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Rund 7 Kilometer langer begehbarer Tunnel zur Netzverstärkung

Aufgrund zusätzlicher Stromflüsse im überregionalen Übertragungsnetz, der steigenden Einwohnerzahl Berlins sowie des Ausbaus der E-Mobilität ist mittelfristig eine höhere Übertragungskapazität der sogenannten Kabeldiagonale mithilfe von leistungsstärkeren 380-kV-Kabeln erforderlich. Derzeit wird ein Ersatzneubau in Tunnelbauweise im westlichen Teil der Hauptstadt hergestellt, um die erdverlegten Kabel zu ersetzen und die Leitung zu ertüchtigen.

Rund 7 Kilometer langer Tunnel für 380-kV-Kabeldiagonale Berlin
Der Anfangsschacht an der Rudolf-Wissell-Brücke mit Tübbing-Lager und Baugerät | Foto: 50Hertz

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Die 380-kV-Kabeldiagonale Berlin ist die zentrale Schlagader der Berliner Stromversorgung. Angeschlossen an das bundesweite Übertragungsnetz, durchquert sie Berlin auf einer Länge von insgesamt 23 Kilometern vom Umspannwerk (UW) Teufelsbruch im Westen bis zum UW Marzahn im Osten der Stadt. Sie ist abschnittsweise als Freileitung, als Ölkabelanlage und als Kabeltunnel ausgeführt.

Die Kabeldiagonale wurde im Westteil der Stadt bereits 1978 als weltweit erstes erdverlegtes 380.000-Volt-Stromkabel in Betrieb genommen. Nach der Wiedervereinigung wurde in den Jahren 1998 und 2000 auf einer Strecke von Marzahn bis zum Potsdamer Platz ein sowohl begeh- als auch mit einer Hängebahn befahrbarer Tunnel in Betrieb genommen. Damit wurde vor 24 Jahren eine Höchstpannungsleitung quer durch Berlin etabliert, die sogenannte 380-kV-Kabeldiagonale Berlin.

Auf einem knapp 7 km langen Abschnitt von der Rudolf-Wissell-Brücke über das UW Charlottenburg bis zum UW Mitte verläuft die 380-kV-Kabeldiagonale Berlin in einem Einleiter-Ölkabelsystem. Dieses erdverlegte, wassergekühlte System hat sich grundsätzlich bewährt, kann jedoch nicht die künftig nötige Leitungskapazität bereitstellen und stößt zunehmend an die Grenzen seiner Belastbarkeit. Aus diesem Grund plant 50Hertz, auf diesem Abschnitt ein neues, leistungsstarkes Kabelsystem.

Auf dem rund 7 Kilometer langen Teilabschnitt von der Rudolf-Wissell-Brücke über das Umspannwerk Charlottenburg in der Darwinstraße bis zum UW Berlin-Mitte in der Bissingzeile plant 50Hertz ein leistungsfähiges Kabelsystem, das die bestehende Leitung aus den 70er Jahren ersetzen wird. Die Stromtragfähigkeit wird dabei auf 2.500 Ampere erhöht. | Foto: 50Hertz
Auf dem rund 7 Kilometer langen Teilabschnitt von der Rudolf-Wissell-Brücke über das Umspannwerk Charlottenburg in der Darwinstraße bis zum UW Berlin-Mitte in der Bissingzeile plant 50Hertz ein leistungsfähiges Kabelsystem, das die bestehende Leitung aus den 70er Jahren ersetzen wird. Die Stromtragfähigkeit wird dabei auf 2.500 Ampere erhöht. | Foto: 50Hertz

Eine Machbarkeitsstudie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Verlegung in Kabelschutzrohren oder Hüllrohren nicht durchgängig möglich und in Kombination aus beiden nur bedingt möglich ist. Eine Verlegung der Kabel in einem Tunnel stellte sich als durchgängig möglich heraus. Darüber hinaus wurde diese Bauweise auch als die umweltschonendste und nachhaltigste für die Netzverstärkung der 380-kV-Kabeldiagonale Berlin identifiziert. Der Tunnel wird begehbar sein und damit einen leichten Zugang zu den Kabelsystemen sowie eine ständige Überwachung der Anlagen ermöglichen.

