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BIM überzeugt in Gundelfingen

In der kleinen bayerischen Stadt Gundelfingen hat die Fritz Heidel OHG die Verlegung einer Wasserleitung mit der BIM-Methodik realisiert. Als herkömmliche Maßnahme ausgeschrieben, erkannte man schnell das BIM-Potenzial bei diesem Projekt und setzte es dank einer engagierten fachkundigen Bauzeichnerin erfolgreich mit BIM um.

Wasserleitung mit BIM verlegt: Straßen- und Tiefbau digitalisiert
Das Tablet zeigt dem Baggerfahrer alle digitalen Daten an, die für die Baumaßnahme erforderlich sind. Dadurch entfällt das Handaufmaß. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG

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Auf einer Länge von fast 5 Kilometern sollten zwischen Echenbrunn und dem zur Stadt Lauingen gehörenden Ortsteil Veitriedhausen eine Gussleitung DN 300 neu verlegt sowie 18 Betonschächte für Hoch- und Tiefpunkte gesetzt werden. Zudem sollten eine Anschlussleitung für den Ortsteil Veitriedhausen und eine zusätzliche Verbindungsleitung für den östlichen Teil des Gundelfinger Stadtteils Echenbrunn hergestellt werden. Bei der Maßnahme war auf einer Länge von 150 Metern auch eine Spülbohrung unter der Bundesstraße B16 erforderlich. Ausgeschrieben worden war der Auftrag vom Zweckverband Untere Brenzgruppe als herkömmliche Maßnahme, ohne BIM-Inhalte. Da Bauzeichnerin Anna Wörle jedoch im Rahmen ihrer nebenberuflichen Weiterbildung zur BIM-Baustellenmanagerin im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau (BIM K-VTB) bei der MTS-Akademie eine abschließende Projektarbeit vorzuweisen hatte, die die BIM-gemäße Abwicklung eines Bauvorhabens an einem Anwendungsbeispiel darlegt, bereitete sie die notwendigen digitalen Daten und Informationen selbst auf.

Spätestens seitdem eine Pflicht für diese digitale Arbeitsmethode bei öffentlichen Ausschreibungen ab 5 Millionen Euro Bausumme eingeführt worden ist, lässt sich die Bedeutung von BIM für das Bauwesen der Zukunft nicht mehr von der Hand weisen. Auch wenn die Digitalisierung schon jetzt aus dem Alltag vieler Rohrleitungsbauunternehmen nicht mehr wegzudenken ist – sei es in der Bürokommunikation, der Geräteverwaltung oder der Projektdokumentation –, führt der Weg in Richtung BIM weiter und setzt voraus, Bauprozesse neu zu denken.

Planung in 3D BIM-Voraussetzung

Bei ihrer täglichen Arbeit als Bauzeichnerin hat Wörle mit Baustellenvorbereitungen, Vermessungen und Abrechnungen zu tun. „Mich interessiert, wie Abläufe verbessert und erleichtert werden können. Noch immer werden Pläne in Papierform übergeben, obwohl sie am Computer erstellt wurden. Oder aber sie werden zwar digital übermittelt, dann aber in 2D, ohne Höheninformationen. Hier wäre es doch leicht, etwas zu ändern und für alle einfacher zu machen.“

Die Baustelle wird mit der Baggersteuerung ausgeführt. Da der Ausführungsplan vom Ingenieurbüro Kapfer schon in 3D gezeichnet worden war, musste vor Baustellenbeginn nur noch die Datenaufbereitung vorgenommen werden. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG
Die Baustelle wird mit der Baggersteuerung ausgeführt. Da der Ausführungsplan vom Ingenieurbüro Kapfer schon in 3D gezeichnet worden war, musste vor Baustellenbeginn nur noch die Datenaufbereitung vorgenommen werden. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG

Mit Blick auf das bei der auf der Baustelle in Gundelfingen involvierte Planungsbüro Kapfer Ingenieure hatte Wörle Glück: Das Ingenieurbüro hatte den Bestand bereits digital aufgenommen und die Planung in 3D erstellt – für BIM-Baumaßnahmen ist dies Voraussetzung, da das Bauobjekt zunächst virtuell am Computer erstellt und erst danach unter Beteiligung von Auftraggeber, Planer und ausführendem Unternehmen gebaut wird.

BIM-Bausteine AIA und BAP

Wird BIM angewendet, so beeinflusst das alle Phasen des Bauvorhabens, von der Planung über die Umsetzung bis hin zur Abrechnung. Die Baubeteiligten tauschen untereinander in einer Cloud fortlaufend die auf die Maßnahme bezogenen Daten und Informationen aus und minimieren dadurch Informationsverluste. Aus diesem Grund muss die Entscheidung, ob eine Maßnahme mit BIM realisiert werden soll, eigentlich bereits vor Planungsbeginn und Ausschreibung durch den Auftraggeber getroffen werden. Dabei gibt der Auftraggeber den Beteiligten die AIA (Auftraggeber-Informationsanforderungen) an die Hand, worin er die Ziele, alle Anforderungen an digitale Daten sowie die benötigten Prozesse für die Projektabwicklung mit BIM formuliert.

