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Wie verändert KI die Landschaftsarchitektur?

Die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) diskutierte im April 2024 Chancen und Herausforderungen der KI für die Arbeit in der Landschaftsarchitektur. Wie die Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) mitteilt, wurden Einsatz von KI, Chancen und Risiken sowie wichtige Fragen zum verantwortungsvollen Umgang mit KI beraten.

Wie verändert KI die Landschaftsarchitektur?
Die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) diskutierte im April 2024 Chancen und Herausforderungen der KI für die Arbeit in der Landschaftsarchitektur. | Foto: Karolina Grabowska auf Pixabay
Die künstliche Intelligenz (KI) oder englisch artificial intelligence (AI) ist aktuell in aller Munde und fasziniert mit schnellen Ergebnissen auf einfache Fragen in Wort und Bild. ChatGPT kennt wahrscheinlich jeder Studierende und jedes Landschaftsarchitekturbüro. Der professionelle Einsatz dieser und weiterer KI wird jedoch bisher kaum beschrieben, teilt die Pressestelle der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau (FLL) mit. Gegenüber der KI gäbe es Vorbehalte, genauso wie eine schnelle Aneignung. Die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) hat sich im Rahmen ihrer Konferenz am 25. und 26. April 2024 in Weihenstephan mit dieser Thematik befasst. Einführende Vorträge lieferten Professor Olaf Gerhard Schroth aus Weihenstephan, Professor Christian Graf aus Rapperswil sowie die Arbeitsgruppe AI4Life in Weihenstephan.

Das Europäische Parlament beschreibt Künstliche Intelligenz als „die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren“ (20.06.2023). Der Begriff ist entgegen häufiger Vermutungen nicht neu, er wurde bereits 1956 von John McCarthy bei dem von ihm organisierten „Summer Research Project on Artificial Intelligence“ am Dartmouth College, Hanover, New Hampshire in den USA verwendet. Der Turing-Test zum Nachweis der Intelligenz von Computern wurde bereits 1950 in England von Alan Turing entwickelt. Den ersten Chatbot ELIZA, der menschliche Sprache verarbeiten konnte, entwickelte der deutsch-US-amerikanische Informatiker Joseph Weizenbaum schon 1966. Insofern hat die Künstliche Intelligenz eine lange Entwicklung hinter sich, ist jedoch in den letzten wenigen Jahren als Sprachmodell und für die Erzeugung von Bildern massentauglich geworden.

Birgit Schmidt, Professorin für Objektplanung in der Landschaftsarchitektur an der Hochschule Wei-henstephan-Triesdorf, hatte die HKL in das Salettl im Hofgarten der Hochschule eingeladen. Sie stellte zunächst Fragen in den Raum, die sich Lehrende und in der Landschaftsarchitektur Tätige aktuell stellen: Wird KI das Entwerfen lernen oder gar ersetzen? Kann KI kreativ werden? Verschafft uns KI mehr Zeit für das Entwerfen? Aber auch: Ist der KI-Hype schnell wieder vorbei?

Professorin Sabine Homann-Wenig, Vizepräsidentin der Hochschule, stellte die Arbeitsgruppe AI4Life vor, die sich mit Herausforderungen sowie dem Einsatz von KI in der Lehre und als Hilfsmittel im Studium befasst. Die Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit der Bereitstellung geeigneter technischer Lösungen, der Vermittlung methodischer Kompetenzen sowie verbindlichen Regeln zur Nutzung von KI und der Integration von Kompetenzen für die KI-Nutzung in Curricula. Sie hinterfragt bisherige Prüfungsformate und will Lehrende und Lernende durch gezielte Handreichungen unterstützen.

KI-gestützte Bildgeneratoren

Professor Olaf Gerhard Schroth von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf ging in seinem Vortrag auf KI-gestützte Bildgeneratoren in der Landschaftsarchitektur ein. Dank verbesserter Bild- und Spracherkennung konnte beispielsweise die Satellitenbildauswertung verbessert werden und durch „Deep Learning“ können Eingabeaufforderungen, sogenannte Prompts, für die Bildgenerierung genutzt werden. In einer Disziplin wie der Landschaftsarchitektur, in der Bilder und Visualisierungen wichtige Werkzeuge darstellen, seien diese Möglichkeiten genau zu betrachten. Professor Schroth experimentierte mit der Visualisierung einer Pflanzplanung, der Entwicklung von Varianten von Landschaftsbildern mit Windkraftanlagen, mit der Erzeugung von Texturen für Visualisierungen und der Verwendung einer 3D-Punktwolke. Er erreichte insgesamt recht gute und teilweise überzeugende Ergebnisse, stellte aber auch kritisch zu sehende Aspekte der KI heraus, wie beispielsweise sogenannte „Halluzinationen“, noch unklare Urheberrechte und die Erzeugung von Stereotypen.

