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„Wir wollen diejenigen sein, die die neuen Ideen entwickeln“

Norbert Pick hat die GaLaBau-Branche viele Jahre für Stihl begleitet. Ende 2022 ist aber Schluss für den Vorstand Marketing und Vertrieb. B_I galabau nutzte die Gelegenheit, um sich in einem exklusiven Gespräch ausführlich mit Norbert Pick über die Strategie des Unternehmens, aktuelle Herausforderungen durch den Ukraine-Krieg und die Stellung des Geräteherstellers weltweit zu unterhalten.

Stihl über Akku-Technologie und gestörte Lieferketten
Vor allem im Bereich der handgeführten Geräte stoßen die derzeit eingesetzten Akkus an ihre Grenzen, denn mehr Leistung bedeutet Mehrgewicht und bei längeren Einsätzen im GaLaBau wird schnell das Gewicht entscheidend. | Foto: Stihl

Im kommenden Jahr eröffnet Stihl an seinem Stammsitz in Waiblingen die neu konzipierte „Stihl Markenwelt“. Zusammen mit der Modernisierung und Erweiterung des bestehenden Bürogebäudes hat das Unternehmen dann über 100 Millionen Euro dort investiert. Mit der Markenwelt soll auf drei Etagen neben der wechselvollen Geschichte des Unternehmens vor allem die Marke „Stihl“ erlebbar gemacht werden.

Einer, der sich die Eröffnung des neuen Komplexes als private Person anschauen kann, ist Norbert Pick, bis Ende 2022 Stihl Vorstand Marketing und Vertrieb. Er ist seit fast 20 Jahren für Stihl tätig. 2002 übernahm er als Geschäftsführer der Stihl Vertriebszentrale die Verantwortung für den deutschen Markt. 2012 wurde er Vorstand Marketing und Vertrieb der Stihl-Gruppe und führt damit heute weltweit 42 unternehmenseigene Marketing- und Vertriebsgesellschaften. Zur Vertriebsorganisation zählen weitere rund 120 unabhängige Importeure und rund 55.000 Fachhändler in über 160 Ländern.

Pick führt seine Nachfolgerin Sarah Gewert in ein gut aufgestelltes Unternehmen ein, das in 2021 mit einem Umsatz von rund fünf Milliarden Euro aufwarten kann. Und auch für 2022 wird mit einem weiteren Zuwachs gerechnet.

Gewert, in Köln geborene Wirtschaftswissenschaftlerin, begann 2005 ihre berufliche Laufbahn bei einem Möbelhersteller, wo sie zuletzt die Position der Marketingleitung ausübte. 2014 kam sie zu Stihl nach Waiblingen und leitet seitdem die weltweite Marketingkommunikation der Stihl-Gruppe. Ihr wird es obliegen, die fünf wesentlichen Themen der Zukunft – Transformation von Benzin zu Akku, Robotik, künstliche Intelligenz, mobiles Laden und Softwareentwicklung – in ihrem Bereich weiter voranzutreiben.

Stihl geht elektrisch in die Zukunft

Profis im Garten- und Landschaftsbau sowie in Kommunen können mittels der portablen Stromversorgung durch die STIHL PS 3000 überall und zu jeder Zeit die Akkus ihrer Geräte laden oder kabelgebundene Geräte ohne Steckdose betreiben. | Foto: Stihl
Profis im Garten- und Landschaftsbau sowie in Kommunen können mittels der portablen Stromversorgung durch die STIHL PS 3000 überall und zu jeder Zeit die Akkus ihrer Geräte laden oder kabelgebundene Geräte ohne Steckdose betreiben. | Foto: Stihl

Noch hat Pick sein Büro in der Stihl-Niederlassung in Fellbach bei Stuttgart. Von hier aus hat er einen grandiosen Blick in die Natur, der ihm sicher fehlen wird, wenn er Ende 2022 das Unternehmen verlässt und in seinen „Unruhestand“ wechselt.

Wenn er zum Ende seiner beruflichen Laufbahn zurückblickt, kann er von sich behaupten, maßgebliche Entwicklungen bei Stihl begleitet zu haben – beispielsweise den Beginn der Transformation zum Akku-Antrieb. 2009 stieg Stihl in die Produktion von akkubetriebenen Geräten ein. Pick erinnert sich an die Anfangsjahre: „Unsere Kunden waren seinerzeit äußerst skeptisch, ob akku-betriebene Geräte mit der gleichen Effizienz arbeiten können, wie die vertrauten Benziner“. Das Unternehmen investierte deshalb in eine großangelegte Kampagne, mit der die elektrischen Geräte hauptsächlich bei Garten- und Landschaftsbau-Betrieben beworben wurden. Der Fokus lag neben der Gerätetechnik auf der Laufzeit der Akkus und in der Geschwindigkeit ihres Aufladens.

