Keine Grenzen für grabenlose Präzisionsarbeit
Mitte November 2023 – einen Monat früher als geplant – hat ein internationales Team von Diringer & Scheidel (D&S) nach knapp einjähriger Bauzeit ein außergewöhnliches Projekt im Trinkwasserbereich erfolgreich abgeschlossen. Dabei ging es um die grabenlose Sanierung einer insgesamt rund 9,3 km langen Trinkwassertransportleitung DN 800 in der italienischen Region Tarent. Der volle Einsatz aller Beteiligten war erforderlich, um diese Herkulesaufgabe zu meistern.
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Ein Fall für „Team Taranto“
Grundsätzlich sind Sanierungen im Trinkwasserbereich mit strengsten Hygieneauflagen bei der Durchführung eine äußerst sensible Angelegenheit. Eine Besonderheit bei diesem Projekt war, dass zusätzlich ein hoher Anspruch an die eingesetzten Verfahrenstechniken hinzukam, da die zu sanierende Trinkwassertransportleitung durch wechselhaftes und schwieriges Gelände verlief.
„Wie bedeutend diese innovative und umweltschonende Sanierungsmaßnahme für die Stadt Taranto und die gesamte Region Apulien sind, wurde mit den Ausführungen des Präsidenten der Apulischen Wasserbehörde, des Bürgermeisters von Taranto und des Geschäftsführers unseres Auftraggebers bei einer Pressekonferenz deutlich: In Italien gehen rund 40 Prozent des Trinkwassers durch eine schadhafte Infrastruktur verloren. Für die Umsetzung mussten daher frühzeitig alle wichtigen Beteiligten zusammenkommen. Mit meinem Kollegen Richard Mohr, technischer Geschäftsführer von D&S Rohrsanierung und D&S Druckrohrtechnik, stellten wir das ‚Team Taranto‘ zusammen. Zu diesem Team gehörten der verantwortliche Projetmanager, verantwortliche Techniker, die Leiter der technischen Büros, der Verantwortliche für die Projektierung und Qualitätssicherung sowie der verantwortliche Qualitätsmanager“, so Robatscher weiter.
Planung und Vorarbeiten für die Sanierung
Bei der Planung der Maßnahme waren im Bauzeitenplan bestimmte Vorgaben zu beachten. Zum einen durfte während der gesamten Bauzeit die Wasserversorgung nicht unterbrochen werden. Zum anderen mussten sämtliche Maßnahmen, das heißt auch die Wiederverfüllung der Baugruben und die Wiederherstellung sämtlicher Oberflächen bis zum 22. Dezember 2023 komplett abgeschlossen und abgenommen sein. Dies war vor dem Hintergrund der Finanzierung über EU-Gelder aus dem Post-Corona-Wiederaufbauplan für Italien „Piano Nazionale di Ripresa e Resilienza“ (PNRR) zwingend vorgegeben.
Zur Sanierung der schadhaften Trinkwassertransportleitungen war zunächst die Herstellung von 18 Baugruben mit Tiefen von 2,5 bis 5 m erforderlich. Diese Arbeiten, wie auch die abschließenden Rückbau- und Wiederherstellungsarbeiten, übernahm ein von Rotech beauftragtes Partnerunternehmen (Evoluzione Ecologica Srl). Die Planung, Koordination und Bauleitung der umfangreichen Maßnahmen verantwortete die Rotech Srl, die am 22. Dezember 2022 den Startschuss für die Tiefbauarbeiten geben konnte.
Ein weitläufiges Militärareal der italienischen Marine in unmittelbarer Nähe der Baustelle und dessen starke Bombardierung im Zweiten Weltkrieg machten begleitend umfangreiche Kampfmittelsondierungen erforderlich. Erst als sichergestellt war, dass die Trassenbereiche nicht betroffen waren, konnte der Spezialtiefbau beginnen. Darüber hinaus brachten die Aushubarbeiten Streckenabschnitte zum Vorschein, auf denen die bestehenden Rohrleitungen zur Gänze einbetoniert waren. Hier musste die zu sanierende Bestandsleitung im Bereich der Installationsbaugruben mit der gebotenen Vorsicht vom Beton befreit werden, denn die parallel verlaufende Rohrleitung durfte keinesfalls beschädigt werden.
