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Sechs Liner im Test

Auch Abwasserdruckleitungen kommen in die Jahre und müssen saniert werden. Aber welche Verfahren sind geeignet? Was sind deren Stärken und Schwächen? Der IKT-Warentest gibt Antworten.

IKT-Großversuchsstand: Abwasserdruck-Liner im Test
Abwasserdruckleitungen im IKT-Großversuchsstand | Foto: IKT

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Abwasserdruckleitungen sind oft kritische und sensible Elemente der städtischen Abwasserinfrastruktur. Daher müssen sich immer mehr Kommunen mit deren Sanierung beschäftigen. Dafür sind unterschiedliche Verfahren auf dem Markt verfügbar.

Grund genug für das neutrale und unabhängige IKT-Institut für Unterirdische Infrastruktur, diese Verfahren einem umfangreichen Warentest zu unterziehen. Das dreijährige Testprojekt wird getragen von acht kommunalen Netzbetreibern aus Bottrop, Bremen, Burscheid, Iserlohn, Köln, Voerde sowie den Wasserverbänden Emschergenossenschaft und Wupperverband. Begleitet wird das Vorhaben von der Bezirksregierung Münster und dem Landesamt für Natur und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV). Finanziert wird es vom NRW-Umweltministerium und den acht Netzbetreibern gemeinsam.

Diese Beteiligten bilden einen Lenkungskreis, der die zu sanierenden Schadensbilder, das Prüfprogramm und die Ergebnisbewertung beschließt. Das IKT erarbeitet das Prüfkonzept, baut die Prüfstrecken in seinem Großversuchsstand im Maßstab 1:1 auf und führt die Prüfungen durch.

Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus im IKT-Großversuchsstand | Foto: IKT
Schematische Darstellung des Versuchsaufbaus im IKT-Großversuchsstand | Foto: IKT

Sechs Abwasserdruck-Liner im IKT-Warentest

Der Lenkungskreis hat folgende Sanierungsverfahren für den Warentest ausgewählt:

1. Close-Fit-Verfahren:

  • Compact Pipe (Wavin GmbH)
  • EgeLiner (Egeplast international GmbH)

2. Schlauchliner-Verfahren:

  • Esders HPS-Liner (Esders Pipeline Service GmbH)
  • Nordiflow W PE (NordiTube Technologies SE)
  • SaniPipe (Amex Sanivar AG)
  • Starliner Structure-S (Karl Weiss Technologies GmbH)

Der Versuchsaufbau besteht für jedes Liner-System aus einer Stahlleitung DN200 mit Schadensbildern wie Löchern, undichte Verbindungen, Scherbenlasten, Quer- und Längsrisse, Ovalisierungen und Inkrustationen. Dies bildet realitätsgetreu die Schäden ab, die die Netzbetreiber in ihren Leitungen vorfinden.

Klasse-A-Liner

Zentraler Aspekt ist, ob die Liner als Klasse-A-Produkte geeignet sind. Ein Klasse-A-Liner muss unabhängig vom Altrohr für sich allein in der Lage sein, Belastungen von innen und außen zu widerstehen. Dabei geht das Belastungsprogramm der IKT-Prüfungen deutlich über die reguläre Gewährleistungsdauer von fünf Jahren hinaus, um die gesamte Nutzungsdauer zu betrachten.

Optische Inspektion der sanierten Abwasserdruckleitungen im IKT-Großversuchsstand | Foto: IKT
Optische Inspektion der sanierten Abwasserdruckleitungen im IKT-Großversuchsstand | Foto: IKT

Prüfprogramm und Bewertungsschema

Das Prüfprogramm besteht aus drei Phasen: Die erste Phase bildet den regulären, üblichen Normalbetrieb einer sanierten Druckleitung ab. Es werden Innenwasserdrücke zwischen 2 und 6 bar bei verschiedenen Fließgeschwindigkeiten aufgebracht.

