Effizient, wartungsfreudlich, zukunftssicher
In Eibelstadt (Landkreis W ürzburg) musste eine Pumpstation umfassend modernisiert werden. Im Zuge dessen werden künftig Kosten eingespart, der Betrieb wird sicherer. Zudem konnte der Energieverbrauch optimiert werden.

Die Pumpstation Eibelstadt spielt eine zentrale Rolle in der Abwasserentsorgung der Stadt. Rund 90 % des Abwassers der etwa 3.100 Einwohner zählenden Gemeinde am Maindreieck werden über dieses Pumpwerk zur Kläranlage Würzburg gefördert. Die Anlage wurde – wie ein Großteil der Ortskanalisation – in den 1970er Jahren geplant und Anfang der 1980er Jahre errichtet. Bei der damaligen Planung wurde der Zugänglichkeit und Wartungsfreundlichkeit nur geringe Bedeutung beigemessen. In den letzten vier Jahrzehnten wurden einzelne Anlagenteile wie Pumpen oder Formstücke bei Bedarf ersetzt, ein grundlegender Umbau blieb jedoch aus.
Die Anlage besteht aus einem Trennbauwerk, einem Ableitungskanal zum Vorfluter Main, einem rechteckigen Regenüberlaufbecken (RÜB) mit 790 m³ sowie einem vorgeschalteten Stauraumkanal mit 890 m³ Rückhaltevolumen und der eigentlichen Pumpstation. Das RÜB wird über zwei nass aufgestellte Abwasserpumpen entleert. Die ganze Abwasseranlage ist unterirdisch und lediglich das Gebäude für die Elektro- und Steuerungstechnik ist, auf Grund des Hochwasserrisikos, höhergelegen und oberirdisch.
Das Pumpwerk untergliedert sich in einen Vorschacht und einen Pumpenraum mit zwei trocken aufgestellten Pumpen (Rohwasserpumpen mit jeweils 16 kW und ca. 45 l/s Förderleistung).
Nach einer Havarie, bei der auf der Druckleitungsseite nach den Pumpen das Hosenrohr einen Riss bekommen hatte, wodurch der Pumpenraum geflutet wurde und es zum Totalausfall kam, wurde die Sanierungsplanung vom Stadtrat beschlossen. Die Betonsubstanz war ohne größere Schadstellen, sodass am eigentlichen Bauwerk keine Sanierungsplanung erforderlich war.
Mängel der Pumpen-Anlage und Handlungsbedarf
Die größten Mängel bei der Anlage lagen in der Zugänglichkeit, bei den stark korrodierten Rohren und Formstücken sowie an den Pumpen. Es wurden seinerzeit schwere, da überfahrbar ausgebildete Abdeckungen verbaut. Diese Gussdeckel konnten nur mit einem Hubgerät, hier einem Stapler des Bauhofs, ausgehoben werden. Auch die störungsanfälligen Entleerungspumpen am Regenüberlaufbecken waren unter einer solchen Abdeckung „begraben“, was die Wartung erheblich erschwerte. Der Vorgang zum Ziehen einer Entleerungspumpe im RÜB dauerte mehrere Stunden und konnte nur von zwei Mitarbeitern inklusive Zuhilfenahme eines Staplers bewältigt werden. Eine Sichtprüfung des Vorschachtes oder Begehung des Pumpenraums war ebenfalls erschwert durch die umständlich zu öffnenden Deckel. Der Zugang zur Pumpstation war nur über eine ca. 70 x 70 cm große Deckenöffnung möglich. Der Abstieg zu den ca. 4,90 m tiefer liegenden Pumpen musste über einen simplen Steigeisengang überwunden werden. Somit war es außerdem erforderlich, das Personal über ein Dreibein zu sichern.

