Rückstauverschluss, Rückstauschacht oder Hebeanlage?
Für den Schutz vor Rückstau stehen drei Systeme zur Verfügung: Rückstauverschlüsse, Rückstauschächte und Hebeanlagen. Rückstauverschlüsse sind einfach und günstig, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen einsetzbar. Rückstauschächte bieten eine alternative Lösung bei schwierigen baulichen Bedingungen. Hebeanlagen garantieren den umfassendsten Schutz – insbesondere bei fäkalienhaltigem Abwasser oder fehlendem Gefälle.


Grabenlos weitergedacht – Bodenbender zeigt auf der Ro-Ka-Tech, was kommt
Die Bodenbender Group feiert Premiere und zeigt neue Technologien & starke Synergien für die Zukunft der (Kanal-)Sanierungsbranche.
Was ist überhaupt Rückstau? Und was die Rückstauebene?
Insbesondere bei Starkregen, aber auch etwa durch Verstopfung von Kanälen oder äußere Umstände wie Reparaturarbeiten kann die Kanalisation überlastet werden, so dass es nicht schnell genug abfließen kann. Die Folge: Das Regen- bzw. Schmutzwasser staut sich bis in die Hausanschlüsse oder Grundleitungen zurück und kann so auch ins Gebäude gelangen – sofern kein geeigneter Rückstauschutz besteht. Betroffen wären dann alle Räume, die unterhalb der Rückstauebene liegen. Dort kann das Wasser etwa aus Kellerabläufen, Toiletten oder Waschbecken hochfließen.
Die Rückstauebene ist definiert als „höchste Ebene, bis zu der das Wasser in einer Entwässerungsanlage ansteigen kann“ (DIN EN 12056-1). Das ist in aller Regel die Straßenoberkante. Doch muss berücksichtigt werden, dass beim Austritt von Abwasser aus dem öffentlichen Kanal ein Überdruck herrscht, welcher zu einem Überstau führt. Dieser wirkt bis in die Grundstücksentwässerungsanlage. Bei fehlenden genaueren Angaben wird empfohlen, zur Straßenoberkante noch zusätzlich einen Überstau von 15 cm anzusetzen. Bei geneigtem Gelände muss zusätzlich beachtet werden, dass sich eine Entspannung im öffentlichen Bereich erst beim entgegen der Fließrichtung gesehen nächsten Straßenschacht ergibt. Beachtet man diese physikalische Grundgesetze, führt dies oft zu anderen Rückstauebenen. Und die Aufteilung der Entwässerungsgegenstände zwischen oberhalb/unterhalb der Rückstauebene muss neu geplant werden.
Welcher Rückstauschutz für welchen Fall?
Für den Schutz vor Rückstau bieten verschiedene Hersteller Rückstauverschlüsse, Rückstauschächte und Hebeanlagen an.
1. Rückstauverschlüsse
Rückstauklappen sind eine einfache, kostengünstige Lösung zum Einbau in horizontal verlegten Rohrleitungen oder in der Bodenplatte. Der Wasserdruck oder ein motorischer Antrieb schließt die Klappen und macht damit das Rohr dicht, wenn sich das Wasser zurückstaut. Gemäß DIN EN 13564-1 gibt es sechs verschiedene Typen (0 bis 5), deren Verwendung in der DIN 1986-100 Tabelle 4 geregelt ist:
- Typ 0: zugelassen für Regenwasser – ein selbsttätiger Verschluss
- Typ 1: zugelassen für Regenwasser – ein selbsttätiger Verschluss sowie ein Notverschluss
- Typ 2: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser (Grauwasser) – zwei selbsttätige Verschlüsse sowie ein Notverschluss
- Typ 3: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser, mit Kennzeichnung „F“ auch für fäkalienhaltiges Abwasser (Schwarzwasser) – ein durch Fremdenergie betriebener selbsttätiger Verschluss sowie ein Notverschluss
- Typ 4: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser – Bodenablauf mit einem selbsttätigen Verschluss und einem Notverschluss (Achtung: in Deutschland nicht zulässig)
- Typ 5: zugelassen für fäkalienfreies Abwasser – in Ablaufgarnituren oder Bodenabläufen eingebaut, zwei selbsttätige Verschlüsse und ein Notverschluss

