Sanierung von Großprofilen: Diskussionsplattform in Düsseldorf
Tagungsort Rheinschiff: Das Ambiente hat sich für das Düsseldorfer Seminar bewährt. Foto: | Foto: B_I/zu Eulenburg
Zu den Gründen für die über Jahre anhaltende Beliebtheit dieser Veranstaltung in der Fachwelt gehört sicher die Fokussierung auf ein Thema, das vielen Betreibern von Kanalnetzen ganz besonders auf den Nägeln brennt. Die großen Sammler gehören oftmals zu den ältesten Teilen der Kanalisationen und bilden vielerorts deren Rückgrat. Die Sanierung der Großprofile stellt immer eine besondere Herausforderung dar, da es Lösungen „von der Stange“ nur sehr selten gibt. Vor diesem Hintergrund ist der von einem erfahrenen Netzbetreiber organisierte Erfahrungsaustausch über Strategien, Verfahren und deren Umsetzung in der Praxis sehr willkommen. Und auch das reizvolle Ambiente auf einem modernen Rheinschiff mit perfekter Infrastruktur für die Durchführung einer solchen Veranstaltung mit begleitender Fachausstellung, dürfte zur Gesamtattraktivität dieser Fachtagung beitragen.

Anspruchsvolle Projekte

Der technische Betriebsleiter des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf, Frank Heuner, führte durch das Vortragsprogramm. | Foto: Roland W. Waniek
Der technische Betriebsleiter des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf, Frank Heuner, führte durch das Vortragsprogramm. | Foto: Roland W. Waniek
Der technische Betriebsleiter der Stadtentwässerung Düsseldorf, Frank Heuner, führte durch das Vortragsprogramm, das mit der Vorstellung eines spektakulären Projektes aus Düsseldorf begann. Der Projektleiter Substanzerhaltung des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf, Roland Baum, berichtete über die anstehende Sanierung des Großprofiles Otto-Petersen-Straße/Heinrichstraße. Dabei handelt es sich um ein Haubenprofil 2100/2400 mit Trockenwetterrinne und einseitigem Bankett bzw. 2400/2400 mit zweiseitigem Bankett. Dieser in den Jahren 1905 bis 1918 gebaute Sammler mit einer geklinkerten Sohle und einer Haube aus Ortbeton verläuft in der Düsseldorfer Innenstadt und soll auf einer Länge von 1,7 Kilometer weitgehend grabenlos renoviert werden. Vorgesehen ist eine Auskleidung des Profils mit vorgefertigten Elementen aus Polymerbeton, erläuterte Baum, der die Maßnahme als das anspruchsvollste Projekt der letzten Jahre bezeichnete. Bei dieser Sanierungsmethode stützt sich der Stadtentwässerungsbetrieb auf die Erfahrung mit einer Probebaustelle, bei der vor 20 Jahren an anderer Stelle ein Sammlerabschnitt ebenfalls mit Polymerbetonelementen ausgekleidet wurde, der sich heute in nach wie vor ausgezeichnetem Zustand befindet. Der Baubeginn für das Projekt ist für den Juli 2024 vorgesehen.
Roland Baum stellte ein anspruchsvolles Sanierungsprojekt vor, mit dem im Juli 2024 begonnen werden soll. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Roland Baum stellte ein anspruchsvolles Sanierungsprojekt vor, mit dem im Juli 2024 begonnen werden soll. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Nachhaltigkeit in der Diskussion

Ein weiteres Argument, Polymerbeton sei aufgrund seines hohen Anteils an mineralischen Zuschlagstoffen ein im Vergleich zu anderen Werkstoffen nachhaltiges Material, wurde in der Diskussion mit dem Auditorium durchaus kritisch hinterfragt, zumal Baum in dieser Frage auf keine tiefergehenden wissenschaftlichen Untersuchungen verweisen konnte.

Diese Diskussion war eine Steilvorlage für Prof. Dr. Jörg Sebastian und seinen Vortrag über die Ökobilanzierung von Baumaßnahmen. Dabei unterstrich Sebastian die Bedeutung einer sorgfältigen Lebenszyklusanalyse für die Bewertung der Umweltauswirkungen eines bestimmten Produktes oder einer bestimmten Dienstleistung. Deutlich wurde jedoch auch, wie komplex eine solche Untersuchung ist, wie schwierig es derzeit noch ist, an belastbare Daten zu kommen und welche Herausforderungen hinsichtlich der Vergleichbarkeit von Produkten und Dienstleistungen damit verbunden sind. Die Ergebnisse einer fundierten Lebenszyklusanalyse stellen jedoch eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar und bieten Chancen für die Optimierung von Produktionsprozessen, von Produkten und Dienstleistungen.

Prof. Dr. Jörg Sebastian sprach zum Thema Ökobilanzierung von Baumaßnahmen. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Prof. Dr. Jörg Sebastian sprach zum Thema Ökobilanzierung von Baumaßnahmen. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Steffen Deuster, Gruppenleiter Grundlagenplanung und Industrieentwässerung Abwasser bei der NEW AG stellte ein Beispiel der Regenwasserbewirtschaftung vor. Dabei wird dem mit dem Bau eines versickerungsfähigen Großprofils in Form einer zum Verweilen in einem parkähnlichen Areal einladenden Treppe die Funktion eines technischen Bauwerkes zur wirksamen Rückhaltung und Versickerung von Regenwasser mit einer attraktiven städtebaulichen Nutzung kombiniert.