Weiterhin wurde das Abwasser beim Entleeren des RÜB im Bestand zweimal gepumpt, und zwar von den Entleerungspumpen in den Vorschacht und von dort durch die Rohwasserpumpen in die weiterführende Druckleitung. Eine Molchschleuße war ebenso wenig vorhanden wie eine Möglichkeit zur Überbrückung der Pumpstation. Dieser Missstand war im Zuge der vorgenannten Havarie aufgekommen. Es gab keine Anschlussmöglichkeit von mobilen Schmutzwasserpumpen an die weiterführende Druckleitung. So musste bei der Havarie das anfallende Abwasser aus dem RÜB mittels zweier Pumpsaugwagen abgepumpt und abtransportiert werden.
Technische Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen
Im Zuge der Modernisierung wurden umfassende bauliche und technische Maßnahmen umgesetzt. Zu erwähnen ist außerdem, dass die Durchführung der Baumaßnahme unter laufendem Betrieb stattzufinden hatte. Das heißt, es war jederzeit ein ordnungsgemäßer Betrieb der Abwasseranlage sicherzustellen. Somit war für bestimmte Bauphasen eine bauzeitliche Abwasserlenkung erforderlich. Auf die Belange des Arbeitsschutzes während der Bauzeit wurde besonders geachtet, so dass die Baustelle auch unfallfrei abgewickelt werden konnte.
Besonderes Augenmerk bei der Sanierungsmaßnahme legte man auf die Vereinfachung der Zugänglichkeit und somit auf die Reduzierung des Personalaufwandes. Um den Umbau der Pumpstation während des ständigen Abwasserflusses zu gewährleisten, musste eine provisorische Abwasserhaltung aufgebaut werden. Diese wurde durch die Errichtung eines zusätzlichen Armaturenschachtes aus GFK DN 2400 mm ermöglicht. In diesem Armaturenschacht befanden sich auch eine Molchschleuse sowie ein Anschlusspunkt für eine provisorische Abwasserlenkung. Sollte es zukünftig, was nicht zu hoffen ist, zu einem erneuten Totalausfall der Pumpstation kommen, so ist jederzeit der Anschluss von mobilen Pumpen möglich.

Zusätzlich wurde auf der Druckseite der Entleerungspumpen im RÜB ein Belüfterschacht angeordnet. Dadurch war es möglich, die Formstücke wie Rückschlagklappe, Schieber und Hosenrohr außerhalb des RÜB im Trockenen unterzubringen. Bisher waren diese im RÜB und somit mit Abwasserkontakt verbaut. Durch die Verlegung der Einbauteile außerhalb des Abwassers ist die Wartung und Zugänglichkeit deutlich vereinfacht und eine längere Lebensdauer zu erwarten.
Weiterhin war es nun möglich, das Abwasser des RÜB direkt in die weiterführende Druckleitung zu pumpen. Dadurch wird zum einen Energie gespart, da beim Entleeren des RÜB das Abwasser nicht zweimal gepumpt werden muss, und zum anderen kann damit auch die Pumpstation zumindest bei Trockenwetter umgangen werden, was zukünftige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ebenfalls vereinfacht.
Im Bereich der Pumpstation und des RÜB lag ein Wirtschaftsweg, weshalb die alten Abdeckungen allesamt überfahrbar ausgeführt wurden. Der Wirtschaftsweg wird vom Bauhof und den Landwirten genutzt zur Wasserentnahme aus einem direkt beim RÜB angeordneten Brunnen. Dieser Weg konnte verlegt werden, so dass die neuen Deckel nicht mehr überfahrbar ausgebildet werden mussten. So war es möglich, überall Edelstahldeckel einzubauen, welche bequem von einer Person geöffnet werden können.
Die Abdeckungen des Vorschachtes wurden abgebrochen und durch ein Edelstahlgitterrost ersetzt. Dadurch und mittels der neu angebrachten Höhenlatte ist jederzeit eine Sichtkontrolle des Wasserstandes möglich. Im Vorschacht wurde zusätzlich noch ein Absperrschieber DN 1.500 mm montiert, um für zukünftige Wartungs- und Instandsetzungsmaßnahmen den Zulauf aus der Ortskanalisation abzusperren. Diese Möglichkeit bestand bisher nicht. Während der Bauzeit musste daher der Zulauf abgemauert werden, um Montagearbeiten im Vorschacht überhaupt ausführen zu können.
Bei den beiden Rohwasserpumpen wurden sowohl auf der Druck- als auch auf der Saugseite Ablasshähne angeordnet. Diese waren bisher nicht vorhanden, so dass beim Ausbau der Pumpen jedes Mal größere Mengen von Abwasser beim Lösen der Flanschverbindungen austraten, was die eigentlichen Wartungsarbeiten behinderte. Jetzt kann vor dem Lösen der Schrauben sauber und einfach das Abwasser aus den Rohrleitungen abgelassen werden. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, über diese Anschlüsse die Leitungen bei Bedarf zu spülen.