3-Meter-Tunnel in bis zu 30 Metern Tiefe

Zur technischen und baulichen Umsetzung des Vorhabens ist die Schweizer Baufirma Implenia AG im Einsatz. Diese hat wiederum die Firma Herrenknecht AG mit dem Bau der Tunnelbohrmaschine beauftragt.

Herausforderung: Wenig Platz im vorderen Teil der 3 Meter großen Tunnelbohrmaschine | Foto: 50Hertz
Herausforderung: Wenig Platz im vorderen Teil der 3 Meter großen Tunnelbohrmaschine | Foto: 50Hertz
Der Bau des Kabeltunnels erfordert lediglich geringfügige Eingriffe in den Straßenverkehr und in vorhandene Bebauungen, da nur an vier Stellen Schachtbauwerke nötig sind. Der Anfangsschacht an der Rudolf-Wissell-Brücke besteht, anders als die weiteren drei Schächte, während der Bauphase aus insgesamt drei Schächten: Anfangsschacht, Verbindungsschacht und Montageschacht. Diese miteinander verbundenen Schächte dienen dazu, einzelne Segmente der insgesamt 155 m langen Tunnelvortriebsmaschine einzubringen und nach und nach, bis zur vollständigen Länge, zusammenzusetzen. Aufgrund der räumlich sehr begrenzten Möglichkeiten in Berlin hat sich 50Hertz dazu entschlossen, den Anfangsschacht für die gesamte Dauer des Vortriebs als Transportschacht zur Beförderung des Aushubs zu nutzen.

Der Tunnelvortrieb startete Ende 2022. Die Schildvortriebsmaschine arbeitet sich mit einem Schneidrad von 3,88 m Durchmesser in ca. 20 bis 30 m Tiefe durch den Berliner Untergrund. Dieser besteht in diesen Tiefenlagen hauptsächlich aus einem Sand-Wasser-Gemisch. „Das bei allen Vortrieben eingesetzte Mixschild eignet sich durch seine sensiblen Einstellmöglichkeiten (Druckluftpolster/Stützdruck) zum Auffahren von Tunneln im Lockergestein im Grundwasser. Damit verbunden ist ein besonders schonendes Abbauen der anstehenden Geologie“, erklärt Martin Kühnel von 50Hertz.

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Zur Tunnelauskleidung werden 30 cm dicke und 10 to schwere Tübbingringe ca. 12 m hinter dem Schneidrad im Schutze des hinteren Schildmantels von einem roboterähnlichen Gerät, dem Erektor, eingebaut. Insgesamt 5.580 Tübbingringe werden so hergestellt. Der Innendurchmesser des Tunnels beträgt 3 m. Durchschnittlich sind 10 m Strecke pro Tag möglich. Damit dauert es etwa zwei Jahre, bis die 6,7 km lange Tunnelröhre fertiggestellt ist. Anschließend werden die Kabel eingezogen und der Bau insgesamt fertiggestellt. Bis 2028 soll das anspruchsvolle Gesamtvorhaben abgeschlossen sein.

Ein Blick in den neu entstandenen Tunnel mit den Versorgungsleitungen | Foto: 50Hertz
Ein Blick in den neu entstandenen Tunnel mit den Versorgungsleitungen | Foto: 50Hertz

Während das erdverlegte Kabel eine Übertragungskapazität von 1.600 Ampere aufwies, soll das im Tunnel verlegte Kabel eine Übertragungskapazität von 2.500 Ampere haben. Mit dieser Erhöhung der Übertragungskapazität ist die Kabeldiagonale Berlin ein wichtiger Baustein der Energiewende, zumal erneuerbare Energien (besser) durchgeleitet werden können und die Stromversorgung der Hauptstadt besser gesichert werden kann.


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