Zwischen Deutschland und Luxemburg: Grenzerfahrung mit Perfect Pipe
Blick von der deutschen Seite über die Sauer auf die Baustelle | Foto: Martin Boldorf
Die Sauer entspringt in den Ardennen und mündet nach etwa 170 Kilometern in die Mosel. Zwischen Wallendorf und Wasserbillig bildet der Fluss auf einer Länge von 42 Kilometern die Grenze zwischen Luxemburg und Deutschland. Bei Bollendorf Pont verläuft auf Luxemburger Seite im direkten Uferbereich ein Schmutzwassersammler, der im weiteren Verlauf die Sauer auf die deutsche Seite quert, dann wieder nach Luxemburg wechselt und das Abwasser der angeschlossenen deutschen und luxemburgischen Ortschaften zur Kläranlage nach Echternach transportiert. Die Abwasserentsorgung wird in diesem Fall als eine grenzüberschreitende Gemeinschaftsaufgabe betrachtet.

Zuständig für den Sammler ist das Abwassersyndikat Sidest, ein interkommunaler Verband, der die Abwassersysteme mit Sammlern und Kläranlagen von insgesamt 24 Mitgliedsgemeinden betreut.

Verlegt werden Perfect Pipe Stahlbetonrohre mit Fuß und mit PE-Auskleidung. Zu erkennen sind noch die Anzeichen des letzten Hochwassers. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Verlegt werden Perfect Pipe Stahlbetonrohre mit Fuß und mit PE-Auskleidung. Zu erkennen sind noch die Anzeichen des letzten Hochwassers. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Altkanal schadhaft und zu klein

Bei Bollendorf Pont ist der etwa 40 Jahre alte bestehende Betonkanal DN 300 sowohl marode als auch inzwischen hydraulisch überlastet und wird auf einer Länge von knapp 600 Metern samt einem Pumpwerk neu gebaut. „Die ersten Planungen reichen bis ins Jahr 2007 zurück, Belange des Naturschutzes, der Archäologie und Gespräche mit Grundstückseigentümern führten jedoch dazu, dass erst im Oktober 2023 mit der Umsetzung der Maßnahme begonnen werden konnte“, erklärt Marco Rings vom Abwassersyndikat Sidest.

Geplant wurde das Projekt vom Ingenieurbüro Schroeder & Associés, mit rund 450 Beschäftigten eines der größten Ingenieurbüros in Luxemburg. „Die besondere Herausforderung für die Planung war die unmittelbare Nähe der Sauer“, sagt Sarah Simon vom Ingenieurbüro Schroeder & Associés, zuständig für die statische Planung, die Ausschreibung und die Bauüberwachung. Eine Herausforderung, die sich auch und gerade mit Blick auf die Bauausführung stellt. Dies betrifft neben dem engen Arbeitsraum und der eingeschränkten Zugänglichkeit die Gefahr einer Überflutung der Baustelle durch plötzlich auftretendes Hochwasser.

Die beengten Platzverhältnisse sind ein bestimmendes Merkmal der Baustelle. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Die beengten Platzverhältnisse sind ein bestimmendes Merkmal der Baustelle. | Foto: B_I/zu Eulenburg

Spezifische Anforderungen an die Rohre

Bei der Wahl des Rohrmaterials wurde neben den Anforderungen an die Dichtheit auf weitere Aspekte besonderer Wert gelegt. Aufgrund des geringen Gefälles und der niedrigen Fließgeschwindigkeit besteht eine erhöhte Gefahr von Korrosion und Ablagerungen. Darüber hinaus spielte die Auftriebssicherheit eine Rolle, da die Rohrtrasse im überflutungsgefährdeten Bereich verläuft. Aus diesen Gründen wurden bereits in der Ausschreibung Rohre aus Stahlbeton mit einer glatten und korrosionsschützenden Innenauskleidung gefordert.

Im Jahr 2022 wurde das Projekt mit einem Auftragsvolumen von rund 1,8 Millionen Euro in die Ausschreibung gebracht. Den Zuschlag erhielt mit der OBG Lux S.A. das luxemburgische Unternehmen der im deutschen Ottweiler ansässigen OBG-Gruppe. OBG Lux ist mit seinen150 Beschäftigten ausschließlich in Luxemburg tätig.

Bestandteil des Angebotes der OBG Lux waren Perfect Pipe-Stahlbetonfußrohre mit einer PE-Innenauskleidung von Beton Müller aus Achern. Als Grund für diese Wahl nennt der Geschäftsführer Tief- und Ingenieurbau bei OBG Lux, Markus Helfen, die verlässlich hohe Fertigungsqualität der Rohre gepaart mit zuverlässiger Logistik und gut funktionierender Kommunikation. „Hier ist ein Vertrauen entstanden, das sich nach unseren Erfahrungen mit den Rohren von Beton Müller in der Baustellenpraxis gerechtfertigt und bestätigt hat“, betont Markus Helfen.

