„Kommunen suchen gezielt nach rechtskonformen Lösungen“
Der Köderschutzboxen-Hersteller Ball-b geht bereits seit über zehn Jahren neue Wege bei der Anwendung von Giftködern zur Rattenbekämpfung – und ist damit auf die aktuellen Vorschriften bestens vorbereitet. Seit September 2024 verstärkt Sebastian Ziegler das Unternehmen als Vertriebsleiter, inzwischen auch als Prokurist. Der passionierte Jäger weiß genau, worauf es bei der Populationskontrolle ankommt – und worauf Betriebe und Kommunen in der Rattenbekämpfung achten sollten.

B_I umweltbau: Herr Ziegler, Sie wollen bei Ball-b den Vertrieb weiter ausbauen und das Unternehmen breiter aufstellen. Was fasziniert Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe?
Sebastian Ziegler: Der Schutz der Umwelt ist für mich eine Herzensangelegenheit. In der Feldflur ist es wie im Kanal wichtig, die richtige Balance zu finden. Das gilt auch für meine Arbeit mit unseren Kunden, die aus sehr unterschiedlichen Bereichen kommen und oft ganz verschiedene Arbeitsmethoden und Sichtweisen haben. Mir ist es wichtig, vom Kanalarbeiter über den Bürgermeister bis hin zum Schädlingsbekämpfer alle Perspektiven und Bedürfnisse zu verstehen. Dabei versuche ich, die Bereiche zu vernetzen. Genau das ist auch bei unseren Köderschutzboxen das Erfolgsrezept – und es kommt an. Das Geschäft läuft gut.
Besonders begeistert mich der Teamgeist im Unternehmen. Er überträgt sich auf alle Bereiche und schafft Raum für neue Ideen und Anwendungen, über die man sich offen und vorbehaltslos austauschen kann. Zum Umweltschutz gehört für uns zum Beispiel, dass fast alle Komponenten regional oder zumindest in Deutschland gefertigt werden. So vermeiden wir weite Transportwege, etwa aus Fernost. In den Städten, in denen unsere ToxProtect-Köderschutzboxen eingesetzt werden, fließen die Investitionen somit zu rund 90 Prozent in deutsche Arbeitsplätze. Auch unser soziales Engagement ist mir wichtig: Wir haben Inklusionsarbeitsplätze in unsere Liefer- und Herstellungsketten integriert.
B_I umweltbau: Wie sehen Sie die Entwicklung von Ball-b in den nächsten fünf Jahren?
Ziegler: Wir haben einen klaren Fünfjahresplan. Unser Ziel ist ein Unternehmenswachstum, das im Einklang mit sozialen und ökologischen Belangen steht. Ich bin überzeugt, dass wir das erreichen können – das Fundament dafür hat Ball-b bereits vor fast zwölf Jahren gelegt.
B_I umweltbau: Um die Gefahr für Mensch und Umwelt zu reduzieren, verschärft das Umweltbundesamt die Vorschriften für den Einsatz von Giftködern zunehmend. Für 2026 sind neue Vorschriften angekündigt. Köderschutzboxen werden Pflicht. Führt das zu steigender Nachfrage?
Ziegler: Streng genommen gelten die Vorschriften schon heute – sie werden lediglich konkretisiert, um Interpretationsspielräume zu schließen. Wir sehen deutlich, dass die Verantwortlichen in den Kommunen die neuen Anforderungen sowohl ökologisch als auch ökonomisch umsetzen wollen. Wir stehen bereit und unterstützen mit Gesamtkonzepten, um die Maßnahmen zur Rattenbekämpfung in urbanen Räumen erfolgreich umzusetzen – sei es als Dienstleister oder als Lieferant.
B_I umweltbau: Was bedeuten die neuen Vorschriften konkret für die Verantwortlichen in Betrieben und Kommunen?
