Präzisionsarbeit in St. Petersburg
Bei einem Abwasserprojekt in St. Petersburg musste ein Rohrvortrieb über eine Länge von 866 Metern mit einer Genauigkeit kleiner 18 mm ins Ziel gebracht werden.
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aus der B_I umweltbau, Ausgabe 5/2004
Im Rahmen des Abwasserprojektes VODOKANAL in St. Petersburg, ist die Firma STIS mit der Durchführung der Tunnelvortriebe beauftragt worden. Dieses Bauvorhaben besteht aus mehreren Tunnelteilstücken, die durch Rohrvortrieb aufgefahren werden. Es handelt sich dabei um Vortriebe mit der Nennweite DN 2000, für die eine Vortriebsmaschine AVN 2000 von Herrenknecht eingesetzt wird. Im ersten Schritt wurde ein Teilstück von 866 m Länge aufgefahren.
Der vorliegende Artikel befasst sich ausschließlich mit diesem Abschnitt und beschreibt die Vorgehensweise zur hochgenauen Steuerung dieses Vortriebes. Es bestand die Forderung, den Tunnel mit einer Genauigkeit kleiner 18 mm ins Ziel zu bringen, da das Zielbauwerk schon gegeben war. Von folgenden Voraussetzungen war auszugehen:
Der Start- und Zielschacht sind jeweils 20m tief und haben einen Durchmesser von 9m. Der Startschacht ist aus Witterungsgründen abgedeckt und hat nur eine Öffnung für das Einbringen der Rohre von ca. 3,5m x 3,0m. Auf dieser Grundlage war es aus vermessungstechnischer Sicht mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, eine solide Grundlage für die Vermessungsarbeiten im Startschacht und im Tunnel zu schaffen.
Maschinen- und Messtechnik
Messkonzept und Durchführung der Messung
Durch die hohe Genauigkeitsanforderung von kleiner 18mm nach 866m Rohrvortrieb musste ein Messkonzept erarbeitet werden, das ein optimales Zusammenspiel zwischen Baubetrieb und Vermessung sicherstellte. Weiterhin mussten von Seiten der Baufirma STIS Voraussetzungen geschaffen werden, die die bestmöglichen Messbedingungen im Tunnel und überirdisch gewährleisteten. Um die höchstmögliche Genauigkeit zu erzielen und die Möglichkeit einer Korrekturfahrt nach der Kontrollmessung zu ermöglichen, wurde festgelegt, die Kontrollmessung ca. 60-100m vor der Einfahrt in den Zielschacht durchzuführen.
Für die Messung wurden oberirdisch drei Messpfeiler erstellt, die zum einen für das Netz über Tage genutzt wurden und zum anderen als feste Punkte für eine Kreiseleichlinie dienten. Im Tunnel selbst wurden spezielle sehr stabile Konsolen gebaut um den Kreisel und den Tachymeter aufzunehmen. Somit wurde das Messen durch die Tunnelmitte sichergestellt, um von bestmöglichen Messbedingungen bei gleichzeitig minimalen Störeinflüssen ausgehen zu können.
Um bei der Kontrollmessung unabhängig arbeiten zu können, wurde auf die Nutzung der Festpunkte der russischen Kollegen verzichtet. Es wurden lediglich drei amtliche Festpunkte übernommen, die überprüft wurden. Da es in Russland üblich ist, die amtlichen Koordinaten aus Geheimhaltungsgründen zu verfälschen und uns in der Kürze der Zeit auch keine Kennziffern des „Gauss–Krüger Koordinatensystem“ zu Verfügung gestellt wurden, haben wir uns aufgrund der winkeltreue des Systems dazu entschieden, die Koordinaten als örtliches System zu benutzen.
Die Kreiselmessung und die Polygonzugmessung sowie die Netzmessung unter und über Tage wurde mit dem Softwaresystem Panda ausgeglichen. Nach Auswertung des Polygons wurden das Tunnelaufmass mit dem Softwarepaket Poly-RV von VMT ausgewertet, um die aktuell aufgefahrene Referenzspur im System zu hinterlegen. Als die Messergebnisse feststanden und diese überprüft waren, konnte für den Durchschlagpunkt eine vermessungstechnische Genauigkeit von 12mm bei einem Signifikanznievau von 95% berechnet und garantiert werden.
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Drei Tage nach unserer Messung konnte die Maschine im Zielschacht geborgen werden. Sie hatte ihr Ziel mit einer Abweichung von der Sollachse von 5mm in Lage und Höhe erreicht.
Fazit
Durch eine sehr gut organisierte Messung, einem hohen Maß an Unterstützung von Seiten der Baufirma STIS, durch die tatkräftige Unterstützung durch unsere russischen Kollegen bei den Messungen, die sich über 3 Tage hinzogen und idealen Witterungsbedingungen ist es uns gelungen, die geforderte Genauigkeit von 18 mm zu erreichen und sogar deutlich zu unterschreiten.
Widmung
Während unseres Messeinsatzes in St. Petersburg ist unser Kollege Norbert Korittke, der dieses Projekt von Seiten DMT verantwortlich organisierte, nach langer schwerer Krankheit verstorben. Wir haben diesen Messeinsatz Norbert Korittke gewidmet.
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