Da das Projekt in Gundelfingen allerdings als herkömmliche Maßnahme ausgeschrieben worden war, erstellte Anna Wörle nachträglich zunächst die AIA. „Kurz gesagt beschreiben die AIA, warum welche Informationen wann benötigt werden. Sie legen unter anderem BIM-Rollen und -Verantwortlichkeiten fest und formulieren Vorgaben zur Qualitätssicherung, zum Umfang der Visualisierung sowie zu den einzusetzenden Übergabeformaten. Ich habe mich bei den AIA an Pilotbaustellen orientiert und die Erfordernisse auf die konkrete Projektsituation in Gundelfingen zugeschnitten. Festgelegt habe ich in den AIA zum Beispiel, dass das Bautagebuch digital übergeben werden soll“, so Wörle.

Basierend auf den AIA beschreibt der BAP (BIM-Abwicklungsplan) konkret, welche Aufgaben Auftraggeber, Planer und Auftragnehmer zu erfüllen haben. Mit Blick auf die Baustelle in Gundelfingen wurde im BAP etwa eine vollständige Modellierung für die Wasserleitung und die Schächte in 3D gefordert, wobei der BAP konkret festlegte, wie die Vermessung ablaufen sollte. Hier kam die Baggersteuerung ins Spiel: Die vom Planungsbüro Kapfer zur Verfügung gestellten 3D-Daten bereitete Wörle so auf, dass sie für die Baggersteuerung genutzt werden konnten. „Für den Aushub sind zum Beispiel Informationen über die Höhe der Rohrsohle, Grabensohle und Rohrdeckung wichtig“, sagt Wörle.

Die Baugrube ist mit dem digitalen Baugrubenassistenten hergestellt worden. Mit seiner Hilfe lässt sich die Größe der Grube, der Aushub und der Böschungswinkel berechnen. So entsteht weniger Aushub und Lkw-Fahrten werden reduziert. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG
Die Baugrube ist mit dem digitalen Baugrubenassistenten hergestellt worden. Mit seiner Hilfe lässt sich die Größe der Grube, der Aushub und der Böschungswinkel berechnen. So entsteht weniger Aushub und Lkw-Fahrten werden reduziert. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG

3D-Modell und Baugruben-Assistent

Infolge der Datenaufbereitung konnte Anna Wörle ein As-Planned-Modell, ein 3D-Modell des geplanten Bauwerks im Soll-Zustand, als Grundlage erstellen. Auch verschiedene Querungen durch eine Erdgas-Hochdruckleitung, eine 20-KV-Stromleitung sowie eine bestehende alte Wasserleitung fanden dabei Berücksichtigung. Mögliche Kollisionen konnten auf diese Weise früh erkannt und verhindert werden.

Im Ausführungsplan zeichnete Wörle die genauen Eckpunkte der Betonschächte mit der Sohltiefe ein, so dass diese vor Leitungsbau an exakter Stelle gesetzt werden konnten: „Dabei haben wir das MTS-Navi als Baugrubenassistenten genutzt. Es berechnet die Baugrube mit der richtigen Größe – sowohl, was die Schachtgröße, den Arbeitsraum als auch den notwendigen Böschungswinkel anbelangt. Das Tablet zeigt dem Baggerfahrer bildlich die Baugrube an, die ausgehoben werden muss. Somit entfällt das Handaufmaß.“

Digitale Bestandsaufnahme

Hier war im BAP festgelegt, dass der Baggerführer mit dem MTS-Navi alle 6 Meter, vor jeder Muffe des Gussrohres, die Rohroberkante im offenen Graben dank Gerätesensorik digital aufnimmt. Das Gleiche galt für jedes Formstück. Einmal pro Woche sicherte Wörle die Daten. „Will man später einen Krümmer finden, ist dies leicht möglich, da die genaue Lage und Höhe im UTM-Koordinatensystem vermessen wurde“, so Wörle. Markus Kapfer, Geschäftsführer des Planungsbüros Kapfer, fügt hinzu: „Ohne die Baggersteuerung und ohne die digitale Bestandsaufnahme wäre der Vermessungsaufwand für mich vor Ort wesentlich höher gewesen. Dies spiegelt sich natürlich auch in den Honorarkosten für den Auftraggeber wider“. Mit Blick auf die Spülbohrung wurden alle 3 Meter die Rohrachsen vermessen und auf dem Gelände angezeichnet. Anna Wörle nahm diese Punkte nach der Ausführung mit dem Rover auf. Die digital erhobenen Daten vom offenen Graben wurden an den Auftraggeber übermittelt, der sie in das Geoinformationssystem (GIS) der Stadt Gundelfingen einlesen konnte. Wörle digitalisierte zudem sämtliche Lieferscheine und übermittelte diese per PDF ebenfalls an den Auftraggeber. „Auch das hat einen enormen Vorteil. So ist gewährleistet, dass die eingesetzten Materialien auch nach Jahren noch nachvollziehbar sind. Dank der BIM-Methode weiß man stets, was wo liegt.“
Die Fremdsparten werden mit dem Bodenradar geortet und in die digitale Planung übertragen. | Foto: Eckhart Matthaeus
Die Fremdsparten werden mit dem Bodenradar geortet und in die digitale Planung übertragen. | Foto: Eckhart Matthaeus