Ziegler: Rattengiftköder dürfen in der Kanalisation sowie in Wassernähe eigentlich schon heute nur noch in Köderschutzboxen eingesetzt werden. Der Kontakt zwischen Köder und (Ab-)Wasser muss „während der gesamten Bekämpfungsmaßnahme“ verhindert werden. Die für den 1. Januar 2026 vorgesehenen überarbeiteten Vorschriften wurden auf Mitte 2026 verschoben. Das bedeutet aber nicht, dass bis dahin Köder ohne Boxen erlaubt sind. Zudem dürfen Giftköder künftig nur noch anlassbezogen eingesetzt werden. Im Kern werden die Vorgaben also lediglich konkretisiert. Deshalb suchen Kommunen gezielt nach Lösungen – und da kommen wir ins Spiel. Unsere Ansätze sind messbar und zeigen den Erfolg der Maßnahmen. Mit jeder neuen Köderschutzbox gewinnen wir durch sensorische Erfassung weitere Daten, die wir kontinuierlich in unsere Konzepte zur KI-gestützten Rattenbekämpfung einfließen lassen. Früher hängte man Köder einfach am Draht in den Schacht – das war wie Fischen im trüben Wasser. Heute beschäftigen sich Kommunen und Auftraggeber intensiv mit dem Thema und beginnen, die Bekämpfung digital am PC zu steuern.
B_I umweltbau: Wie funktioniert das genau?
Ziegler: Unabhängig davon, welches ToxProtect-System eingesetzt wird – ob im Kanal, oberirdisch oder in überflutungsgefährdeten Bereichen –, erfassen alle Systeme die Ratten sensorisch und übertragen die Daten in eine webbasierte Datenbank, auf die Anwender und Auftraggeber zugreifen können. So lässt sich genau erkennen, wo Ratten die Köderschutzboxen aufsuchen. An diesen Stellen können die Maßnahmen gezielt beginnen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Lösungen müssen Orte ohne Aktivität nicht angefahren werden.
„Das alte Prinzip des Fischens im Trüben hat das Problem über Jahrzehnte nicht gelöst.“
B_I umweltbau: Ist das nicht dennoch ein hoher Aufwand, da es ja immer Ratten in einer Stadt gibt?
B_I umweltbau: Das klingt sehr einfach. Ist es das auch?
Ziegler: Der Köder am Draht ist längst nicht mehr „state of the art“. Dennoch war diese Denkweise bis vor kurzem noch verbreitet. Vor allem die jüngere Generation ist inzwischen offen für neue Technologien und hat verstanden, dass chemische Wirkstoffe nicht ungeschützt nach dem Gießkannenprinzip eingesetzt werden dürfen, sondern kontrolliert in intelligenten Köderschutzboxen. Die Praxis zeigt: Mit unseren Boxen kann der Einsatz von Rattengiftködern um bis zu 97 Prozent reduziert werden. Städte, die Köderschutzboxen ohne Elektronik verwenden, haben dagegen keinerlei Kontrolle über die Systeme und eingesetzten Giftköder.
B_I umweltbau: Was sind Ihre Ziele bei Ball-b und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ziegler: Unser Fokus liegt klar auf der Unterst ützung kommunaler Auftraggeber durch unsere Dienstleistungen. Schon heute führen wir deutschlandweit Aufträge für sie aus. Ein großes Potenzial sehen wir zudem in der Industrie und im europäischen Ausland, wo wir bereits erste Anfragen und Aufträge haben. Grundsätzlich wollen wir weiterhin ein kontrolliertes Wachstum erreichen, um für unsere Kunden auch künftig ein verlässlicher Partner zu sein.
Ich wünsche mir eine Welt, in der Ratten nicht durch achtlos entsorgte Lebensmittel „gezüchtet“ werden – sei es durch weggeworfene oder über die Toilette entsorgte Nahrungsmittel. Allein das würde den Bestand deutlich reduzieren. In Kombination mit einem großflächigen Monitoring in den Städten ließe sich so das Töten vieler Tiere erheblich reduzieren.
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