Am Puls des Rohrvortriebes
Mehr als 130 Teilnehmer informierten sich beim Projektdialog Microtunneling in Ettlingen über aktuelle Entwicklungen und außergewöhnliche Projekte zum Thema Rohrvortrieb. Für die Organisatoren war die Veranstaltung die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte.
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Aktuelle technologische Entwicklungen
Der Rohrvortrieb ist im Vergleich zur offenen Bauweise ohnehin eine nachhaltige, ressourcenschonende und den CO2-Ausstoß reduzierende Bauweise. Doch auf der Suche nach dem Weg zur Klimaneutralität wird auch beim Microtunneling nach weiteren Optimierungen gesucht. Auf der letzten IFAT wurde erstmals der Öffentlichkeit unter dem Namen Nextbeton ein zementfreier Beton als neuer Rohrwerkstoff vorgestellt. Als wesentliches Argument wird der um 70 Prozent reduzierte CO2-Ausstoß in der Herstellung dieses neuen Geopolymerbetons ins Feld geführt.
Über den Einsatz von Nextbeton für die Produktion von Vortriebsrohren, über Produkteigenschaften berichteten Thomas Heiermann vom Ingenieurbüro Brameshuber + Uebachs Ingenieure und Tobias Kornmayer vom Rohrhersteller Röser. Mit seinen sehr guten mechanischen Eigenschaften und einer hohen Sulfat- und Säurebeständigkeit sei der Geopolymerbeton gut geeignet für die Herstellung von Betonrohren nach EN 1916, betonten die Referenten. Die erste bauaufsichtliche Zulassung für Rohre aus Nextbeton stehe nach erfolgreicher Absolvierung des Prüfprogrammes unmittelbar bevor, so Kornmayer.
Vor zwei Jahren hatte Jürgen Göckel als Verantwortlicher für Microtunneling bei VMT in Ettlingen das Microtunneling-Navigationssystem Tunis vorgestellt. In diesem berichtete er über die Automatisierung von Kontrollvermessungen bei komplexen Microtunneling-Projekten und präsentierte in diesem Zusammenhang Tunis.pipelight. Dieses neu entwickelte System ermöglicht automatisierte Kontrollmessungen bei kleinen Kurvenvortrieben mit nicht begehbaren Querschnitten. Jürgen Göckel war für seinen Vortrag live aus Bangkok zugeschaltet, wo Tunis.pipelight parallel zum Projektdialog bei einem konkreten Direct Pipe-Projekt im Einsatz war.
Göckel betonte, Tunis.pipelight sei kein eigenständiges Navigationssystem, sondern ein Assistenzsystem zur Unterstützung eines kreiselbasierten Navigationssystems. Es eignet sich für die Durchführung automatisierter Kontrollmessungen bei Kurvenvortrieben in Standard-Rohrvortrieben mit Nennweiten kleiner 1.200 mm und für nicht begehbare Direct Pipe-Vortriebe kleiner 42“. Bei begehbaren Direct Pipe-Vortrieben ermöglicht Tunis.pipelight eine Beschleunigung der Kontrollmessungen und die Vermeidung aufwändiger Sicherheitskonzepte. Dank des kompakten Designs der Systemkomponenten ist eine Nutzung bis DN 500 denkbar. Nach zwei Testprojekten in Kanada und Italien ist das System in Thailand zum ersten Mal im regulären Baustelleneinsatz. Der Auftrag umfasst mehr als 30 Direct Pipe-Vortriebe mit einem Durchmesser von 36“ und Längen zwischen 700 und 1.100 Metern.
Baustellenerfahrungen
Zum festen Bestandteil des Projektdialoges gehört es, die Teilnehmer auf interessante Baustellen mitzunehmen. So berichtete Guido Klein-Hitpass von der Epping-Gruppe am Beispiel eines Projektes in Kiel über die Herstellung von Absenkschächten unter Druckluft mit Hilfe einer Caisson-Schleuse. Mit dieser Technik können nicht nur Schächte auf bestehende Kanäle mittig und außermittig in verschiedenen Durchmessern und Tiefen im Grundwasser abgesenkt werden. Es ist auch möglich, Absenkschächte mit Seitengängen zu Kanälen im Stollenvortrieb zu erstellen.
Ebenfalls um das Thema Druckluft ging es in dem Vortrag von Michael Daehn. Er stellte einen Druckluftvortrieb in der Dimension DN 3800 vor, den Eiffage Infra-Spezialtiefbau im Auftrag der Emschergenossenschaft ausgeführt hat. Der erfolgreiche Einsatz dieser Technik bei dem Vortrieb in dieser besonderen Dimension mache deutlich, dass Druckluftvortriebe bei entsprechenden Randbedingungen nach wie vor ihre Berechtigung unter den unterschiedlichen Vortriebstechniken haben und seitens der Planer nicht aus den Augen verloren werden sollten, betonte Daehn.
Ein Vortrieb DN 2000 mit einer Raumkurve im Karbonfels mit einer Überdeckung 2 bis 50 Meter stand im Mittelpunkt des Vortrages von Wim Feyen von K-Boringen. Das Rohrvortriebsprojekt in Illingen sei, so Wim Feyen, eines der komplexesten Rohrvortriebsprojekte der letzten Jahre in Deutschland. Er informierte über die Herausforderungen an die Ingenieure, die Technik und den Bauvertrag.
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Das Projekt wurde nicht zuletzt dank des sehr erfahrenen Personals auf der Baustelle ohne wesentliche vortriebstechnische Probleme umgesetzt und die Zielbaugrube wurde mit einer Präzision von wenigen Millimetern getroffen. Dies sei bei einem bei solch komplexen Projekt nicht selbstverständlich, betonte Feyen und ergänzte, die Abrechnung und vertragliche Abwickelung würden mehr Zeit in Anspruch nehmen als die für den Vortrieb.
Nach dem Vortragsprogramm war für reichlich Gesprächsstoff beim anschließenden gemeinsamen Abendessen gesorgt, bei dem teils noch bis in die frühen Morgenstunden gefachsimpelt und ein rundum positives Fazit der Veranstaltung gezogen wurde. Beste Voraussetzungen also für eine ausgebuchte Buhlsche Mühle auch im nächsten Jahr beim 15. Projektdialog Microtunneling in Ettlingen.
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