Ein Kulturdenkmal wird fit gemacht
In gut zwei Jahren feiert die baden-württembergische Stadt Esslingen am Neckar ihren 1250. Geburtstag. Pünktlich zu den Feierlichkeiten soll die geplante Neugestaltung des Marktplatzes abgeschlossen sein. Bevor die bauliche Umgestaltung jedoch beginnen kann, wird der denkmalgeschützte Abschnitt des Geiselbachkanals unterhalb des Marktplatzes saniert.

Dabei mussten alle Beteiligten den Balanceakt zwischen Erhalt des historischen Kanals, dessen Anfänge teilweise bis in das 12. Jahrhundert zurückreichen, und den heutigen Maßstäben an die Funktionsfähigkeit eines Mischwassersammlers meistern. Umso wichtiger war hier der Gütesicherungsgedanke bei der Ausführung der Sanierungsarbeiten.
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Denkmalschutz trifft auf moderne Sanierungstechnik
Gesäumt von mittelalterlichen Fachwerkhäusern, die zu den ältesten in Deutschland gehören, liegt der zentrale Marktplatz. Nur wenige Meter darunter verläuft der geschichtsträchtige Geiselbachkanal. Die erste Befestigung und Überwölbung des natürlichen Bauchlaufes mit Sandsteinen begannen bereits im 12. Jahrhundert. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Verdolung des Kanals weiter vorangetrieben. Einige Bereiche unterhalb des Marktplatzes gehen auf das 14. und 15. Jahrhundert zurück, während kleinere Teilstücke oder Reparaturstellen auch aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen. Bis heute ist er ein wichtiger Mischwassersammler für Esslingen. „Die Überdeckung des Kanals ist im Bereich des Marktplatzes gering. Ziel der Sanierung ist es daher, den Kanalabschnitt von innen nachhaltig so zu stabilisieren, dass die für 2026 geplante Oberflächenerneuerung des Platzes ausgeführt werden kann“, erläutert Dipl.-Ing. (FH) Daniel Weiss, Tiefbauamt Stadt Esslingen, Abteilungsleiter Kanalisation, die Ausgangssituation. Dabei sei bei den Planungen stets herausfordernd gewesen, dass der Geiselbachkanal gemäß Denkmalschutzgesetz als Kulturdenkmal geschützt ist, wie Projektleiter Florian Velle, M.Eng., vom Ingenieurbüro ISAS GmbH, Füssen, ergänzt: „Als Sanierungsverfahren kamen daher nur Verfahren in Betracht, die die historische Struktur erhalten und gleichzeitig die Substanz des Kanals verbessern. Das heißt, die Sandsteine dürfen durch die verwendeten Materialien oder Verfahren in ihrer Substanz nicht angegriffen werden.“ Das bedeutet einen regelrechten Spagat zwischen der Funktionsfähigkeit nach heutigen Maßstäben und den Denkmalschutzanforderungen.

Fugensanierung und Mikroinjektion zur Stabilisierung des Kanals
Der zu sanierende Bereich des Geiselbachkanals mit einer Länge von 158 Metern unter dem Marktplatz besteht aus stark variierenden Hauben-Sonderprofilen mit Breiten zwischen 1,70 Metern und 9,10 Metern und Höhen von 1,85 Metern bis 5,05 Metern aus Natur- bzw. Bruchsteinmauerwerk. Die Sohle mit seitlichen Auftritten und einer Trockenwetter-Rinne, beides aus Beton, ist neueren Datums.

Trass bringt die Lösung
Für die Auswahl der geeigneten Materialien, die zum einen den Naturstein erhalten und zum anderen auch kanalatmosphärentauglich sind, wurden zunächst Musterflächen mit vier normalen Zementmörteln angelegt und anschließend Bohrkerne zur näheren Untersuchung und Prüfung nach Nürnberg zur LGA (Landesgewerbeanstalt Bayern) geschickt. Die Ergebnisse flossen in die produktneutrale Ausschreibung für die Sanierung ein. Im Rahmen der konkreten Materialauswahl wurden im Nachgang auch weitere Produkte, wie zum Beispiel auf Grundlage von Trass (gemahlenes Vulkangestein), durch das LGA untersucht. „Trasszementmörtel hat weniger Poren als ein normaler Zementmörtel und ist dichter. Zusätzlich härtet er im Vergleich langsamer aus, wodurch weniger Spannungsrisse entstehen. Er ist damit im Gegensatz zu normalem Portlandzement nahezu wasserdicht.Bei dem von uns vorgeschlagenen Produkthandelt es sich um einen Mörtel, der auch als ‚Antik-Mörtel‘ bezeichnet wird und auch die Anforderungen hinsichtlich der Sulfatbeständigkeit XWW3 erfüllt. Er verfügt zudem über einen geringeren Zementanteil als normale, klassische, Zementmörtel,“ erklärt Dipl.-Ing. Volker Schmidt, Geschäftsführer SMG Bautenschutztechnik für Hoch- und Tiefbau GmbH, Lage, der mit seinem Unternehmen die Sanierungsarbeiten in Esslingen ausführt.

Fachkompetenz im Fokus

Kleinod der Geschichte

Quelle: Güteschutz Kanalbau
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