„Es geht nur gemeinsam“

Die diesjährige Münchner Runde am 12. Oktober mit 280 Teilnehmern war eine besondere: Zum 20. Mal fand die Veranstaltung zur Kanalsanierung statt.

20. Münchner Runde: Buntes Jubiläumsprogramm
Die Referenten und Moderatoren der 20. Münchner Runde 2023 (v.l.): Bert Bosseler (Moderation), Monika Rothe (Bayerische Ingenieurekammer-Bau), Victoria von Minnigerode (Rödl & Partner), Andreas Obermayer (Unitechnics), Jennifer Hölzlwimmer (Bayerischer Gemeindetag), Eva Schnippering (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz), Brigitte Helmreich (Technische Universität München) und Wolfgang Günthert (Moderation). Nicht im Bild: Serdar Ulutaş (IKT) und Thomas Palaske (Ingenieurbüro Dörschel). | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
Eine Informationsveranstaltung zum Thema Kanalsanierung: Ende der 90er Jahre kam die Überlegung auf, „sowas zu machen“. Damals war Kanalsanierung „noch nicht in aller Munde“ und eine Marktnische, wie Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert in seinem Rückblick anlässlich der 20. Münchner Runde in Fürstenfeldbruck erinnerte: „Es gab dann die ersten Bekanntmachungen der Obersten Baubehörde zur Pflicht der Kanalsanierung.“ Das brachte dem Thema Aufmerksamkeit – und die Idee zur Münchner Runde nahm Formen an. Wolfgang Günthert, Hans-Peter Hecker und Thomas Palaske waren hier von Anfang an dabei. Zusammen mit weiteren Experten aus der Praxis haben sie 2003 die Fachtagung aus der Taufe gehoben.

Die 1. Münchner Runde – Antworten zur Kanalsanierung, wie die Veranstaltungsreihe anfangs hieß, war damals sogleich ein voller Erfolg. Und bereits für die zweite Runde wurde der Saal im Casino der Universität der Bundeswehr München, an der Professor Günthert lehrte, zu klein – so groß war das Interesse. Hans-Peter Hecker (KBS Kanal-Beratung-Service GmbH) begrüßte das: „Wir hatten Spaß, es auszubauen.“ Ab der dritten Ausgabe und bis 2016 fand die Münchner Runde – seit 2009 Expertenforum zur Kanalsanierung – im Bürgerhaus Garching und danach einmalig im Bürgersaal Ismaning bei München statt. Seit 2018 trifft sich die Branche in Fürstenfeldbruck, ca. 25 Kilometer westlich der Isarmetropole.

Irina Dörschel, Veranstalterin der Münchner Runde, und Karsten Friesecke von Steinzeug Keramo | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
Irina Dörschel, Veranstalterin der Münchner Runde, und Karsten Friesecke von Steinzeug Keramo | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro

Die Münchner Runde wird stets flankiert von namhaften Ausstellern – in diesem Jahr präsentierten sich 55 Unternehmen – und kooperiert von Beginn an mit Ingenieurbüros und Verbänden. Zugrunde liegt nicht nur ein wissenschaftliches, sondern auch ein praktisches Veranstaltungskonzept, das Networking und vielseitige Geschäftskontakte ermöglicht: Ingenieure, Kanalsanierer und kommunale Vertreter sollen einen konkreten Nutzen haben. Mit Irina Dörschel (Ingenieurbüro Dörschel) als Veranstalterin (seit 2010) ist das Format der Fachtagung noch professioneller und medialer aufgezogen worden. Der Anspruch lautet: Wissenstransfer auf hohem Niveau.

Die Erfolgsgeschichte der Fachtagungsreihe schreiben schließlich hervorragende Referenten und die Moderatoren: Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert (Deutscher Expertenrat für Umwelttechnologie und Infrastruktur), der schon durch die erste Münchner Runde 2003 führte, und Prof. Dr.-Ing. habil. Bert Bosseler (IKT), der auch schon lange dabei ist.

Gute Stimmung am Aussteller-Stand von Hermes Technologie | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
Gute Stimmung am Aussteller-Stand von Hermes Technologie | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro

Buntes Vortragsprogramm

Eva Schnippering (Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz) eröffnete nach diesem Rückblick und der Einführung in die Themen der 20. Münchner Runde das Vortragsprogramm. Vorgestellt wurden der DABay-Kennzahlenvergleich als neuer Ansatz und eine Betreiberumfrage. Ausgangslage ist das Projekt „Benchmarking Abwasser Bayern“, das es bereits seit 17 Jahren gibt, bei dem aber immer noch zu wenig Abwasserunternehmen mitmachen. Die Teilnehmerzahl ist unbefriedigend und der Nutzen wird nicht erkannt. Der DABay-Kennzahlenvergleich soll dazu anregen, an einem ausführlichen Benchmarking teilzunehmen. Das heißt, sich als Betreiber von Abwasserbehandlungsanlagen zu vergleichen und zu verbessern, indem man von den Erfahrungen anderer Anlagenbetreiber profitiert. Mittels Analyse- und Optimierungsinstrumenten werden – als Voraussetzung für eine eigene Anwendung – erfolgreiche Methoden und Prozesse identifiziert und erklärt. Die Unternehmen werden dabei aktiv unterstützt, sich weiterzuentwickeln.
280 Teilnehmer zählte die Jubiläums-Runde. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
280 Teilnehmer zählte die Jubiläums-Runde. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro

Monika Rothe (Bayerische Ingenieurkammer-Bau) informierte, was bei Bauverträgen gemäß BGB alles zu beachten ist und welche rechtlichen „Stolpersteine“ im Weg stehen können. Das betrifft die Abfassung von Verträgen, Änderungen und Nachträge, Leistungsstörungen vor der Abnahme (auf Seiten des Aufragnehmers und des Auftraggebers), die Abnahme und Abrechnung sowie die Gewährleistung.

