„Leuchte“ fit für Starkregen
Starkregen und Überschwemmungen fordern die kommunale Wasserwirtschaft zunehmend heraus. Dazu kommen steigende Ansprüche an den Gewässer- und Naturschutz. Doch nicht nur diese Hürden mussten die Planer im Neubaugebiet „Leuchte“ in Frankfurt-Bergen-Enkheim meistern. Auch ein ausgesprochen hoher Grundwasserspiegel erforderte ein hohes Maß an Kreativität bei der Erschließung.
Regenwassermanagement auf Bahnhöfen macht Stationen fit für die Zukunft
Hauraton hat spezialisierte Lösungen, die bei der Neugestaltung von Bahnhöfen für ganzheitlichen Regenwassermanagement eingesetzt werden.
Auf einem rund 15 Hektar großen Areal im Frankfurter Osten entsteht das neue Wohngebiet „Leuchte“ mit ca. 300 Wohneinheiten. Über eine Sammelstraße wird das Quartier aus dreigeschossigen Wohnzeilen/Stadtvillen und Reihenhäusern erschlossen. Am Rande der öffentlichen Grünanlage „Binnendüne“ werden Stadtvillen und Reihenhäuser entstehen. Aufgelockert wird das Gebiet durch Wiesen und Spielplätze. Die großen Grünflächen machen rund 5 Hektar des Quartiers aus, teilweise mit altem Baumbestand, der erhalten werden soll.
Umplanung erforderlich: Oberflächennahes Grundwasser
Gut zwei Jahre dauerten die Tiefbauarbeiten, bei denen das Gelände für die künftigen Bewohner vorbereitet wurde. Die mit der Planung des Entwässerungssystems befasste Stadtentwässerung Frankfurt am Main (SEF) setzte in dem Baugebiet bei den Regen- und Schmutzwasserleitungen und -schächten erstmals ganz auf Kunststoffsysteme. Für das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) und die SEF steht die Fremdwasserdichtheit des Kanalsystems im Vordergrund. Der Einbau von verschweißten Rohrleitungssystemen aus Polypropylen (PP) zur getrennten Ableitung von Schmutz- und Regenwasser soll in diesem Zusammenhang für die Verlegung im Bereich des Grundwassers zukunftsweisend geprüft werden.
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Mit der Planung des Systems zur Regenwasserbewirtschaftung sowie der Kanalisation und der Verkehrsflächen wurde das Büro Umweltplanung Bullermann Schneble GmbH (UBS) aus Darmstadt beauftragt. Durch die Stilllegung der Trinkwasserpumpen eines nahegelegenen Wasserwerks erhöhte sich der Grundwasserspiegel im Planungsgebiet in den letzten Jahren vor Baubeginn signifikant. Da eine Regenwasserversickerung wegen der hohen Grundwasserstände nicht mehr möglich war, musste die ursprüngliche Entwässerungsplanung aus dem Jahr 2014 modifiziert werden. Mit einer Begrenzung von maximal 100 Liter pro Sekunde wird das auf dem Gebiet anfallende Regenwasser über Regenwasserkanäle in den Main geleitet.
Regenwasserbewirtschaftung im Detail
Die Versickerungsflächen wurden in umfangreiche Retentionsflächen entlang der Straßen umgeplant, die das Oberflächenwasser der Verkehrswege zurückhalten und zeitverzögert in die Kanalisation einleiten. Alles genau abgestimmt auf die Einleitbeschränkung von 10 l/s*ha der Stadtentwässerung Frankfurt. Für die bauliche Umsetzung der Regenrückhalteräume und des Kanalnetzes wurden Produkte des Polymerspezialisten Rehau gewählt. Die Rückhalteräume aus kompakten Rausikko-Boxen unterschiedlicher Größe wurden mit Drosselschächten verbaut. Es entstanden 16 Mulden-Boxen-Rigolen mit verschiedenen Längen und Breiten. Das nutzbare unterirdische Rückhaltevolumen beträgt insgesamt 230 m3.
Langlebige Lösung aus Polypropylen
Das Kanalnetz wurde in 2,5 - 6 Metern Tiefe in der grundwasserführenden Schicht verlegt. Hier fließt das Regen- bzw. Schmutzwasser des Neubaugebietes durch ein jeweils ca. 1.300 Meter langes Kanalrohrsystem DN 315 bis DN 500, einschließlich rund 1.800 passender Formteile. Für den Anschluss an den Bestandskanal sorgt ein Pumpwerk, welches das Schmutzwasser um 2 Meter anhebt.
Da die Rohrleitungen in der grundwasserführenden Schicht liegen, wurde komplett auf ein verschweißtes PP-System gesetzt. Bei der Erschließung verlegte die Kropp Bau aus Fulda das Abwassersystem „Awadukt PP Fusion“ mit geschweißten Muffen. Die Durchmesser der Hochlastkanalrohre von Rehau liegen bei DN 315 bis 500 für Regenwasser (blau) und DN 315 für Schmutzwasser (orange). Durch die unterschiedliche Farbgebung lassen sich im Trennsystem Fehlanschlüsse vermeiden, die Wartung im laufenden Betrieb wird erleichtert.
Aufgrund der Bodenverhältnisse mit hohem Kies- und Sandanteil sowie des hohen Grundwasserspiegels setzte der Baugrundgutachter in Teilbereichen auf das Vortriebverfahren zum grabenlosen Leitungsbau. Dies kam auch dem alten Baumbestand zugute, der mit seinen alten Eichen und großen Kiefern unbedingt erhalten werden sollte. Zudem musste so die Ringstraße bei der Querung nicht gesperrt und auch keine weitere Grundwasserhaltung vorgehalten werden. Aufgrund des geänderten Bauverfahrens zur Kanalherstellung wurden lediglich 1/4 der genehmigten Grundwassermenge entnommen.
Vorausschauende Planung
Sehnlichst erwartet, ist es nun endlich so weit: Auf dem gründlich vorbereiteten Baugrund ist der Spatenstich für die neuen Wohnungen und Häuser erfolgt. Die Retentionsflächen und Retentionskörper der Straßenentwässerung wurden in den städtischen Grundriss frühzeitig integriert, um die künftigen Bewohner vor temporären Überflutungen zu schützen. Das Neubaugebiet „Leuchte“ ist ein gelungenes Beispiel, wie sich eine nachhaltige Stadtentwässerung vorausschauend planen lässt. Die Stadt Frankfurt investiert in dem Gebiet rund 8 Millionen Euro in den Straßen- und Kanalbau sowie weitere 2 Millionen Euro für die Herstellung der Grünanlagen.
Quelle: Rehau
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