Nachtarbeit mit hohem Aufwand
In Bergisch Gladbach ist das Kanalnetz einer Wiederholungsinspektion inklusive vorlaufender Kanalreinigung unterzogen worden. Mit der Inspektion des Schmutzwasserhauptsammlers wurde die Umwelttechnik Franz Janßen GmbH beauftragt. Die größten Herausforderungen: hohe Abflussmengen, große Durchmesser, die Lage des Kanals sowie das Wetter.
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Die nordrhein-westfälische Selbstüberwachungsverordnung Abwasser (SüwVO Abw) schreibt eine Zustandsprüfung von Abwasserkanälen in Intervallen von 15 Jahren vor. So stand auch beim Abwasserwerk der Stadt Bergisch Gladbach (AWW BGL) unter anderem eine Prüfung von vier Einzelabschnitten in seinem insgesamt 650 km langen Kanalnetz an.
Die Wiederholungsinspektionen inklusive vorlaufender Kanalreinigung werden im Normalfall durch eigenes Personal des AWW BGL durchgeführt. Auch die Überwachung der Leistungsausführung erfolgt grundsätzlich hausintern. Aufgrund eines nicht vorhersehbaren Personalengpasses musste die Planung der Kanalinspektion des etwa 7 km langen Schmutzwasserhauptsammlers extern vergeben werden. Damit wurde die Deutsche Abwasser Reinigungs-Gesellschaft mbH Berlin – Ingenieurbüro für Umweltvorhaben betraut.
In einem EU-weiten Verfahren wurden anschließend die Kanalinspektionsarbeiten inklusive vorlaufender Reinigung und Wasserhaltungsmaßnahmen ausgeschrieben. Beauftragt wurde schließlich die Umwelttechnik Franz Janßen GmbH. Das Unternehmen aus dem niederrheinischen Goch ist spezialisiert auf Kanalinspektion, Kanalreinigung und grabenlose Kanalsanierung und verfügt in diesen Bereichen über mehr als 50 Jahre Erfahrung.
Aufrechterhaltung des Verkehrs
Der Hauptsammler dient im Bergisch Gladbacher Stadtgebiet als Hauptkanal zur Abwasserableitung zum Zentralklärwerk. Der Kanal durchquert zu einem Großteil die Innenstadt sowie Wohn- und Gewerbegebiete. „Die Inspektionsarbeiten mussten teilweise in hochfrequentierten Hauptverkehrsstraßen erfolgen. Die Verkehrsführung wurde deshalb vorab mit der Stadt abgestimmt, um zusätzliche verkehrliche Beeinträchtigungen an neuralgischen Punkten zu vermeiden“, erklärt Andreas Noffke von der Deutschen Abwasser Reinigungs-Gesellschaft mbH Berlin. Die Einschränkungen auf den Verkehr sollten so gering wie möglich gehalten und maßgebliche Sperrungen tagsüber vermieden werden. Vor diesem Hintergrund wurde ein Verkehrskonzept entwickelt, das durch weitgehende Verlagerung der Arbeitszeiten in die Nachtstunden die Auswirkungen insbesondere auf den Berufsverkehr gering halten sollte. Dazu wurde im Vorfeld ein Antrag auf Nachtarbeit gestellt und bewilligt.
Der Hauptsammler führt jedoch nicht nur durch städtische Siedlungsgebiete, sondern die letzten 2.700 m erstrecken sich durch ein Waldgebiet, das teilweise als Landschaftsschutz- sowie als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist. Daher war es in der Vorbereitung der Inspektionsmaßnahmen erforderlich, geltende Vorschriften zu berücksichtigen. Ein intensiver Austausch mit den zuständigen Behörden und frühzeitig durch das Planungsbüro gestellte Anträge führten dazu, dass die Arbeiten reibungslos starten konnten.
Umleitung großer Wassermengen
Bei der sorgfältigen Planung war ein weiterer Punkt zu beachten: die Wasserumleitung. „Dieses Detail hat sich als größte Herausforderung herausgestellt“, sagt Niklas Janßen, Geschäftsführer der Umwelttechnik Franz Janßen GmbH. Denn laut Ermittlungen des AWW BGL werden tagsüber bis zu 800 Liter pro Sekunde und selbst in den Nachtstunden noch bis zu 450 Liter pro Sekunde Abwasser durch die Kanalisation zur Kläranlage abgeleitet. „Abwasserkanäle müssen für eine Inspektion weitgehend abwasserfrei sein, daher ist eine Umleitung des Abwassers notwendig. Somit wurde die gesamte Strecke von 6.770 m bei Betrieb einer Abwasserhaltung inspiziert. Die besondere Aufgabe bestand darin, das Abwasser ohne wesentliche Umbauten an den Kanalisationsanlagen in einzelnen Nachteinsätzen schadlos umzuleiten“, erklärt Niklas Janßen. Zudem war nicht auszuschließen, dass in den Kanälen ein erheblicher Rückstau entsteht und damit auch die Hausanschlussleitungen unter Rückstau geraten. Daher wurden im Vorfeld der Maßnahme etwa 3.500 Hauseigentümer aufgefordert, ihre Rückstausicherung auf Funktionsfähigkeit zu überprüfen.
In den unterschiedlichen Bauabschnitten wurde wie folgt vorgegangen:
Aufgrund der geringeren Abwassermengen kam nachts, von der oberen Hauptstraße durch die Fußgängerzone bis hin zur unteren Hauptstraße, eine Flotte von bis zu sechs Saug- und Spülwagen gleichzeitig zum Einsatz, um nacheinander Wasser aufzunehmen und zur nächsten Einleitstelle in die Kanalisation abzufahren. Eine der Schwierigkeiten hierbei: Die Arbeiten mussten in der Fußgängerzone zeitig beendet werden, damit die Vorbereitungen für den zweimal wöchentlich stattfindenden Markt nicht beeinträchtigt wurden.