In der zweiten Phase wird die Degeneration des Altrohrs über einen langen Zeitraum simuliert. Dazu werden definierte Schadensbilder des Altrohrs verschlechtert, um eine fortschreitende Schadensentwicklung und dadurch veränderte äußere Einflüsse auf die Liner abzubilden. Prüfdrücke und Fließgeschwindigkeiten bleiben dabei die gleichen wie in der ersten Phase.

Die dritte Phase dient schließlich dazu, zusätzliche, nicht-alltägliche und außergewöhnliche Belastungen des Liners zu simulieren, die im Laufe seiner Nutzungszeit auftreten können. Dazu gehören die Hochdruck-Reinigung mit 80 bar, abrasive Inhaltsstoffe, das sehr schnelle An- und Abschalten der Pumpe oder erhöhte Grundwasserstände, wie sie zum Beispiel bei Flussunterquerungen durch Düker entstehen.

Simulation Außenwasserdruck: Nach Flutung spiegelt sich ein Teil des Versuchsaufbaus im Wasser. | Foto: IKT
Simulation Außenwasserdruck: Nach Flutung spiegelt sich ein Teil des Versuchsaufbaus im Wasser. | Foto: IKT

Bewertungskriterien der Liner-Systeme

Die Gesamtnoten der Liner-Systeme setzen sich zusammen aus den vier Hauptkriterien Dichtheit, Standsicherheit, Betriebssicherheit und Qualitätssicherung. Diese sind in neun Teilkriterien unterteilt. Das Notenspektrum liegt zwischen „Sehr Gut“ (1,0) und „Ungenügend“ (6,0).

Dichtheit (Gewichtung 45%)

Hauptschwachstellen der vier Schlauchliner-Verfahren sind die Anbindungen. Dort treten Undichtheiten auf. Demgegenüber sind die PE-Flansch- und Elektroschweiß-Muffenanbindungen der Close-Fit-Liner zuverlässig dicht.

Die Close-Fit-Systeme Compact Pipe und EgeLiner erweisen sich nach Sanierung als dicht. Ein deutlich anderes Bild hingegen bei den Schlauchliner-Verfahren: Bei Nordiflow und SaniPipe musste jeweils einmal und bei Starline zweimal nachgearbeitet werden, um sie dicht zu kriegen. Der Esders HPS-Liner bleibt auch nach zweimaliger Reparatur der Anbindungen undicht und fällt damit bei diesem Kriterium durch.

Standsicherheit (Gewichtung 25%)

Die Standsicherheit (Tragfähigkeit der Struktur) wird vom Lenkungskreis als zentrales K.o.-Kriterium eingestuft. Erfreulich ist, dass fünf der sechs getesteten Liner-Systeme dieses Kriterium mit den Noten „Gut“ und „Befriedigend“ bestehen. Sie weisen keine oder lediglich geringe Auffälligkeiten wie lokale Faltenbildung auf.

Lediglich der SaniPipe-Liner versagt hier und kollabiert unter Außendruck. Grund hierfür ist eine unzureichende Konfektionierung des Liners, die ohne statischen Nachweis erfolgt. Er ist damit kein Klasse-A-Liner und erhält deswegen die Gesamtnote „Ungenügend“, unabhängig von allen weiteren Teilnoten.

Deutlich zu erkennen: Längsfalte in eingebautem Liner-System | Foto: IKT
Deutlich zu erkennen: Längsfalte in eingebautem Liner-System | Foto: IKT

Betriebssicherheit (Gewichtung 15%)

Untersucht wird, inwieweit die Liner üblichen Betriebszuständen wie Druckschwankungen, Geschiebe, statische Drücke und Hochdruck-Reinigung widerstehen.

Hierbei schneiden Compact Pipe und EgeLiner mit „Gut“ ab. Auch bilden sie keine Falten und Hindernisse. Ihr Einbau führt jedoch zu einem hydraulischen Verlust in der Versuchsleitung von 6% und liegt damit im Mittelfeld. Nordiflow und Starline weisen in den Bögen Falten größer 6 mm auf und erreichen damit ein „Befriedigend“. Allerdings ist der hydraulische Leistungsverlust beim Nordiflow mit 8% im Testfeld besonders hoch und beim Starline mit 3% der niedrigste im Test.