Das Fußrohr erleichtert mit seiner breiten Auflage auf der Grabensohle und dem Entfall der Zwickelverdichtung die Rohrverlegung. | Foto: B_I/zu Eulenburg
Das Fußrohr erleichtert mit seiner breiten Auflage auf der Grabensohle und dem Entfall der Zwickelverdichtung die Rohrverlegung. | Foto: B_I/zu Eulenburg

In dem zu erneuernden Kanalabschnitt werden 180 Meter Perfect Pipe DN 800, 375 Meter DN 700 und 22 Meter DN 600 verlegt. Der alte Kanal liegt direkt auf dem anstehenden Fels. Da die Sohle des neuen Kanals etwa einen Meter tiefer liegt, wird der zu erstellende Rohrgraben in den Fels gefräst. Jascha Walzinger, Polier bei OBG Lux, weist auf die Vorteile bei der Verlegung des Fußrohres hin: „Durch die breite Auflage des Rohres auf der Grabensohle entfällt die Zwickelverdichtung. Dies vereinfacht die Rohrverlegung und erleichtert die Arbeit gerade unter den hier vorliegenden beengten Platzverhältnissen.“

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Dauerthema Hochwasser

Im Oktober 2023 wurde mit den ersten vorbereitenden Arbeiten für das Projekt begonnen. Von Beginn an bestimmte der Wasserstand der Sauer das Geschehen auf dieser Baustelle. „Durch Hochwasser müssten wir geschätzt 15 Mal die Arbeiten unterbrechen, da es im Herbst, Winter und Frühjahr so unverhältnismäßig viel geregnet hat“, so Martin Boldorf, Oberbauleiter bei OBG Lux. „Gerade letzte Woche ist nach Regenfällen im Umland innerhalb von zwei Stunden der Wasserspiegel um 1,50 Meter gestiegen“, beschreibt Boldorf die Situation auf der Baustelle bei unserem Besuch Anfang Juni. „Das bedeutet: alle Geräte rausfahren, alles sichern, und zwar richtig schnell.“ „Pfingsten hatten wir ein zehnjährliches Hochwasser mit einem um 2,50 Meter erhöhten Wasserstand, verbunden mit Schäden an Baustraße und Materialeintrag in bereits verlegte Rohre“, ergänzt Marco Rings.

Immer wieder mussten die Arbeiten bei plötzlich auftretendem Hochwasser die Arbeiten unterbrochen werden. | Foto: Martin Boldorf
Immer wieder mussten die Arbeiten bei plötzlich auftretendem Hochwasser die Arbeiten unterbrochen werden. | Foto: Martin Boldorf
Anfang Juni waren angesichts dieser außergewöhnlichen und in diesem Ausmaß unvorhersehbaren Einschränkungen 60 Meter Rohr verlegt. Trotz der Hochwasserproblematik sieht Martin Boldorf die Baustelle auf der Basis der sehr guten Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Ingenieurbüro, dem ausführenden Unternehmen und dem Rohrhersteller auf einem guten Weg und ist optimistisch, das Projekt erfolgreich und in dem angestrebten Zeitrahmen bis Anfang 2025 abschließen zu können. Dann soll über dem Kanal der Rohrtrasse folgend ein neuer Fahrradweg Touristen die Möglichkeit bieten, sich diese malerische Grenzregion entlang der Sauer radelnd zu erschließen.
Konstruktives Miteinander zwischen Auftraggeber, Ingenieurbüro, Bauunternehmen und Rohrhersteller: Joachim Strack, Geschäftsführer Beton Müller, Sarah Simon vom Ingenieurbüro Schroeder & Associés, Jascha Walzinger, Polier bei OBG Lux, Markus Helfen, Geschäftsführer Tief- und Ingenieurbau bei OBG Lux, Marco Rings vom Abwassersyndikat Sidest, Martin Boldorf, Oberbauleiter bei OBG Lux, und Martin Baumann, Vertrieb Luxemburg bei Beton Müller | Foto: B_I/zu Eulenburg
Konstruktives Miteinander zwischen Auftraggeber, Ingenieurbüro, Bauunternehmen und Rohrhersteller: Joachim Strack, Geschäftsführer Beton Müller, Sarah Simon vom Ingenieurbüro Schroeder & Associés, Jascha Walzinger, Polier bei OBG Lux, Markus Helfen, Geschäftsführer Tief- und Ingenieurbau bei OBG Lux, Marco Rings vom Abwassersyndikat Sidest, Martin Boldorf, Oberbauleiter bei OBG Lux, und Martin Baumann, Vertrieb Luxemburg bei Beton Müller | Foto: B_I/zu Eulenburg

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