„Einfache Lösungen gibt es nicht!“
Die Probleme, Fachkräfte und Nachwuchs zu finden, sind eine branchenübergreifende, eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Auch in der Kanalsanierung wird dieses Thema auf allen Ebenen von Netzbetreibern, Ingenieurbüros und den ausführenden Firmen immer intensiver diskutiert. Wir haben bei Swietelsky-Faber nachgefragt, wie man als großes Sanierungsunternehmen in Deutschland darauf reagiert.
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Die Deutsche Bundesbank warnt in ihrem Bericht für April vor den Folgen einer überalterten Gesellschaft. Während sich die aktuelle Lage und die kurzfristige Perspektive für die deutsche Wirtschaft positiv darstellen, belaste die demografische Entwicklung die mittel- langfristigen Wachstumsaussichten, heißt es dort. In der Kanalsanierung ist diese Entwicklung zum Teil schon spürbar.
Herausforderung für Verbände und Unternehmen
„Zukünftig Mitarbeiter in ausreichender Zahl und mit den nötigen Qualifikationen zu finden, um die vor uns liegenden Aufgaben erfüllen zu können, ist ein komplexes Problem – auch für die Unternehmen der Kanalsanierungsbranche“, ist Jörg Brunecker, Geschäftsführer der Swietelsky-Faber Kanalsanierung, überzeugt. Das Unternehmen ist mit rund 220 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 45 Millionen Euro und inzwischen insgesamt elf Standorten in Deutschland, den Niederlanden und Österreich eines der großen deutschen Kanalsanierungsunternehmen. In einem insgesamt wachsenden Markt ist es Ziel, auch als Unternehmen weiter zu wachsen, so wie dies in den zurückliegenden 16 Jahren seit Unternehmensgründung erfolgreich gelungen ist. Um hierfür auch die personellen Voraussetzungen zu schaffen, werde es keine einfachen Lösungen geben, meint Brunecker. Neben übergeordneten Maßnahmen, bei denen Verbände und Organisationen der Branche verstärkt gefordert sind, müssten sich die Unternehmen selbst den Herausforderungen stellen. „Im Wettbewerb um die jungen Menschen müssen sie überzeugend und wahrnehmbar vermitteln, dass sie attraktive Arbeitsplätze mit einer zukunftssicheren Perspektive zu bieten haben“.
Ans Unternehmen binden
Attraktivität kommunizieren
Um sich als attraktives Unternehmen zu präsentieren und für junge Menschen sichtbar zu werden, beteiligt sich Swietelsky-Faber unter anderem an diversen Ausbildungsmessen. „Es ist den jungen Menschen gar nicht klar, was für ein attraktiver Job die Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice ist“, stellt Martin Wagner fest. Er ist Leiter der Niederlassung von Swietelsky-Faber in Saaldorf-Surheim. Die Vielfältigkeit der Arbeit, die Aufstiegschancen, der Umgang und die Bedienung von modernster und anspruchsvoller Technik, all dies sind Faktoren, die unserer Jugend nicht ausreichend bewusst sind.
Um mehr Aufmerksamkeit auf diese Aspekte des Berufsbildes zu lenken, ist Swietelsky-Faber auch in den Sozialen Netzwerken aktiv und nutzt diese bei jungen Menschen etablierten Kommunikationskanäle. „Mit Erfolg“, so Brunecker, „denn wir haben schon einige erfolgreiche Bewerbungen auf unsere Präsenz in diesen Medien erhalten.“
Zur Attraktivität des Arbeitsplatzes gehört nach dem Verständnis von Martin Wagner die technische Ausstattung auf hohem Niveau. Swietelsky-Faber investiert jedes Jahr knapp 10 Prozent des Umsatzes in die Modernisierung der technischen Ausstattung und in neues Equipment. Dies sei nicht nur eine Investition in technische Ausrüstung, sondern auch in gute Arbeitsbedingungen und in Verbindung mit hoher Eigenverantwortung in die Zufriedenheit der Mitarbeiter, in Spaß an der Arbeit und in Stolz auf das Unternehmen, bei dem man beschäftigt ist, ergänzt Bodo Huth, Betriebsrat in der Niederlassung Saaldorf-Surheim.
Sichere Perspektive
In diesen Zusammenhang gehört für Jörg Brunecker auch die Arbeitssicherheit. Es beginnt mit der persönlichen Arbeitsschutzausrüstung, an der nicht gespart wird, und setzt sich fort über interne Schulungen und Arbeitssicherheitsmanagementsysteme wie AMS, OHSAS oder das von Auftraggebern aus der Industrie geforderte SCC. Diese Systeme erhöhen die Effizienz im Bereich der Arbeitssicherheit deutlich und führten im Ergebnis dazu, dass die Zahl der Arbeitsunfälle signifikant reduziert werden konnte.
