Nachdenken – umdenken – Veränderung gestalten
Innovationen, Entbürokratisierung, KI und ein analytischer Blick auf die Arbeitswelt von heute und morgen – als Zukunftslab der Branche lieferte die 31. Tagung Leitungsbau wieder viele Impulse, um verkrustete Prozesse zu überdenken, eingefahrene Strukturen zu hinterfragen und der Branche Perspektiven aufzuzeigen.
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Das Engagement hat sich gelohnt

Adressat Politik

Ein starker Konjunkturmotor
KI macht den Unterschied
Ob Medizin, Mobilität, Lernen oder Bauen – schon heute ist der starke Einfluss von KI in nahezu jedem Lebens- und Arbeitsbereich zu beobachten. Hier knüpfte der Vortag „AI – Past, Present and Future“ von Prof. Dr.-Ing. Sahin Albayrak, wissenschaftlicher Direktor des Zentrums für erlebbare Künstliche Intelligenz und Digitalisierung e.V. (ZE-KI) an. In zehn Jahren werde voraussichtlich nichts mehr so sein, wie es einmal war, prognostizierte Albayrak mit Blick auf die exponentiellen Veränderungen, die der zunehmende Einsatz von KI in allen gesellschaftlichen Funktionsbereichen nach sich ziehen werde. „Wir sind nur noch einen kurzen Schritt davon entfernt, dass KI-Entwicklungen antizipiert, zutreffende medizinische Prognosen erstellt und der Baggerfahrer und der Kranführer demnächst von zu Hause aus arbeiten können“, so die Auffassung des Referenten. KI berge daher auch für das Bauwesen, in dem viele Software- und Digitalanwendungen denkbar seien, ein hohes Potenzial für Produktivitätssteigerungen.
Praktische Anwendungsbeispiele hierfür präsentierten Lea Scherer, Geschäftsführerin und CEO der Kuro Technology GmbH, Berlin, und Ralf Pfefferkorn, CEO der Sodex Innovations GmbH aus Österreich. Als zwei Vertreter junger dynamischer Unternehmen mit Start-Up-Hintergrund führten die beiden das Auditorium durch eine „Bauwelt“, in der Digitalisierung und KI zum Schlüssel für erfolgreiche Bauprojekte und zum Wettbewerbsvorteil in Unternehme erwachsen können. „20 Prozent der Projekte im Bauwesen können heute schon auf Grund mangelnder Ressourcen nicht mehr kalkuliert werden“, so Scherer. Diesem Umstand Rechnung tragend, hat ihr Unternehmen ein KI-System zur Unterstützung von Kalkulatoren im Hoch- und Schlüsselfertigbau entwickelt. „Die Kalkulation birgt ein hohes Automatisierungspotenzial. Die zeitaufwändige Informationssuche in kryptischen Ordnersystemen entfällt durch den Einsatz von KI. Hier ist eine Zeiteinsparung von 30 bis 80 Prozent möglich“, erläuterte Scherer. „Das zahlt zusätzlich noch einmal auf die Bekämpfung des Fachkräftemangels in unserer Branche ein!“
Moderne Maschinentechnik – smart und vielseitig
„Die Zukunft der Vermessung ist automatisiert“ lautete die These Pfefferkorns. Lange schon – dies machte der Sodex-Founder eindrucksvoll erlebbar – sind Baumaschinen so viel mehr als Geräteträger oder Erdbeweger. „Die Kombination moderner Sensortechnologie und innovativer Software auf der Maschine machen es möglich, den Arbeitsprozess, die Vermessung und die Dokumentation miteinander zu verknüpfen und alle hier gewonnenen relevanten Daten in einem offenen Ökosystem zu integrieren. Auf diesem Weg lassen sich Vermessungen im Bauprozess automatisieren und digitale 3D-Modelle der Baustelle erstellen.“ Ein auch für den Leitungsbau hoch interessanter Mehrwert seien massive Einsparungen im Bereich der Vermessung, ein vereinfachtes Handling der Daten und eine erhebliche Beschleunigung der Arbeits- und Abrechnungsprozesse, so Pfefferkorn.
