Premiere mit interessanter Diskussionsrunde
Viele interessante Live-Vorführungen namhafter Unternehmen rund um die Kanalsanierung und -inspektion boten die 1. Schwerter Umwelttage, online veranstaltet von Hermes Technologie, vom 20. bis 22. April 2021. Am zweiten Veranstaltungstag beteiligten sich bekannte Branchengrößen an einer Diskussionsrunde, die aktuelle, wichtige Themen behandelte.
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Die Diskussionsrunde, die – wie die gesamte Veranstaltung – von Hermes-Geschäftsführer Tim Hermes moderiert wurde, füllten sieben Experten mit Leben:
- Dipl.-Ing. Thomas Palaske (Geschäftsführer Ingenieurbüro Dörschel)
- Dr.-Ing. Robert Stein (Geschäftsführer Stein & Partner GmbH)
- Dipl.-Ök. Roland W. Waniek (Geschäftsführer IKT)
- Dipl.-Ing. Thomas Meurer (Unternehmensbereichsleiter Wasserverband Eifel-Rur)
- Dipl.-Ing. Alexander Jung (Geschäftsführer ISAS GmbH)
- Dipl.-Ing. Rainer Hermes (Senior Business Partner Hermes Technologie GmbH & Co. KG)
- Dr.-Ing. Christian Falk (Technischer Betriebsleiter Stadt Dortmund)
Wie digital sind wir?
Das erste Thema der Expertenrunde hieß Digitalisierung. Ein wesentlicher Treiber hierfür ist nach Einschätzung von Dr. Robert Stein eine signifikante Zunahme des Sanierungsbedarfs und des Datenanteils. Digitalisierung ziele ab auf mehr Effizienz und mehr Entlastung für die einzelnen Akteure. Ingenieurbüros, so Thomas Palaske, hätten allein schon wegen der Arbeit mit Kanalkatastern einen Bezug zur Digitalisierung. Aber auch sonst sei die Arbeit von Planern bereits sehr datenlastig. „Wir erleben seit einem Jahr einen deutlichen Schub bei der Digitalisierung hinsichtlich unserer täglichen Arbeit, aber auch auf Baustellen und in der Baustellenkommunikation“, stimmt Alexander Jung zu. Corona habe den Prozess sicher beschleunigt. Beim Ingenieurbüro ISAS sei man auch dabei, mehr und mehr Vorgänge zu digitalisieren, z.B. durch die Verwendung von GAEB-Formaten für Ausschreibungen. Im Bereich Zustandserfassung/-bewertung bewege sich derzeit vor allem durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz einiges. Allerdings, so Jung, werde es dabei bleiben, dass die aus Künstlicher Intelligenz gewonnenen Daten von einem Ingenieur geprüft werden müssen; das menschliche Augenmaß könne nicht durch eine Maschine ersetzt werden. Und was ist mit BIM (Building Information Modeling)? „Im Leitungsbau ist momentan vieles noch Stückwerk“, meint Rainer Hermes. Fehlende Bodenwerte und mangelnde Kenntnisse zu Leitungsverläufen im Untergrund seien bei der Anwendung (noch) oft hinderlich.
Weniger Einnahmen, weniger Investitionen?
Eine spannende Frage war auch, wie sich die Corona-Krise auf die Finanzmittel für die Sanierung auswirkt. „Die unterschiedlichen Kommunalabgabengesetze der Länder lassen einen großen und erheblichen Spielraum für Kämmerer, unter bestimmten Bedingungen auf die Abwassergebühren zurückgreifen“, sagte Roland W. Waniek. Das habe man in der Vergangenheit in großem Umfang ausgenutzt; es sei einiges investiert worden. „Jetzt müssen wir mal abwarten, wie sich das Steueraufkommen entwickelt. Bei der Gewerbesteuer, die wichtigste originäre Einnahmequelle für Kommunen, bricht jedenfalls eine ganze Menge weg“, so Waniek weiter. Daran anknüpfend betonte Dr. Stein, dass es umso wichtiger sei, den Kämmerern klar zu machen, dass sich Investitionen in Infrastrukturen lohnen. Zum richtigen Zeitpunkt und im richtigen Umfang getätigt, würden Netzbetreiber in Bezug auf Vermögensbildung, Verstetigung der Gebührenentwicklung oder sogar Vermeidung von Gebührenspitzen profitieren.
Junge Menschen für die Branche gewinnen – doch wie?
Ein drittes großes Thema der Diskussionsrunde war der Fachkräftemangel. „Wir müssen als Unternehmen attraktiv sein“, sagte Alexander Jung, der im Einklang mit Thomas Palaske dazu riet, auf die Wünsche und Vorstellungen der jüngeren Generation einzugehen. Nach Ansicht von Waniek sind die Gehälter oftmals zu niedrig, das sei ein Problem. Daneben müsse man, so Palaske, stärker die Vorzüge der Kanalsanierungsberufe kommunizieren, etwa die große Auftragssicherheit, der Umweltschutz oder die vielfältigen Aufgaben. Seine Erfahrung: Die jungen Menschen können sich durchaus für die Kanalsanierung begeistern, wenn man ihnen das eine oder andere erklärt. Aber wie gewinnen Unternehmen in der Kanalsanierungsbranche diese Berufseinsteiger am besten für sich? Eine wichtige Rolle spielt nach Ansicht von Palaske und Hermes dabei sicher die – möglichst auch gemeinsame – Öffentlichkeitsarbeit der Verbände wie VSB, RSV, GSTT und VDRK. Roland Waniek sieht die Situation indes kritisch: „Wir müssen damit leben, dass unsere Branche in der Öffentlichkeitsarbeit relativ erfolglos ist und wohl auch bleiben wird.“ Auch Imagefilme würden nicht viel Aufmerksamkeit erregen, dafür aber viel kosten. Solche Filme, schlägt Dr. Stein vor, müssten im Fernsehen zur besten Sendezeit zu sehen sein, auch wenn das teuer sei.
Wie gut ist unser Kanalnetz?
Vielfältige Live-Vorführungen
An den Schwerter Umwelttagen, die international ausgerichtet waren, nahmen laut Veranstalter Hermes insgesamt 470 Interessierte (exkl. Aussteller) online teil. Englischsprachige konnten eine Dolmetschen-Funktion nutzen. Die drei Tage waren überwiegend geprägt von Live-Vorführungen quer durch die bunte Sanierungswelt. Mit dabei: Schachtrahmenregulierung, Rohrreinigungs-Technologie, Kameratechnik, Lineranbindung, Hausanschlüsse, Abdichtungstechniken und automatische Schachtsanierung.
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Fazit: Die Veranstaltungspremiere ist (abgesehen von ein paar Tonproblemen) vollends gelungen. Das Programm war vielfältig und informativ und stieß offenbar auf sehr großes Interesse. Man darf gespannt sein, ob und wann das Format fortgeführt wird.
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