Perspektiven zu Abwasser in Zukunft
Erstmals haben die Göttinger Abwassertage als Hybrid-Veranstaltung stattgefunden. Am 14. und 15. Februar konnten die Teilnehmer wählen, ob sie die Vorträge und Ausstellerblocks lieber vor Ort in der Georg-August-Universität (Aula am Waldweg) oder online vor dem Bildschirm verfolgen. Einen großen Raum nahm die Starkregenvorsorge ein, daneben blieb aber auch Platz für weitere spannende Themen.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Die diesjährigen Göttinger Abwassertage befassten sich mit dem Themenbereich Starkregen, es wurden allerdings auch rechtliche Grundlagen sowohl von Klimaanpassung als auch Vergaberecht behandelt. Zu guter Letzt befasste sich ein Themenblock mit Flüssigboden, sowohl in der Forschung als auch in praktischer Anwendung. Das Vortragsprogramm wurde begleitet von einer Ausstellung, lebhaften Diskussionsrunden und zwei Praxisblöcken, in denen verschiedene Unternehmen ihre Innovationen vorstellten.
Die Abwasserbranche wappnet sich für Starkregen
Der erste Tag der Veranstaltung stand ganz im Zeichen von Klimawandel und Wetterextremen. Im Block 1 ging es dabei um Strategien und Erfahrungsberichte von und für Kommunen. Maren Reimann von den Göttinger Entsorgungsbetrieben beschrieb vergangene Starkregenereignisse der Region sowie heutige Schutz- und Präventionsmaßnahmen. Die Bürgerberatung, auch durch das Bereitstellen von Starkregenkarten, stand hier ein Fokus.
Dr. Pascale Rouault von Hamburg Wasser berichtete von RISA (RegenInfraStrukturAnpassung), einem Projekt von Hamburg Wasser und der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), für den zukunftsfähigen Umgang mit Regenwasser. U.a. stellte sie dabei für Starkregen optimierte RISA-Schulhöfe vor, sowie weitere Projekte an Sport- und Spielplätzen.
Auch in Frankfurt am Main wird für kommende Starkregenfälle und Trockenperioden vorgesorgt. In einer Stadt wie Frankfurt, die ein stetiges Bevölkerungswachstum erfährt, müssen im Neubau wie im Bestand Maßnahmen der Extremwettervorsorge getroffen werden. Andrea Lindner von der Stadtentwässerung Frankfurt am Main schilderte die Entstehung von Hitzeinseln in der Großstadt, die durch Stadtgrün gemildert werden, dieses jedoch auch beschädigen können: Nicht selten müssen Stadtbäume, die von solchen Hitzeschäden betroffen sind, letztendlich gefällt werden.
Stadtentwicklung neu gedacht für Klima-Maßnahmen
Der zweite Block drehte sich um Klimaanpassung und nachhaltige Stadtentwicklung. Hierzu stellten Dr. Katrin Flasche von der Kommunalen Umwelt-Aktion (UAN) und Annabelle Iwannek vom Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie Hannover in ihrem gemeinsamen Vortrag „Starkregenrisikomanagement in Niedersachsen“ diverse Maßnahmen vor. Insbesondere die Öffentlichkeitsarbeit stand dabei im Vordergrund: Workshops und Informationsveranstaltungen sowie Ortsbegehungen und eine Gefahrenkarte sollen in Niedersachsen das Verständnis der Bevölkerung für nötige Maßnahmen schaffen. Zu diesem Zweck wurde auch das Starkregen-Netzwerk Niedersachsen gegründet. Mitglieder können u.a. Vertreter aus Kommunen, Ingenieurbüros, Politik und Land werden. Außerdem ist für Ende März die Veröffentlichung eines Leitfadens für kommunale Starkregenvorsorge in Niedersachsen von der UAN und dem niederächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz geplant.
