„Wir sind die Branche, auf die es jetzt ankommt!“
Aufbruchstimmung am denkmalgeschützten Wasserwerk in Berlin-Wilmersdorf: GLT-Präsident Matthias Fiedler rückte im Rahmen der Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau am 16. Mai 2025 die Bedeutung der Branche in den Fokus.

Mit dem Beginn der neuen Legislaturperiode und dem angekündigten Sondervermögen für Infrastruktur von 500 Milliarden Euro stehe der Leitungsbau nun vor vielen anspruchsvollen Aufgaben und großen Herausforderungen. „Dies bedeutet aber auch eine gute Geschäftsentwicklung für unsere Branche“, betonte Fiedler. „Denn wir bauen die nötige Infrastruktur und die Netze, die dieses Land nun benötigt. Das Geld ist da, die Bürokratie soll verkürzt werden und unsere Branche verfügt über die notwendigen Kapazitäten. Das ist eine hervorragende Ausgangsposition“, so Fiedler optimistisch.
„Unsere Mitgliedsunternehmen stehen im Zentrum vieler politisch definierter Wenden. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur, die Anbindung von Offshore- und Onshore-Windparks sowie unzähliger dezentraler Photovoltaikanlagen – all das treibt die Energiewende voran. Und wir wissen: Sie findet im Verteilnetz statt – unserem Kerngebiet“, unterstrich Fiedler. Ebenso sei der flächendeckende Breitbandausbau ein zentraler Baustein für die Digitalisierung des Landes. Auch wenn das Thema bei einigen GLT-Mitgliedsunternehmen aktuell rückläufig sei, blieben doch immer noch viele Unternehmen hier engagiert. „Wir hoffen, dass der politische Wille, die großen Infrastruktur-Projekte umzusetzen, und ein klares Bekenntnis zu Qualität im Leitungstiefbau sich zukünftig nicht mehr im Widerspruch zueinander befinden. Denn wenn wir diese Aufträge generationengerecht umsetzen wollen, geht das nur mit Qualität. Qualität geht vor Geschwindigkeit“, unterstrich Fiedler nochmals das inhaltliche Herzstück der GLT-Philosophie.
Zeitpunkt für einen Paradigmenwechsel
Dass sich die Gesellschaft und mit ihr die Baubranche zum Beginn der neuen Legislaturperiode an einer historischen Weggabelung befindet, die zu einem Wende- und Startpunkt für einen zukunftsfähigen Ausbau unserer Infrastruktur erwachsen muss, darüber herrscht vielerorts Konsens – so auch auf der GLT-Mitgliederversammlung. Hieraus resultiere jedoch der Umstand, so Fiedler, dass sich die Arbeit des Leitungstiefbaus bereits seit geraumer Zeit unter einem zunehmenden politischen Druck befände. Und auch wenn Milliardensumme in Aussucht gestellt seien, würden doch immer wieder politische Rahmenbedingungen modifiziert, Fristen und Ziele verschoben. Dies müsse ein Ende haben! „Ich wünsche uns als Branche, dass wir in vollem Maße von den Milliarden aus dem Sondervermögen profitieren. Gleichzeitig wünsche ich uns als Gesellschaft, dass dieses viele Geld mit Maß und Anstand eingesetzt wird – verantwortungsbewusst und zielgerichtet“, lautete Fiedlers Appell. Der Leitungstiefbau stehe mit ausgebildetem Personal, modernem Gerätepark und einem Gütezeichen, das seinesgleichen im Markt sucht, bereit, sich diesen vielen Herausforderungen zu stellen.
Betreiberregister – endlich Transparenz schaffen
Schon seit langer Zeit setzt sich die GLT mit Nachdruck dafür ein, die unzureichende Dokumentation leitungsgebundener unterirdischer Infrastrukturen objektiv zu verbessern und damit den Infrastrukturausbau in Deutschland günstiger, sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Denn – egal, ob Glasfaser, erneuerbare Energien oder Ladeinfrastruktur – alle wettbewerblich betriebenen Leitungen bereiten aktuell bei der Planauskunft große Schwierigkeiten, da sie häufig gar nicht oder nur unzureichend dokumentiert sind. „Deshalb haben wir erneut die Forderung nach einem vollständigen Betreiberregister bekräftigt. Es ist höchste Zeit, dass die Politik handelt, denn auf freiwillige Angaben der Netzbetreiber kann man sich nicht mehr verlassen“, erläuterte Fiedler den Hintergrund des Engagements. Gemeinsam mit dem Rohrleitungsbauverband (rbv) und dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sei man sich einig, dass man zukünftig nicht mehr von einem Kataster sprechen wolle, da dieser Begriff mit einem Übermaß an Bürokratie und analogen Prozessen konnotiert sei. Die Bezeichnung Betreiberregister passe nach Einschätzung aller drei Organisationen besser zu einer zunehmenden Digitalisierung der Prozesse des Leitungsbaus. Eine erste entscheidende Hürde sei genommen, wenn eine vollständige Übersicht aller Betreiber, die in einer Straße aktiv sind, vorläge. Darauf aufbauend könnte dann in einem zweiten Schritt die genaue Lage der Leitungen erfasst werden.

