Um die Ecke gedacht
Als in Fulda ein abgängiges Regenrückhaltebecken ersetzt werden musste, sparte der Abwasserverband Fulda durch ein Nebenangebot 1,2 Millionen Euro und 14 Monate Bauzeit.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Der Abwasserverband Fulda betreibt ein Kanalnetz von rund 700 Kilometer Länge, dazu gehören etwa 190 Sonderbauwerke, die vom Verband baulich unterhalten werden. Bei einer Begehung vor einigen Jahren fiel auf, dass ein ca. 50 Jahre altes rechteckiges Regenüberlaufbecken aus Stahlbeton mit einem Volumen von 1900 m³ zwei setzungsbedingte radial verlaufende Risse aufwies. Zulaufkanal ist ein Mischwassersammler DN 1500.
Neben der Dichtheit war nach Aussagen eines eingeschalteten Statikers auch die Standsicherheit des Bauwerkes nicht mehr gegeben. Reparaturversuche mit Verpress- oder Spachtelverfahren brachten keine nachhaltige Verbesserung, „das Becken war abgängig und musste ersetzt werden“, so Peter Geffe, Leiter der Kanalabteilung beim Abwasserverband Fulda. Auf dieser Grundlage wurde ein Ersatzneubau für die Anlage geplant. Diese sollte unmittelbar neben dem bestehenden Becken an neuer Stelle erfolgen, um aufwändige Wasserhaltungsmaßnahmen zu vermeiden.
Mehrere Varianten untersucht
Zu den Bietern gehörte die Firma Uhrig, die neben einem Hauptangebot einen Sondervorschlag unterbreitete, zu dem Uhrig zum Submissionstermin eine nahezu komplette Ausführungsplanung vorlegte. „Es war faszinierend zu sehen, mit welchem Ingenieur- und Sachverstand die Firma Uhrig aus den Informationen des Leistungsverzeichnisses ein Nebenangebot gezaubert hat, das letztlich einfach gepasst hat und das nahezu unverändert beauftragt wurde“, erinnert sich Peter Geffe.
Sondervorschlag mit eigenem Konzept
Das Angebot fußte zum einen auf dem patentierten Bauverfahren der Firma Uhrig, welches auf einem hoch präzisen und profilgerechten Bodenaushub basiert. Mit einer speziellen Baggerschaufel wird die Grabensohle lasergesteuert derart genau profiliert, dass für die zu verlegenden Rohre kein weiteres Rohrauflager hergestellt werden muss. Damit einher geht eine Reduzierung der erforderlichen Grabenbreite.
Zum anderen schlug Uhrig vor, statt des kleinen Stauraumkanals und des Stahlbetonbeckens auf der gleichen geplanten Fläche einen 355 Meter langen mäandrierenden Stauraumkanal DN 3000 mit einem Stauvolumen von 2300 m³ zu bauen und auf das Stahlbetonbecken zu verzichten.
Verlegt wurden gewickelte GFK-Rohre DN 3000 von Amiblu mit einer Baulänge bis zu 8,75 Metern. Neben dem relativ niedrigen Gewicht lassen sich diese Rohre sehr flexibel den projektspezifisch erforderlichen Bauformen anpassen und werden passgenau auf die Baustelle geliefert. Für die hohe Maßhaltigkeit sorgt eine spezielle Wasserschneidetechnik im Herstellerwerk.
Die Bedenken hinsichtlich des durch die Verlängerung des Stauraumkanals auf nunmehr 1 Promille verringerten Sohlgefälles und der damit verbundenen Gefahr von vermehrten Ablagerungen konnte Uhrig mit einer bereits im Nebenangebot enthaltenen integrierten automatischen Spülvorrichtung entkräften. Diese Vorrichtung erzeugt in regelmäßigen Abständen mehrmals am Tag aus dem Trockenwetterabfluss einen Spülschwall, der über die gesamte Länge des Kanals für die notwendige Schleppspannung sorgt.
Die Spüleinrichtung besteht aus einer etwa ein Meter hohen Schottwand, die in der Sohle des Stauraumkanals eingebaut ist. In dieser Wand ist eine Öffnung DN 500, die mit einem pneumatischen Schieber versehen ist. Im normalen Trockenwetterfall fließt das Mischwasser ungehindert durch diese Öffnung. Wenn der Schieber geschlossen wird, staut sich ein erhebliches Wasservolumen vor der Schottwand auf. Kurz vor Überströmen öffnet der Schieber und erzeugt so einen Spülschwall, der die Sohle des Kanals reinigt.
Dem Kanal vorgeschaltet ist eine Geschieberückhaltestation. Geröll und Sand werden so zurückzuhalten und der Reinigungsaufwand des Stauraumkanals gesenkt. Nachgeschaltet ist ein Überlaufbauwerk mit oben liegender Entlastung.
Zeit und Geld gespart
Gegenüber den veranschlagten 3,85 Millionen Euro für die ursprünglich geplante Bauweise haben sich die Baukosten mit dem Sondervorschlag auf 2,6 Millionen Euro reduziert.
„Wir haben gegenüber unseren Gremien einigen Aufwand betreiben müssen, um trotz des erheblichen Einsparpotenzials von 1,2 Millionen Euro die Wertung des Angebotes durchzubekommen. Wir konnten aber schlussendlich, nicht zuletzt mit den verfügbaren Referenzen, die Skeptiker von dem Bauverfahren und der Werthaltigkeit des Angebotes überzeugen“, so Peter Geffe.
Hinzu kam eine drastische Reduzierung der Bauzeit. „Bei der ursprünglich geplanten Bauweise sind wir von einer Bauzeit von 18 Monaten ausgegangen, bei der jetzigen Lösung ist die komplette Maßnahme nach 4 Monaten abgeschlossen“, so Geffe. Nach dem Baubeginn Anfang August 2022 wird die Baustelle also nicht über den Winter betrieben werden müssen, sondern die Anlage kann im November in Betrieb genommen werden.
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"Wir gehen davon aus, dass bis Weihnachten auch die letzten Restarbeiten erledigt werden können", so Peter Geffe.
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