Vor allem im Bereich der handgeführten Geräte stoßen die derzeit eingesetzten Akkus an ihre Grenzen. Denn mehr Leistung bedeutet Mehrgewicht und bei längeren Einsätzen im GaLaBau wird schnell das Gewicht entscheidend. Stihl verfolgt deshalb ein klares Ziel: „Wir wollen diejenigen sein, die die neuen Ideen entwickeln und mit vorantreiben und nicht diejenigen, die zunächst einmal abwarten, was der Markt macht“, so Pick. Das bedeute aber auch, dass in den nächsten Jahren weiter in die Grundlagenforschung investiert werden müsse. Als Lohn könne man dann Patente entwickeln, die einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil bedeuten. So wurde beispielsweise in den zurückliegenden Jahren sehr viel Geld in die Softwareentwicklung investiert, um etwa die Gerätesteuerung und die Kommunikation in akkubetriebenen Geräten weiter zu verbessern.

Ein Beispiel für Neu- und Weiterentwicklungen bei Stihl ist der Akku AP 500 S. Mit diesem Akku ist die 3 kW-Marke erreicht, also die Leistung, die beispielsweise eine mittlere Profi-Motorsäge erbringt. Dank der „Power Laminat“-Technologie, bei der statt Rundzellen flache Pouch-Zellen verbaut werden, soll er bei gleicher Baugröße über einen höheren Energieinhalt verfügen und zudem soll der Akku die doppelte Anzahl an möglichen Ladezyklen im Vergleich zu den bisherigen Stihl-Akkus bieten.

Neben der Akkulaufzeit ist vor allem das mobile Nachladen der Geräte ein wichtiges Zukunftsthema. Deshalb wurde beispielsweise die portable Powerstation PS 3000 entwickelt. Darüber hinaus hat Stihl in Kooperation mit Bott, dem Fahrzeugeinrichter, den Bott-Tainer entwickelt. Hierbei handelt es sich um eine All-in-one-Lösung zum mobilen Laden und Transport von bis zu 28 Akkus. Auch unterwegs sind die Akkus vor Witterung und Diebstahl geschützt und verfügen über zertifizierte elektrische Sicherheit. Um den Bott-Tainer anzuschließen, genügt ein herkömmlicher 230-V-Stecker. Zusätzlichen Stauraum bietet eine abschließbare Fläche für Langteile und weitere Geräte. „Wir sind da erst am Anfang der Entwicklung. Da wird noch viel zu tun sein“, erläutert Pick.

Stihls Überlegungen zu einer Akku-Plattform für alle Hersteller

Ein Wunsch aus der GaLaBau-Branche an die Gerätehersteller ist die Vereinheitlichung der Akku-Plattformen. Denn es vereinfacht das Handling auf der Baustelle um ein Vielfaches, wenn nicht jeder Hersteller mit seiner eigenen Akku-Lösung am Markt wäre. Pick dämpft allerdings die Erwartungen. Bei Stihl sind die Akkus in das jeweilige Gerät integriert, und zwar genau da, wo es für die Balance und das Handling am besten sei. Diese Vorgehensweise sei zwar sehr bedienerfreundlich, aber natürlich könne nicht ein beliebiger Akku in das Gerät eingesetzt werden. Hinzu komme, dass Maschine und Akku im Betrieb miteinander kommunizieren. Das habe beispielsweise den Vorteil, dass die Leistung des Gerätes mit abnehmender Akkuladung nicht gleichzeitig auch mit abnehme. „Diese technischen und anwenderspezifischen Parameter führen dazu, dass eine Vereinheitlichung in der Akkufrage kaum denkbar ist“, so Pick. Der Gerätehersteller aus Waiblingen verfolgt deshalb die Strategie, seine eigenen Akkus beizubehalten.

Produktion bei Stihl

Norbert Pick: „Derzeit werden rund 20 Prozent des Absatzes bei Stihl mit akkubetriebenen Geräten gemacht – Tendenz deutlich steigend. Vor allem im privaten Bereich wird die Transformation von Benzin zu Akku sehr schnell gehen.“ | Foto: B_I/bh
Norbert Pick: „Derzeit werden rund 20 Prozent des Absatzes bei Stihl mit akkubetriebenen Geräten gemacht – Tendenz deutlich steigend. Vor allem im privaten Bereich wird die Transformation von Benzin zu Akku sehr schnell gehen.“ | Foto: B_I/bh

Rund 90 Prozent des Umsatzes generiert Stihl im Ausland, und alleine etwa ein Drittel in den USA. Das hat auch auf die Produktionsstandorte Auswirkungen, denn das Unternehmen hat es sich seit langem zur Aufgabe gemacht, marktnah zu produzieren. Daneben spielen aber auch noch andere Überlegungen eine Rolle. So ist Stihl beispielsweise auch vom Fach- und Nachwuchskräftemangel betroffen. Viele Stellen müssen derzeit unbesetzt bleiben im Stammwerk in Waiblingen. Deshalb könne es manchmal auch schlauer sein, dort zu produzieren, wo die Personalsituation nicht so angespannt sei wie in Deutschland, heißt es bei Stihl.

