Ein Haus der Zukunft
Die Stadt Wangen im Allgäu möchte denkmalgeschützten Industrie-Ruinen einer ehemaligen Baumwollspinnerei und -weberei neues Leben einhauchen. Im dortigen Stadtteil sind heute Gewerbe, Wohnen und Kultur gleichermaßen präsent. Ein Teil davon ist das zwischen 2000 und 2004 renovierte Fabrikgebäude der „Carderie“. Es ist ein Vorzeigeprojekt im Sinne der Ökologie durch seinen Umgang mit Wasser und regenerativer Energie, vor Ort gesammelt bzw. erzeugt.


Wärme aus Geothermie

Die zur Verfügung stehende Grundfläche des Gebäudes mit 1.850 m2 wurde komplett ausgenutzt für 25 Bohrungen mit einem horizontalen Abstand von ca. 8 m. Die denkmalgeschützten Fassaden waren gesichert, die zu erneuernden Decken und der Boden des Untergeschosses mussten ohnehin entfernt werden. In 240 m Tiefe wurde eine Quelltemperatur von 17 °C angetroffen. Der COP-Wert der Heiztechnik liegt bei 7,5 - 9,5. Das heißt, im Winter benötigt die Wärmepumpe für 7,5 kW Heizleistung 1 kW Strom, um die Wärme für die Fußbodenheizung bereitzustellen. Und im Sommer werden im Kühlmodus 9,5 kW Kälteleistung produziert mit 1 kW Strom als Antriebsenergie.
Damit wird die Qualität eines fast autarken Hauses mit Energie-Überschuss erreicht. Das ist vor allem der optimierten Betriebsweise mit zwei Wärmepumpen-Anlagen zu verdanken, die die Fußbodenheizung unter 6 cm Beton-Estrich mit Niedertemperatur (25-30 °C warmes Wasser) versorgen. Daneben stehen zwei weitere Wärmepumpen-Anlagen für die Kühlung im Sommerbetrieb bereit.
Strom aus Photovoltaik

Der für die Wärmepumpen nötige Strom wird auf dem Flachdach des Carderie-Gebäudes erzeugt. Dort sind 650 m2 Photovoltaik-Module (PV) mit einer Leistung von 134,99 kWp installiert. Strombedarf besteht darüber hinaus für Beleuchtung und Geräte der verschiedenen Mieter im Gebäude, für Allgemeinbeleuchtung und Haustechnik inkl. Lüftungsanlage. Bei Überkapazität, beispielsweise im Hochsommer, wird in das Netz des regionalen Verteilnetzbetreibers Netze BW eingespeist. Im Winter bei länger anhaltendem Nebel und Bewölkung wird Strom aus dem Netz bezogen.
Die Strombilanz eines gesamten Jahres weist einen Überschuss von 20.000-60.000 kWh durch die PV-Anlage aus, die in diesem Zeitraum ca. 140.000 kWh liefert. Dadurch wird das Gebäude zu einem Haus der Zukunft, mit einem unter Denkmalschutz-Bedingungen minimalen Energiebedarf bei einem maximalen Grad an Autarkie, d.h. ohne Marktpreisschwankungen oder Lieferengpässe. Und ohne neue Flächen aus der Natur zu entnehmen, da es im Bestand saniert wurde.
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[3] DIN EN 16941-1:2024-05. Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser - Teil 1: Anlagen für die Verwendung von Regenwasser; Deutsche Fassung EN 16941-1:2024. DIN Media Berlin
[4] DIN 1989-100:2022-07. Regenwassernutzungsanlagen - Teil 100: Bestimmungen in Verbindung mit DIN EN 16941-1. DIN Media Berlin
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