Die Attraktivität einer Branche und eines Unternehmens wird von der Zukunftsperspektive wesentlich mitbestimmt. Die Kanalsanierung im Allgemeinen wird sich weiter positiv entwickeln und den in dieser Branche tätigen Menschen große Entwicklungschancen bieten, ist Jörg Brunecker überzeugt. „Wir befinden uns in einem Wachstumsmarkt und diese Tendenz wird in den kommenden Jahren anhalten. Schon vor diesem Hintergrund ist es für junge Menschen eine gute Entscheidung, einen Weg in dieses Umfeld zu wählen.“ Bei Swietelsky-Faber sieht er die Durchlässigkeit der hierarchischen Strukturen im Unternehmen als wichtigen Faktor. Sie ermöglichen es engagierten Mitarbeitern, sich entsprechend ihrem Potenzial und ihren Neigungen einzubringen und weiterzuentwickeln.
In Qualifizierung investieren
Zu dieser Durchlässigkeit gehört die Möglichkeit, sich weiterzubilden und für neue Aufgabenstellungen zu qualifizieren. Der erste Meister der Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice kam aus dem Hause Swietelsky-Faber. „Aktuell absolvieren zwei Mitarbeiter, die uns als Azubis angefangen haben, die Meisterschule. Wir haben mehrere Beispiele, wo sich gewerbliche Mitarbeiter zu Bauleitern qualifiziert und weiterentwickelt haben“, unterstreicht Brunecker. Den Mitarbeitern werden zum Teil Qualifizierungsmaßnahmen wie die Ausweitung des Führerscheins oder der zertifizierte Sanierungsberater finanziert. „Das sind Investitionen, die sich nach unserer Erfahrung in vielerlei Hinsicht bezahlt machen. Sie verbessern sowohl Leistungsfähigkeit des Unternehmens als auch die Bindung der Mitarbeiter und die Akzeptanz beim Kunden.“ Ebenfalls zum Thema Ausbildung und Qualifizierung gehört die Zusammenarbeit mit Hochschulen und die Unterstützung von Studentinnen und Studenten bei und mit Themen für Bachelor- und Masterarbeiten.
Chancen nutzen
Als Mitte des vergangenen Jahres im österreichischen Grenzgebiet, und so auch in Surheim, sehr viele Flüchtlinge ankamen, sah sich Swietelsky-Faber in der Verantwortung, die Kommune zu unterstützen und bekam Kahase Tesfahans aus Eritrea zunächst als Praktikanten vermittelt. Inzwischen arbeitet der 22-Jährige, hinter dem ein dramatischer Fluchtweg durch Afrika und über das Mittelmeer lag, in der Niederlassung in Surheim. Tesfahans erwies sich als hoch motiviert, begeisterungsfähig und begabt für die ihm zugewiesenen Tätigkeiten. In kurzer Zeit lernte er soweit Deutsch, dass die Verständigung gewährleistet war. Mittlerweile hat er damit begonnen, den Führerschein zu machen und er hat sich entschlossen, die reguläre Ausbildung zum Techniker für Rohr-, Kanal- und Industrieservice zu beginnen. „Unsere Erfahrungen mit Kahase Tesfahans sind extrem positiv“, betont Jörg Brunecker. Ein gelungenes Beispiel für eine Win-Win-Situation mit besten Aussichten auf Perspektive und gelungene Integration, sind sich die Geschäftsführer und der Betriebsrat einig.
Luft nach oben
Was die Aktivitäten der Branchenverbände angeht, sieht Brunecker noch deutliche Verbesserungsmöglichkeiten. „Der Rohrleitungsbauverband hat hier mit Blick in die Zukunft das nötige Problembewusstsein entwickelt und leistet mit Schwerpunkt des klassischen Leitungsbaus wirklich gute Arbeit.“ Als positives Beispiel nennt Brunecker auch den VDRK, der mit dem Techniker für Rohr-, Kanal- und Industrieservice ein definiertes Berufsbild und einen anerkannten Ausbildungsberuf für die Branche auf den Weg gebracht hat. Bei den Verbänden, in denen die Interessen der Rohrsanierung und der grabenlosen Bauweisen gebündelt werden sollen, wie Rohrsanierungsverband oder GSTT, sieht er das Thema insbesondere mit Blick auf die gewerblichen Mitarbeiter noch nicht in dem erforderlichen Umfang angekommen. Deshalb unterstütze Swietelsky-Faber in den Branchenverbänden Initiativen und Aktionen mit dem Ziel, junge Menschen für die Branche zu interessieren und zu begeistern. „Das Problem der Personalentwicklung ist ein sehr komplexes Thema mit vielen Facetten. Wenn wir Lösungen finden wollen, dann müssen in dieser Frage alle an einem Strang ziehen“, betont Jörg Brunecker die Notwendigkeit gemeinsamen Handelns.
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