es geht nicht nur um Zahlen, sondern auch um die Tradition des Familienunternehmens. Das hat die Entscheidung enorm beeinflusst.

Ernestos Varvaroussis: „Das enge Vertrauensverhältnis zwischen uns und Fasel war für die Übernahme ein wichtiges Kriterium.“ | Foto: B_I/Valdix
Ernestos Varvaroussis: „Das enge Vertrauensverhältnis zwischen uns und Fasel war für die Übernahme ein wichtiges Kriterium.“ | Foto: B_I/Valdix

Varvaroussis: Das enge Vertrauensverhältnis zwischen uns und Thomas Fasel sowie seinem Neffen Fabian Fasel war auch für uns ein wichtiges Kriterium. Und von den hochwertigen Fabekun-Produkten*, die wir schon lange kennen, sind wir absolut überzeugt. Im Schmutzwasserbereich sind sie eine ideale Ergänzung unseres Produktportfolios, zumal wir mit unseren Kunden damit auch in Wasserschutzgebieten ohne aufwändige Prüfungen sowie im Umfeld von besonders aggressiven Abwässern Projekte realisieren können.

John: Nach der Übernahme Ende letzten Jahres musste das Fabekun-Werk vollständig in die P.V.-Gruppe integriert werden. Das ist mittlerweile geschehen, die Einbindung in die Systeme und Abläufe ist erfolgt. Nun ist das Werk sozusagen in der Gruppe vollständig angekommen.

B_I umweltbau: Im Rahmen der Übernahme hieß es, das Werk in Nisterau werde zukünftig von vielfältigen Verbundeffekten innerhalb der P.V.-Gruppe profitieren. Können Sie das etwas konkretisieren?

Varvaroussis: Wir haben als größeres Unternehmen, das bereits Betonfertigteile produziert, natürlich mehr Möglichkeiten beim Einkauf der Materialien und sind bei der Produktion und Verwaltung effizienter. Über unsere Vertriebsmitarbeiter können wir Fabekun auch weiter bewerben und den Kunden näherbringen beziehungsweise Kontakte herstellen. Nebenbei bemerkt werden die Kunststoff-Böden für Fabekun-Schächte seit einigen Jahren ohnehin über unseren firmeneigenen Lieferanten Preco bezogen.

Florian John: „Im Vordergrund steht für uns die effiziente Arbeitsweise.“ | Foto: B_I/Valdix
Florian John: „Im Vordergrund steht für uns die effiziente Arbeitsweise.“ | Foto: B_I/Valdix

John: Auch die Lage des Werkes in Nisterau ist für uns vorteilhaft. Zum einen ist es nur gut 100 Kilometer von unserem Hauptsitz entfernt, zum anderen sind die Ballungszentren Frankfurt und Köln nicht weit weg. Und die Nähe zu unserem Werk in Sankt Augustin führt auch schon dazu, dass wir kombinierte Aufträge erhalten beziehungsweise akquirieren können für das Fabekun-Rohr im Schmutzwasserbereich und das Stahlbetonrohr im Regenwasserbereich.

B_I umweltbau: Herr Fasel, seit 32 Jahren ist das Fabekun-System auf dem Markt. Steckt auch ein bisschen Wehmut in der Abgabe des Fasel-Geschäftsbetriebs und damit der Aufgabe der Familientradition?

Fabian Fasel: Ein kleines bisschen sicherlich. Wichtig ist aber, dass die anfänglichen Bedenken, die ich hatte, komplett ausgeräumt wurden. Dass bei der P.V.-Gruppe Familientradition großgeschrieben wird, hatte ich bereits erwähnt. Aber auch die kurzen Wege zur Geschäftsführung sind für mich wichtig. Ich habe hier bei der Leitung des Werks, das von der Struktur und den Abläufen her im Wesentlichen nicht verändert worden ist, relativ freie Hand. Einige zuvor angefallene Verwaltungsaufgaben fallen nun weg und ich kann mich mehr auf die Technik, meine Kunden und das Tagesgeschäft konzentrieren.

„Wir möchten Produktionsabläufe optimieren, aber nicht um jeden Preis wachsen.“ Florian John

Fabian Fasel war bis zur Übernahme Geschäftsführer der Fasel Betonwerk GmbH. „Der Verkauf war die richtige Entscheidung“, meint der heutige Werksleiter. | Foto: B_I/Valdix
Fabian Fasel war bis zur Übernahme Geschäftsführer der Fasel Betonwerk GmbH. „Der Verkauf war die richtige Entscheidung“, meint der heutige Werksleiter. | Foto: B_I/Valdix

B_I umweltbau: Was sind Ihre Pläne mit der P.V.-Gruppe und dem Fabekun-Werk in Nisterau für die Zukunft?

Varvaroussis: Am Fabekun-Produkt selbst möchten wir nichts grundlegend ändern, allenfalls Kleinigkeiten wie zum Beispiel die leichte Veränderung der Kunststoff-Wanddicke. Hier könnten wir Material einsparen, ohne dass die Qualität darunter leidet.

John: Auf jeden Fall möchten wir an manchen Stellen den Produktionsablauf optimieren. Konkret planen wir etwa die Anschaffung von Elektro-Staplern und Elektroautos für die P.V.-Werke. Zudem haben wir kürzlich auch für das Werk in Nisterau den Bau einer Photovoltaikanlage beauftragt und können dort bald Solarstrom selbst nutzen.

Spannend ist auch unser neuer Schachtkonfigurator, den einige Kunden bereits ausprobiert haben. Die Kunden können mit dem Tool individuelle Schächte, auch Fabekun-Schächte, fehlerfrei für das entsprechende Anwendungsgebiet bei uns digital bestellen, ohne dass dazu spezielles Fachwissen erforderlich ist.

Was das Unternehmenswachstum angeht, haben wir vor dem Hintergrund der derzeitigen Herausforderungen als Ziel ausgegeben: Nicht um jeden Preis. Im Vordergrund steht vielmehr eine effiziente Arbeitsweise.

B_I umweltbau: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!

Infos über Fabekun und das Werk

*Fabekun-Kanalrohre und -schächte kombinieren Materialeigenschaften von Beton und Kunststoff in einem stabilen, korrosionsbeständigen System mit guter Hydraulik. Das herausragende Merkmal am Fabekun-Kanalrohrsystem ist das Doppeldichtsystem, das bei jedem Rohr aus zwei unabhängig voneinander funktionierenden Dichtungen besteht: einer innen gekammerten Dichtung im Kunststoffrohr und einer äußeren Dichtung der Betonrohre. Das Doppeldichtungssystem an den Rohrverbindungen ermöglicht den Einsatz selbst in Trinkwasserschutzgebieten gem. DWA-A 142.

Fabekun-Rohr im Werk Nisterau | Foto: B_I/Valdix
Fabekun-Rohr im Werk Nisterau | Foto: B_I/Valdix

Im Fabekun-Werk in Nisterau werden auf 32.000 m2 pro Jahr ca. 22 Kilometer Rohre in den Nennweiten DN 200 bis DN 1200 sowie die dazugehörigen Schachtunterteile in den Nennweiten DN 1000 bis DN 2000 produziert. Der Standort besteht vermutlich bereits seit 1932. Die Gebr. Fasel Betonwerk GmbH wurde 1985 gegründet, vier Jahre später startete die Rohrproduktion. Heute sind im Fabekun-Werk 24 Mitarbeiter beschäftigt.

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