In der Innenstadt und in den Wohnsiedlungen fand die Abwasserhaltung der größeren Abwassermengen von über 250 m3 pro Stunde über Pumpen und Druckleitungen in der Nacht statt. Der Aufbau wurde mit geringen Beeinträchtigungen für den Verkehr abschnittsweise jeweils tagsüber vorgenommen. Zufahrten, Kreuzungen, Radwege und Fahrbahnen konnten mit Hilfe von Aufständerungen der Abwasserhaltung mit Stahldruckrohren DN 400 freigehalten werden. Die Aufständerungsbauwerke hatten eine Gesamtlänge von 1.100 m; diese wurden täglich wandernd auf- und abgebaut. Für diese Arbeitsleistungen des Umbaus und Betriebs der Leitung musste täglich 24 Stunden gearbeitet werden. Die einzelnen Abschnitte hatten jeweils eine Länge von 400 bis 600 m.
Im weiteren Verlauf wurde die Druckleitung auch durch Waldgebiete geführt. In Abstimmung mit dem zuständigen Forstamt wurde hier eine geeignete Leitungsführung entlang der Waldwege festgelegt. Im Bereich von Wegekreuzungen wurde die Leitung in Tiefbaugräben verlegt, um auch während der Maßnahme die Befahrbarkeit durch Förster sowie die Nutzung durch Fußgänger und Fahrradfahrer sicherstellen zu können. Einige der Tiefbaugräben mussten noch erstellt werden – unter Berücksichtigung des Wurzelschutzes. Für die Abwasserhaltung wurden Stahldruckrohre DN 400 sowohl auf dem Waldboden als auch in den Gräben verlegt. „Vorab musste unsere Betriebsabteilung die Waldwege abschnittsweise befestigen, da sie nicht für Baumaschinen und Fahrzeuge über 7,5 Tonnen ausgelegt sind“, ergänzt Maike Frieburg vom Abwasserwerk der Stadt Bergisch Gladbach.
Für die Abwasserumleitung wurde die De Vet Wasserbau GmbH von der Umwelttechnik Franz Janßen GmbH beauftragt. Mit der Überpumpanlage des Subunternehmens konnten die Mitarbeiter von Umwelttechnik Franz Janßen in acht Nächten 3,5 km Abwasserkanal inspizieren. Für die Umsetzung der Umleitung musste – abhängig von der im jeweiligen Untersuchungsabschnitt anfallenden Abwassermenge und den temporären Rückstaumöglichkeiten – das anfallende Abwasser mittels Saugwagen abgeführt werden, bei größeren Mengen kamen Druckleitungen zum Einsatz.
Erschwernis: Witterung
Die Lage des Kanals, dessen Verlauf und die enormen Abwassermengen blieben aber nicht die einzigen Herausforderungen. Zwar sanken die Temperaturen bei den nächtlichen Einsätzen nicht wie zunächst befürchtet deutlich unter den Gefrierpunkt, dafür nahmen aber die Niederschläge zu. Die Folge: Die Abwasserumleitung kam beinahe an ihre Grenzen. Diese Schwierigkeit konnte jedoch mit Hilfe der Wasserumleitung durch De Vet Wasserbau bewältigt werden.
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Immer wieder ergaben sich während der Maßnahme Situationen, durch die der Zeitplan ins Wanken geriet. So wurde bei einem nächtlichen Einsatz festgestellt, dass der Hauptsammler streckenweise starke Geröllablagerungen aufwies. Diese Ablagerungen konnten durch Unterstützung der Kanalunterhaltung des Abwasserwerks nachts geräumt und die Inspektion fortgesetzt werden. Eine weitere Schwierigkeit war die Einhaltung von Ruhezeiten. Das Abwasserwerk hat einige Nachteinsätze stundenweise mitbegleitet, um die Beteiligten einzuweisen und die Maßnahme zu koordinieren. Tagsüber indes ging es für sie darum, Fragen von Anwohnern zu beantworten: Zahlreiche Bürger wollten beispielsweise wissen, in welcher Nacht ihr Grundstück eventuell durch einen Rückstau betroffen ist oder wann die Parkverbote in ihrem Straßenzug aufgehoben würden. Das Abwasserwerk stellte den Betrieb während der Maßnahmen auf ein Schichtsystem um; auf diese Weise ließen sich die Ruhezeiten der beteiligten Mitarbeiter einhalten.
Erfolgreicher Abschluss
Das Abwasserwerk der Stadt Bergisch Gladbach und alle an der Kanalinspektion beteiligten Unternehmen standen während der Maßnahme in permanentem Austausch, um sich über den aktuellen Stand des Projekts zu informieren oder um bei kurzfristigen Herausforderungen zusammen zu agieren. „Durch den engagierten Einsatz der Mitwirkenden und die gute Zusammenarbeit untereinander konnten alle Hindernisse überwunden werden und der Hauptsammler des Abwasserwerks Bergisch Gladbach letztlich in einem Zeitraum von vier Wochen fristgerecht inspiziert werden“, betont Rene Valenta, Abteilungsleiter Rohr- und Kanalservice der Umwelttechnik Franz Janßen GmbH, der das Projekt als Bauleiter betreute. Da die Wasserüberleitung so gut funktioniert hat, kam es bei keinem Grundstück zu einem schädlichen Rückstau. „Das Projekt war ein voller Erfolg“, bestätigen auch Maike Frieburg und Stephan Wissen vom AWW BGL. „Alle Beteiligten haben auch unter schwierigen Bedingungen und hohem Druck im Team ein erstklassiges Ergebnis abgeliefert.“
Quelle: Umwelttechnik Franz Janßen
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