„Definitiv keine Maßnahme von der Stange“
Zwecks Stabilisierung eines schadhaften Abwasserkanals in Reutlingen ist unter schwierigen Umständen ein Schlauchliner über vier Haltungen eingebaut worden, der in einigen Kämpferbereichen zusätzlich rückverankert werden musste. Eine weitere Haltung wurde manuell saniert. Die Ausführung der komplexen Sanierung übernahm die Münchener Niederlassung der Aarsleff Rohrsanierung GmbH, die mit einem Sondervorschlag beim Linereinbau zusätzlich die Bauzeit deutlich verkürzen konnte.
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Im Zuge der turnusmäßigen Untersuchung der Abwasserkanäle in Reutlingen stellten die Ingenieure der ISAS GmbH nach Auswertung der Inspektionsdaten einen dringenden Sanierungsbedarf des rund 100 Jahre alten Mischwassersammlers in der Bahnhofstraße fest. Der Kanal wies auf einer Länge von 246 Metern gravierende Schäden auf, die die Standsicherheit gefährdeten: sehr starke Scheitelrisse, unterspülte Wandungs-, nach innen gewölbte Kämpfer- und teilweise ausgebrochene Sohlbereiche.
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Der gemauerte Kanal hat in den vergangenen 100 Jahren so einiges miterlebt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er durch Bombenangriffe beschädigt und mit dem erstbesten Material repariert, welches damals zur Verfügung stand. „Der Kanalbestand ist daher sehr inhomogen“, erläutert Axel Weiß, Projektleiter Kanalbetriebsmanagement, Stadtentwässerung Reutlingen, die Ausgangslage. „Durch die Reparaturarbeiten wies der Kanal zudem unterschiedliche Querschnitte auf. Die Höhe variierte bis zu 20 Zentimetern. Die Breite des Sammlers war dagegen einigermaßen konstant“, so Weiß. „Auf Grundlage der Bohrkernentnahme und der optischen Inspektion haben wir die statische Resttragfähigkeit des Sammlers bestimmt. Das Ergebnis war sehr ernüchternd: Von der Kanalsubstanz und dem vorliegenden Schadensbild her betrachtet war der Kanal dringend zu sanieren“, erklärt Sebastian Brunner, ISAS. Es bestand somit kurzfristiger Handlungsbedarf.
Zielstellung: Kanalstabilisierung
In zahlreichen Gesprächen diskutierten Statiker, die Ingenieure von ISAS zusammen mit den Verantwortlichen der Stadtentwässerung Reutlingen verschiedene Möglichkeiten. Schlussendlich verständigte man sich darauf, von einer Kanalstabilisierung zu sprechen, die auf einer Länge von rund 170 Metern mit einem Synthesefaserliner und Warmwasserhärtung ausgeführt werden sollte. Die nach innen gewölbten Kämpferbereiche wurden als Sicherungsmaßnahme mit rund 570 Edelstahlankern M10 mit je einer Länge von 200 mm zweireihig in den Baugrund rückverankert und die Schraubenköpfe anschließend von Hand überlaminiert.
Sondervorschlag mit Hindernissen
Nach Prüfung der vorliegenden Planunterlagen reichte Aarsleff daraufhin einen Sondervorschlag ein. Die Idee war es, nur einen Liner anstelle von zweien zu verwenden und diesen von der Bismarckstraße aus durch den 90-Grad-Bogen in Fließrichtung in die Haltungen unter der Bahnhofstraße zu inversieren. Aarsleff-Bauleiter Frank Grüssing: „So konnten wir nicht nur auf die Baugrube in der stark befahrenen Bahnhofstraße verzichten, sondern die Sanierungsdauer darüber hinaus um rund drei Wochen verkürzen.“
Nachwuchsförderung vor Ort
Rückverankerung
Nach erfolgreichem Einbau und Härtung des Liners mit Warmwasser war noch einmal richtig Manpower bei der statisch notwendigen Rückverankerung des Liners gefragt: Die rund 570 Edelstahlanker setzten die Kanalsanierer in einem 25er Raster überkreuzend. „Hierfür haben wir zunächst Löcher durch den Liner in die dahinterliegende Kanalwand gebohrt und die Edelstahlanker mit einer Länge von 20 Zentimetern einbetoniert“, erklärt Frank Grüssing. Abschließend galt es dann die Köpfe der Anker überzulaminieren, damit die Dichtheit des Liners wiederhergestellt ist. Und Projektleiter Weiß ergänzt: „Zur Abnahme sind wir gemeinsam durch den Kanal gegangen. Besonders die Bereiche mit der Rückverankerung waren eindrucksvoll. Immerhin hatte der Kanal teilweise nur eine Höhe von ungefähr anderthalb Metern und eine Breite von einem Meter. Wenn man nun bedenkt, dass dort jemand 570 Löcher gebohrt, die Anker gesetzt und verpresst hat, erahnt man, wie aufwendig das Vorhaben insgesamt war. Das war definitiv keine Maßnahme von der Stange.“
Insgesamt verliefen die Arbeiten zur Zufriedenheit von Auftraggeber und Planer. Laut Brunner passte von der Bauausführung her alles: „Die Arbeiten wurden alle termingerecht abgeschlossen und die Kosten dabei eingehalten. Das Wetter hat auch mitgespielt, sodass der Ablauf nicht wegen starker Regenfälle gestört wurde. Kurzum: Die Stabilisierung des Kanals ist rundherum gelungen.“
Quelle: Aarsleff Rohrsanierung
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