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Qualitätsverbesserung – ein Selbstläufer?

Spätestens seit Beginn dieses Jahrhunderts ist die Kanalsanierung in geschlossener Bauweise der Regelfall und nicht die Ausnahme. Das war nicht immer so: Noch lange setzten viele Verantwortliche in den Tiefbauämtern auf die bewährte offene Bauweise und standen Robotern und Linern eher skeptisch gegenüber.

Grabenlose Kanalsanierung: Qualitätsverbesserung und moderne Hindernisse
Schon heute sollten Maßnahmen ergriffen werden, um das Vertrauen in die geschlossene Bauweise zu festigen. | Foto: Rohrsanierung Jensen

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Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft

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Die Vorbehalte wurden durch die eine oder andere misslungene Sanierung zunächst genährt. Doch durch gemeinsame Anstrengung von Ausführenden, Planern und Netzbetreibern zur ständigen Verbesserung von Planung und Ausführung, nicht zuletzt in Normungsgremien und Verbänden wie DWA, VSB und RSV, konnte das Vertrauen in die verschiedenen Verfahren immer weiter gesteigert werden. Aber Vertrauen ist eine zarte Pflanze – es wächst langsam und kann schnell eingehen. Deshalb müssen wir heute schon dafür sorgen, dass das Vertrauen auch in der Zukunft weiter wächst und nicht sinkt. Hier gibt es aktuell einige „Baustellen“:

Der Kampf um die Materialkennwerte

Bei den Renovierungsverfahren konnte sich bekanntermaßen vor allem das Schlauchlining als kostengünstiges und universell einsetzbares Verfahren etablieren. Inzwischen wird allgemein akzeptiert, dass bei regelkonformer Anwendung ein dauerhafter Sanierungserfolg erzielt und in Abhängigkeit von Alter und Nutzungsdauer die Sanierung auch als Investition behandelt werden kann. Mit dem in das Regelwerk eingebrachten 50 Jahren wird ein hoher Anspruch an die Nutzungsdauer reklamiert.

Wie überall geht auch beim Schlauchlining die Entwicklung weiter, und das ist prinzipiell gut so. Sie darf aber nicht einseitig in Richtung „schneller, höher, weiter“ geführt werden. Fortschritt ist gut und richtig, aber wenn alle Reserven ausgereizt werden, können schon kleine Fehler oder unvorhergesehene Randbedingungen für ein Versagen des Systems sorgen. Es muss der Wille aller Beteiligten sein, das notwendige Maß an Sicherheit im Auge zu behalten und im Regelwerk für alle verbindlich zu verankern. Reststyrolgehalte, Dehnung und Aushärtungsdefizite müssen offen diskutiert und einer sachlichen Lösung im Sinne der ständigen Qualitätsverbesserung zugeführt werden.

Michael Hippe, VSB-Vorstandsvorsitzender | Foto: VSB
Michael Hippe, VSB-Vorstandsvorsitzender | Foto: VSB

Die Personalnot

Bei aufkommenden Qualitätsproblemen wird gern auf eine möglichst lückenlose Bauüberwachung als Allheilmittel verwiesen. Doch nüchtern betrachtet steht der Aufwand einer guten Überwachung insbesondere bei der Reparatur eigentlich schon heute in keinem gesunden Verhältnis zum Ausführungsaufwand. Und: Wer soll das leisten? Schon jetzt nimmt das Personalproblem immer mehr zu. Große Netzbetreiber wie Berlin oder Hamburg müssen in den kommenden Jahren 800 oder gar 1.000 Mitarbeiter altersbedingt ersetzen. Und das ist nur die Spitze des Eisberges – anderen Netzbetreibern, Ausführenden und Ingenieurbüros geht es nicht viel besser. Nun können wir immer bessere HR-Systeme etablieren, um Mitarbeiter erfolgreicher als der Wettbewerb anzuwerben und zu halten, aber in der Summe werden wir damit das Problem nicht lösen. Was also tun?

