Viel Theater bei Inhouse-Sanierung
Im laufenden Spielbetrieb saniert die Firma Tubus System seit August 2021 sämtliche Gebäudeleitungen des Theaters Heilbronn. Das gleichnamige Sprüh-Schleuderverfahren kommt auf einer Leitungslänge von insgesamt 2 Kilometern zum Einsatz, während vor und hinter den Kulissen das Theater weitergeht.
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Es begann mit unangenehmen Gerüchen sowie von Regen- und Schmutzwasser durchnässten Wänden. Sie verrieten, dass zumindest Teile der Gebäudeleitungen schadhaft sein mussten. Nach einer ersten TV-Inspektion war klar: Es besteht dringender Handlungsbedarf. Das Theater, ein Eigenbetrieb der Stadt Heilbronn, kontaktierte das örtliche Hochbauamt und man ließ durch das Ingenieurbüro IBH Süd eine Expertise erstellen zu verschiedenen in Frage kommenden Inhouse-Verfahren. „Da das Leitungsnetz des Theaters sehr verzweigt ist, konnten wir das Schlauchliner-Verfahren schnell ausschließen“, sagt IBH-Geschäftsführer Florian Weis.
Per freihändige Vergabe, also ohne förmliches Verfahren, wurde der Auftrag an die Firma Tubus System vergeben. „Für Tubus System sprach, dass sie permanent mit mehreren Sanierungsteams vor Ort arbeiten können und bereits Erfahrungen mit ähnlichen Großprojekten vorweisen können, wie etwa kurz vorher im Kloster Schöntal. In die Entscheidung wurde auch die Tatsache einbezogen, dass Tubus System sowohl Systemhersteller als auch Anwender ist“, so Weis weiter.
Die Tubus System GmbH mit Hauptsitz in Berlin ist eine Tochter der schwedischen Tubus System International AB. Seit 2009 ist das Verfahren zur Rohrinnensanierung DIBt-zugelassen und deutschlandweit, aber auch international im Einsatz. Außer in Schweden und Deutschland hat Tubus System Niederlassungen in den Niederlanden und Italien.
Mit dem Sprüh-Schleuderverfahren von Tubus System können Rohre zwischen DN 40 und DN 250 saniert werden. Dabei sind Nennweitensprünge kein Problem. „Sofern das Rohr noch vorhanden ist, ist die Sanierung fast aller Leitungsschäden möglich. Dazu gehören zum Beispiel auch Risse, korrodierte Leitungen und Rohrbrüche. Bei Löchern im Rohr setzen wir eine Überbrückung aus GFK; darüber können wir dann unser Material sprühen“, beschreibt Oliver Ramm, Regionalmanager Süd bei Tubus System. Außer Bleileitungen können alle Rohrmaterialien saniert werden. Auch Asbestfaserzementrohre, zumal das Tubus-System eine geringe Exposition gegenüber Asbest aufweist und vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) als insoweit geprüftes Verfahren anerkannt ist. Die Anbindung an Anschlussleitungen kann ebenfalls mit dem Tubus System-Verfahren hergestellt werden; auch kleine Schächte oder Revisionsöffnungen können mitbeschichtet werden.
Sanierung (fast) nach Plan
Eine Besonderheit neben dem beträchtlichen Gesamt-Leistungsumfang von 2 Kilometern ist, dass die Pläne für die Theaterleitungen nicht immer mit dem tatsächlichen Leitungsverlauf übereinstimmen. „Das Theater hat in Heilbronn eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht. In seiner heutigen Form steht es am Berliner Platz seit 1982. Im Laufe der Zeit wurden bauliche Anpassungen im Rahmen von Nutzungsänderungen vorgenommen, die nicht dokumentiert worden sind“, erläutert Kerstin Klier, Verwaltungsleiterin des Theaters. Das habe die Durchführung der aktuellen Maßnahme etwas erschwert.
Einen besseren Plan hatte man für den Ablauf der anfänglichen Sanierungsarbeiten: „Im August hatten wir noch eine Spielpause. Diese Zeit haben wir genutzt für die Leitungssanierung um die Bühne herum beziehungsweise von der Bühne weg“, so Markus Rack, Leiter der Haus- und Betriebstechnik beim Theater Heilbronn, im Rahmen der derzeitigen Sanierung die Projektleitung und Koordination innehat.
Bei der Sanierung der Gebäudeleitungen geht das Tubus System-Team wie folgt vor: Bei einer ersten Kamerabefahrung verschafft man sich zunächst einen Eindruck von den zu sanierenden Rohren. Nach der Reinigung der Rohre erfolgt eine weitere Kamerabefahrung. Das Rohr wird sodann mit Lüftungsgeräten getrocknet. Das Sanierungsteam trägt das Material in mehreren Sprühvorgängen – mit dazwischen liegenden Trocknungszeiten – auf die Rohrinnenwand auf. Zwischendurch erfolgt ein Bürstvorgang, bei dem kleine Stellen, die durch das Sprühen nicht gleichmäßig beschichtet worden sind – insbesondere bei Rohrversätzen –, mit abgedeckt werden.
Das aufzusprühende Material besteht aus einem styrolfreien, glasfaserverstärkten Polyester-Harz. Für die Aushärtung wird Peroxid beigemischt. Die zwei Komponenten werden kurz vor dem Sprühkopf im Schlauch vermengt. Am Ende entsteht ein selbsttragendes Rohr im Rohr, das beständig ist gegenüber Korrosion, aggressiven Chemikalien und hohen Temperaturen. Laut Oliver Ramm hat das neue Rohr eine Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren.
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Nach der Sanierung werden die Rohre erneut inspiziert und das Video wird abgespeichert. Die Dokumentation dient der Qualitätssicherung. Zusätzlich werden die Aufnahmen beim schwedischen Mutterkonzern gesichtet. „Erst wenn von dort aus die Rückmeldung kommt, dass alles in Ordnung ist, kann ein Haken hinter das sanierte Rohr gemacht werden“, erklärt Ramm. Darüber hinaus werden regelmäßig Proben der Auskleidung genommen und zur Überprüfung an das Prüflabor von Siebert + Knipschild übergeben.
Inhouse-Sanierung in mehrerer Hinsicht vorteilhaft
Auch mit den bisherigen Sanierungsergebnissen sind alle Beteiligten zufrieden. Florian Weis, dessen Ingenieurbüro neben der Erstellung der Revisionspläne mit der Abnahme der Sanierungsleistungen betraut ist, bestätigt: „Wir können in regelmäßigen Abständen die TV-Befahrungen der Firma Tubus System einsehen. Bisher gab es keine Beanstandungen.“ Das Großprojekt soll spätestens Mitte Mai abgeschlossen sein. Danach steht, zumindest was die Gebäudeleitungen angeht, dem reibungslosen Theaterbetrieb in den nächsten 50 Jahren nichts im Wege.
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