Premieren-Baustelle mit GFK und Flüssigboden in Cottbus
Im Rahmen von Sanierungsarbeiten an einem Mischwasserkanal in Cottbus wurde der letzte Abschnitt ab Mai 2020 in offener Bauweise mit großen Rohren und Schächten der Amiblu Germany GmbH erneuert. Eine Premieren-Baustelle, bei der sich das Vertrauen in GFK und Flüssigboden auszahlte.
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Mit den Ausführungen der Arbeiten beauftragte die LWG die Eurovia Verkehrsbau Union GmbH, Niederlassung Cottbus. Da die LWG bislang durchweg positive Erfahrungen mit dem Werkstoff GFK gesammelt hatte und die bisherigen Abschnitte ebenfalls mit GFK in unterschiedlichen Verfahren – Schlauch- und Rohrlining – zuvor saniert worden waren, entschieden sich die Verantwortlichen auch bei den letzten rund 230 m für die Verwendung dieses Werkstoffes.
Große Rohre in Flüssigboden
Zum ersten Mal ließ die LWG GFK-Rohre in dieser Dimension im sogenannten patentierten schwimmenden Verfahren in Flüssigboden verlegen. „In der Kombination mit Flüssigboden waren die großen Rohre DN 1500 und DN 1200 schon etwas sehr Besonderes“, erläutert Jonas Krause, Technischer Leiter der LWG, und hebt die Investitionskosten hierfür hervor: „Von den 2,1 Millionen Euro, die wir für eine zukunftssichere Abwasserentsorgung in die gesamte Maßnahme investiert haben, sind allein rund 1,4 Millionen Euro in den nun dritten Bauabschnitt geflossen.“
Aus drei mach eins
Die Herstellung des Flüssigbodens erfolgte direkt auf der Baustelle. Engemann: „Neben dem Bodenaushub besteht der Flüssigboden aus zwei weiteren Komponenten – zum einen wird ein sogenannter Compound (Verflüssiger) und zum anderen etwas Zement (Stabilisator) eingemischt. Dieses Gemisch, dem eine vorgegebene Rezeptur zu Grunde liegt, wird mit Wasser verflüssigt, um die gewünschte Fließfähigkeit herzustellen.“ Über einen Trommelmischer wurde der Boden dann in die jeweiligen Bauabschnitte eingebracht, um eine allseitige Verdichtung um das Rohr sicherzustellen. „Das Ergebnis ist eine absolut homogene Bettung des Rohres“, ergänzt Amiblu-Außendienstmitarbeiter Thomas Schulz.
Auch wenn die Variante Flüssigboden nicht kostengünstig ist, hat sich der Einsatz gelohnt. Schulz: „Durch die Wiederverwendung des Bodens konnten zum Beispiel die Deponierkosten eingespart werden. Gleichzeitig reichte für die Verlegung ein schmalerer Rohrgraben, was wiederum die Aushubkosten verringerte.“ Aber weit wichtiger sei das Ergebnis aus statischer Sicht, so Schulz. „Die 4,5 m langen GFK-Rohre sind leicht, verfügen aber trotzdem über eine sehr hohe Ringsteifigkeit. In Kombination mit den sehr guten Bettungseigenschaften des Flüssigbodens können die Rohre problemlos die Verkehrslasten aufnehmen, die gerade bei der vorliegenden geringen Überdeckung eine größere Rolle spielen als die Erdlasten.“ Beim Rohr-Boden-System trage nicht nur das Rohr die Belastung, sondern auch der Boden in der Leitungszone. „Und je homogener die Verdichtung in der Leitungszone und je höher der Verdichtungsgrad ist, desto besser ist das für die statischen Eigenschaften des Rohr-Boden-Systems“, macht Schulz deutlich. Zudem herrsche in dem Gebiet ein relativ hoher Grundwasserspiegel, sodass durch die in Flüssigboden gebettete Rohrleitung im Gegensatz zum herkömmlichen Einbau eine höhere Lage- und Formstabilität gegeben ist.
Laut Engemann geht die Verfüllung des Rohrgrabens fast übergangslos in den Straßenaufbau über: „Der Straßenaufbau weist eine Dicke von 60 cm auf. Da die Rohre in einem Tiefenbereich von 2,60 bis 2,70 m liegen, bleibt beispielsweise bei dem 1500er Rohrdurchmesser nur ein kleiner Übergangsbereich von 50 bis 60 cm.“ Dieser wurde dann entweder mit den Restmengen des Flüssigbodens oder mit dem Aushub rückverfüllt.
Zwei Heber für die Aufrechterhaltung der Abwasservorflut
Um das anfallende Mischwasser während der Arbeiten umzuleiten, wurden zwei oberirdische Stahlleitungen DN 600 parallel zu den Erneuerungsstrecken verlegt. Durch die eine Leitung floss das Abwasser aus der Bautzener Straße, die andere Leitung verlief entlang der Joliot-Curie-Straße. Beide Leitungen führten in den zuvor eingebauten GFK-Schacht DN 2000 am Ende der zweiten Haltung in der Bautzener Straße. Neben diesem wurden vor Beginn der Aushub- und Abbrucharbeiten des Altkanals die beiden GFK-Schächte (DN 2000 bzw. DN 1800) an den jeweiligen Anfangspunkten verbaut. Hier befanden sich auch die beiden Hebereinrichtungen, die das Abwasser in die oberirdischen Bypass-Leitungen beförderten. Den größten der vier Amiblu-Schächte (DN 2600) setzten die Mitarbeiter von Eurovia am Ende der ersten Haltung der Bautzener Straße. An dieser Stelle mündet auch der Kanal der Joliot-Curie-Straße ein.
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„Das sind alles schon sehr große Schächte. Bei einer normalen Dimensionierung im Abwasserbereich haben die Schächte meist einen Durchmesser von DN 1000“, so Krause. Aber hier habe man auch sehr große Rohrquerschnitte gehabt und da müsse alles von den Dimensionen zusammenpassen. Und Schulz fügt ergänzend hinzu: „Alle Übergänge von den Schächten an bestehende Kanäle wurden ebenfalls aus GFK hergestellt.“ Dabei stellte der Zulauf in den Anfangsschacht in der Bautzener Straße noch eine Besonderheit dar. Schulz: „Hier wurde der Schacht bei uns im Werk so vorkonfektioniert, dass der bestehende Eiprofil-Kanal, der schon 2010 mit GFK-Rohren saniert worden war, direkt angeschlossen werden konnte. So bildete der Schacht den Übergang zum Kreisprofil DN 1500.“
Leicht, maßhaltig, aus einer Hand
Auch die Verlegung der jeweils 4,5 m langen Rohre bereitete keine Probleme. Das liegt unter anderem an der hohen Maßhaltigkeit der Rohre, die nur geringe Toleranzen im Innendurchmesser aufweisen. Zudem können die Rohre trotz ihrer Länge mit einfachem Gerät auf der Baustelle bewegt werden. So werden zusätzliche Kosten für schweres Gerät vermieden. Zum Schluss bringt es Schulz noch auf den Punkt: „In Cottbus ist man mit dem Werkstoff vertraut und vertraut dem Werkstoff.“
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