Anhand von Beispielen zeigte Prof. Dr. Brigitte Helmreich (TU München) auf, wie eine wasserbewusste Siedlung realisiert werden kann. Die Herausforderungen des Klimawandels führen bei Stadtplanern zu einem Umdenken der klassischen Siedlungsentwässerung. So stellt die Versiegelung und Nachverdichtung von Grünflächen ein großes Problem dar. Ein dezentrales Regenwassermanagement mit Versickerungsmulden als wichtiges Tool entlastet die Kanalisation und hilft, den Folgen von Starkregen und Dürre entgegenzuwirken. Regenwasser wird bewirtschaftet statt abgeleitet.

Jennifer Hölzlwimmer (Bayerischer Gemeindetag) erläuterte die Zuständigkeiten bei der Straßenentwässerung, wenn es um den Bau und die Unterhaltung von Entwässerungsanlagen geht: Wie läuft das bei den Kommunen? Wer ist für welche Straßen Baulastträger (die Gemeinde, der Landkreis, der Freistaat Bayern oder der Bund), was umfasst die Straßenbaulast und wie werden die Kosten der Entwässerung und Abwasserentsorgung aufgeteilt?

Victoria von Minnigerode (Rödl & Partner) befasste sich mit der Sanierung von Asbestzementkanälen. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
Victoria von Minnigerode (Rödl & Partner) befasste sich mit der Sanierung von Asbestzementkanälen. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro

Welche Probleme Schwefelwasserstoff im Kanalbereich verursacht, war von Andreas Obermayer (Unitechnics) zu erfahren. Das übelriechende, farblose und noch dazu hochgiftige Gas greift die Bausubstanz massiv an und gefährdet unter Umständen das Betriebspersonal. Für die Kanalinstandhaltung ist das eine Herausforderung. Doch gibt es effektive Methoden zur Ermittlung und Analyse der Belastung in Abwasseranlagen. Korrosionsgefährdungen können dadurch klar prognostiziert und Betriebsrisiken reduziert werden. Die Bildung von Schwefelwasserstoff lässt sich hingegen nur in begrenztem Umfang verhindern.

Thomas Palaske (Ingenieurbüro Dörschel und VSB-Vorstand) hielt den Vortrag „Die Kunst von Aufmaß und Abrechnung in der Kanalsanierung“. Im Mittelpunkt stand die Abrechnung von Sanierungsprojekten mithilfe von GAEB-Schnittstellen und den REB-Regelungen für die elektronische Bauabrechnung.

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur hat die Zuverlässigkeit verschiedener Verfahren zur Dichtheitsprüfung an Abwasseranschlussleitungen untersucht. Serdar Ulutaş stellte die Studie vor.

Victoria von Minnigerode (Rödl & Partner) überblickte zu guter Letzt die anstehende Novellierung der europäischen REACH- und der deutschen Gefahrstoff-Verordnung sowie Handlungsempfehlungen bzgl. der Sanierung von Asbestzementkanälen. Ein brisantes Thema, das schon bei der Münchner Runde 2022 für lebhafte Diskussionen sorgte und die Branche noch lange beschäftigen wird; zumal das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz Inliner-Verfahren für die Instandhaltung von AZ-Rohren kritisch bewertet. Das Ministerium geht in Bayern (Stand: 2020) von 4.700 Kilometern in Betrieb befindlichen Asbestzementkanälen aus.

Die JT-elektronik GmbH stellte ihre Kanalinspektionstechnik und Lösungen zur Dichtheitsprüfung vor. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro
Die JT-elektronik GmbH stellte ihre Kanalinspektionstechnik und Lösungen zur Dichtheitsprüfung vor. | Foto: Tine Hellwig, Grafikbüro

„Der Klimawandel wird uns stark beschäftigen“, stimmte Prof. Günthert auf die kommenden Aufgaben zur Sicherung der Wasserversorgung ein. Erforderlich seien gesellschaftliches Umdenken und vorausschauendes Handeln aller Akteure. „Es geht nur gemeinsam“, machte der Moderator der Münchner Runde abschließend deutlich, und fügte hinzu: „Wichtig ist, dass wir die Erfahrungen, die wir gewonnen haben, an die nächste Generation weitergeben.“

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„Meet the Practice“ ist hier das Angebot für Azubis und Studenten, die später als Facharbeiter, Techniker oder Ingenieure arbeiten wollen. Im Rahmen der Münchner Runde können junge Menschen Einblicke in Berufe mit Zukunft gewinnen, sich mit Branchenprofis treffen und informieren, wie es in der Praxis läuft. Die Teilnahme ist kostenlos.

Die 21. Münchner Runde findet am 17. Oktober 2024 statt.

Quelle: IB Dörschel


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