In Deutschland werden derzeit hauptsächlich die Benzin-Geräte für den Profimarkt produziert. „Aber ab 2024 werden wir hier in Deutschland auch mit der Produktion von Profi-Akku-Geräten beginnen“, erläutert Pick. Denn der Markt mit Akkuprodukten ist ein Wachstumsmarkt. Derzeit werden rund 20 Prozent des Absatzes bei Stihl mit akkubetriebenen Geräten gemacht – Tendenz deutlich steigend. Vor allem im privaten Bereich wird die Transformation von Benzin zu Akku sehr schnell gehen.

Umgang mit gestörten Lieferketten bei Stihl

Wie jedes produzierende Unternehmen, hat auch Stihl mit den Folgen des Ukraine-Krieges und der Corona-Pandemie, insbesondere mit der damit einhergehenden Null-Covid-Politik Chinas, zu kämpfen. In den zurückliegenden zwei Jahren galt es, vor allem die Lieferketten aufrecht zu halten. Viele Grundprodukte sind in Deutschland nicht zu haben. „Als Folge davon haben wir in Deutschland die Lagerbestände von kritischen Produkten, wie beispielsweise Halbleitern, deutlich erhöht“, erklärt Pick. Denn, da ist sich das Vorstandsmitglied sicher, auch zukünftig könnten die Lieferketten aufgrund von internationalen Handelskriegen stark unter Druck stehen. Darauf gilt es sich jetzt schon einzustellen.

Besonders kompliziert war die Lage für die Vertriebsgesellschaften des Unternehmens in Russland und in der Ukraine. Für den russischen Markt ist die Lieferung von Geräten komplett gestoppt worden. „Wir ziehen uns geordnet aus Russland zurück“, stellt Pick klar.

Unmittelbar nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine am 24. Februar wurde ein Krisenstab eingerichtet, der die einzelnen Aktionen von Stihl – humanitär und ökonomisch – koordinierte. „Es hat eine große Welle der Solidarität in der Stihl-Organisation mit den Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine gegeben“, schildert Pick nicht ohne Stolz. Neben der zahlreichen sozialen Unterstützung half das Unternehmen seinen Mitarbeitenden dabei, an die Westgrenze des Landes – und damit aus dem unmittelbaren Kriegsgebiet – temporär umzusiedeln.

Stihl und der Zukunftsmarkt Afrika

Neben dem wichtigen europäischen und US-amerikanischen Markt sieht Pick großes Wachstumspotenzial in Afrika. Zwar nimmt der Absatzanteil bisher nur einen niedrigen einstelligen Prozentsatz ein, aber die Aussichten könnten kaum besser sein. Denn mehr als 85 Prozent der Nahrungsmittelproduktion wird auf dem Kontinent von Kleinbauern übernommen. „Das ist unsere Zielgruppe! Die wollen wir erreichen“, erläutert Pick.

Zur Erschließung des großen Marktes besitzt Stihl in Südafrika schon seit längerem eine Vertriebsgesellschaft. Im August 2021 kam eine weitere in Kenia hinzu, die den ostafrikanischen Markt bedienen soll. Zudem wurde in der Elfenbeinküste eine so genannte Marketinggesellschaft gegründet. Diese hat die Aufgabe, den Markt zu sondieren und mögliche Strukturen zu überprüfen. „Wer Stihls Auslandstätigkeit schon etwas länger verfolgt, weiß, dass eine Marketinggesellschaft die Voraussetzung für die Gründung einer Vertriebsgesellschaft ist – wir haben also noch Großes vor in Afrika“, betont Pick.

Fachhandel als Grundvoraussetzung

Das boomende Online-Geschäft ist auch an Stihl nicht unbemerkt vorbeigegangen. In der Zentrale hat man durchaus wahrgenommen, dass Garten- und Landschaftsbauer ihre Geräte zunehmend im Internet kaufen. Gleichzeitig, so Pick, wisse man sehr wohl, dass die Stihl-Geräte beratungsintensiv seien. „Da geht es vor allem um sicherheitstechnische Aspekte, aber auch Hinweise zu Betrieb und Wartung“, so der Vorstand.

Aus diesem Spannungsfeld, einerseits Onlinehandel und andererseits persönliche Beratung, ist „Stihl direkt“ entstanden – der Online-Shop des Industrieunternehmens. Beim Aufsetzten des Online-Shops sei es eine Prämisse gewesen, den stationären Fachhandel miteinzubeziehen. Das Unternehmen hat weltweit ein dichtes Netz von immerhin 55.000 Fachhändlern aufgebaut, die es in seinen Vertrieb gut einbinden kann. Zudem stelle Stihl keine Wegwerfprodukte her, so Pick, sondern alle Geräte ließen sich bei entsprechender Pflege und notwendiger Reparatur nahezu ein Leben lang nutzen. Dafür ist der Service des stationären Fachhandels direkt bei den Kunden vor Ort sehr wichtig. Und daraus resultiert, dass der Käufer auch im Online-Shop die Wahl hat, ob er die Ware direkt nach Hause geliefert bekommen oder sie beim Fachhändler abholen möchte. „Selbstverständlich helfen unsere Händler auch den Kunden bei Problemen weiter, die ihre Geräte lieber direkt nach Hause schicken lassen“, so Pick.

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