28 Flexliner machen Schächte fix wieder fit

In der kleinen Stadt Weißenfels (Sachsen-Anhalt) ist so manches Gebäude im Laufe der Zeit baufällig geworden, und auch 28 Schächte in der Zeitzer Straße hatten ihre besten Jahre hinter sich, so dass eine Sanierung unumgänglich war. Hier und da machte das nasskalte Wetter den Arbeitern auf der Baustelle zu schaffen; der Bauablauf verlief dank des noch jungen Flexliner-Verfahrens, das auch in Deutschland und europaweit immer öfter eingesetzt wird, allerdings zügig.

28 Flexliner machen Schächte fix wieder fit
Der Flexliner besteht aus sehr elastischem, chemikalienbeständigem Polyurea. Bauleiter Hagen Tausend (Firma Pfaffinger) demonstriert, wie leicht man den Schachtboden biegen kann.

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Zum Bauabschnitt der Schachtsanierung, ausgehend von der im Süden der Zeitzer Straße liegenden Bundeswehrkaserne bis zur gut einen Kilometer entfernten Kreuzung Selauer Straße, gehörte auch die Erneuerung der beiden Mischwasserkanäle DN 500 bzw. 400 (Westseite) und DN 350 (Ostseite). Die aus den 30er bzw. 40er Jahren stammenden Beton-Kanäle und -Schächte wiesen verschiedene Schadensbilder wie Risse und Korrosion auf.

„Ursprünglich war geplant, einen neuen Kanal zu verlegen und die beiden in den Gehwegen befindlichen Kanäle zurückzubauen und zu verdämmen. Das Ausschreibungsergebnis war aber nicht wie erhofft“, sagt Sabine Scheil von der Abwasserbeseitigung Weißenfels AöR. Unter den abgegebenen Angeboten habe das wirtschaftlichste noch weit über den geschätzten Kosten von rund 1,2 Millionen Euro gelegen.

Daher habe man sich für die Zeit zwischen Anfang Oktober 2018 und Mitte März 2019 für eine Sanierung entschieden, bei der die Firma Diringer & Scheidel Rohrsanierung als Hauptauftragnehmerin die Kanäle mittels Berstlining erneuerte. Das grabenlose Verfahren ermöglichte auch die Vergrößerung des Kanalquerschnitts und damit die Beseitigung bestehender Engpässe.

Digitales Abbild des Altschachtes

Für die Sanierung der 28 Schächte ab dem 1. Dezember wurde die Firma Pfaffinger Rohrnetz- & Sanierungstechnik GmbH als Subunternehmerin beauftragt. In allen Schächten wurde als Schachtboden der Flexliner von der Firma Predl eingebaut; die Sanierung oberhalb der Berme erfolgte in 26 Schächten mit dem Vertiliner aus GFK, in zwei Schächten mit dem Corprotect-Inliner von Predl aus Polypropylen.

Bevor der Flexliner das Licht der Welt erblickt, wird der Altschacht beim Aufmaß vor Ort mittels 3D-Laserscanner ausgemessen. Dies geschah in Weißenfels vor dem Berstlining, damit es zu keinem Stillstand auf der Baustelle kam. „Aus den Messdaten entsteht eine Punktwolke als Grundlage für die Schachtbodenherstellung. Gemäß den Messdaten formt ein sogenannter CNC-Fräser präzise ein Modell aus Styropor. Auf dieses Styropornegativ wird das Flexliner-Material appliziert und aufgespritzt“, erläutert Klaus-Dieter Jöckertitz, der bei Predl für den Vertrieb in Süd- und Mitteldeutschland zuständig ist. „Der Durchmesser ist dabei leicht reduziert im Vergleich zum alten Gerinne.“ Auf eine bestimmte Gerinne-/Schachtform komme es bei der Flexliner-Herstellung nicht an.

Klaus-Dieter Jöckertitz (Firma Predl) erklärt die Eigenschaften des Flexliners. Gut zu erkennen: der raue Strip am Ende des Flexliners zur sicheren Verbindung.
Klaus-Dieter Jöckertitz (Firma Predl) erklärt die Eigenschaften des Flexliners. Gut zu erkennen: der raue Strip am Ende des Flexliners zur sicheren Verbindung.

Lageabweichung nach dem Bersten

Die Laserdaten könne die Kommune in ihr Register aufnehmen und zu weiteren Zwecken verwenden, was vor allem dann interessant sei, wenn die Kommune solche exakten Daten zum ersten Mal erhält, so Jöckertitz weiter. In Weißenfels war hinsichtlich der Herstellung der Schachtunterteile zusätzlich die Dimensionserweiterung zu beachten, wie Bauleiter Hagen Tausend von der Firma Pfaffinger erläutert, denn „aufgrund dessen musste die Lageabweichung der Rohre nach dem Bersten eingeplant werden.“

Auf Biegen und Nicht-Brechen

Der Flexliner-Schachtboden besteht aus Polyurea. Für diesen sehr elastischen Kunststoff mit hoher Chemikalienbeständigkeit und Abriebfestigkeit entschied sich Predl nach einigen Testversuchen. Das Material kann leicht zusammengebogen und wieder zurückgeformt werden. „Auf diese Weise kann man das Schachtunterteil unzerteilt durch die Schachtöffnung führen, wobei der Flexliner in jeden Schacht bis DN 500 bei einem 62er Einstieg passt“, beschreibt Jöckertitz die Situation, bevor das Schachtunterteil für die nächsten Jahrzehnte in den Untergrund verschwindet.

