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„Wir wollen keine billigen Arbeitskräfte, sondern gut ausgebildete Profis“

Fachkräfte sind rar, vor allem im Bereich der unterirdischen Infrastruktur. Wer im Kanalservice arbeiten will, braucht körperliche Belastbarkeit, technisches Verständnis und – in Deutschland – oft auch einen Lkw-Führerschein. Genau darauf hat sich das Unternehmen TechBridge Bulgaria spezialisiert.

Fachkräfte aus Bulgarien: Ausbildung und Vermittlung mit TechBridge Bulgaria
Praxisnahes Lernen: Teilnehmer trainieren mit professioneller Kameratechnik die Inspektion von Rohrleitungen. | Foto: TechBridge

In einem eigens dafür gegründeten Ausbildungszentrum vor den Toren Sofias werden Menschen aus wirtschaftlich schwächeren Regionen auf den Einsatz in deutschen Betrieben vorbereitet. Mit Sprachkurs, Praxistraining und einem anerkannten Abschluss. Warum das Modell funktioniert, erklärt Mitgründer Dominik Zimmerbeutel im Gespräch.

B_I umweltbau: Wie ist die Idee zu TechBridge entstanden?

Dominik Zimmerbeutel: Die ist aus der Praxis entstanden. Ich leite zwei Firmen im Bereich Rohr- und Kanalservice mit rund 60 Mitarbeitern. Über die Jahre habe ich gemerkt: Der Fachkräftemangel wird immer akuter, gerade in Bereichen, in denen körperliche Arbeit gefragt ist. Gleichzeitig bin ich seit 2021 regelmäßig als Dozent für die SAG Akademie tätig. Hierdurch konnte ich aktiv feststellen, dass bei vielen Bildungsangeboten die praktische Ausbildung für Quereinsteiger zu kurz kommt, sich in Deutschland kaum finanzieren lässt und oftmals an den Betrieben als „Training on the Job“ hängen bleibt. Hier setzen wir an und nehmen somit eine solide „Grundausbildung“ vorweg, auf welche die Betriebe dann aufbauen können.

B_I umweltbau: Warum ausgerechnet in Bulgarien?

Zimmerbeutel: Weil wir dort die richtigen Voraussetzungen gefunden haben: motivierte Menschen mit handwerklichem Hintergrund, eine gute Infrastruktur in Sofia und vor allem: EU-Recht. Sobald man sich außerhalb Europas umsieht, kommt die deutsche Bürokratie ins Spiel – Arbeitsvisa, Anerkennungsverfahren, Sprachtests. Das macht alles extrem aufwendig. In Bulgarien dagegen können wir effizient ausbilden, zertifizieren und die Fachkräfte unkompliziert nach Deutschland vermitteln.

B_I umweltbau: Was ist das Besondere an Ihrem Ausbildungskonzept?

Zimmerbeutel: Wir machen keine Schnellkurse, sondern eine zwölf- bis vierzehnwöchige Vollzeitausbildung (8 Stunden/Tag) mit Sprache, Theorie und vor allem viel Praxis. Hierbei legen wir viel Wert auf die Trainingsbedingungen und haben unsere Teilnehmer permanent in Ausbildung. Unsere Teilnehmer lernen zunächst intensiv Deutsch, mit Fokus auf technische Begriffe. Parallel vermitteln wir Grundlagen zu Werkstoffen, Kanalsystemen und Sicherheitsvorgaben. Der größte Teil ist aber praktisches Training an realitätsnahen Teststrecken. Die Inhalte sind durch die SAG als unseren Kooperationspartner zertifiziert, die auch die Prüfungen abnimmt. Die große Besonderheit an unserem Konzept ist vor allem folgende: Wir „verkaufen“ keine Recruiting Kampagne oder Illusionen, sondern vermitteln direkt und transparent echte Mitarbeiter.

Bildung und Migration müssen gemeinsam gedacht werden. Wir glauben: Vorbereitung ist der Schlüssel.

B_I umweltbau: Also kein „Training on the Job“ wie sonst üblich?

Zimmerbeutel: Genau. Ich kenne das aus eigener Erfahrung: Wenn ich Quereinsteiger direkt im Betrieb anlerne, kostet das Zeit, Geld und Nerven und ist somit mit einem ebenso hohen Risiko verbunden. Oft weiß man nach Monaten noch nicht, ob das funktioniert. Wir kehren das um: Wir bereiten die Leute vor – mit allem, was dazugehört – und erst wenn ein Arbeitsvertrag steht, vermitteln wir. Keine Leiharbeit, sondern direkte Festanstellung beim deutschen Betrieb. Das minimiert das Risiko für beide Seiten.

Deutsch für die Baustelle: In täglichen Unterrichtseinheiten lernen die Teilnehmer Fachsprache und theoretische Grundlagen. | Foto: TechBridge
Deutsch für die Baustelle: In täglichen Unterrichtseinheiten lernen die Teilnehmer Fachsprache und theoretische Grundlagen. | Foto: TechBridge

B_I umweltbau: Wie läuft die Vermittlung ab?