Bei der Hochdruck-Reinigung erzielen Compact Pipe und EgeLiner ein „Sehr Gut“. Nordiflow und Starline widerstehen dieser Betriebsbelastung nur „Befriedigend“. Hingegen fallen Esders und SaniPipe hier mit einem „Mangelhaft“ durch, weil Löcher und Delaminierungen auftreten. Chemische Belastungen wirken sich bei keinem Liner-System negativ aus.

Qualitätssicherung (Gewichtung 15%)

Zwar legen alle Hersteller ein Verfahrenshandbuch vor, allerdings haben einige von ihnen bei Schulungen, Prüfzeugnissen und Fremd- und Eigenüberwachung erhebliche Defizite. Darüber hinaus weisen Esders und SaniPipe jeweils eine durchgehende Längsfalte und Ausführungsmängel (nur SaniPipe) auf, was zu einer Notenabwertung führt.

30°-Bogen für Abwasserdruckleitungen | Foto: IKT
30°-Bogen für Abwasserdruckleitungen | Foto: IKT

Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen – Gesamtergebnis und Fazit

Der IKT-Warentest „Sanierungsverfahren für Abwasserdruckleitungen – Klasse-A-Liner“ bestätigt, dass es möglich ist, gute Sanierungsergebnisse zu erzielen. Es bestehen allerdings große Unterschiede, die sich in den vergebenen Prüfurteilen widerspiegeln. Einer der sechs Liner ist sogar nicht als Klasse-A-Liner einsetzbar.

Bestanden:

  • Compact Pipe (Wavin) „Gut“ (1,8)
  • EgeLiner (Egeplast international) „Gut“ (1,8)
  • Nordiflow W PE (NordiTube Technologies) „Befriedigend“ (2,6)
  • Starline Structure-S (Karl Weiss Technologies) „Befriedigend“ (2,6)

Nicht bestanden:

  • Esders HPS Liner (Esders Pipeline Service) „Mangelhaft“ (5,3)
  • SaniPipe (Amex Sanivar) „Ungenügend“ (6,0)

Die weitere Verschlechterung des Altrohrzustands im Zeitablauf zeigt meist keine Auswirkungen auf den Sanierungserfolg. Dies betrifft insbesondere Korrosionserscheinungen wie Lochfraß und nachträgliche Punktbelastungen. Lediglich in einem Fall führte der vollständige Verlust der Rohrbettung zu einem Versagen unter Außenwasserdruck.

Alle Liner-Systeme können die geforderten vier 15°-Bögen durchfahren. Drei sind sogar in der Lage, zusätzlich auch noch einen weiteren 30°-Bogen zu sanieren.

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Übliche Betriebszustände wie Druckschwankungen, Geschiebe und statischer Druck konnten von den Systemen problemlos aufgenommen werden. Deutliche Grenzen zeigen sich aber bei der Hochdruck-Reinigung. Hier treten Löcher und Delaminierungen auf. Chemische Belastungen wirkten sich nicht auf die Dichtheit der Liner aus.

Alle Liner-Systeme führen zu hydraulischen Leistungsverlusten, in der Spitze bis zu 8%. Der Kugeldurchgang reduzierte sich bei einigen Linern um mehr als 20%. Bei allen Schlauchlinern sind Falten >6 mm zu erkennen. Dagegen zeigen sich bei den Close-Fit-Linern keinerlei Falten, allerdings deutliche Ovalisierungen in den Bögen.

Ergebnistabelle IKT-Warentest „Sanierung von Abwasserdruckleitungen – Klasse-A-Liner“ | Foto: IKT
Ergebnistabelle IKT-Warentest „Sanierung von Abwasserdruckleitungen – Klasse-A-Liner“ | Foto: IKT

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