Für den Planer ist das digitale Aufmaß ebenfalls hilfreich. Nicht nur, dass dadurch Bestandsvermessungen von Hand entfallen. Auch bei der Abrechnung hatte Kapfer weniger Arbeit: „Digitale 3D-Aufmaße mit Verschneidungen von unterschiedlichen Geländemodellen sind für die Abrechnung eine große Erleichterung – auch wenn dafür die Erstellung der digitalen Ausführungsplanung etwas aufwändiger ist. Wir hatten zudem weniger Planungs- und Abrechnungsunterlagen in Papierform. Indem Arbeitgeber, Arbeitnehmer und das Ingenieurbüro eine gemeinsame Datenumgebung haben, herrscht gute Transparenz. Der aktuelle Stand ist für jeden leicht ersichtlich.“

BIM-Skepsis weicht Interesse

Mit BIM hatte Kapfer zuvor noch keine direkten Berührungspunkte. Entsprechend skeptisch war der Planer anfangs, wie er zugibt. „Jedes unserer Bauvorhaben ist sozusagen ein Unikat. Planungs- und Bauabläufe sind jedes Mal anders. Das gilt meiner Meinung nach besonders für den Straßen- und Tiefbau. Im Tiefbau alle Abläufe vollumfänglich so zu standardisieren, um es in BIM abzubilden, sehe ich als Herkulesaufgabe an. Wir müssen aufpassen, dass wir uns mit BIM nicht mehr Arbeit machen und im schlimmsten Fall nicht noch zusätzliche Kosten für den Auftraggeber produzieren“, hatte er vor Projektbeginn formuliert.

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Heute ist Kapfers Interesse an BIM geweckt – so sehr, dass er zurzeit selbst, wie zuvor Anna Wörle, eine Ausbildung zum BIM-Professional-Baustellen-Manager absolviert. „Ich bin überzeugt, dass wir um das Thema nicht umhinkommen. BIM hat Vorteile. Es ist nur die Frage, wie tief man bei seiner Arbeit in das Thema einsteigen möchte. BIM kann nicht alle Probleme lösen. Für mich habe ich entschieden, dass ich das aus BIM ziehe, was mir sinnvoll erscheint, zum Beispiel die digitale Erfassung der Daten, eine gemeinsame Datenumgebung oder der Transfer ins GIS- System“, so Kapfer nach Beendigung der Baustelle im Dezember 2021.

Wichtig für das Arbeiten mit BIM ist Funkkontakt. Hier die Basis-Station mit GPS-Antenne. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG
Wichtig für das Arbeiten mit BIM ist Funkkontakt. Hier die Basis-Station mit GPS-Antenne. | Foto: Rohrleitungsbau Fritz Heidel OHG

Auftraggeber ins Boot holen

Für seine eigene Projektarbeit zum Abschluss seiner Ausbildung will Kapfer im Laufe des Jahres selbst eine BIM-Baustelle ausschreiben. Die Donau-Stadtwerke Dillingen-Lauingen als Auftraggeber habe er dafür schon gewinnen können. Außerdem initiiert er zusammen mit der MTS-Akademie eine dreitägige Schulung im Bereich BIM für Auftraggeber im Landkreis Dillingen. „Wir müssen die Auftraggeber ins Boot holen. Sie müssen die BIM-Methode bereits bei Vergabe der Planungsleistungen an die Ingenieurbüros fordern. Nur dann ist ein vollständig durchgängiger BIM-Prozess über die gesamte Baumaßnahme möglich. BIM-Vorgaben werden schon in naher Zukunft auch bei kleinen Ausschreibungen ein fester Bestandteil sein. Da ist es von Vorteil, wenn man gut gerüstet ist. Im Vergleich mit anderen Branchen hat sich die Wertschöpfung im Baugewerbe in den letzten 30 Jahren unterdurchschnittlich entwickelt. Mithilfe von BIM kann sich das ändern“, so Kapfer. Er sieht in der Digitalisierung der Baubranche noch eine weitere Chance: „Indem wir uns moderner aufstellen, sind wir auch attraktiver für junge Menschen. BIM könnte eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein.“

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Quelle: rbv


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