Der zusammengefaltete Flexliner passt durch jede Standardschachtöffnung.
Der zusammengefaltete Flexliner passt durch jede Standardschachtöffnung.

Schnell eingebaut

Nachdem im Vorfeld etwa 4-5 cm vom alten Gerinne abgetragen wurden, kann der zusammengebogene Flexliner-Boden nun in den Schacht heruntergelassen und auf dem Boden in seiner ursprünglichen Form platziert werden. „Anschließend wird der Schachtboden mit dem Styroporkern stabilisiert. Der Flexliner wird sodann mit einer Blase, Manschette oder einem Kurzliner im Altrohr fixiert und ausgerichtet“, erklärt Hagen Tausend die nächsten Schritte.

Wie schnell der Einbau eines Flexliners geht, zeigte Pfaffinger in Weißenfels eindrucksvoll: Ebenso wie die Laservermessung des Altschachtes dauerte das Einbringen und Ausrichten des Schachtunterteils kaum länger als zehn Minuten. Die komplette Installation eines Flexliners vom Zusammenbiegen bis zum Verfüllen des Ringspalts mit Mörtel ist laut Bauleiter Tausend in etwa zwei bis drei Stunden erledigt. So konnten 28 Schächte in relativ kurzer Zeit saniert werden.

Wenig Aufwand

Neben dem Faktor Zeit spielte auch eine große Rolle, dass sich der Aufwand für die Baustelleneinrichtung und die Schachtsanierung in Grenzen hielt. „Beim Einsatz der Flexliner muss der Konus nicht abgenommen werden, es fallen sämtliche Erdarbeiten weg, Straßensperrungen sind allenfalls kurzfristig notwendig und man braucht zudem keine Deckenwiederherstellung“, betont Klaus-Dieter Jöckertitz die zusätzlichen Vorteile. Ohnehin wäre laut Aussage von Sabine Scheil eine Vollsperrung für die stark befahrene Zeitzer Straße nicht möglich gewesen, zumal der Verkehr und der Zugang zur nahen Sachsen-Anhalt-Kaserne so wenig wie möglich beeinträchtigt werden sollten.

Unkompliziert gestaltet sich auch der Rohranschluss, für den etwa Kurzliner oder Edelstahlmanschetten verwendet werden können. Zur vertikalen Verbindung mit einem GFK-Liner dient ein angerauter Übergangsstreifen am Flexliner.

Mit der Blase wird das Schachtunterteil fixiert bzw. ausgerichtet. Gleichzeitig dient die Blase dazu, dass kein Mörtel bzw. das Vergussmasse in die Haltung fließt.
Mit der Blase wird das Schachtunterteil fixiert bzw. ausgerichtet. Gleichzeitig dient die Blase dazu, dass kein Mörtel bzw. das Vergussmasse in die Haltung fließt.

Verfüllung mit Spezial-Mörtel

Zum Untergießen des Schachtunterteils von Predl wurde in Weißenfels der zementgebundene Vergussmörtel „Ergelit-fix 35“ von Hermes verwendet. „Dieser Mörtel ist sehr fließfähig und füllt alle kleinsten Hohlräume aus“, erklärt Jacqueline Grüttner-Zelle, Fach- und zertifizierte Kanalsanierungsberaterin bei Hermes. Haftbrücken am Flexliner sorgen für einen besonders guten Verbund. Der Ergelit-Mörtel bindet schnell ab, laut Grüttner-Zelle in etwa 30 Minuten, wobei es natürlich auch auf die Temperaturen vor Ort ankomme. Nach zwei Stunden sei das Material wieder wasserbelastbar.

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Europäischer Markt fest im Visier

Seit etwas über zwei Jahren ist der gelbe Polyurea-Schachtboden auf Baustellen im Einsatz. „Wir haben bislang mehrere Flexliner-Baustellen zusammen mit Predl gemeistert und stets gute Erfahrungen gemacht“, sagt Hagen Tausend, und bezieht auch die jetzige Weißenfels-Baustelle mit ein. Dabei lobte der Bauleiter die kurzen Lieferzeiten und die Einweisung durch Predl-Mitarbeiter beim ersten Einbau sowie die Beratung bei Bedarf.

Laut Klaus-Dieter Jöckertitz werden die Flexliner-Aufträge jeden Monat mehr. „Wir arbeiten bereits deutschlandweit mit verschiedensten Sanierungsfirmen erfolgreich zusammen“, betont Stefanie Predl, Predl Austria Ges.m.b.H. „Auch in Österreich wurde der Flexliner schon mehrfach erfolgreich eingebaut und es sind die ersten größeren Projekte in Planung.“ Das biegsame Schachtunterteil sei darüber hinaus auch in Frankreich, Tschechien und Italien bereits erfolgreich eingebaut worden. In dieser Weise kann es weitergehen, findet Stefanie Predl: „Wir wollen uns auch weiterhin im europäischen Markt flächendeckend etablieren und die Zusammenarbeit mit Sanierungsfirmen verstärken“, so das übergeordnete Ziel des Herstellers mit dem noch jungen Schachtboden. Weißenfels ist jedenfalls eine weitere Referenz im Flexliner-Portfolio.

Mit dem Flexliner-Schachtboden und dem in 26 Schächten installierten Vertiliner, der mit Harz an den Flexliner angebunden wurde, ist die Tragfähigkeit der Schächte wiederhergestellt. | Fotos: B_I/Valdix
Mit dem Flexliner-Schachtboden und dem in 26 Schächten installierten Vertiliner, der mit Harz an den Flexliner angebunden wurde, ist die Tragfähigkeit der Schächte wiederhergestellt. | Fotos: B_I/Valdix

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