Zimmerbeutel: Die Betriebe melden sich bei uns mit ihren Anforderungen. Wir suchen passende Teilnehmer aus, führen Interviews, tauschen Lebensläufe aus und laden interessierte Betriebe auch gerne nach Bulgarien ein, damit sie sich ein Bild vom Ausbildungs-Zentrum machen können. Wenn beide Seiten einverstanden sind, kümmern wir uns um den Rest: von der Anreise über die Wohnung bis zur Integration im Betrieb. Sollte es doch einmal nicht klappen, garantieren wir in den ersten drei Monaten einen Ersatz.

B_I umweltbau: Gab es Rückschläge in der Anfangsphase?

Zimmerbeutel: Natürlich. Der Aufbau des Zentrums hat anderthalb Jahre gedauert, die erste Klasse war eine Pilotphase. Manche Teilnehmer haben sich kurzfristig gegen den Umzug entschieden, andere waren nicht diszipliniert genug. Deshalb selektieren wir inzwischen deutlich strenger. Wer bei uns durchkommt, ist wirklich motiviert und bringt schon Berufserfahrung in handwerklichen Bereichen mit.

Reale Bedingungen: Im Ausbildungszentrum wird unter praxisnahen Bedingungen für den Einsatz in deutschen Betrieben geübt. | Foto: TechBridge
Reale Bedingungen: Im Ausbildungszentrum wird unter praxisnahen Bedingungen für den Einsatz in deutschen Betrieben geübt. | Foto: TechBridge

B_I umweltbau: Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Betrieben?

Zimmerbeutel: Sehr gute. In meinem eigenen Betrieb haben wir zwei Teilnehmer aus der Pilotphase übernommen. Trotz kürzerer Vorbereitung als heute waren sie zuverlässig, engagiert und haben schnell gelernt. Auch andere Betriebe berichten von motivierten Mitarbeitern mit echtem Interesse an der Arbeit. Natürlich braucht es eine Einarbeitungszeit, aber nach ein, zwei Monaten können die meisten schon eigenständig arbeiten.

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B_I umweltbau: Wie finanziert sich das Projekt?

Zimmerbeutel: Wir tragen alle Ausbildungskosten vor: Schulung, Unterkunft, Verpflegung, ein kleines Taschengeld und für geeignete Teilnehmer sogar den Lkw-Führerschein. Wir sind ein komplett privat finanziertes Projekt mit vier Gesellschaftern aus unterschiedlichen Branchen – Umwelttechnik, Finanzen, Marketing und Kanalservice. Bei Abschluss des Arbeitnehmervermittlungsvertrags fällt eine Teil-Gebühr an. Hierdurch versuchen wir einen Teil der Ausbildungskosten vorzufinanzieren. Die restliche Vermittlungsprovision wird bei erfolgreichem Arbeitsantritt im Betrieb fällig.

TechBridge bringt frische motivierte Leute in den Markt, die etwas lernen wollen und bereit sind, sich zu beweisen. Das ist gut für die Betriebe – und gut für die Branche insgesamt.

B_I umweltbau: Ist das Modell auf andere Branchen übertragbar?

Zimmerbeutel: Unbedingt. Auch wenn wir im Kanalservice gestartet sind, weil wir dort das Know-how mitbringen, ließe sich dieses Konzept problemlos auf andere Handwerks- und Technikbereiche übertragen. Wichtig ist: Bildung und Migration müssen gemeinsam gedacht werden. In Deutschland wirft man viele Leute aus dem Ausland ins kalte Wasser und hofft, dass es klappt. Wir glauben: Vorbereitung ist der Schlüssel.

Teamarbeit gefragt: Beim Laminieren von Rohrsegmenten trainieren die Teilnehmer präzises Arbeiten unter Anleitung. | Foto: TechBridge
Teamarbeit gefragt: Beim Laminieren von Rohrsegmenten trainieren die Teilnehmer präzises Arbeiten unter Anleitung. | Foto: TechBridge

B_I umweltbau: Was treibt Sie persönlich an?

Zimmerbeutel: Ich will keine Mitarbeiter mehr, die alle paar Monate den Betrieb wechseln, weil sie anderswo ein paar Euro mehr bekommen. Unsere Branche braucht stabile Strukturen und neue Arbeitskräfte – nicht nur einen ständigen Austausch innerhalb derselben Blase. TechBridge bringt frische motivierte Leute in den Markt, die etwas lernen wollen und bereit sind, sich zu beweisen. Das ist gut für die Betriebe – und gut für die Branche insgesamt. Wir bieten somit eine echte Alternative zu herkömmlichen Recruiting-Methoden und nehmen den Betrieben viel Vorarbeit ab.

Das Interview führte Mira Jacobsen.

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