Durch die Verlegung einiger Armaturen auf der Druckseite der Rohwasserpumpen in den neuen Armaturenschacht wurde im Pumpenraum Platz geschaffen. Dadurch war es nun möglich, eine Steigleiter, auch bekannt als Schiffsleiter, einzubauen. Diese Leiter ist steil darf aber von einer Person ohne Absturzsicherung begangen werden. Für diese Änderung des Zugangs zur Pumpstation war es jedoch notwendig, die Decke abzubrechen. Auf Grund eines Sondervorschlags von der ausführenden Baufirma wurde dies mit Hilfe eines Fertigteils bewerkstelligt, was die Bauzeit nochmals verkürzte.
Weiterhin wurde ein Handwaschbecken mit Durchlauferhitzer installiert, was eine Verbesserung des Hygienestandards für das Betriebspersonal bedeutet. Dazu ist ein Trinkwasserhausanschluss neu verlegt worden. Daher können jetzt auch Reinigungsarbeiten unkompliziert erfolgen, da ein Storz-C-Anschluss vorhanden ist.

Der alte starre Strahlbelüfter im RÜB wurde durch einen neuen Schwenkstrahlbelüfter von KSB ersetzt. Die Reinigungsleistung ist deutlich besser, so dass hier zukünftig weniger Kosten anfallen für die Reinigung des RÜB durch externe Dienstleister. Außerdem wird dadurch das Verstopfungsrisiko der beiden Entleerungspumpen stark reduziert.
Um die beiden störungsanfälligen nass aufgestellten Entleerungspumpen zukünftig einfacher ziehen zu können, wurde eine Seilführung nachgerüstet sowie ein festes Kranportal mit einem elektrischen Kettenzug. Die Abdeckung über den beiden Entleerungspumpen wurde abgebrochen und durch ein umlaufendes steckbares Edelstahlgeländer gesichert. Dadurch ist jederzeit eine optische Kontrolle des Wasserstandes im RÜB möglich. Das Ziehen der Pumpen kann jetzt von einer Person innerhalb von 30 Minuten durchgeführt werden, wo früher zwei Mann fast einen halben Tag benötigt haben.
Das gesamte Gelände der Abwasseranlage wurde mit einem umlaufenden Stabgitterzaun geschützt. Zwei Flügeltore ermöglichen den schnellen Zutritt zum Gelände. Teile des alten Wirtschaftsweges können als Stellflächen für Betriebsfahrzeuge innerhalb des Zauns genutzt werden. Zusätzlich wurden noch zwei Mastleuchten aufgestellt sodass bei Dunkelheit das Gelände ausgeleuchtet werden kann. Die Fernwirk- und Steuerungstechnik wurde auf die neuen Pumpen und den Strahlbelüfter angepasst.
Im Zuge der Umbaumaßnahme baute die Stadt Eibelstadt auch ein eigenes Stromnetz auf. So ist es möglich, Strom der eigenen PV-Anlagen aus dem nahe gelegenen Feuerwehrhaus und dem Bauhof für den Betrieb der Pumpstation zu nutzen. Ferner kann über eine zentrale Einspeisestelle, im Falle eines Blackouts, die kritische Infrastruktur (Feuerwehr, Bauhof und Pumpstation) über ein einzelnes Aggregat betrieben werden.

Fazit: Ein zukunftssicheres Abwassersystem
Durch die umfassende Modernisierung konnte die Pumpstation Eibelstadt in Hinsicht auf Unterhalts- und Betriebskosten deutlich verbessert werden. Anfallende Wartungs- und Inspektionsarbeiten können bei Bedarf von einer Person sicher und jederzeit ausgeführt werden. Die Maßnahmen verbessern nicht nur die Betriebssicherheit und Wartungsfreundlichkeit, sondern senken auch den Energieverbrauch der Anlage. Dank der neuen Steuerungstechnik können Störungen frühzeitig erkannt und behoben werden, was langfristig zu einem reibungsloseren Betrieb führt.
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Dank der guten Planung und Zusammenarbeit der ausführenden Unternehmen konnte innerhalb von September bis Dezember 2024, in rund 3 Monaten, der Umbau zur Zufriedenheit aller umgesetzt werden. Die modernisierte Pumpstation wird nun den Anforderungen der kommenden Jahrzehnte gerecht und sorgt für eine zuverlässige und wartungsarme Abwasserentsorgung der Stadt.
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