Allerdings ist die Verwendung von Rückstauverschlüssen gemäß DIN EN 12056-4 an vier Kriterien geknüpft, welche alle gleichzeitig einzuhalten sind:
- Das Abwasser wird in freiem Gefälle abgeführt, d.h. der Abfluss liegt oberhalb des Kanals (→ das ist der Regelfall).
- Die Räume sind von untergeordneter Nutzung, d.h. keine Beeinträchtigung wesentlicher Sachwerte oder der Gesundheit der Bewohner bei Überflutung.
- Der Benutzerkreis ist klein und auf die Benutzung der Ablaufstellen/Entwässerungsgegenstände kann im Rückstaufall verzichtet werden.

Nachteile der Rückstauverschlüsse sind:
- Entwässerungsgegenstände wie Waschmaschinen, Waschbecken oder Toiletten können im Rückstaufall nicht genutzt werden.
- Bei defekten Verschlüssen ist der Rückstauschutz nicht mehr gewährleistet.
- Die Erkennbarkeit von Störungen ist vor allem bei rein mechanischen Verschlüssen in der Regel nicht gegeben.
- Die beweglichen Teile sind störanfällig.
Moderne Rückstauverschlüsse vom Typ 3 werden Fremdenergie meistens in Form eines elektrischen Motors verschlossen. Kommt es zum Rückstau, wird ein netzunabhängiger akustischer oder optischer Alarm ausgelöst und die Klappen schließen motorisch – dank einer Batteriepufferung auch bei Stromausfall.
2. Rückstauschächte
Gestaltet sich der Einbau eines Rückstauverschlusses im Gebäude schwierig, können (nachträglich) außerhalb des Gebäudes auch Rückstauschächte mit passender Sicherung installiert werden. Diese können auch an die Grundleitung angeschlossen werden. Dabei muss darauf geachtet werden, dass nur Entwässerungsgegenstände unterhalb der Rückstauebene gesichert werden und der Zulauf oberhalb der Rückstauebene frei auslaufen kann.

3. Hebeanlagen

Daneben gibt es Hybrid-Hebeanlagen, deren Einbau möglich wird, wenn ein natürliches Gefälle zum Kanal besteht. So nutzen diese Anlagen im Normalbetrieb das freie Gefälle und pumpen nur im Rückstaufall. Das spart zum einen viel Strom (und damit Geld) und zum anderen sind die Anlagen wegen des geringen Pumpenverschleißes auch weniger wartungsbedürftig.

Wartung von Rückstausicherungen
Wichtig: Alle Rückstau-Systeme funktionieren nur einwandfrei, sofern sie regelmäßig gewartet werden. DIN EN 12056-4 bestimmt für Hebeanlagen im Falle der gewerblichen Anwendung eine mindestens vierteljährliche Wartung, bei Mehrfamilienhäuser eine halbjährliche Wartung und bei Einfamilienhäuser eine mindestens jährliche Wartung durch eine sachkundige Fachkraft. Die Wartung von Rückstauverschlüssen ist nach DIN EN 13564-1 und DIN EN 1986-3 mindestens zweimal im Jahr durch einen Fachkundigen beim Typ 3 und ansonsten von einem Sachkundigen durchzuführen. Die Wartung umfasst etwa die Reinigung sowie Prüfung von Dichtungen und der Mechanik.
Rohrpost abonnieren!
Wir graben für Sie nach Neuigkeiten. Die Ergebnisse gibt es bei uns im Newsletter.
Jetzt anmelden!


Mehr über mögliche Planungsfehler und die Abdeckung der Versicherung erfahren Sie hier.
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?


Bauleistungen


Dienstleistungen


Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Aktuelle Termine für unterirdische Infrastruktur
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Leitungsbau, Kanalsanierung, Abwasser – erfahren Sie das wichtigste rund ums Thema unterirdische Infrastruktur.