Schnelles Handeln gefragt

Auf dem Werksgelände des Marktführers für Bautenanstrichmittel DAW SE (Caparol, Alpina) im südhessischen Ober-Ramstadt drohte der städtische Abwasserkanal unter einer durch Stapler- und Lkw-Verkehr stark belasteten Be- und Entladefläche einzubrechen. Schnelle und zuverlässige Unterstützung bot die Firma Erles Umweltservice mit Produkten von Relineeurope und der Planung von Arcadis, um den Kanal im Auftrag der Stadt Ober-Ramstadt ohne Eingriff in die Produktions- und Logistikabläufe wieder statisch zu ertüchtigen.

Sanierung im laufenden Betrieb
Jede Minute zählt – jeder Handgriff sitzt. | Foto: Erles
Während einer routinemäßigen Untersuchung des Abwasserkanals DN 1000 mit einer Gesamtlänge von knapp 240 m auf dem Werksgelände des Familienunternehmens wurde anhand der Videodokumentation Ende vergangenen Jahres eine stark zunehmende Ovalisierung im größten Abschnitt der Rohrleitung sichtbar. Schnelles Handeln war jetzt gefragt, denn die fachgerechte Deformationsmessung ermittelte inzwischen eine Ovalisierung von bis zu 10 %. Eine starke negative Entwicklung zwischen den einzelnen Inspektionsintervallen war eindeutig ersichtlich: Das Altrohr-Boden-System war nicht mehr allein tragfähig und entsprach unter Berücksichtigung der gegebenen Aspekte Altrohrzustand III. Zudem wurden nennenswerte Inkrustationen festgestellt, die aufgrund des einsturzgefährdeten Kanals nur mittels Fräsroboter beseitigt werden konnten.
Ausschnitt aus der Deformationsmessung | Foto: Arcadis
Ausschnitt aus der Deformationsmessung | Foto: Arcadis

In kürzester Zeit legte das mit der Planung beauftragte Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis eine ausführungsreife Konzeption vor, so dass mit der Sanierung des einsturzgefährdeten Kanals umgehend begonnen werden konnte. Vor der eigentlichen grabenlosen Sanierung wurden die vorhandenen Inkrustationen mit einem für diese Nennweite speziell entwickelten Fräsroboter beseitigt.

Für die Sanierung im Schlauchliningverfahren wurde die Firma Erles Umweltservice aus Meckesheim mit dem Einsatz des Alphaliner1800H des Herstellers Relineeurope beauftragt. Erles setzt auf perfekt abgestimmtes Equipment und arbeitet in dem Bereich der Rohrleitungssanierung unter anderem mit den UV-Aushärteanlagen REE2000 für die Installation von kleineren Durchmessern und der REE4000 für die Aushärtung von GFK-Schlauchlinern bis DN 2000 und einer Wanddicke von bis zu 30 mm. Beide Anlagen wurden im Hause Relineeurope entwickelt und sind somit präzise abgestimmt auf die Aushärtung der entsprechenden Alphaliner.

Kanalzustand nach den Fräsarbeiten – die Verformung ist sichtbar. | Foto: Arcadis
Kanalzustand nach den Fräsarbeiten – die Verformung ist sichtbar. | Foto: Arcadis

Produktion, Verladung und Transport unter Zeitdruck

Die Ovalisierung im Rohrquerschnitt, der unter der Logistikfläche vorgefundene bindige Mischboden der Gruppe G3 und die statischen Berechnungen führten letztlich zu der Entscheidung, den Alphaliner1800H mit einer statisch tragenden Wanddicke von mindestens 15,3 mm bei zwei der vier zu sanierenden Haltungen einzusetzen. Dieser grenzt sich mit dem höchsten Langzeit-E-Modul von 16.190 MPa vom übrigen GFK-Schlauchliner-Markt ab und ist für höchste statische Beanspruchungen geeignet. Zur statischen Berechnung wurde Markus Maletz, LGA Bautechnik, hinzugezogen.

Nur innerhalb eines halben Tages wurde der knapp 150 m lange Alphaliner1800H mit einem Durchmesser DN 1000 und einer Verbunddicke von 15,6 mm und Gesamtdicke von 16,1 mm im Werk in Rohrbach produziert. Mit dem werkseigenen Schwerlaststapler wurde die Transportkiste des 12,6 Tonnen schweren GFK-Schlauchliners verladen und zum unmittelbaren Einzug von der Ladefläche des Lkws nach Ober-Ramstadt transportiert. Vor Ort wurde der Transport-Lkw direkt zwischen zwei Werksgebäuden positioniert.

Organisation auf engstem Raum: Direkt vom Lkw über das Förderband in das Kopfloch. | Foto: Erles
Organisation auf engstem Raum: Direkt vom Lkw über das Förderband in das Kopfloch. | Foto: Erles

Leistungsstarke Produkte, gute Teamarbeit

Der Zugang zum Kanal musste mittels Kopfloch auf dem Werksgelände hergestellt werden. Aufgrund der hohen Wanddicke und dem damit verbundenen Gewicht von ca. 85 Kilogramm pro laufendem Meter des GFK-Schlauchliners wurde das Schwerlastförderband von Relineeurope und eine 10-Tonnen-Winde eingesetzt. Um nichts dem Zufall zu überlassen, kam ebenfalls ein Packer (DN 1000 REE) des GFK-Schlauchlinerherstellers aus Rohrbach zum Einsatz.

Die Aushärtung des Alphaliner1800H erfolgte mit der UV-Aushärteanlage REE4000, die bei dieser Installation mit einer 6 x 3.000 W starken Lichtquelle ausgestattet war. Mit einer Aushärtegeschwindigkeit von 0,57 Metern pro Minute wurden die GFK-Schlauchliner in Rekordzeit ausgehärtet. So wurden für die Aushärtung des längsten Alphaliner1800H mit 149 m Länge über zwei Haltungen gerade einmal 4 Stunden und 20 Minuten benötigt. Keine andere UV-­Aushärteanlage auf dem Markt verfügt über diese Leistung, um GFK-Schlauchliner mit dieser Wanddicke schnell, gleichmäßig und sicher auszuhärten. Aber auch die Installation der zwei Alphaliner500G in die beiden weniger kritischen Haltungen des Abwasserkanals über 11,5 und 79,0 m verlief problemlos in der geplanten Zeit.

Die präzise Planung durch das Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis, die jahrelange Erfahrung der Firma Erles Umweltservice mit ihrem professionellen Baustellenteam, ein qualitativ hochwertiger GFK-Schlauchliner, innovatives und leistungsfähiges UV­-Equipment und eine gute Kommunikation sorgten dafür, dass die Sanierung des Altrohrs innerhalb von 10 Stunden abgeschlossen war und weder die Produktion noch und Auslieferung von Bautenanstrichmitteln gefährdet waren. Sämtliche beteiligte Unternehmen waren beeindruckt von der reibungslosen Zusammenarbeit und beenden das Projekt mit dem Fazit: „Das gemeinsame Ziehen an einem Strang, die gute Kommunikation und das Vertrauen sind die Basis für den Erfolg solch außergewöhnlicher Projekte – wir sind bereit für viele weitere!“

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Autoren:
Petra Schmidt, DAW SE, Sven Crößmann, Stadt Ober-Ramstadt, Markus Kaiser, Arcadis GmbH, und Rüdiger Six, Erles Umweltservice GmbH

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