Kombination zweier Sanierungsverfahren
Nach der Herstellung der Baugruben und erfolgter Altrohrtrennung wurden die zu sanierenden Streckenabschnitte fachmännisch gereinigt, um im Anschluss mit den eigentlichen Sanierungsarbeiten beginnen zu können. Damit die Wasserversorgung Tarantos während der Sanierungsarbeiten durchgehend sichergestellt werden konnte, musste jeweils eine der beiden Parallelleitungen in Betrieb bleiben. Der Planung folgend und den konkreten Gegebenheiten vor Ort Rechnung tragend, waren für die Sanierung zwei verschiedene Technologien vorgesehen: das DynTec-Verfahren und das BlueLine-Verfahren. Die Kombination dieser beiden Sanierungsverfahren innerhalb einer Maßnahme hatte sich bereits vielfach bewährt.
DynTec-Verfahren für lange Sanierungsabschnitte
Für ca. 6,75 km der insgesamt zu sanierenden 9,3 km kam das den Reduktionsverfahren zugehörige DynTec-Verfahren zum Einsatz. Dabei handelt es sich im Ergebnis um ein Close-fit-Lining, das sich hervorragend für die Sanierung langer und nahezu geradlinig verlaufender Leitungsabschnitte eignet. In die alten Stahlrohrleitungen werden dabei neue Rohrstränge aus Polyethylen (PE) eingezogen, die je nach Erfordernis auch als statisch selbsttragendes System ausgelegt werden können und damit einer grabenlosen Neuverlegung entsprechen.
Im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten mussten hier die angelieferten, jeweils 19 m langen PE-Rohre von dem Hersteller Simona AG zunächst zu einem der zu sanierenden Altrohrlänge entsprechenden Rohrstrang verschweißt werden. Um die Dimensionen, um die es bei dieser Sanierungsmaßnahme ging, zu verdeutlichen: Die insgesamt 18 Rohrstränge hatten eine individuelle Länge von 200 bis 725 m und brachten zwischen 23 und 84 Tonnen auf die Waage!
Zum Verfahren: Der jeweils vorgefertigte PE-Rohrstrang wird mittels Windenzugkraft durch ein trichterförmiges Gesenk geführt, wo er temporär in seinem Querschnitt reduziert wird, damit er im gleichen Arbeitsgang in die schadhafte Leitung eingezogen werden kann. Dort bildet sich das neue Rohr dank des PE-eigenen Memory-Effekts auf seine ursprüngliche Dimension zurück und legt sich damit eng (close-fit) an das Altrohr an.
Berstgestänge-Variante zusätzlich im Einsatz
BlueLine-Verfahren für Teilbereiche mit Bögen und Dükern
„Beim BlueLiner handelt es sich um einen flexiblen Schlauch, bestehend aus einem innenseitig mit Polyolefin beschichteten Verbundmaterial aus Glas und Nadelfilz. Er wird unmittelbar vor dem Einbau in einer mobilen Tränkanlage vor Ort mit einem Zweikomponenten-Epoxidharz unter Vakuum imprägniert und über eine Drucktrommel in das zu sanierende Altrohr schonend inversiert. Dort legt er sich ebenfalls ‚close-fit‘ an die Altrohrwandung an und härtet durch die Zugabe von Heißdampf zu einem statisch voll tragfähigen Rohr aus“, erklärt Mohr. In Sachen Qualität und Langlebigkeit stehe der BlueLiner damit auf einer Stufe mit dem Werkstoff PE. Durch eine geschickte Kombination dieser beiden Verfahren ließen sich deren jeweilige Stärken hervorragend ergänzen.
Auch ließen sich so weitere, häufiger vorkommende Unwägbarkeiten einer Sanierungsmaßnahme dieser Dimension bestmöglich kompensieren, wie Mohr weiter betont: „Überall dort, wo sich entgegen der Bestandspläne Etagen oder stärkere Ovalisierungen in den Verlauf der Bestandsleitungen eingeschlichen hatten, konnte spontan und ohne größeren Mehraufwand vom DynTec- auf das flexiblere BlueLine-Verfahren gewechselt werden.“
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Im Anschluss an die Sanierungen mittels DynTec- und BlueLine-Verfahren mussten die sanierten Leitungsabschnitte im Bereich der Baugruben verbunden und abschließend an die Bestandsleitung angeschlossen werden. Hierbei kamen als Verbindungselemente für die mittels BlueLiner sanierten Abschnitte wahlweise der Codure-GfK-Flanschenbund von Pipe-Aqua-Tec oder die RedEx-Linerendmanschette der Firma Pipetronics zum Einsatz. Die eigentlichen Wiederverbindungen erfolgten im Anschluss mittels PE- oder Edelstahl-Passstücken.
Quelle: Diringer & Scheidel
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