KI kann auch Pflanzen kreieren, die in der Realität nicht zur Verfügung stehen. | Foto: howare83 auf Pixabay
KI kann auch Pflanzen kreieren, die in der Realität nicht zur Verfügung stehen. | Foto: howare83 auf Pixabay

KI in Planung und Entwurf

Professor Christian Graf von der Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil stellte in seinem Vortrag „KI im Planungs- und Entwurfsprozess – Künstliche Intelligenz in der Lehre“ Beispiele vor, wie mit KI aufgrund einer kurzen Beschreibung eines Beetes und einer vorgegebenen Anzahl an Pflanzenarten eine Pflanzenliste erzeugt wurde. Zugleich prüfte er den Einsatz von KI für eine komplexere Freianlagenplanung in einem Wohngebiet. Dafür wurden drei Alternativen mittels einer KI erzeugt, eine dagegen von Studierenden. Befragte Probanden konnten nicht unterscheiden, welches Ergebnis KI-generiert oder auf herkömmlich Art entstanden ist. Als Favorit wurde eine Variante benannt, die mithilfe des Einsatzes von KI erarbeitet wurde. Professor Graf zeigte viele Beispiele, wie sich durch kurze Prompts ansehnliche Bilder erzeugen lassen, die allerdings bei genauerem Betrachten fehlerhaft oder nicht umsetzbar sind. So kann KI beispielsweise neue Pflanzenbilder kreieren, deren Umsetzung jedoch nicht möglich ist, da die für den vermittelten Eindruck benötigen Pflanzen nicht zur Verfügung stehen bzw. nicht in der dargestellten Art und Weise wachsen können. KI produziere also auch Nonsens. Professor Graf folgerte daraus, dass sich der Entwurfsprozess ändern, ja sogar umkehren könnte. Ausgehend von einem Bild, bisher häufig der letzte Schritt in einem Planungsprozess, könne nun von einer zuerst erzeugten Visualisierung die Planungsidee quasi rückwärts zu einem vollständigen Entwurf ausgearbeitet werden.„Die KI zeigt uns, dass wir uns der Entwicklung der Welt anpassen müssen; die Welt wird sich nicht uns anpassen.“, so Professor Graf. Dass das Thema auch für Büros der Landschaftsarchitektur brennend aktuell sei, äußere sich unter anderem darin, dass die von ihm organisierten Fortbildungskurse schnell ausverkauft gewesen seien. Die Branche wolle sich dringend weiterbilden.

Diskussionsergebnisse

Die ausführliche und teils kontroverse Diskussion während der HKL-Sitzung habe allen Beteiligten deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass sich Hochschulen und in der Landschaftsarchitektur Tätige mit dem Thema KI befassen. Eindrücklich sei auch gewesen, wie wichtig Bilder für die Profession sind. Aus Bildern allein könne aber weder ein Projekt mit maßstäblich korrekten Zeichnungen entwickelt werden, noch könne man aus einem Bild eine Ausführung ableiten. Daher werde KI künftig zwar eine noch größere Rolle in der Landschaftsarchitektur spielen, sie jedoch allein nicht übernehmen können.

Dass die Landschaftsarchitektur eine eher kleinere Disziplin ist, könnte ein Nachteil sein, weil die KI-Software weniger „trainiert“ wird als es bei anderen, größeren Disziplinen der Fall ist. Auch die Finanzierung und die Kosten, die hinter der Entwicklung einer KI stehen, seien zu beachten. Und nicht zuletzt sei der durch riesige hinterlegte Datenmengen immense Energieverbrauch nicht gerade klimafreundlich, was eine Disziplin, die sich Klimaschutz auf die Fahnen schreibt, zum Nachdenken auffordern sollte.

Übrigens forderte Joseph Weizenbaum nach dem Erfolg seines Chatbots ELIZA vehement den kriti-schen Umgang mit Computern und die Verantwortung der Wissenschaft. Die Entscheidungen müssten in menschlicher Hand bleiben, künstliche Systeme dürften nur als Hilfsmittel zur Informationsbeschaffung herangezogen werden. 1972 formulierte er die folgenden Fragen, heute Weizenbaum-Test genannt, bezüglich des gesellschaftlichen Nutzens von Anwendungen künstlicher Intelligenz:

1. Wer wird profitieren? 2. Wer wird die Kosten tragen? 3. Was bedeutet die Technologie für zukünftige Generationen? 4. Was sind die Implikationen nicht nur für die Wirtschaft und internationale Sicherheit, sondern auch für unseren Begriff des Menschseins? 5. Ist die Technologie umkehrbar? 6. Welche Grenzen sollten ihrer Anwendungen auferlegt werden? Diese Fragen hätten auch heute noch nicht an Aktualität eingebüßt.

Zur HKL: Die Hochschulkonferenz Landschaft (HKL) ist ein Zusammenschluss von Universitäten und Hochschulen, an denen Landschaftsarchitektur, Landschafts- und Umweltplanung, Landschaftsbau oder angrenzende Disziplinen gelehrt werden sowie berufsständiger Organisationen der Grünen Branche. Die HKL-Geschäftsstelle wird von der FLL betreut.

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