Ein Zeichen mit Mehrwert
Dass sich der Erwerb des Gütezeichens RAL-GZ 962 lohnt, konnte Weber-Hunke mit Zahlen aus der aktuellen Mitgliederumfrage 2024 belegen. „Weit mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gaben an, dass sich die Qualität im Unternehmen durch die Eigenüberwachung verbessert habe. Bei 55 % der Unternehmen hat das RAL-GZ 962 einen Einfluss bei Ausschreibung und Vergabe. Und ein deutliches Indiz dafür, dass das Gütezeichen auch in der Branche bei den bauausführenden Unternehmen höchste Anerkennung genießt, ist der Umfragewert von 75 % der befragten Unternehmen, die angaben, mit dem RAL-Gütesiegel aktiv zu werben.“
Service immer weiter vorangetrieben
Auch im Hinblick auf die Entwicklung von Tools und Services konnten in den letzten Jahren gleich mehrere Erfolgsstorys auf den Weg gebracht werden. Hierzu zählt – neben einem umfangreichen Fortbildungsangebot – ebenfalls das vor drei Jahren vorgestellte Kabelzugberechnungsprogramm. Dieses erfreut sich zunehmender Beliebtheit, weil mit jeder neuen Version weitere Kabeltypen integriert werden. „Auf unserem Instagram-Kanal und bei LinkedIn zeigen eindrucksvolle Video-Sequenzen der Firmen Leitungsbau Nord und Leonhard Weiss, wie das Programm in der Praxis eingesetzt wird. Kolleginnen und Kollegen berichten dort direkt aus dem Arbeitsalltag von ihren Erfahrungen“, so Weber-Hunke.
Ähnlich positiv entwickelt sich die Eigenüberwachungs-App, die im vergangenen Jahr vorgestellt wurde. „Unser Ziel ist klar: weg vom Papier, hin zu mehr Digitalisierung auf der Baustelle. Auch unsere Checklisten – das Herzstück der Eigenüberwachung – durchlaufen diesen Wandel“, berichtete Weber-Hunke. Zwar müsse man in puncto Übersichtlichkeit noch nachjustieren, doch dafür sei noch mehr Feedback vonseiten der Mitgliedsunternehmen erforderlich. „Erst ein Viertel unserer Mitglieder arbeitet mit der Eigenüberwachungs-App“, ergänzte GLT-Geschäftsführerin Susanne Hake. Selbstverständlich sei es kein Muss, diese App zu nutzen. „Aber bitte glauben Sie mir, dass die digitale Variante unserer Checklisten Ihren Arbeitsalltag in allen Bereichen des Tiefbaus, der Kabellegung und des Oberflächenschluss erleichtern wird“, unterstrich Hake nochmals den besonderen Service-Nutzen der digitalen Anwendung.
Aber die mit Abstand charmanteste Service-Offensive des Leitungsbaus ist und bleibt ein kleines Buch, das im vergangenen Jahr auf jedem Platz der Mitgliederversammlung lag. „Die erste Auflage unseres Pixi-Buches ‚Meine Schwester ist Leitungstiefbauerin‘ von 60.000 Exemplaren war bereits im Sommer des vergangenen Jahres vergriffen“, berichtete Weber-Hunke. „Mittlerweile sind 120.000 Stück im Umlauf. Wäre dieses Büchlein ein Sachbuch, stünden wir wohl längst auf der Spiegel-Bestsellerliste. Dies ist ein wunderbarer Erfolg für unsere Branche!“ Der begleitende Film zum Buch stehe ebenfalls allen Mitgliedern kostenfrei über die GLT-Website zur Verfügung. „Nutzen Sie ihn: auf Ihrer eigenen Website, in Schulungen, auf Messen oder im Kundengespräch. Gerade zu Beginn komplexer Bauvorhaben – oder bei schwierigen Auftraggebern – kann der Film oft wahre Wunder wirken“, betonte Weber-Hunke noch einmal die liebenswürdige Ansprache des GLT-Engagements.
Ladeinfrastruktur-Konferenz und Werkstatt Kabel
Ein weiteres Herzensthema war die Ladeinfrastruktur; denn hier entscheidet sich, ob die Mobilitätswende gelingt. Auf der großen Ladeinfrastruktur-Konferenz, die auf Initiative des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr im Juni in Berlin stattfand, standen die Weichen auf Zukunft. „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur – auch dies geht aus unserer jüngsten Mitgliederbefragung hervor – ist ein wichtiges Tätigkeitsfeld für unsere Mitgliedsunternehmen“, betonte Fiedler in diesem Zusammenhang. „Für die Ausschreibungen des Deutschland-Netzes Ladeinfrastruktur sind rund 2,3 Milliarden Euro veranschlagt. Darüber hinaus wurden auf der Konferenz neue Ideen wie das bidirektionale Laden diskutiert, bei dem E-Autos selbst zu Stromspeichern werden sollen. Rund um die intensiven Debatten über Fördermittel, privatwirtschaftliche Initiativen und über die nötigen Rahmenbedingungen haben wir klar Position bezogen: Der Leitungstiefbau steht bereit. Wir wollen nicht nur zuschauen, sondern aktiv mitgestalten – für eine nachhaltige, verlässliche und leistungsfähige Infrastruktur, die den Wandel erst möglich macht“, so Fiedler.
Weitere wichtige Veranstaltungen waren das Energieforum Trassenbau, auf dem die schleppende Umsetzung der HGÜ-Erdkabel-Projekte deutlich wurde, während auf dem „Treffpunkt Netze“ in Berlin zwar beeindruckende Ausbauzahlen präsentiert – etwa ein Gigawatt Ladeleistung im ersten Halbjahr – gleichzeitig aber wachsende Netzprobleme und politische Unsicherheiten thematisiert wurden.
Ein echtes Event-Highlight aber auch wieder die Werkstatt Kabel in Wiesbaden. „Vor rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durfte ich in einem Grundsatzvortrag zeigen, welche zentrale Rolle der Kabelleitungstiefbau für die Energie-, Mobilitäts-, Wärme- und Breitbandwende spielt. Zwei Tage voller intensiver Gespräche, wertvoller Begegnungen und spürbarem Stolz auf unsere gemeinsame Leistung – nicht nur an unserem eigenen Stand, sondern ebenfalls im Austausch mit engagierten Mitgliedsunternehmen“, erinnert sich Fiedler.
Die Arbeit des GLT-Güteausschusses

