„Qualität braucht Fakten – nicht Pauschalurteile“
Mit großem Interesse habe ich den Bericht zum 26. VSB-Beratertag gelesen. Als einer der weltweit führenden Hersteller von UV-aushärtenden GFK-Linern möchten wir einige Punkte ergänzen und auch klarstellen – insbesondere dort, wo pauschale Aussagen die komplexe Realität unseres Marktes verzerren.
Von Kai Diecks, Geschäftsführer Saertex multiCom GmbH
Qualität als Maßstab technischer Anforderungen
Im Mittelpunkt jeder Sanierungsmaßnahme müssen Qualität und Langlebigkeit stehen. Der diskutierte SDR 135-Wert verursacht bis zu 50 % mehr Materialeinsatz, ohne dass die technische Notwendigkeit bisher belegt ist. Ironischerweise wird den Herstellern „höher, schneller, weiter“ vorgeworfen – genau dieses Muster wird nun durch pauschale Vorgaben fortgeschrieben, allerdings ohne nachvollziehbare Begründung. So entstehen unnötige Mehrkosten zu Lasten der Gebührenzahler und zusätzlicher Ressourcenverbrauch auf Kosten der nachfolgenden Generationen.
Verantwortlichkeiten und Installationsanleitungen
Natürlich liegt die Baustellenverantwortung in erster Linie beim ausführenden Unternehmen. Doch technische Vorgaben müssen klar, aktuell und systemspezifisch vorliegen. Unsere Installationsanleitungen werden regelmäßig überarbeitet und gezielt den Installateuren als Vertragspartnern bereitgestellt. Jedoch birgt eine öffentliche Bereitstellung erhebliche Risiken: Kommunen oder Ingenieurbüros könnten mit veralteten Versionen prüfen – mit falschen Bewertungen und rechtlichen Folgen.
„Bis zu 80 %“ und fehlender Informationsfluss
Die im Artikel genannte Quote „bis zu 80 %“ nicht handbuchkonformer Einbauten basiert laut Bericht auf einer Analyse der Syscribe GmbH im Auftrag mehrerer Netzbetreiber. Wir wurden zu dieser Untersuchung weder einbezogen noch haben wir – trotz mehrfacher Anfragen bei verantwortlichen Stellen – die Datengrundlagen erhalten. Ohne transparente Ergebnisse ist kein gemeinsam getragener Verbesserungsprozess möglich. So entsteht der Eindruck, dass hier Zahlen „in den Raum gestellt“ werden, die Aufmerksamkeit erzeugen, aber keiner fundierten Überprüfung standhalten.
Hinzu kommt: Das System erfasst nur Teilparameter. Wichtige Größen wie Ziehgeschwindigkeit und Temperaturverlauf lassen sich daraus nicht belastbar bestimmen. Diese sind materialspezifisch und müssen herstellerindividuell festgelegt werden. Pauschale, herstellerübergreifende Sollwerte führen in der Praxis zu Fehlinterpretationen – und damit zu genau den Problemen, die man zu lösen versucht.
Reststyrolgehalt und Temperaturführung
Zum Reststyrolgehalt haben wir eine umfassende Analyse vorgelegt. Unsere Ergebnisse zeigen klar: Zwischen 2 % und 4 % Reststyrolgehalt, bezogen auf die Gesamteinwaage, sind in den mechanischen Kennwerten keine signifikanten Unterschiede nachweisbar. Dies gilt sowohl für die Kurzzeit- als auch für die Langzeitwerte. Bis heute wurden uns keine belastbaren Nachweise vorgelegt, die belegen, warum 2 % technisch zwingend vorteilhafter wären als 4 %.
Gleiches gilt für die Temperaturführung: Sowohl bei der Aushärtung als auch in Transport und Logistik sind dies hersteller- und systemspezifische Vorgaben, abgestimmt auf Material und Harzsysteme. Pauschalisierte Soll-Temperaturen ignorieren diese Unterschiede und bergen das Risiko gravierender Einbaufehler.
Langlebigkeit
Auch die in Teilen mitschwingende pauschale Infragestellung der Langlebigkeit von UV-aushärtenden GFK-Linern entbehrt aus unserer Sicht jeder fachlichen Grundlage. Uns sind keine belastbaren Studien bekannt, die belegen würden, dass UV-Liner im Allgemeinen nicht die prognostizierte Lebensdauer erreichen. Solche Pauschalaussagen ohne konkrete Fakten verunsichern Auftraggeber und Öffentlichkeit unnötig und schaden der gesamten Branche.
Unser Beitrag zur Qualitätssicherung
Wir investieren seit vielen Jahren gezielt in Qualität und Transparenz. Über unseren Saertex multiCampus qualifizieren wir jährlich mehr als 200 Installateure und bieten weltweit Fachforen für Kommunen, Ingenieurbüros und Netzbetreiber an. Ergänzt wird dies durch digitale Lernplattformen sowie klar definierte und regelmäßig aktualisierte Installationsanleitungen. Darüber hinaus fließen erhebliche Mittel in Forschung und Entwicklung, um unsere Liner kontinuierlich zu optimieren und neue technische Standards mitzugestalten. Auf diese Weise stellen wir sicher, dass alle Beteiligten mit belastbaren, aktuellen und zukunftsfähigen Vorgaben arbeiten können.
Rohrpost abonnieren!
Wir graben für Sie nach Neuigkeiten. Die Ergebnisse gibt es bei uns im Newsletter.
Jetzt anmelden!


Fazit
Qualität und Langlebigkeit müssen das zentrale Kriterium aller technischen Vorgaben sein. Nachhaltigkeit ist dabei ein logischer Zusatznutzen, wenn Vorgaben faktenbasiert und systemspezifisch formuliert sind. Pauschale Festlegungen wie SDR 135 oder unvollständige Analysen schaffen kein Vertrauen, sondern verunsichern Auftraggeber, Installateure und die Öffentlichkeit. Nur auf Basis belastbarer Daten, transparenter Prozesse und mit frühzeitiger Einbindung der Hersteller lassen sich Qualität und Nachhaltigkeit gleichermaßen sicherstellen – und damit auch die Zukunftsfähigkeit unserer Branche.
Lesen Sie auch: VSB-Beratertag: „Standardlösung“ auf dem Prüfstand
Weiterlesen:
Neueste Beiträge:
Meistgelesene Artikel
Für welche Leistungsart interessieren Sie sich?


Bauleistungen


Dienstleistungen


Lieferleistungen
Verwandte Bau-Themen:
Top Bau-Themen:
Jetzt zum Newsletter anmelden:
Leitungsbau, Kanalsanierung, Abwasser – erfahren Sie das wichtigste rund ums Thema unterirdische Infrastruktur.