Neues zum Thema „Grabenloses Verlegen von Rohren“

Am 18. April 2024 fand in den Räumlichkeiten der LGA in Nürnberg der 17. Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb statt. In diesem Jahr kamen ca. 125 Teilnehmer und viele Aussteller bei der TÜV Rheinland Akademie zusammen, um sich über Themen zur grabenlosen Rohrverlegung in geschlossener Bauweise zu informieren und auszutauschen.

17. Nürnberger Vortriebsseminar mit 125 Zuhörern
Vortrag von Dr.-Ing. Trümpi-Althaus | Foto: TÜV Rheinland Akademie
Diesmal konnten alle, die sich angemeldet hatten, auch teilnehmen, nachdem 2023 wegen Platzmangels einigen Personen abgesagt werden musste. Nach der Eröffnung des Erfahrungsaustausches durch Dipl.-Ing. Dieter Walter vom Güteschutz Kanalbau und Dipl.-Ing. (FH) Markus Maletz von der LGA begann der Vormittag in gewohnter Weise mit dem „theoretischen“ Teil der Veranstaltung. Dipl.-Ing. Michael Hentrich als Vertreter der GSTT stellte das Arbeitsergebnis des „Arbeitskreises EM“ vor, der bereits seit 2017 Homogenbereiche, getrennt für Böden und Fels erarbeitet hat. Es werden in verschiedenen Arbeitshilfen u.a. Bandbreiten angegeben, um eine Korrelation zwischen der DIN 18196, den Homogenbereichen und der ATV DIN 18319 herzustellen. Die Ergebnisse der vergangenen Jahre sind nun in der GSTT-Information 28-2 in einem Papier zusammengefasst worden, das als Download auf der Website der GSTT zur Verfügung steht.

Digitalisierung und kein Ende?

Längst werden immer mehr Bereiche des Bauwesens durch die Digitalisierung völlig verändert; das gilt auch für den Rohrvortrieb. Dr.-Ing. Stefan Trümpi-Althaus aus der Schweiz blickte auf die Ergebnisse der letzten Jahrzehnte zurück. Schmierung, Navigation, TBM-Daten etc. waren einige der Beispiele. Bei der Bewertung des zu erwartenden Wandels lag ihm vor allem die Datenfülle am Herzen, die seiner Meinung nach – wenn sie so unstrukturiert bleibt – eher für Verwirrung sorgen wird. Doch Digitalisierung kann auch Klarheit schaffen: Über neuartige Cloud-Lösungen können Daten in Echtzeit aufbereitet und visualisiert werden. Mit der Live-Vorführung eines Vortriebs in Frankreich wurden einzelne Module erläutert. Dabei erwies sich als maßgebend, dass bereits vor Eintritt eines möglichen Schadensereignisses während der Vortriebsarbeiten aktiv eingegriffen werden kann. Zielführend ist, wenn dann bereits Hilfen aus dem System angeboten werden, die zu richtigen Entscheidungen führen.

Das spannende Thema der Inspektion und der Dichtheitsprüfung von Großprofilen nach einem Vortrieb wurde von den Referenten Dipl.-Ing. Diana Mette und Dr.-Ing. Olaf Kaufmann angegangen. Letzterer stellte klar, dass viele Normen und Vorgaben des Marktes eben nicht geeignet sind, um das erwünschte Ziel zu erreichen. Hier sollte mehr Ingenieurverstand walten, um praxisgerechte Prüfkriterien festzulegen, die dann auch in einer vernünftigen Zeit abzuarbeiten sind – was zu einer wirtschaftlichen Arbeitsweise führt.

Kollegin Mette beschrieb präzise, welche Besonderheiten es bei der Inspektion von Rohren gibt, die im Großprofilbereich auch manuell durchgeführt werden. Neben der Ausleuchtung (die ihre Grenzen hat) müssen Inspekteure sehr diszipliniert vorgehen, um eine qualitativ hochwertige Ton- oder Bildaufnahme zu produzieren, die dann von einem Ingenieur ausgewertet wird. Mette zählte die Vor- und Nachteile auf, die eine Großprofilinspektion mit sich bringt. Ein besonderer Schwerpunkt ist die Arbeitssicherheit, denn viele Kanäle und Leitungen sind wasserführend, da sie nach wie vor nicht vollständig abgesperrt oder umgeleitet wurden. Auch die „Befliegung“ von Leitungen mittels Drohne und KI-Unterstützung wurde thematisiert, wobei man übereinkam, dass auf diesem Gebiet noch Weiterentwicklungen notwendig sind. Auch der Roboter-Hund namens „Spot“ gehört in diesen Themenbereich: Hier wird die Entwicklung ebenfalls fortschreiten, vor allem um das Thema Arbeitssicherheit wird man sich Gedanken machen müssen.

