Auch Abwasser als wertvolle Ressource begreifen
Insgesamt rund 800 Teilnehmer zählten die Veranstalter der Dresdner Abwassertagung (DAT) am 18./19. April – Rekord! 106 Aussteller zeigten ihre Produkte und Technologien. Bei den Vorträgen stand der Vorschlag der EU-Kommission zur Novellierung der kommunalen Abwasserrichtlinie (Urban Waste Water Treatment Directive - UWWTD) im Mittelpunkt.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Nach kurzer Einführung durch Gunda Röstel, Kaufmännische Geschäftsführerin der Stadtentwässerung Dresden, diskutierten mit ihr Prof. Dr. Norbert Jardin vom Ruhrverband, Dunja Kreiser als Bundestagsabgeordnete, Dr. Miriam Haritz vom BMUV und Dr. Bettina Rechenberg vom Umweltbundesamt die wichtigsten Neuerungen des Kommissionsentwurfes, der u.a. eine erweiterte Herstellerverantwortung für das Inverkehrbringen umweltschädlicher Stoffe sowie die obligatorische Einführung einer vierten Reinigungsstufe für alle Kläranlagen größer oder gleich 100.000 EW bis Ende 2035.
Prof. Jardin stellte die Wichtigkeit des Entwurfes dar („ein Meilenstein im Wasserrecht“), mahnte aber eine einheitliche Umsetzung in Europa an. Dafür werde mehr Zeit benötigt, die Pläne seien insoweit „völlig unrealistisch“. Ebenfalls unrealistisch sei es, direkt an jedem Standort einer Kläranlage die Abwasserreinigung energieneutral zu gestalten. Betreiber bräuchten hier mehr Flexibilität. Hinsichtlich der 4. Reinigungsstufe sprach er sich – wie auch Dr. Haritz – für den risikobasierten Ansatz aus, also dass man sie dort baut, wo sie auch einen Nutzen für das Gewässer haben. „Sinnvoll erscheint es, schrittweise vorzugehen. Zunächst sollte man da investieren, wo der Effekt am größten ist“, so Jardin. Später könne man dann über die kostenintensivere flächendeckende weitergehende Abwasserbehandlung nachdenken. Dr. Bettina Rechenberg setzte sich für einen flächendeckenden Ausbau der Kläranlagen mit einer 4. Reinigungsstufe ein und konstatierte: „Es sollten alle Möglichkeiten genutzt werden, um dem Ziel ‚Zero Pollution‘ so nahe wie möglich zu kommen.“
Die erweiterte Herstellerverantwortung für pharmazeutische und kosmetische Produkte, die auch zur Finanzierung der weitergehenden Abwasserbehandlung genutzt werden soll, wurde von allen begrüßt. Dies stelle ein Novum in der Gewässerschutzpolitik dar und werde als Innovationstreiber für umweltverträgliche Stoffe und als Anreizsystem für Verhaltensänderungen verstanden und begrüßt.
Insgesamt sieht Dr. Miriam Haritz im Kommissionsentwurf einen Paradigmenwechsel: „Wir müssen nicht nur Wasser, sondern auch Abwasser als kostbare Ressource begreifen.“ Nach Ansicht von Prof. Jardin zahlt die kommunale Abwasserrichtlinie auf Klimaneutralität und Zero Pollution ein, dies könne aber nur durch vernünftige Vorgaben auf den Weg gebracht werden.
Optimierung des Energieverbrauchs und thermische Klärschlammbehandlung
Kläranlagen haben bekanntlich einen hohen Energieverbrauch. Dass man diesen mit digitalen Modellen optimieren kann, zeigte Dr. Philip Decker von der Siemens AG. So können etwa digitale Modelle optimierte Sollwerte für Regler berechnen, ein High-fidelity Operator Training System (OTS) kann das Prozessverständnis verbessern und Anlagenfahrern ermöglichen, kritische Szenarien zu trainieren.
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M.Sc. Kirsten Stark (RWTH Aachen) beschäftigte sich schließlich mit der thermischen Klärschlammbehandlung und Phosphorrückgewinnung. Die Anzahl der Verbrennungsanlagen sei in Deutschland stetig gestiegen, im Jahr 2021 lag ihr Anteil bei 80% hinsichtlich aller Behandlungsanlagen. Ab 2029 besteht für Betreiber die Pflicht zur Phosphorrückgewinnung, wenn der Klärschlamm einen Phosphorgehalt von mindestens 20 Gramm pro Kilogramm Trockenmasse aufweist. „Nach aktuellem Stand stehen bis 2029 deutlich zu wenig Kapazitäten zur Phosphorrückgewinnung zur Verfügung“, konstatierte Stark. Hier müsse noch jede Menge passieren.
Dresdner Abwassertagung erfreut sich zunehmender Beliebtheit
Die nächste DAT findet am 23./24. April 2024 statt. Die Beliebtheit des ostdeutschen Branchentreffs zeigt sich einerseits in der positiven Resonanz seitens der Besucher und Aussteller, andererseits in der Tatsache, dass sich kurz nach Anmeldebeginn für die nächste Veranstaltung bereits über die Hälfte der Aussteller wieder ein Platz im Maritim Congress Center gesichert hat. Die Rekordzahl von 780 Teilnehmern – fast 200 mehr als bei der vorigen Veranstaltung – tut ihr Übriges.
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