Er ist weit mehr als ein Prüfgremium: Der Güteausschuss ist ein Herzstück der GLT-Gemeinschaft, wo Prüfberichte bewertet, aber auch Impulse für fachliche Weiterentwicklungen gesetzt werden. In diesem Jahr standen 124 Kontrollprüfungen und 14 Erstprüfungen auf der Agenda. „Wir sind ein tolles Team aus Auftraggebern, Tiefbauern und Gutachtern – mit unterschiedlichen Blickwinkeln, aber einem gemeinsamen Ziel: Am Ende jeder Sitzung steht ein Konsens“, so Geschäftsführerin Hake und gleichzeitig Obfrau des Güteausschusses. Im aktuellen Fokus standen wiederum nicht nur Prüfberichte, sondern ebenfalls aktuelle technische Regelwerke und gesetzliche Vorgaben. Dabei bleibt es Ziel des Ausschusses, auch zum Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen, zur Ersatzbaustoffverordnung oder zu technischen Anforderungen beim maschinellen Kabelzug wertvolle Orientierung zu geben. Alle Informationen stehen Mitgliedern digital zur Verfügung.
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Aus dem Gremium verabschiedet wurde nach 10-jähriger engagierter Tätigkeit Dieter Dornbusch. Mit Manfred Aßmann von der Kneip Leitungsbau und Infrastrukturtechnik GmbH und dem neuen Gutachter Andreas Kersten aus Burg bei Magdeburg bekommt der Ausschuss frische Verstärkung.
15 Jahre im GLT-Präsidium


Netzerzählungen – Übergang zu einer klimaneutralen Energieversorgung

Zum Schluss der Veranstaltung lüftete Matthias Fiedler das wohlgehütete Geheimnis rund um den Veranstaltungsort der 40. Jubiläumsmitgliederversammlung. Nachdem lange Zeit nur von einem „bayerischen See“ die Rede gewesen war, machte er es nun offiziell: „Zur nächsten GLT-Mitgliederversammlung treffen wir uns am 17. April 2026 am wunderschönen Chiemsee!“
Quelle: GLT
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