HDD in der Praxis

Im zweiten Teil wurde das Thema der Horizontalspülbohrverfahren, das bereits 2023 referiert wurde, durch Dipl.-Ing. Marco Reinhard vom DCA (Verband Güteschutz Horizontalspülbohrungen) fortgeführt. Nachdem er kurz auf die Geschichte und Entwicklung des HDD in Deutschland eingegangen war, berichtete Reinhard von einigen konkreten Baustellen. Ihm ging es vor allem darum, wie das System in der Praxis funktionieren kann – und welche Beschränkungen beispielsweise unvorhersehbare Geologien einfordern. Solche Umstände verlangen nach sehr erfahrenen Dienstleistern, da es beim HDD-Verfahren keine 100-prozentige Sicherheit einer grabenlosen Neuverlegung gibt.

Vortriebsrohre – was gibt´s Neues?

Welche (neuen) Materialien spielen bei den Vortriebsrohren künftig eine maßgebliche Rolle? Dies zu beantworten, waren Vertreter der wichtigsten Rohrhersteller angetreten mit auf das Material bezogenen Kurzreferaten. Kurzes Fazit: Die Materialwahl hat sehr konkrete Auswirkungen, u.a. auch auf die Ausschreibung bei konkreten Einsätzen. Gut, dass diese Experten auch noch nach ihrer Präsentation dem Publikum zur Verfügung standen, für Fragen, Tipps und Zweifel und viele konkrete Beispiele aus der Praxis.

Praxisbericht aus dem Rohrvortrieb

Praxisbeispiele anhand von ausgewählten Vortriebsbaustellen und spezielle Verfahren oder Produkte sind beim Vortriebsseminar in Nürnberg immer ein Klassiker. So berichteten Dipl.-Ing. (FH) Miriam Liß, Dipl.-Ing. (FH) Thomas Kraus – beide von der Stadtentwässerung u. Umweltanalytik Nürnberg – und Dipl.-Ing. Christian Trittenbach von der Baufirma Sonntag aus Bingen über einen nicht alltäglichen Rohrvortrieb in Nürnberg, bei dem ein Rohrstrang DN 2600 aus Stahlbeton im Teilschnitt-Verfahren unter Druckluft über eine Länge von insgesamt 1.000 Metern im BA 1 (Minervastraße) vorgetrieben wurde.

Kraus ging insbesondere auf die Planung der Maßnahme ein, die aufgrund der Lage des Sammlers „Siedlungen Süd“ sehr anspruchsvoll war. Neben der eigentlichen Vortriebsmaßnahme waren verschiedenste Aspekte der „Nebengewerke“ zu betrachten, z.B. die Schwerlastroute, die Sparten, der ÖPNV und der Individualverkehr, der Radverkehr und der Baumbestand. Für alle Beteiligten war dies eine Herausforderung. Nach den Erkundungsmaßnahmen wurden Verfahren, Rohrtyp etc. festgelegt und letztendlich ausgeschrieben.

An dieser Stelle übernahm Miriam Liß, die in diesem Projekt die Bauoberleitung hatte, die weiteren Erläuterungen. Die Umsetzung der Planung mündete in ein detailliertes Leistungsverzeichnis, welches u.a. auch die zeitlichen Vorgaben für die ausführende Firma beinhaltete. Durch wöchentliche Jour-Fix-Termine auf der Baustelle wurde ein möglichst termingerechter Bauablauf gewährleistet.

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Last, but not least stellte Christian Trittenbach die Ausführung der Arbeiten aus Sicht einer Baufirma vor. Insbesondere ging er auf die Förderung des Abraums ein, der mittels automatischer Förderschnecke unter Druckluft erfolgte. Mit einigen Bildern von dieser Baustelle wurde der Praxisvortrag abschließend beendet.

Zum Abschluss des Seminars bedankten sich Dieter Walter und Markus Maletz bei den Organisatoren, Referenten und Teilnehmern, die allesamt zum Erfolg des Seminars beigetragen haben. Für den 3. April 2025 ist bereits die nächste Veranstaltung in Nürnberg geplant.


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