Netzbetreiber berichten aus der Praxis

Seitens des Stadtentwässerungsbetriebes Düsseldorf berichtete der Sachgebietsleiter GEP über die deutschlandweit größte Niederschlag-Abfluss-Schmutzfracht-Messkampagne im gesamtstädtischen Düsseldorfer Kanalnetz mit dem Ziel, die notwendigen Informationen zu generieren, um den bestmöglichen Entwässerungskomfort für die Bürger und die Entwässerung entsprechend den gesetzlichen Anforderungen sicherzustellen. Klaus Hahn beschrieb als Projektleiter, wie in der Straße „Schöne Aussicht“ mit Rohrvortrieb und Stollenbau eine Profilerweiterung für eine strukturelle Verbesserung der Abwasserinfrastruktur erreicht wird.

Über ein innovatives Beispiel der Regenwasserbewirtschaftung berichtete Steffen Deuster. | Foto: Steffen Deuster
Über ein innovatives Beispiel der Regenwasserbewirtschaftung berichtete Steffen Deuster. | Foto: Steffen Deuster

Erfahrungen aus Hamburg standen im Mittelpunkt des Vortrages zur Dükersanierung im Schlauchliningverfahren von Delia Ewert, Leiterin Planung und Bauen Siele Nord bei Hamburg Wasser. Wohl kaum ein anderer Netzbetreiber kann diesbezüglich auf vergleichbare Praxiserfahrung zu der Sanierung von Dükern unterschiedlicher Bauart, Dimension und Länge zurückgreifen, wie die Hamburger Stadtentwässerung. Vor diesem Hintergrund wiesen die Hinweise von Delia Ewert zu Reinigung, Zustandserfassung, Planung und Sanierung dieser Bauwerke von einem engen Bezug zur Praxis mit entsprechenden Beispielen auf.

Praxisnähe zeigte auch der Sachgebietsleiter Kanalinstandhaltung der Entsorgungsbetriebe Lübeck, Martin Greggersen. Sein Vortrag über die Sanierung von 700 Metern Eiprofil DN 800/1200 und DN 900/1200 im Rohrlining- und Schlauchlingverfahren einschließlich der Erneuerung und Sanierung der dazugehörigen Schächte zeigte nicht nur die Komplexität und den Umfang des konkreten Projektes, er vermittelte auch einen Eindruck von dem Missverhältnis zwischen den personellen Ressourcen auf der einen und dem Umfang der zu bewältigenden Aufgaben auf der anderen Seite. Ein Problem, das sich gerade bei Netzbetreibern in mittleren und kleineren Kommunen immer mehr zuzuspitzen scheint.

Delia Ewert gab einen Einblick in die praktischen Erfahrungen zu Dükersanierungen mit dem Schlauchliningverfahren in Hamburg. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Delia Ewert gab einen Einblick in die praktischen Erfahrungen zu Dükersanierungen mit dem Schlauchliningverfahren in Hamburg. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Besuch auf der Baustelle

Der zweite Tag war traditionsgemäß den Exkursionen auf Baustellen gewidmet. Roland Baum führte die Besucher in das Großprofil, über dessen anstehende Renovierung mit Elementen aus Polymerbeton er tags zuvor berichtet hatte.

Bei einem weiteren Baustellenbesuch ging es um die mineralische Sanierung von begehbaren Mauerwerkskanälen. Dies ist ein seit vielen Jahren in Düsseldorf fest etabliertes und konsequent angewendetes Verfahren und wird mittlerweile auch als Düsseldorfer System bezeichnet. Die in den gemauerten Großprofilen verbauten Kanalklinker befinden sich zum größten Teil in einem ausgezeichneten Zustand. Die angetroffenen Schadensbilder stehen oftmals mit den ausgewaschenen Fugen in direktem Zusammenhang. Deshalb haben die Verantwortlichen beim Stadtentwässerungsbetrieb in ihrem langfristig angelegten Sanierungskonzept entschieden, bei der Sanierung der Mauerwerkskanäle, wo immer dies möglich ist, auf die Sanierung der Mauerwerksfugen mit mineralischem Mörtel zu setzen. So auch auf der besuchten Sanierungsbaustelle, wo in einem Maulprofil der Dimension 2900/2400 aus dem Jahr 1898 auf eine Länge von 569 Meter dieses Verfahren im Rahmen einer grundlegenden Sanierung angewendet wird.

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Die große Resonanz, das gelungene Gesamtkonzept und die Rückmeldungen der Teilnehmer in diesem Jahr ergeben das Bild einer rundum gelungenen Fachtagung. Ein guter Grund für die mit Großprofilen befasste Fachöffentlichkeit, rechtzeitig in den Veranstaltungsterminkalendern des kommenden Jahres nach dem Datum für das nächste Standpunkteseminar „Sanierung von Großprofilen“ in Düsseldorf zu schauen.


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