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Bürokratie: Weniger ist mehr
Tarifliches – Rückblick und Ausblick
Mit seinem Vortrag „Tarifpolitisches Schlaglicht und Arbeits- und Sozialpolitik im Fokus der neuen Legislatur“ warf Rechtsanwalt Stefan Brettschneider, Geschäftsbereichsleiter Recht, Sozialpolitik und Fachkräfte beim HDB, zum Auftakt des zweiten Tages einen Blick zurück auf den jüngsten Tarifabschluss und gab erste Spotlights auf die demnächst anstehenden Tarifthemen. Obwohl es sich bei dem hart umkämpften Tarifabschluss vom 14. Juni 2024 um eine unternehmerisch ambitionierte Vereinbarung handele, führe dieser doch in Summe dazu, die Baubranche insgesamt noch einmal aufzuwerten und für zukünftige Fachkräfte attraktiver zu machen. Mit der Ost-West-Angleichung sowie der Schließung von Lücken bei Ausbildungsvergütungen seien mit dem Abschluss immerhin einige wichtige Dauerbrenner in der Auseinandersetzung mit den Arbeitnehmervertretern geregelt worden. Als nächste Verhandlungsfelder stünden nun unter anderem Regelungen für den Tarifvertrag für die Berufsausbildung, die Ost-West-Angleichung bei der Rente oder die Wegezeitentschädigung auf der Agenda. Last but not least warf Brettschneider im Vorfeld der Bundestagswahlen einen Blick in die Parteiprogramme und bewertete diese hinsichtlich ihrer potenziellen Auswirkungen auf die Bauwirtschaft.
Unterscheide verstehen und nutzen
„Wenn Boomer TikTok entdecken, Zoomer sich beschweren und Generation Alpha nur lacht: Ein Generationen-Chaos in drei Akten“ – genauso interessant und lebendig wie der Titel ihres Vortags waren die Ausführungen von Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt, PFH Private Hochschule Göttingen, über die jeweiligen Charakteristika von Menschen verschiedener Generationen und Altersstufen. „Wir alle sind unterschiedlich erzogen worden und haben daher komplett divergierende formative Phasen durchlebt“, erläuterte Mörstedt. Dies sei der Grund dafür, dass man andere Menschen – jüngere Kollegen oder neue Azubis – nicht aus der Perspektive des eigenen biografischen Hintergrundes beurteilen könne und dürfe. Deskriptiv und analytisch setzte sie sich mit dem Vorurteil einer arbeitsunwilligen und faulen Generation Z auseinander – einer Generation, die großen Wert auf eine Work-Life-Separation, auf die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit und auf Flexibilität lege. „Diese jungen Menschen sind technikaffin, multitaskingfähig und nutzen KI, wann immer dies möglich ist. Gleichzeitig sind sie in einer Multi-Optionsgesellschaft mit fehlender klarer Struktur und vielen sehr grundlegenden gesellschaftlichen Krisen aufgewachsen“, so Mörstedt. Daher sehne sich die Gen Z genauso nach Orientierung und Regeln wie nach „Purpose“ im Berufsleben. Sie lege großen Wert auf eine kollegiale Arbeitsatmosphäre, regelmäßiges Feedback und sinnstiftende Aufgaben. „Dies stellt auch hohe Ansprüche an die Unternehmensführung. Diese sollte als Vorbild fungieren und eine offene Fehlerkultur fördern. Bei der Ansprache von Fachkräften sollten Unternehmen auf Active Sourcing setzen und dem Onboarding-Prozess genügend Zeit und Raum geben“, so Mörstedts Tipp an die anwesenden Unternehmer.
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Schlüsselrolle für Leitungsbau
„Die anstehende Bundestagswahl 2025 wird richtungsweisend für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie stellt den Zusammenhalt, die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und das Vertrauen in die Demokratie auf die Probe“, unterstrich Hesselmann zum Abschluss der Veranstaltung. Nur in der Gemeinschaft – so etwa im rbv – werde es leichter fallen, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern. „Eine der größten Aufgaben – auch für unsere Branche – ist und bleibt die Umsetzung der Energiewende“, hob Ralph Donath nochmals hervor. „Wir schauen hier auf ein gewaltiges Projekt mit Kosten zwischen zwei und sechs Billionen Euro.“ Gerade der Leitungsbau könne eine Schlüsselrolle spielen, indem er mit Auftraggebern maßgeschneiderte Lösungen für die Industrie entwickele. „Bitte bringt euch ein und wirkt aktiv mit an einer konstruktiven Gestaltung der wirtschaftlichen Transformation“, verabschiedete Donath die anwesenden Teilnehmer mit Vorfreude auf ein Wiedersehen auf der 75-Jahr-Feier des Rohrleitungsbauverbandes im Mai dieses Jahres.
Quelle: rbv
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