Jubiläumsveranstaltung bestätigt Erfolgskurs
Der 10. Kanalgipfel hat das besondere Konzept dieser Veranstaltungsreihe mit neuen Rekordzahlen bei Teilnehmern und Ausstellern eindrucksvoll bestätigt.
Aktuelles Themenspektrum
Estrel Congress Center in Berlin bot zur Jubiläumsveranstaltung den passenden Rahmen für die Ausstellung und für ein Vortragsprogramm, in dem auch in diesem Jahr technische, kaufmännische und organisatorische Konzepte für ein nachhaltiges Asset Management von Entwässerungsanlagen im Mittelpunkt standen. Das Themenspektrum reichte von einer gesicherten Ermittlung des Finanzbedarfes, der Analyse eines Gebührenrankings, über Praxisbeispiele zu Schwammstadt und Wärme aus Abwasser bis zur Überprüfung eines Substanzerhaltungskonzeptes, der bedarfsorientierten Kanalreinigung, einer Methodik zur Bewertung von Bauwerken und der Ermittlung von CO2-Emissionen bei der Kanalsanierung und sich daraus ergebenden Konsequenzen.
Ein Schwerpunktthema des Kanalgipfel waren die immer größer und komplexer werdenden Aufgaben der Betreiber von Entwässerungsanlagen. Insbesondere in kleinen und mittleren Kommunen sind die dadurch stetig wachsenden Herausforderungen mit den vorhandenen personellen Ressourcen vielerorts kaum noch oder nicht gar nicht mehr zu bewältigen. Der Umstand, dass aufgrund der demografischen Entwicklung absehbar viele Verantwortungsträger in de Ruhestand gehen und freiwerdende Stellen immer schwieriger qualifiziert neu besetzt werden können, verschärft die ohnehin kritische Situation weiter.
Auf dem Kanalgipfel wurden drei unterschiedliche Modelle vorgestellt und diskutiert, wie eine diesbezügliche Entlastung der Kommunen aussehen könnte. Zunächst berichtete Ingo Noppen vom Wupperverband über die Kanalnetzübertragung als Lösungsansatz für die zukünftigen Herausforderungen in kleinen Kommunen.
Kanalnetzübertragung als Chance
Das Landeswassergesetz Nordrhein-Westfalens ermöglicht seit 2016 Kommunen, ihre Pflicht zum Sammeln und Fortleiten des Abwassers an einen sondergesetzlichen Wasserverband zu übertragen. Als Anstalten bzw. Körperschaften des öffentlichen Rechtes leisten die Wasserverbände einen wichtigen Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge. Durch die interkommunale Struktur können die Hauptaufgaben der Abwasserreinigung und Gewässerunterhaltung überregional technisch und wirtschaftlich optimiert wahrgenommen werden, führte Ingo Noppen aus.
Eine Kanalnetzübertragung nach dem Landeswassergesetz sichere die Daseinsfürsorge in öffentlich-rechtlicher Hand. Ein weiterer Aspekt sei die Einbringung von Know-How in die kommunalen wasserwirtschaftlichen Planungen, so Noppen. Auch er betonte, dass es insbesondere für kleine Kommunen im Rahmen des Fachkräftemangels zunehmend schwieriger werde, Mitarbeitende für die anspruchsvollen Aufgaben der Kanalnetzunterhaltung und -bewirtschaftung zu gewinnen. Hier stehe der Wupperverband, wie auch die anderen Wasserwirtschaftsverbände in NRW, mit langjähriger Erfahrung mit interkommunaler Zusammenarbeit zur Verfügung.
Die Kanalnetzübertragung eröffne die Chance, Personalprobleme im Bereich der Fachkräfte zu lösen, Ressourcen bei Bereitschaftsdiensten einzusparen und bei positiven Effekten auf den Haushalt der Kommune den Werterhalt der technischen Infrastruktur zu erhalten. Darüber hinaus biete die Kanalnetzübertragung auch die Möglichkeit einer Neubewertung des Kanalnetzes mit gegebenenfalls finanziellen Vorteilen für die kommunale Kasse.
Nach den ersten Erfahrungen mit der Kanalnetzübertragung der Schloss-Stadt Hückeswagen zum 01.01.2024 spricht der Wupperverband aktuell mit weiteren interessierten Kommunen.
Interkommunale Zusammenarbeit als Lösungsansatz
Markus Vogel von Vogel Beratung aus Kappelrodeck sieht in der Zusammenarbeit mehrerer kleiner Kommunen einen erfolgversprechenden Weg, kommunalen Bauherrenaufgaben zukünftig besser gerecht zu werden.
In der Bundesrepublik Deutschland sind 85 % der Kommunen der Größenkategorie < 10.000 Einwohner zuzuordnen. Diese Kommunalgröße sei den zunehmend spezifischer werdenden Bauherrenaufgaben schon heute kaum mehr gewachsen, führte Vogel aus. Der demographische Wandel werde dazu führen, dass der in beschränktem Umfang aktuell noch vorhandene qualifizierte Personalstamm in diesen kleinen Kommunen nicht mehr ersetzt werden kann. Es stelle sich daher die Frage, wie die nicht delegierbaren Bauherrenaufgaben künftig sachgerecht erfüllt werden können.
Strategische Partnerschaften bereits erprobt
Dr. Agnes Janda, Leiterin des Geschäftsbereiches Abwasser bei der Gelsenwasser AG, sieht in der Pflichtaufgabe Abwasser eine Chance für strategische Partnerschaften. Die Ausgangssituation sieht Janda ähnlich wie Ingo Noppen und Markus Vogel.
Bei der hoheitlichen Pflichtaufgabe Abwasser sind Städte und Gemeinden, unabhängig ihrer Größe und der Stärke ihres Verwaltungsapparates, von Gesetzes wegen mit denselben Anforderungen konfrontiert. Gleichzeitig stehe die Branche am Anfang einer fallenden Arbeitnehmerkurve. Fachkräfte verlassen den Markt, weil sie die Altersgrenze erreicht haben und hinterlassen eine Lücke, die sich nicht vollständig schließen lasse. Vor dem Hintergrund wirtschaftlicher Zwänge hätten nicht wenige Netzbetreiber in den letzten Jahren stark auf Kosten ihrer technischen und letztlich auch wirtschaftlichen Substanz gelebt.
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Es werde im Bereich der hoheitlichen Pflichtaufgabe also immer wichtiger, konsequent umzudenken und ambitionierte kommunale Ziele zu setzen, betonte Agnes Janda. Eines sei dabei klar: Abwasser gehöre in die kommunale Steuerung. Die Schnittstelle zu Straße, Stadtplanung, Klimaanpassung sei zu wichtig, um diese aus der Hand zu geben.
Weiterdiskutieren in Erfurt
Bei allen Unterschieden in den vorgestellten Modellen herrschte weitgehende Einigkeit darüber, dass die aktuellen und kommenden Herausforderungen insbesondere für die kleinen Entwässerungsbetriebe mit den bestehenden Strukturen nicht gemeistert werden können. Gefragt sind neue Ideen und Lösungsansätze, die es zu Entwickeln und zu diskutieren gilt. Eine erneut herausragende Plattform dafür bietet der 11. Kanalgipfel, der am 24./25. September 2025 in der Zentralheize in Erfurt stattfindet.
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