Zur Starkregenvorsorge in Göttingen sprachen Karina Schell und Bernd Knyrim von der Stadt Göttingen sowie Paulina Steiert von den Göttinger Entsorgungsbetrieben. Mit dem Beratungs- und Lösungskonzept, dass aus der Starkregengefahrenanalyse in Göttingen entstand, sollen die Bürger auf anschauliche Weise über mögliche Maßnahmen in Kenntnis gesetzt werden. Es gehe dabei darum, die Relevanz des Themas Starkregenvorsorge klarzumachen, ohne dabei jedoch Panik zu verbreiten, so Steiert.
Als dicht besiedelte Stadt in einem Kerbtal ist Wuppertal, was Starkregen angeht, mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Von der WSW Energie & Wasser AG sprach Christian Massing über verschiedene Vorsorge-Ansätze, z.B. das Hochwasserrückhaltebecken Bornberg, das gleich sechs Regen-Hotspots entschärfen soll. Den letzten Vortrag des ersten Tages hielt Henriette Hardkopp vom Architekturbüro Henning Larsen. Sie erklärte das Zusammenwirken von Landschaftsarchitektur, Stadthydrologie und Mikroklima in der Stadtplanung an mehreren Beispielen, darunter Projekte wie „Cloudburst Masterplan“ in Kopenhagen und „Four“ in Frankfurt.
Rechtliches von Starkregen bis Vergabe
Am zweiten Veranstaltungstag lag der Fokus zunächst auf Rechtsfragen. Hierzu erklärte Nadine Appler von der Kommunal Agentur NRW die rechtlichen Grundlagen der Starkregenvorsorge. Bei Hochwasser, seien bereits viele Regelungen und Vorschriften gegeben, so Appler. Dies sei für Starkregen allerdings noch nicht der Fall. Appler erläuterte weiter, was durch Festsetzungen im Bebauungsplan möglich ist. Hier können z.B. Hochwasserschutz und Notwasserwege bereits im Voraus festgelegt werden.
Prof. Dr. Marcus Arndt von Weissleder Ewer Rechtsanwälte in Kiel befasste sich in seinem Vortrag mit den Rechtsschnittstellen zwischen Wasserbehörde, Gemeinde und Bürger. Hier, so Arndt, gebe es eine Wechselwirkung zwischen den rechtlichen Rahmenbedingungen: So könnten Wasserbehörden Einleitungserlaubnisse in ein Gewässer widerrufen und der Gemeinde Erlaubnisse mit weniger Kapazitäten erteilen. Hier müssen allerdings auch das Verhältnis und die Verpflichtungen zwischen Gemeinde und Bürger berücksichtigt werden.
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Später im Block III wurde auch das Vergaberecht thematisiert. Carsten Schmidt, CLP Rechtsanwälte, sprach über mögliche Fehlerquellen für Planer, die sich um Planungsaufträge bemühen. Markus Vogel von Markus Vogel Beratung gab Ratschläge für die zielorientierte Vergabe.
Flüssigboden in Forschung und Praxis
Saskia Kirsch von den Stadtwerken Riedstadt begann den vierten und letzten Block der Veranstaltung mit einem Vortrag über den Einsatz von Flüssigboden bei Sanierungsmaßnahmen. Sie zeigte den Arbeitsprozess mit Flüssigboden auch mit Bildmaterial und demonstrierte an einem Kanalbau-Projekt, wie bereits nach einem Tag Aushärtungszeit Schotter über einer mit Flüssigboden aufgefüllten Fläche verlegt werden konnte.
Der letzte Fachvortrag der Veranstaltung kam von Mirko Salomon, IKT, der Erkenntnisse zum Wurzeleinwuchs in Flüssigboden vorstellte. Besonders Flüssigböden mit Sand-Kiesgemisch stellten sich nach seinen gesammelten Erkenntnissen als beständig gegen Wurzeleinwuchs heraus.
Die nächsten Göttinger Abwassertage sind bereits in Aussicht: Als Veranstaltungsdatum ist der 20./21. Februar 2024 geplant.
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