Im Wesentlichen bleiben zwei Möglichkeiten: Zum einen müssen die Partner zuverlässige Qualität liefern, damit der Überwachungsaufwand nicht erhöht, sondern auf die wichtigsten Prozesse (siehe VSB-Handlungsempfehlung Risikobewertung) und im Weiteren auf Stichproben reduziert werden kann. Zum anderen müssen die Prozesse immer weiter automatisiert und aufgezeichnet werden, um möglichst sicher und objektiv die Qualität der wichtigsten Herstellungsprozesse zu gewährleisten und nachzuweisen. Die Steuerung und Überwachung des Aushärtungsprozesses beim Schlauchliner ist hierfür bereits ein zielführender Ansatz, dessen konsequente Umsetzung mittelfristig eingefordert werden sollte.

Die schwierige Vergabe

Wenn wir von unseren Vertragspartnern Qualität erhalten wollen, müssen wir uns diese auch nach entsprechenden Leistungskriterien aussuchen. Das gilt schon für die Ausführungsleistungen, wo entsprechende Bewertungsmatrizen immer noch die Ausnahme und nicht die Regel sind. Erst recht muss dies für die deutlich schwerer zu fassenden Ingenieurleistungen gelten und wird dementsprechend in § 76 Abs. 1 der VgV gefordert. Im für die Kanalsanierung typischen Unterschwellenbereich werden aber selbst Ingenieurleistungen aus Aufwands- und vor allem Unsicherheitsgründen nicht selten auf Grundlage einer reinen Preisanfrage vergeben. Hier arbeiten wir aktuell im VSB an einer Handlungsempfehlung zur Vergabe nach Leistungskriterien, um diese möglichst einfach und transparent zu gestalten und so in die breite Anwendung zu bringen.

Für Unmut sorgt aktuell auch die Streichung des § 3 Abs. 7, Satz 2 der VgV. Für die Kanalsanierung eigentlich nicht weiter tragisch, denn es geht um die Zusammenfassung verschiedener Fachgewerke wie Objektplanung, Tragwerksplanung und Technische Ausrüstung zu einem Auftragswert mit der Begründung, dass diese Leistungen ja nicht zwingend getrennt an verschiedene Fachbüros, sondern auch zusammen an ein Büro vergeben werden könnten. Aber in gewohnter deutscher Gründlichkeit finden sich schon wieder Einzelmeinungen, nach denen vorsichtshalber am besten die gesamte Kanalunterhaltung und Kanalsanierung der nächsten 15 Jahre zusammengefasst werden sollte, weil ja alles irgendwie zusammenhängt. Mit seriösem Vergabeverhalten hat dies allerdings nichts zu tun, das scheitert schon an den Grundlagen. So schwankten bei eigenen Projekten die Investitionskosten aus der Inspektion von ca. 40 km langen Kanalnetzen zwischen 0 (nur Reparaturen) und 4 Mill. Euro - Wie soll man da vor der Inspektion und deren Auswertung auch nur halbwegs seriös einen Auftragswert ermitteln? Hier hilft ein Blick in die „Klarstellenden Erläuterungen zur Auftragswertberechnung“ des BMWK: Dort werden nach entsprechender Prüfung auch Machbarkeitsstudien / frühe Vorplanungsphasen (und damit erst recht die Bedarfsplanung) als separate Aufträge eingestuft.

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Die gemeinsame Diskussion

Wie bereits oben aufgeführt, wollen wir als Verband stets unseren Beitrag leisten, um die Qualität der Kanalsanierung kontinuierlich zu verbessern. Zentrale Säulen bilden dabei Regelwerk, Muster und Handlungsempfehlungen sowie Lehrgänge und Seminare. Und natürlich gehört dazu auch der fachliche Austausch, wie z.B. auf dem VSB-Beratertag, welcher nun schon zum 25. Mal durchgeführt wird. Thema des am 6. Juni online stattfinden Beratertages ist diesmal die Qualitätssicherung bei den verschiedenen Renovierungsverfahren. Wieder ein kleiner Beitrag, um auf der Grundlage von Theorie und Praxiserfahrungen Verbesserungen anzustoßen und so das Vertrauen in die einzelnen Verfahren weiter zu erhöhen. Sie sind herzlich eingeladen, mit uns diese wichtigen Themen zu diskutieren.


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